Zur Bildgeschichte der Salinen in Halle (Saale)

Neben der Saline im „Thal zu Halle“ gehörte seit dem 18. Jahrhundert die westlich der Altstadt von Halle (Saale) errichtete „Königliche Saline“ zum Stadtbild. Ab 1719 ließ der preußische König Friedrich Wilhelm I. am westlichen Stadtrand das neue Salzwerk mit zunächst zwei langgestreckten Siedehäusern und Salzmagazinen errichten und bereits im Sommer 1721 konnte der Betrieb aufgenommen werden. Zahlreiche bauliche und technische Veränderungen bestimmten bis in die 1960er Jahre die Entwicklung der Saline.


Abb.: Ansicht der Königlichen Saline 1781, Kupferstich und Ausschnitt (Stadtarchiv Halle (Saale))

1781 hielt Christian Friedrich Prange (1756-1836) die „Aussicht eines Theils der Koeniglichen Salzkothen by Halle an der Saale“ zeichnerisch fest, während der hallesche Kupferstecher Gottlob August Liebe (1746-1819) die grafische Umsetzung übernahm.

Beide waren in Halle bekannt. Der aus Halle stammende C. F. Prange war unter anderem als Zeichenlehrer in mehreren halleschen Schulen tätig, gründete die Kunst- und Bauhandwerksschule Halle und hielt als einer der ersten kunsthistorische Vorlesungen an der Universität. G. A. Liebe wirkte wie schon sein Vater als Universitätskupferstecher und stach zahlreiche Porträts.

Fast idyllisch erscheint die von Prange „nach der Natur gezeichnet(e)“ Flusslandschaft. Lediglich anhand der rauchenden Schlote lassen sich die beiden langgestreckten Gebäude als Siedehäuser lokalisieren. Neben dem Salzwerk im Thal trug auch die Königliche Saline zur Luftbelastung in Halle bei. Der durch Beheizung der Siedepfannen entstehende Kohlendampf „hüllt die Stadt fast beständig in einen dicken Nebel“, bemerkte bereits Ende des 18. Jahrhunderts ein Akademiker über Halle.

Ansonsten vermittelt das Bild jedoch nichts von körperlich schwerer Arbeit und Hitze an den dampfenden Siedepfannen. Lediglich das Geschehen am Fluss lässt sich bei näherer Betrachtung dem Arbeitsablauf zuordnen. Aufgereiht liegen Fässer für den Transport des Salzes bereit. Am Ufer festgemachte Kähne sind mit Salztonnen beladen. Und während sich Kinder am Ufer und im Wasser tummeln, sind Frauen sind mit dem Reinigen der Salzkörbe beschäftigt.

In den Gebäuden der ehemaligen Königlich-Preußischen Saline zu Halle (Saale) ist 1967 das Technische Halloren- und Salinemuseum eingerichtet worden. Hauptanliegen des Museums ist laut Wikipedia die Darstellung der Arbeitsweise zur Gewinnung des Salzes, das bei der Gründung und der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Halle (Saale) eine bestimmende Rolle gespielt hat. Das mehrfach jährlich stattfindende Schausieden im Siedehaus, bei dem Technik und Arbeitsweise der Salzgewinnung aus dem 19. Jahrhundert vorgestellt werden, von der Förderung der Sole bis zum Abpacken des Siedesalzes, gilt als eine zentrale Attraktion des Museums.

Seit Januar 2020 befindet sich das Salinemuseum in Generalsanierung und ist geschlossen. Um trotzdem für unsere Besucher und Gäste präsent zu sein, hat das Museum gemeinsam mit dem Stadtmuseum Halle (Saale) eine Interimsausstellung unter dem Titel »Hallesches Salz« erarbeitet, die solange besucht werden kann, bis die Generalsanierung der Saline abgeschlossen ist.

Links:

Kontakt:
Stadtarchiv Halle (Saale)
Rathausstraße 1
06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345 221-3300
Fax: 0345 221-3330

Quelle: Stadtarchiv Halle (Saale), Archivale des Monats Juli 2021

Dokumente und Fotos zum Joint Headquarter in Mönchengladbach gesucht

Vom 4. Oktober 1954 bis Juli 2013 war das Joint Headquarter (JHQ) Rheindalen im Mönchengladbacher Stadtbezirk West Hauptquartier verschiedener Verbände der britischen Streitkräfte und der NATO. Mönchengladbach wurde Heimat für rund 10.000 Menschen. Man schuf rund 2.000 Gebäude, einschließlich Schulen, Kirchen, Theater, Sportplätzen und Einkaufszentrum. In der Zeit seines Bestehens hatte das JHQ wirtschaftlich und kulturell großen Einfluss auf die Stadt. Heute ist es offiziell ein Stadtteil mit 61 Einwohnern.


Abb.: Das JHQ nach seiner Einrichtung, 1955 (Foto: Stadtarchiv Mönchengladbach)

In einem wissenschaftlichen Projekt möchte sich das Stadtarchiv Mönchengladbach mit den gegenseitigen Einflüssen zwischen Stadt und JHQ beschäftigen: Wie veränderte das JHQ Mönchengladbach? Welche Einflüsse hatte die Stadtgesellschaft auf die Bewohner des JHQ? Welche Auswirkungen hatte die Schließung des JHQ auf Mönchengladbach und die Bürgerschaft?


Abb.: Die Engländerin Patricia Jones als Karnevalsprinzessin Niersia 1960 (Foto: Stadtarchiv Mönchengladbach)

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs im Mai 1945 hatten die von Westen vorrückenden britischen Streitkräfte zwei Hauptquartiere in Westdeutschland errichtet: Die 21st Army Group beschlagnahmte dafür große Teile von Bad Oeynhausen in Nordrhein-Westfalen, während die Royal Air Force das niedersächsische Bad Eilsen als Standort wählte. Schon 1950 gab es erste Pläne für eine Verlegung der Hauptquartiere, insbesondere weil die Briten durch die Besetzung großer Teile von Bad Oeynhausen und Bad Eilsen das zivile Leben und die Wirtschaft der beiden Kurstädte erheblich beeinträchtigten.

Die Standortentscheidung für die JHQ Rheindalen fiel im Jahr 1952. Bis dahin war die Fläche im Besitz der örtlichen Fabrikantenfamilie Monforts von Hobe. Nach nur zweijähriger Bauphase fand die Eröffnung im August 1954 statt. Insgesamt 150.000 qm Wohnfläche verteilten sich auf 1.380 Wohneinheiten in Einzel- , Doppel- und Reihenhäuser und 48 Wohneinheiten in acht Mehrfamilienhäusern. Die 980 überwiegend eingeschossigen Baracken wurden vorwiegend als Werkstätten, Büros und Versammlungsräume genutzt. Das imposantestes Gebäude der Liegenschaft ist das ‚BIG House‘. Zu seiner Bauzeit war es das größte Verwaltungsgebäude Europas mit möglichen 2.000 Büros. Bei der Rückgabe an den Bund waren es 1.400 Büros.

Nicht nur die großen Linien der Entwicklung möchte das Stadtarchiv Mönchengladbach in seinem Projekt aufzeigen, sondern sich auch mit dem „Alltäglichen“ aus dem gemeinsamen Leben von Mönchengladbachern und „JHQlern“ beschäftigen. Aus diesem Grunde bittet das Stadtarchiv um Mithilfe: Wer Fotos, Schriftstücke, Broschüren oder Ähnliches mit Bezug zum JHQ hat, kann diese gerne dem Stadtarchiv zukommen lassen, z.B. persönlich im Vitus-Center (erste Etage) montags von 13:30 bis 17:00 Uhr und dienstags bis donnerstags von 9:00 bis 17:00 Uhr, aber auch per Mail und Post. In dem Projekt geht es darum, all dies zusammenzutragen und zu sammeln, auszuwerten und aufzubewahren.

Kontakt:
Stadtarchiv Mönchengladbach
Goebenstraße 4-8
41061 Mönchengladbach
stadtarchiv@moenchengladbach.de

Quelle: Stadt Mönchengladbach, Aktuell, 19.8.2021; Stadt Mönchengladbach, Abt. Stadterneuerung und Stadtentwicklung, JHQ; LokalKlick, 19.8.2021

Grundbuchzentralarchiv Kornwestheim stellt Register der historischen Grundbücher online

Das Grundbuchzentralarchiv Kornwestheim hat die Register der historischen Grundbücher von Baden-Baden aus der Zeit von 1806 bis 1900 digitalisiert und online zugänglich gemacht. Sie sind im Internetangebot des Landesarchivs Baden-Württemberg recherchierbar.

Die alphabetischen Namensregister, die – außer in den früheren Bänden – nach Käufern und Verkäufern getrennt geführt wurden, verweisen auf die jeweilige Seite des Grundbuchs. Dort sieht man, was in Baden-Baden zu welchen Preisen den Eigentümer wechselte.


Abb.: Autograph von Königin Victoria von England mit schwarzem Lacksiegel (Foto: Landesarchiv Baden-Württemberg)

Baden-Baden war im 19. Jahrhundert einer der Hotspots für alle, die Rang und Namen in Europa hatten. Beim Durchblättern der Register stößt man auf illustre Namen wie etwa auf die Bankiers Bénazet, die die Spielbank betrieben und die Pferderennbahn in Iffezheim bauen ließen. Aber auch der berühmte Porträt-Maler Franz Xaver Winterhalter, die gefeierte Sängerin Pauline Viardot und der russische Schriftsteller Ivan Turgenew haben in Baden-Baden Grund und Boden erworben und tauchen daher in den Registern auf. Selbst Queen Victoria (1819-1901) hatte für einige Zeit Eigentum in Baden-Baden. Sie ist im Band 76 unter dem Buchstaben C – Corporationen – zu finden. Und vielleicht ist der Conrad William Tigler aus New Orleans, der in Band 56 auftaucht identisch mit dem 1807 in Krefeld geborenen und 1834 nach New Orleans aus gewanderten Wollfärber Conrad Wilhelm Tigler, der nun als gemachter Mann nach Europa zurückkehrt?


Abb.: Auszug aus den Digitalisaten des Findbuchs „ACH 5“. Grundbuchamt Baden-Baden (Grundbuchzentralarchiv Kornwestheim, LABW)

Neben den Namensregistern im Grundbuch selbst wurde für die Bände 1-32 (1810-1852) ein eigener Registerband angelegt. Für die Bände 33-56 (1852-1867) und 57-69 (1867-1878) wurden nur separate Registerbände verfasst. Diese finden sich unter den Verzeichnissen zu den Grund- und Pfandbüchern. Zu den Bänden 70 (1878-1879 ACH 5 A 002.133.929 und ACH 5 A 002.133.931), 71 (1879-1880 ACH 5 A 002.133.928), 72 (1880-1881 ACH 5 A 002.133.927 und ACH 5 A 002.133.932), und 73 (1881-1882 ACH 5 A 002.133.930 und ACH 5 A 002.133.933) wurden separat Register angelegt. Die doppelten Register weichen zum Teil voneinander ab. Ab Grundbuchband 74 befinden sich die Register wieder im Band selbst und sind unter der Rubrik Grundbücher / Grundakten vor 1900 / Übergangszeit auffindbar.

Das seit 2012 bestehende Grundbuchzentralarchiv Baden-Württemberg in Kornwestheim ist eine Zweigstelle des Amtsgerichts Ludwigsburg und zugleich gemeinsame Außenstelle der seither 13 grundbuchführenden Amtsgerichte. Hier werden sämtliche papiernen Grundbücher, Grundakten und Sonderbestände für diese Grundbuchämter aufbewahrt. Im Zuge der Grundbuchamtsreform waren bis Ende 2017 insgesamt 662 dezentral organisierte Grundbuchämter im Land aufgehoben und an 13 Standorten konzentriert worden.

Mit den online gestellten Registern lassen sich von zuhause aus Forschungen zu den Baden-Badener Grundbuchunterlagen vorbereiten oder präzise Rechercheaufträge erteilen. Die Grundbuchunterlagen sind nicht nur für die Ortsgeschichte bedeutsame Quellen, sondern auch für die Familien- und Regionalforschung. In den Beilagenbänden zu den Grundbüchern finden sich schöne Planskizzen und unter den im Original erhaltenen Verträgen und Vollmachten Autographen der jeweiligen Handelspartner.

Unterstützt wurde die Digitalisierung und Online-Stellung der Register mit über 10.000 Scans von mehreren Praktikantinnen und Praktikanten.

Kontakt:
Grundbuchzentralarchiv Kornwestheim
Stammheimer Str. 10
70806 Kornwestheim
Tel. 07154 17820 – 500
gbza@la-bw.de

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Aktuelles, 13.8.2021; Grundbuchzentralarchiv Kornwestheim, Startseite.

Dresden plant Ausstellung zu »20 Jahren Jahrhundertflut«

Erinnerungen, Zeitzeugen und Memorabilia gesucht.

Im August 2022 jährt sich die „Jahrhundertflut“ zum 20. Mal. Mittlerweile sind zwar zwei Jahrzehnte vergangen, aber die Erinnerung an diese Zeit ist nach wie vor präsent. Das Stadtarchiv Dresden plant deshalb für das kommende Jahr eine Sonderausstellung zur Jahrhundertflut 2002 – und bittet die Bürgerinnen und Bürger um ihre Mitwirkung: Benötigt werden wichtige Exponate, wie Gegenstände, Fotos oder Unterlagen für die Ausstellung. Gesucht werden zudem Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, die die Flutkatastrophe erlebt haben und über ihre Erfahrungen und Erinnerungen berichten mögen.


Abb.: Vom Hochwasser 2002 beschädigte Unterlagen werden in Dresden gesichert (Foto: Elvira Wobst/Stadtarchiv Dresden)

Das Hochwasser in Mitteleuropa im August 2002 war eine Flutkatastrophe, die Deutschland, Tschechien und Österreich betraf. Es kam damals zu schweren Überflutungen, in Ost- und Norddeutschland insbesondere an der Elbe, in Bayern und Österreich an der Donau. In Dresden wurden die Schäden nicht nur durch eine erste Welle der Weißeritz vom 12./13. August, sondern auch von einer zweiten, höheren Welle der Elbe am 16./17. August verursacht. In der Dresdner Innenstadt wurden der Hauptbahnhof, die Semperoper, der Zwinger und der Landtag überflutet. Die Friedrichstadt wurde evakuiert. Bebaute Gebiete waren teilweise ganz überflutet, der Einsatz von Wasser- und Dammwehr in größerem Umfang wurde erforderlich. Es kam auch zu Todesfällen, allein in Sachsen waren 21 Todesopfer zu beklagen.


Abb.: Hochwasserstand 2002 auf den Dresdner Elbwiesen zwischen Elbhang und Blasewitz (Grafik: w:de:User:Geo-Loge)

Das Stadtarchiv Dresden würde sich für seine geplante Ausstellung „20 Jahre Jahrhundertflut“ über Zusendungen und Nachrichten sowie über einen regen Austausch mit Interessierten und Betroffenen freuen.

Kontakt:
Stadtarchiv Dresden
Elisabeth-Boer-Straße 1
01099 Dresden
stadtarchiv@dresden.de

Quelle: Stadtarchiv Dresden; NDR: Land unter. Die Jahrhundertflut an der Elbe, 15.7.2021; Wikipedia: Art. Hochwasser in Mitteleuropa 2002, Stand: 21.7.2021

Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera 3/2021

Unter dem Titel „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ informiert das Stadtarchiv Gera vierteljährlich über aktuelle Entwicklungen und historische Themen rund um eigene Arbeit und vermittelt damit einen Einblick in die Vielgestaltigkeit und die inhaltliche Bandbreite der im Stadtarchiv verwahrten Unterlagen.

Schiffe mit dem Namen „Gera“
„Jahrelange Freundschaft verbindet die Bevölkerung unserer Stadt mit den Matrosen und Offizieren unserer drei Patenschiffe, dem ROS Trawler ‚Gera‘, dem Motorschiff ‚GERA‘ und dem Minen-Leg- und Räumschiff der Nationalen Volksarmee ‚Gera‘.“ – Mit diesen Worten nahm ein Zeitungsartikel vom 25. Dezember 1964 Bezug auf die Patenschaftsbeziehungen zwischen der Stadt Gera und den drei genannten Schiffen. Doch bereits über ein halbes Jahrhundert zuvor existierte ein Passagierschiff mit dem Namen „Gera“ unter der Flagge des Norddeutschen Lloyd. Seine Jungfernfahrt am 1. Januar 1891 führte von Bremerhaven nach La Plata.


Abb.: Das Lazarettschiff „Gera“, um 1900 (Quelle: Stadtmuseum Gera, A 2 Nr. 0880)

Seit der Taufe des ersten Schiffes auf den Namen „Gera“ vor nunmehr 130 Jahren warben einige weitere Schiffe dieses Namens auf den Weltmeeren für die Stadt, darunter auch das noch heute auf der Bleilochtalsperre bei Saalburg verkehrende Motorschiff. Dieses Thema steht im ersten Beitrag des Informationsbriefes „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ im Zentrum der Betrachtungen.

In der Fortsetzungsreihe über die ersten Geraer Stadträtinnen und Parlamentarierinnen wird in dieser Ausgabe auch die in Leumnitz geborene Helene Keiling, geborene Rosenhainer, thematisiert. Im dritten Beitrag wird auf den Geraer „Korb‘“ eingegangen, von welchem die frühere Bezeichnung der damaligen Gasse am Mühlgraben hinter dem ehemaligen UCI-Kino abgeleitet wurde. Unter dem „Korbspringen“ verstand man im Mittelalter eine Strafe, welche für Feld- sowie Gartendiebstähle und andere Vergehen in Gera noch bis ins 18. Jahrhundert hinein zur Anwendung kam.

Abschließend wird anhand eines kurzen Artikels auf die aktuell im Stadtmuseum Gera präsentierte Ausstellung mit dem Titel „Schloss Osterstein. Facetten einer Residenz“ hingewiesen.

Link: Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera 3/2021

Kontakt:
Stadtarchiv Gera
Gagarinstraße 99/101
07545 Gera
Tel. 0365/838-2140 bis 2143
stadtarchiv@gera.de
www.gera.de/stadtarchiv

BLHA Potsdam startet Online-Portal zur Platzreservierung

Zudem sind weitere Veröffentlichungen Open Access verfügbar.

Um die Lesesaal-Buchung zu erleichtern, bietet das Brandenburgische Landeshauptarchiv Potsdam seit dem 16. August 2021 eine Online-Reservierung an. Nutzerinnen und Nutzer können ihre Platzreservierung für den Lesesaal und für die Bibliothek fortan zu jeder Zeit in Portal für die Nutzung der Dienste des Archivs vornehmen. Neben der Platzreservierung können dort Archivalien und Bibliotheksgut bestellt werden.

Die Reservierung erfolgt in zwei Schritten. Man bucht zunächst – je nach Verfügbarkeit – den gewünschten Termin in der Kalenderansicht. Anschließend erhält man einen Bestätigungslink per E-Mail, den man innerhalb eines Tages aktivieren muss. Als registrierter Nutzer kann man dann im Buchungsportal mit den zuvor recherchierten Signaturen Archivalien und Bücher zum vereinbarten Termin bestellen. Es ist möglich, mehrere Bestellvorgänge vorzunehment. – Sollten ein reservierter Termin nicht wahrgenommen werden können, sollte man diesen über den entsprechenden Link in der E-Mail der Reservierungsbestätigung stornieren.

Frisch digitalisiert: Weitere Veröffentlichungen Open Access verfügbar

Im Rahmen seiner Open-Access-Strategie stellt das Brandenburgische Landeshauptarchiv weitere Publikationen aus seinen Reihen digital und kostenfrei bereit. Nunmehr sind auch die 17 vergriffenen Bände der „Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs“ als E-Books verfügbar. Darunter zu finden sind Monografien, Quelleneditionen und Beständeübersichten sowie die „Bibliographie zur Geschichte der Mark Brandenburg“. Damit stehen 72 der insgesamt 75 Bände der Reihe „Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs“ kostenfrei zum Herunterladen bereit.

Hintergrund
Gemeinsam mit zahlreichen Autorinnen und Autoren sowie Kooperationspartnern hat das Brandenburgische Landeshauptarchiv in den letzten Jahrzehnten mehr als 180 Bände in seinen Veröffentlichungsreihen publiziert. Dieses gesammelte Wissen unentgeltlich für alle digital zugänglich zu machen, ist Ziel der Open-Access-Strategie des BLHA. Damit schließt sich das Archiv der Open-Access-Strategie des Landes Brandenburg an.

Kontakt:
Brandenburgisches Landeshauptarchiv
Am Mühlenberg 3
14476 Potsdam
OT Golm

Postanschrift:
Postfach 600449
14404 Potsdam
poststelle@blha.brandenburg.de
https://blha.brandenburg.de/

Quelle: BLHA, Pressemitteilung, 9.8.2021; BLHA, Pressemitteilung, 16.8.2021

Willy Brandt im Bundestagswahlkampf 1961 in Lingen

Es war vor 60 Jahren, im Sommer 1961. Westdeutschland befindet sich im Bundestagswahlkampf. Gegen den inzwischen 85-jährigen Konrad Adenauer tritt als junger Herausforderer der Regierende Bürgermeister von Berlin Willy Brandt an. Brandt sieht sich in dieser Zeit immer wieder heftigen persönlichen Angriffen ausgesetzt. „Dieser Wahlkampf hat Wunden hinterlassen“, wird er später sagen. Seine Reiseroute führt ihn Ende Juli 1961 auch nach Lingen. Wenn er allerdings geglaubt hat, in Lingen mit ähnlich offenen Armen empfangen zu werden, wie sechs Jahre zuvor Adenauer, dann wird er enttäuscht.


Abb.: Auf dem Weg zum Alten Rathaus (Lingener Volksbote vom 31.7.1961) (Stadtarchiv Lingen)

Am 22. Juli 1961 erhält die Stadt Lingen eine Anfrage der SPD, Unterbezirk Emsland. Brandt wolle am 30. Juli das Emsland besuchen. Vormittags sei in Bentheim und Schüttorf ein Empfang beim jeweiligen Bürgermeister geplant. Mittags wolle Brandt auf dem Lingener Marktplatz eine kurze Rede halten, danach auf der Wilhelmshöhe speisen. Und nachmittags stehe noch ein Empfang durch den Nordhorner Bürgermeister und ein Kongress in Rheine auf dem Tagesplan. Man bitte darum, Willy Brandt auch in Lingen durch Rat und Verwaltung zu empfangen.

Der Lingener Verwaltungsausschuss, der zwei Tage später tagt, hat jedoch Vorbehalte. Zwar ist klar, dass es nicht um einen großer Empfang geht, sondern lediglich um eine kurze Begrüßung auf der Rathaustreppe und vielleicht einen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Und immerhin handelt es sich um den Berliner Bürgermeister. Doch sieht man in Brandt vor allem einen SPD-Kanzlerkandidaten im Wahlkampf, und dem will der CDU-dominierte Verwaltungsausschuss kein Forum geben. Man stimmt mit vier zu zwei Stimmen gegen einen offiziellen Empfang Willy Brandts.

Bei der SPD-nahen Emsländischen Wochen-Rundschau stößt diese Entscheidung auf harsche Kritik. Sie spricht von „Engstirnigkeit“ und einem „beschämenden CDU-Beschluß“ und sieht den Willen der Bevölkerung mißachtet. Offenbar empfange das Lingener CDU-Stadtoberhaupt lieber SED-Funktionäre – eine Anspielung auf einen Zwischenfall, der sich rund ein Jahr zuvor zugetragen hat. Und die Rundschau resümiert: „Wieder einmal (…) ins Fettnäpfchen getreten“.

Am 30. Juli 1961, einige Minuten nach zwölf, erreicht Willy Brandt mit Mercedes und Polizeieskorte den Lingener Marktplatz. Und der war dicht gefüllt – eine „moralische Ohrfeige“ für die „CDU-Strategen im Lingener Rathaus“, wie die Wochen-Rundschau später befinden wird. Für Musik sorgt die Kapelle des Ausbesserungswerkes. An Kindern mit Berlinfähnchen vorbei erklimmt Brandt die Rathaustreppe, wo er empfangen wird – nicht von Bürgermeister Koop (CDU), sondern vom stellvertretenden Bürgermeister Engelke (SPD). Und der entschuldigt sich: die offiziellen Grüße der Stadt Lingen könne er nicht überbringen, lediglich die des SPD-Kreisvereins. Willy Brandt ergreift schließlich das Wort. Gut zu verstehen ist er nicht. Die Stadt hat es versäumt, die Große Straße und die Gymnasialstraße für den Autoverkehr zu sperren.


Abb.: Willy Brandt auf der Treppe des Alten Rathauses Lingen. Neben ihm steht Senator Wilhelm Engelke. Links im Bild ist der Lingener SPD-Bundestagskandidat Willi Wolf. (Stadtarchiv Lingen)

In seiner kurzen, nur rund 20-minütigen Rede beschwört Brandt die Freiheit Berlins. Niemals dürften in Berlin „die Lichter der Freiheit ausgehen“. Die Stadt sei eine „Schildwacht gegen den Kommunismus“. Man wolle „den Kopf nicht unter einer Gewaltherrschaft beugen“ und müsse deshalb „über alles Trennende hinweg zusammenfinden“. Dieses „Ringen um Selbstbestimmung“ sei „unser Beitrag zur Erhaltung des Friedens in der Welt“. Vor den Herausforderungen der „östlichen Welt“ könne man indes nur bestehen, „wenn wir die Bundesrepublik ausbauen zu einem beispielhaften Staat“. Schließlich dankt Engelke Brandt für seine Worte und schließt die Kundgebung. Genau zwei Wochen später, am 13. August 1961, beginnt der Bau der Berliner Mauer. Bei den Bundestagswahlen am 17. September kann die SPD einen Achtungserfolg verbuchen. Mehr aber auch nicht.

Quellen und Literatur (Auswahl):
Stadtarchiv Lingen (StadtA LIN), Allg. Verw., Nr. 644
StadtA LIN, AP, Verw 1961
StadtA LIN, Fotosammlung, Nr. 2117
StadtA LIN, Lingener Volksbote vom 28.7. und 31.7.1961

Kontakt:
Stadtarchiv Lingen (Ems)
Baccumer Straße 22
49808 Lingen (Ems)
Tel.: 0591 / 91671-11
stadtarchiv@lingen.de

Quelle: Stadtarchiv Lingen, Archivalie des Monats August 2021

Aquarelle zur Eisenbahngeschichte für das Kreisarchiv Kleve

Farbenfroh und lebendig sind die Bilder, die das Kreisarchiv Kleve aus privater Hand als Dauerleihgabe erhalten hat. Darauf zu sehen: Bahnhöfe, Haltepunkte, Eisenbahnbrücken, fahrende Schnellzüge in der niederrheinischen Landschaft sowie Portraits von Zugführern und Streckenläufern. Gemalt wurden die Aquarelle vom 1984 verstorbenen Künstler Hans Rudolf Kremer. Die ersten vier Schuljahre lernte er bei seinem Vater in der einklassigen Dorfschule von Böninghardt. Danach ging er in Geldern und Rheinberg zur Schule. Anhand von Fotos, Postkarten und noch vorhandenen Gebäuden hat er in jahrelanger Arbeit den Streckenverlauf und technische Details rekonstruiert. Ein besonderes Interesse galt dabei der 1869 gegründeten Boxteler Bahn (Strecke Wesel – Xanten – Goch – Gennep – Boxtel), auf der internationale Schnellzüge bis nach London, Berlin, Kopenhagen und St. Petersburg fuhren.


Abb.: Landrätin Gorißen (2.v.l.) und Kreisarchivarin Dr. Beate Sturm (l.) freuen sich über die Dauerleihgabe der beiden Künstlersöhne Andreas Kremer (2.v.r) und Peter P. Kremer (r.) (Foto: Kreis Kleve)

Landrätin Silke Gorißen dankte den Söhnen des Künstlers, für die Übergabe der Sammlung. „Die Aquarelle dokumentieren ein längst vergangenes Stück Eisenbahngeschichte am Niederrhein,“ freut sich die Landrätin, die die Sammlung nun persönlich entgegennahm. „Es ist eindrucksvoll, wie detailreich der Künstler die alten Dampfloks in den Bildern wiederaufleben lässt.“

Auch Kreisarchivarin Dr. Beate Sturm ist begeistert von dem Neuzugang. „Die Aquarelle sind nicht nur schön anzuschauen, sondern auch wertvoll für die historische Forschung“, so die Kreisarchivarin, „denn Kremer hat sich die genaue Bauweise der Waggons und Züge zum Teil von den Herstellerfirmen geben lassen.“


Abb.: Ausschnitt aus einem Aquarell von Hans Rudolf Kremer: Der untere Zug fuhr in Richtung Mülheim. Die Trasse über die Ruhr ist nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgebaut worden (Foto: Museumsfreunde/Lokalkompass Essen-Kettwig)

Seit 1953 wurden die Bilder von Hans Rudolf Kremer in über 16 Ausstellungen gezeigt. Wie erwähnt faszinierten Kremer die Eisenbahnen an Rhein und Ruhr bereits seit seiner Schulzeit. Besonders die niederländischen Lokomotiven hatten es es dem Künstler angetan. Später ließ er in seinen Aquarellen die großen Dampfloks durch die niederrheinische Landschaft ebenso fahren wie durch das Ruhrgebiet.

Die Bilder Kremers werden im Kreisarchiv Kleve archivfachlich erschlossen und digitalisiert. Nach Abschluss der Bearbeitung stehen sie allen interessierten Forscherinnen und Forschern im Lesesaal des Kreisarchivs für ihre Recherchen zur Verfügung.

Kontakt:
Kreisverwaltung Kleve
Fachbereich 1 – Abteilung Zentrale Dienste –
Kreisarchiv
Nassauerallee 15-23
47533 Kleve

Besucheranschrift:
Nebenstelle Geldern
Kreisarchiv
Boeckelter Weg 2
47608 Geldern
kreisarchiv@kreis-kleve.de

Quelle: Kreis Kleve, Pressemitteilung, 29.7.2021; Lokalkompass Essen-Kettwig, 21.8.2018

Brandgeschädigte Unterlagen des Schlachthofs Pforzheim werden restauriert

Das Stadtarchiv Pforzheim erhält erneut eine Förderung aus dem Sonderprogramm der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien zur Erhaltung national wertvollen schriftlichen Kulturguts.

Die Fördersumme von 30.000 Euro aus dem Sonderprogramm Bestandserhaltung fließt in die Restaurierung der historischen Unterlagen des Schlachthofs Pforzheim. Bei dem schweren Luftangriff am 23. Februar 1945 verbrannten mit dem Verwaltungsgebäude des Schlachthofs auch die meisten Akten. Die verbliebenen Unterlagen sind an den Rändern stark verkohlt, durch die starke Hitzeeinwirkung ist das Papier extrem brüchig. Weil die Dokumente bei jeder Berührung weiter zerfallen, sind sie für die Benutzung gesperrt.


Abb.: Die rund 100 Jahre alten Akten werden in einem Restaurierungsprojekt gereinigt, mit feinem Japanpapier stabilisiert und so für die Zukunft gesichert sowie für die Forschung wieder benutzbar gemacht werden (Foto: Stadtarchiv Pforzheim).

Um die aufwändige, zeit- und kostenintensive Restaurierung stemmen zu können, hat sich das Pforzheimer Stadtarchiv um Fördergelder für das Projekt „Brandakten benutzbar machen!“ beworben. Für die Zusage war entscheidend, dass der Bestand über seine Bedeutung für die Geschichte Pforzheims und der Region hinaus auch eine spannende Quellenbasis für vergleichende Forschung auf nationaler oder europäischer Ebene bietet. Kulturbürgermeisterin Sibylle Schüssler sieht die Förderzusage auch als Ausdruck der Wertschätzung für die Arbeit des Stadtarchivs. „Das zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind. Es ist wichtig, dass die historischen Unterlagen des heutigen Kulturareals bald wieder für die Forschung zur Verfügung stehen.“

Die stellvertretende Archivleiterin Dr. Sonja Hillerich, die das Projekt im Stadtarchiv federführend betreut, ergänzt: „Wir sind stolz, dass unser Projektantrag bewilligt wurde, denn ein Selbstläufer war das nicht.“ Nicht für alle Projekte stehen Fördermittel zur Verfügung, daher sind die Maßstäbe, die an Begründung, Qualität und Nachhaltigkeit der Projekte angelegt werden, streng. Umso erfreulicher ist es, dass das Stadtarchiv nun zum zweiten Mal eine Zuwendung aus dem Sonderprogramm der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien zur Erhaltung national wertvollen schriftlichen Kulturguts erhält.

Kontakt:
Stadtarchiv Pforzheim –
Institut für Stadtgeschichte
Kronprinzenstr. 28
75177 Pforzheim
archiv@pforzheim.de

Quelle: Stadt Pforzheim, Pressemitteilung, 9.8.2021

Ausstellung »Arbeitsspuren – Lebensspuren« Reinickendorf

Unter dem Thema „Arbeitsspuren – Lebensspuren“ widmet sich die vom Berlin-Brandenburgischen Wirtschaftsarchiv präsentierte Ausstellung der Industriekultur in Reinickendorf. 15 Objekte werden auf großformatigen Fotografien (80 mal 120 cm) zu sehen sein. Die ausgestellten Arbeiten stellen den ästhetischen Aspekt der Industriebauten heraus und ermöglichen den freien Blick auf Detail und Totale der Spuren von Arbeit und Zeit.


Abb.: »Netzzeit«, Petra Lehnhardt-Olm, Eisengießerei Winkelhoff (Wilhelm-Hallen), Berlin # 03 2020, Fotografie auf Forex, 80 × 120 cm

Die Ausstellung greift die reiche industriekulturelle und wirtschaftshistorische Vergangenheit des Berliner Bezirkes Reinickendorf auf und setzt sie in Bezug zum heute. Die Fotografin Petra Lehnardt-Olm stellt ihre 15 Objekte zur Reinickendorfer Industriekultur vor. Der fotografisch-künstlerischem Blickwinkel auf Detailansichten berücksichtigt dabei den Kontrast von Alt und Neu. Jedes der großen Fotoprints wird textlich und mit einer aktuellen fotografischen Totalansicht ergänzt. Die Texte der Autorin Dr. Ute Pothmann stehen den Fotografien in prägnanter Kürze mit erläuternden Informationen über Ort, Zeit, Entstehung, Nutzung und Nachnutzung der Gebäude zur Seite.

Vernissage und Veranstaltungsort
Die Vernissage findet am 18. August 2021, um 18.30 Uhr in den Wilhelm-Hallen, 13407 Berlin-Reinickendorf, Kopenhagener Straße 60-68 statt. Danach ist die Ausstellung vom 19.8.2021 bis 4.9.2021 täglich von Montag bis Freitag 8 bis 17 Uhr und am Sa 8 bis– 13 Uhr geöffnet.

Programm
Grußwort: Uwe Brockhausen, Bezirksstadtrat für Wirtschaft, Gesundheit, Integration und Soziales von Reinickendorf
Eröffnung: Björn Berghausen, Geschäftsführer Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv
Musikalische Interpretation: Bardo Henning – Akkordeon und Conny Ottinger – Saxophone
Künstlerin und Textgestalterin sind anwesend: Petra Lehnardt-Olm (Fotografie) und Dr. Ute Pothmann (Geschichtliche Textspuren).

Die Ausstellung wird vom Bezirksamt Reinickendorf, Abt. Wirtschaft, Gesundheit, Integration und Soziales unter Verwendung von CityTax-Mitteln der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe unterstützt.
Die Vernissage wird realisiert mit Unterstützung des Bezirksamtes Reinickendorf, Fachbereich Kunst und Geschichte im Rahmen der Dezentralen Kulturarbeit.

Um Anmeldung zur Vernissage wird gebeten:
Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e. V.,
Eichborndamm 167 (Haus 42),
13403 Berlin
Tel.: 030 – 411 90 698
mail@bb-wa.de
www.bb-wa.de