Historischer RückKlick des Stadtarchivs Bielefeld vom April 2021.
Bei dem Historischen RückKlick Bielefeld handelt es sich um ein Angebot von Stadtarchiv und Landesgeschichtlicher Bibliothek Bielefeld. Der aktuelle RückKlick-Beitrag des Bielefelder Archivpädagogen Bernd J. Wagner beschäftigt sich mit dem Horst-Wessel-Stein im Teutoburger Wald.
In der letzten Aprilwoche des Jahres 1946 sprengten britische Pioniere den großen, gut 20 Tonnen schweren Sandsteinblock, der 1933 zum Gedenken an Horst Wessel (1907-1930) westlich des Bismarckturms, den der Volksmund nur unter „Eiserner Anton“ kennt, aufgestellt worden war. Der „Freien Presse“ war dieses Ereignis in ihrer Ausgabe vom 4. Mai 1946 nur zwei Sätze wert. An das 1933 abgegebene Versprechen von Bielefelds damaligem Oberbürgermeister Dr. Paul Prieß (1879-1935), dass „die Stadt das Andenken Horst Wessels alle Zeiten in Ehren halten“ werde, wollte an diesem Tag keiner erinnert werden.
Abb.: Ein riesiger Sandsteinbrocken: Der Horst-Wessel-Stein (1933). (Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 72-1-167)
13 Jahre zuvor war Bielefeld der „nationalsozialistischen Feierlaune“ vollends erlegen. Die Stadt gedachte des „verlorenen Sohnes“ Horst Wessel, der am 9. Oktober 1907 in Bielefeld geboren wurde, aber nicht einmal ein Jahr dort wohnte. Sein Vater, Dr. Ludwig Wessel (1878-1922), der Hilfsprediger an der Paulusgemeinde war, nahm 1908 zunächst eine Stelle in Mülheim an und war seit 1913 Pfarrer der Berliner Nikolaigemeinde. 1922 verstarb er in Berlin. Seiner Mutter Margarete, geborene Richter (1881-1970), sollte im „Horst-Wessel-Kult“ eine besondere Rolle zukommen.
Abb.: Die Partei feiert ihren „Helden“. Einweihung des Horst-Wessel-Denkmals am 14. Juni 1939. (Stadtarchiv Bielefeld, Bestand 400,3/Fotosammlung, Nr. 91-8-3)
Dieser Kult gründete auf den Tod des SA-Mannes Horst Wessel 1930 in Berlin. In einer Zeit blutiger Straßenschlachten zwischen kommunistischen Rotfrontkämpfern und der nationalsozialistischen SA wurde am 14. Januar 1930 auf Wessel geschossen, der am 23. Februar 1930 in einem Berliner Krankenhaus an einer Blutvergiftung starb. Für Kommunisten war Wessel nur ein Zuhälter (Wessel war mit einer Prostituierten liiert), sein Tod nicht mehr als die Folge einer typischen Auseinandersetzung im Rotlichtmilieu. Für Nationalsozialisten war Wessel dagegen ein Märtyrer, der im „Kampf für die Bewegung“ gefallen war.
>> Siehe den gesamten RückKlick-Beitrag „April 1946: Der Horst-Wessel-Stein im Teutoburger Wald wird gesprengt“ hier.
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Quelle: Historischer RückKlick Bielefeld, 1.4.2021