Am 15.8.1910 brannte das Hotel „Karersee“ im Südtiroler Rosengarten-Latemargebiet, das erst im Juli 1896 eröffnet worden war und das vielen als das schönste Alpenhotel des Kronlandes galt, binnen weniger Stunden vollständig aus. Das Feuer war in den frühen Morgenstunden vermutlich durch einen Kaminbrand im Dachgeschoß entstanden und breitete sich rasch über das gesamte, 500 Betten fassende Gebäude aus.
Abb.: Hotel Karersee, 15.8.1910 (Archiv Ferrari – Branzoll, Nr. 64/2; Foto: Südtiroler Landesarchiv)
Gäste aus allen Teilen Europas und der Welt erlitten durch den Brand teils empfindliche Verluste, da Teile ihrer Garderobe und andere Mobilien nicht gerettet werden konnten. Zahlreiche Gegenstände wurden aber auch vom Hotelpersonal oder beherzten Gästen aus den Fenstern geworfen. Es scheinen keine Personen zu Schaden gekommen zu sein. Der Bezirkshauptmann von Bozen sandte alle verfügbaren Fahrzeuge zum Unglücksort, um die Gäste vom Karerpass möglichst schnell zu evakuieren. Zeitungen berichteten von einer langen Karawane von Gästen, die in Automobilen, Fuhrwerken oder zu Fuß ins Tal unterwegs waren. Für die etwa 200 Angestellten, die vielfach ihr ganzes Hab und Gut verloren hatten, wurde ein Spendenaufruf gestartet.
Das Grand Hotel Karersee war Ende des 19. Jahrhunderts in Welschnofen bei Bozen an einer Stelle erbaut worden, wo sich im Jahr 1893 noch Sümpfe und Gestrüpp befunden hatten. Auf einer Höhe von 1.630 Metern über dem Meeresspiegel sollte der erste Bau entstehen, der über elektrischen Strom verfügt. Über mehrere Jahre hinweg erbauten vorwiegend einheimische Arbeitskräfte das neue Hotel. Zeitweise waren bis zu 560 Handwerker gleichzeitig auf der Baustelle und wirkten mit, dass das Hotel schließlich am 8.7.1896 feierlich eröffnet werden konnte. Die Feierlichkeiten wurden dem neuen Hotel mehr als gerecht. Im Beisein des mitteleuropäischen Adels konnte das Hotel eröffnet werden. Die Feierlichkeiten hatten mit dem Einbruch der Dunkelheit ihren Höhepunkt. Hunderte von Fenstern des Hotels wurde mit elektrischem Strom erleuchtet – ein absolutes Novum zur damaligen Zeit!
Nur ein Jahr nach Eröffnung des Hotels Karersee wurde in der Hotelanlage eine kleine Kirche errichtet, welche dem Heiligen Josef geweiht wurde. Gleich zu Beginn des 20. Jahrhundert erhielt die Hotelanlage noch Tennisplätze und einen 9-Loch-Golfplatz, welcher nach amerikanischem Vorbild angelegt wurde. Auch die Umgebung des Hotels wurde durch die Anlage eines Parks, Wegen, Wiesen und eines Spielplatzes aufgewertet.
Nur wenige Tage nach dem verheerenden Brand vom August 1910 wurde mit der Ermittlung der Brandursache begonnen, einige Hotelgäste strengten in den folgenden Monaten Prozesse mit Schadensersatzklagen an. Bereits im Jahr darauf wurde mit dem Wiederaufbau des Hotels, das Eigentum des Vereins für Alpenhotels in Meran war, begonnen, im Sommer 1912 fand die Wiedereröffnung statt. Und wie zuvor strömten betuchte und auch berühmte Gäste ins Hotel. Kaiserin Elisabeth war Ende des 19. Jahrhunderts im Hotel abgestiegen, ebenso wie Karl May, Agatha Christie oder Winston Churchill. Während das Gebäude in Kriegszeiten militärisch genutzt wurde, diente es in der Zwischenkriegszeit und auch nach 1945 wieder der Beherbergung von Gästen, doch nahm die Rentabilität des Betriebes im Lauf der Jahre ab. Zu Beginn der 1960er wurden das Gebäude und der zugehörige Grund parzelliert und stückweise verkauft. Daher sind heute viele der ehemaligen Zimmer in private Appartements umgewandelt, während ein Teil des Hauses weiterhin als Hotel genutzt wird.
Kontakt:
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8/B
39100 Bozen
Italien
Tel. +39 0471 411940
Fax +39 0471 411959
landesarchiv@provinz.bz.it
Quelle: Grand Hotel Karersee, in: Rosengarten- und Matemargebiet, o.D.; Südtiroler Landesarchiv, Archivale des Monats August 2021, 5.8.2021