Ausgrenzung und Diskriminierung der Verdener Juden seit 1933

Wanderausstellung des Stadtarchivs Verden.

„Sara sei dein Name!“ – Ausgrenzung und Diskriminierung der Verdener Juden heißt die neue Wanderausstellung, die das Stadtarchiv Verden gemeinsam mit dem Weser-Aller-Bündnis: Engagiert für Demokratie und Zivilcourage (WABE e.V.) entwickelt und mit Unterstützung des Präventionsrats Verden e.V. umgesetzt hat.


Abb.: Wanderausstellung „Sara sei dein Name!“ (Stadtarchiv Verden)

Auch in der Stadt Verden wurden in der Zeit des Nationalsozialismus körperlich und geistig Behinderte, Sinti und Roma sowie Homosexuelle aus dem öffentlichen Leben verbannt, beraubt und gedemütigt. Eine Gruppe stand dabei besonders im Fokus der Nationalsozialisten – die Juden. Ausgrenzung und Diskriminierung gipfelten im Holocaust.

In der Ausstellung wird thematisiert, wie die Nationalsozialisten die Juden mit Hilfe des staatlichen Verwaltungsapparates seit 1933 zuerst systematisch diskriminiert und sie schließlich gezielt aus der Gesellschaft ausgegrenzt haben. Historische Originaldokumente aus den Beständen des Stadtarchivs Verden zeigen die Auswirkungen des staatlichen Handelns auf die in Verden ansässigen Juden.

Neben den historischen Ereignissen werden zudem Bezüge zu aktuellen Formen von Ausgrenzung und Diskriminierung hergestellt und am konkreten Beispiel des heutigen Antisemitismus illustriert.

Die Ausstellung besteht aus zehn Roll-Ups (je 85 x 220 cm) und kann beim Stadtarchiv Verden ausgeliehen werden.

Dem Verdener Stadtarchiv kann man mittlerweile auch auf Instagram folgen. Dort informiert das Archiv einerseits über Neuzugänge und Neuerungen im Stadtarchiv, andererseits sollen aber auch verborgene Winkel der Allerstadt entdeckt und berühmte (oder auch berüchtigte) Verdener*innen vorgestellt werden. Auch an all die großen und kleinen Jubiläen und Gedenk- und Feiertage soll erinnert werden. Im ‚Verdener Allerlei‘ blickt das Stadtarchiv in die Zeitungen des 19. und 20. Jahrhunderts, die Interessantes und von vielen Vergessenes zu berichten haben.

Kontakt:
Stadtarchiv Verden
Rathaus Große Straße
Große Straße 40
27283 Verden (Aller)
Tel.: 04231-12230
stadtarchiv@verden.de
www.verden.de/stadtarchiv
https://www.instagram.com/stadtarchiv.verden/

Quelle: Stadt Verden, Aktuelles aus dem Stadtarchiv, 10.2.2021, 21.4.2021; Verdener Nachrichten, 1.5.2021

Julius Neubronner und der frühe Amateurfilm

Das Filmarchiv des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt/Main bewahrt bedeutsame Sammlungen zu unterschiedlichen thematischen Aspekten der Filmgeschichte und Filmproduktion auf. Unter den rund 20.000 Filmwerken des Archivs finden sich Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilme, aber auch Amateur- und Experimentalfilme. Eine Sammlung von Amateurfilmen des Erfinders und Filmpioniers Julius Neubronner (1852-1932) aus den Jahren 1900 bis 1918 ist mittlerweile auch in der Deutsche Digitalen Bibliothek verfügbar.


Abb.: Spektakuläre Ereignisse: „Gordon-Bennett-Autorennen (17.6.1904)“, DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum (Public Domain Mark 1.0)

Die Sammlung wurde 1991 von Julius Neubronners Sohn Carl Neubronner (1896-1997) an das Filmarchiv des DFF übergeben. Die insgesamt 66 Videos stammen aus der hochauflösenden Digitalisierung und Restaurierung des DFF, die 2018 von der Staatsministerin für Kultur und Medien (BKM) gefördert wurde; sie sind allesamt Public Domain.

Inhaltlich unterscheiden sich Neubronners Filme kaum von denen der Brüder Lumière oder des Meisters der frühen Tricktechnik, Georges Méliès. Genau wie Neubronner dokumentierten die Lumières zunächst Straßenszenen, besondere Ereignisse und ihren familiären Alltag. Wie auch Georges Méliès setzt Julius Neubronner für seine Sketche und Zaubertricks den Stopptrick ein. Hierbei wird eine Einstellung aufgezeichnet, zum Beispiel Neubronner, wie er mit großen Gesten einen Zauberstab schwingt. Im zweiten Schritt wird die Kamera angehalten und das Bild verändert – beispielsweise platziert man einen Zylinder auf einem Beistelltisch. Danach wird die Kamera wieder angeschaltet und im fertigen Film entsteht der Eindruck, der Zylinder sei aus dem Nichts erschienen.


Abb.: Der Stopptrick in Aktion – hier wird Wasser in Tauben verwandelt, und Zylinder erscheinen aus dem Nichts: „Julius Neubronner zaubert“ (1904), DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum (Public Domain Mark 1.0)

1908 patentiert Neubronner die Brieftaubenfotografie. Hierfür werden Brieftauben mit kleinen Fotokameras ausgestattet, was Luftaufnahmen ermöglicht. So obskur die Idee heute erscheinen mag, liefert sie Anfang des 20. Jahrhunderts spektakuläre Bilder und erregt über Deutschland hinaus Aufmerksamkeit.

Der vollständige Beitrag von Theresa Rodewald „Neue Sammlungen: Julius Neubronner und der frühe Amateurfilm“ findet sich in der DDB.

 

Kontakt:
DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum e.V.
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main
+49 69 961 220 – 0
info@dff.film

DFF-Filmarchiv
Thomas Worschech (Leitung)
Tel.: +49 69 961 220 – 581
worschech@dff.film

Quelle: Theresa Rodewald: Neue Sammlungen: Julius Neubronner und der frühe Amateurfilm, in: DDB Journal/Entdecken, 24.3.2021

Der Horst-Wessel-Stein im Teutoburger Wald wird gesprengt (April 1946)

Historischer RückKlick des Stadtarchivs Bielefeld vom April 2021.

Bei dem Historischen RückKlick Bielefeld handelt es sich um ein Angebot von Stadtarchiv und Landesgeschichtlicher Bibliothek Bielefeld. Der aktuelle RückKlick-Beitrag des Bielefelder Archivpädagogen Bernd J. Wagner beschäftigt sich mit dem Horst-Wessel-Stein im Teutoburger Wald.

In der letzten Aprilwoche des Jahres 1946 sprengten britische Pioniere den großen, gut 20 Tonnen schweren Sandsteinblock, der 1933 zum Gedenken an Horst Wessel (1907-1930) westlich des Bismarckturms, den der Volksmund nur unter „Eiserner Anton“ kennt, aufgestellt worden war. Der „Freien Presse“ war dieses Ereignis in ihrer Ausgabe vom 4. Mai 1946 nur zwei Sätze wert. An das 1933 abgegebene Versprechen von Bielefelds damaligem Oberbürgermeister Dr. Paul Prieß (1879-1935), dass „die Stadt das Andenken Horst Wessels alle Zeiten in Ehren halten“ werde, wollte an diesem Tag keiner erinnert werden.


Abb.: Ein riesiger Sandsteinbrocken: Der Horst-Wessel-Stein (1933). (Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 72-1-167)

13 Jahre zuvor war Bielefeld der „nationalsozialistischen Feierlaune“ vollends erlegen. Die Stadt gedachte des „verlorenen Sohnes“ Horst Wessel, der am 9. Oktober 1907 in Bielefeld geboren wurde, aber nicht einmal ein Jahr dort wohnte. Sein Vater, Dr. Ludwig Wessel (1878-1922), der Hilfsprediger an der Paulusgemeinde war, nahm 1908 zunächst eine Stelle in Mülheim an und war seit 1913 Pfarrer der Berliner Nikolaigemeinde. 1922 verstarb er in Berlin. Seiner Mutter Margarete, geborene Richter (1881-1970), sollte im „Horst-Wessel-Kult“ eine besondere Rolle zukommen.


Abb.: Die Partei feiert ihren „Helden“. Einweihung des Horst-Wessel-Denkmals am 14. Juni 1939. (Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 91-8-3)

Dieser Kult gründete auf den Tod des SA-Mannes Horst Wessel 1930 in Berlin. In einer Zeit blutiger Straßenschlachten zwischen kommunistischen Rotfrontkämpfern und der nationalsozialistischen SA wurde am 14. Januar 1930 auf Wessel geschossen, der am 23. Februar 1930 in einem Berliner Krankenhaus an einer Blutvergiftung starb. Für Kommunisten war Wessel nur ein Zuhälter (Wessel war mit einer Prostituierten liiert), sein Tod nicht mehr als die Folge einer typischen Auseinandersetzung im Rotlichtmilieu. Für Nationalsozialisten war Wessel dagegen ein Märtyrer, der im „Kampf für die Bewegung“ gefallen war.

>> Siehe den gesamten RückKlick-Beitrag „April 1946: Der Horst-Wessel-Stein im Teutoburger Wald wird gesprengt“ hier.

Kontakt:
Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld
Postanschrift: 33597 Bielefeld
Lieferanschrift: Kavalleriestr. 17, 33602 Bielefeld
Besuchereingang : Neumarkt 1
Tel.: 0521 51-2471
Fax: 0521 51-6844
stadtarchiv@bielefeld.de
www.stadtarchiv-bielefeld.de

QuelleHistorischer RückKlick Bielefeld, 1.4.2021