Mit den Worten „Entwurf vnd Specification, waß Herr Vlrich Glantschnigg wegen dem neuen Althar an paren Gelt empfangen“ beginnt eine Aufstellung der an den in Bozen ansässigen Maler Ulrich Glantschnigg (1661-1722) in den Jahren 1708 bis 1710 gezahlten Honorare. Auftraggeberin war höchstwahrscheinlich die St. Sebastians- und Rochus-Bruderschaft Gries.
Abb.: Honoraraufstellung für Ulrich Glantschnigg, 1709 (Südtiroler Landesarchiv, Archiv des Merkantilmagistrats Bozen, 3.21.3)
Bruderschaften verfügten im Regelfall über mehr oder weniger beträchtliche Einnahmen aus Beiträgen ihrer Mitglieder, aus Vermächtnissen oder Spenden, in günstigen Fällen konnte der Brudermeister oder Brudervater daher auch größere Ausgaben tätigen. Nach der Abrechnung für Glantschnigg vom November 1709 wurde er nicht nur mit einem Altarbild beauftragt, sondern auch mit der Gestaltung einer neuen Kanzel. Da die Bruderschaft an der Alten Grieser Pfarrkirche installiert war, dürfen wir davon ausgehen, dass die Kunstwerke für ebenjene Kirche entstanden. Insgesamt wurden dem Künstler zwischen Juli 1708 und November 1709 erkleckliche 1600 Gulden ausbezahlt; im März 1710 wies ihm der Brudermeister Andreas Mumelter weitere 40 Gulden an.
Da Glantschniggs Œuvre sehr reichhaltig war, die auf dem Rechnungsblatt genannten Werke aber nicht ausreichend spezifiziert werden, ist es nicht möglich, sie mit konkreten Objekten in Verbindung zu bringen, die zudem in späterer Zeit abgeräumt worden oder verlorengegangen sein könnten. In der Alten Grieser Pfarrkirche erhalten ist jedenfalls ein von Glantschnigg geschaffenes Bild der Heiligen Sippe, das im 19. Jahrhundert jedoch teilweise stark übermalt wurde.
Abb: Ruhe auf der Flucht von Ulrich Glantschnigg, 1700 (Scan aus Leo Andergassen: Diözesanmuseum Hofburg Brixen. Diözesanmuseum Hofburg Brixen, 1999. Buchhändler, 20130102, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23606697)
Der 1661 in Hall geborene, in Bozen aufgewachsene Maler war Ende des 17. und bis zu seinem Tod (1722) der dominierende bildende Künstler Bozens und schuf vornehmlich in der Stadt, aber auch an anderen Orten, Werke geistlicher wie profaner Natur. Er malte Räume im Palais des Merkantilmagistrats ebenso aus wie in Bozner Stadthäusern oder Ansitzen. Seinen Schaffensschwerpunkt bildeten aber Altar- und Tafelbilder, wovon er eine erhebliche Zahl für verschiedene Kirchen in Bozen und Gries schuf.
Kontakt:
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8/B
39100 Bozen
Italien
Tel. +39 0471 411940
Fax +39 0471 411959
landesarchiv@provinz.bz.it
Quelle: Südtiroler Landesarchiv, Archivale des Monats November 2021, 3.11.2021