Das Staatsarchiv des Kantons St. Gallen befindet sich heute an drei Standorten in der Stadt St. Gallen. Nun sollen die Räume an einem neuen Standort zusammengefasst werden. Vorgesehen ist der Standort Waldau, der aktuell ein Studienzentrum der Ostschweizer Fachhochschule (OST) beinhaltet. Der Einzug des Staatsarchivs soll im Jahr 2028 erfolgen.
Die vorberatende Kommission, unter dem Vorsitz von Katrin Schulthess aus Grabs liess sich durch die Räumlichkeiten des Staatsarchivs führen und über die Platz- und Betriebsverhältnisse informieren. Die Kommission anerkennt, dass die Verteilung auf drei Standorte zusätzlichen Betriebsaufwand verursacht. Bei der Begehung wurde ersichtlich, dass am Hauptstandort kein effizienter Betrieb mehr möglich ist. Der Raum- und Erneuerungsbedarf ist ausgewiesen.
Abb.: Staatsarchiv des Kantons St.Gallen (Foto: sg.ch)
Die Kommission begrüsst das vorgesehene Projekt auf dem kantonseigenen Grundstück am Schönauweg 4 («Waldau») in St.Gallen. Der Standort Waldau wird in den nächsten fünf Jahren erneuerungsbedürftig; darüber hinaus ist der Auszug des Studienzentrums der OST aufgrund ungenügender Grösse und baulicher Struktur ohnehin angezeigt. Damit der Umbau plangemäss beginnen kann, hat die OST bis Mitte 2024 eine Ersatzlösung zu finden. Die vorberatende Kommission interessierte sich unter anderem für mögliche Standorte der Ersatzlösung, für deren Ausbau der Kanton einen Investitionsbeitrag von 8,3 Millionen Franken vorsieht.
Der Kantonsrat berät die Vorlage in der kommenden Septembersession in erster Lesung und voraussichtlich in der Novembersession 2021 in zweiter Lesung. Stimmt der Kantonsrat dem Vorhaben zu, folgt im Mai 2022 die Volksabstimmung über den Gesamtkredit von 44,3 Millionen Franken. Mit der Fertigstellung des Bauvorhabens ist 2028 zu rechnen. Die Botschaft und der Entwurf sind im Ratsinformationssystem www.ratsinfo.sg.ch unter der Geschäftsnummer 35.21.01 zu finden.
Das Staatsarchiv St. Gallen archiviert alle politisch, rechtlich, administrativ und historisch wichtigen Informationen staatlichen Handelns des Kantons St. Gallen. Seit der Kantonsgründung im Jahr 1803 wurden historische Urkunden, Akten und Schriftgut von Behörden und Verwaltung an wechselnden Orten im Regierungsgebäude oder in diversen Aussenmagazinen gelagert. Im Jahr 1978 konnte das Staatsarchiv zusammen mit dem Kantonsgericht und dem Stiftsarchiv den umgebauten und erweiterten Nordflügel des Regierungsgebäudes (Klosterhof 1) beziehen. Seit dem Jahr 1983 gehört die Liegenschaft Klosterhof 1 als Teil des Stiftsbezirks zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Das Gebiet des heutigen Kantons St.Gallen setzte sich vor 1798 aus zwölf selbständigen „Staaten“ zusammen. Der Fürstabt von St. Gallen und die alteidgenössischen Orte waren die bedeutendsten Landesherren. Ihre Verwaltungstätigkeit hat bis heute Spuren in der Archivlandschaft hinterlassen. Das Archivwesen der ehemaligen eidgenössischen Landvogteien ist recht kompliziert. Im Staatsarchiv St. Gallen liegen nur Teile der Archivalien dieser Regionen. Wer sich über die Geschichte dieser Gebiete orientieren will, muss auch die Archive der früheren Herrschaftsorte besuchen. Bis heute fehlt eine Übersicht sanktgallischer Archivbestände aus der Zeit vor 1798 in anderen Schweizer Archiven.
Kontakt:
Staatsarchiv St.Gallen
Regierungsgebäude
Klosterhof 1
9001 St.Gallen
+41 (0) 58 229 32 05
www.sg.ch/kultur/staatsarchiv
Quelle: Kanton St. Gallen, Pressemitteilung, 2.9.2021; 35.21.01 Kantonsratsbeschluss über den Bau des neuen Staatsarchivs des Kantons St.Gallen am Standort Waldau in St.Gallen und über einen Kantonsbeitrag für den Ersatz des Studienzentrums Waldau der Ost – Ostschweizer Fachhochschule