Das Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung (ZADIK)

Das Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung (ZADIK) ist das weltweit einzige Spezialarchiv zur Geschichte des Kunstmarkts. 1992 wurde es als Zentralarchiv des deutschen und internationalen Kunsthandels vom Bundesverband Deutscher Galerien und Kunsthändler (BVDG) in Form eines gemeinnützigen Vereins gegründet. Ende 2014 wurde das ZADIK An-Institut der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln.

Mit Beginn des Jahres 2020 wurde das ZADIK als selbstständiges wissenschaftliches Institut der Philosophischen Fakultät in die Universität zu Köln eingegliedert.


Abb.: Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung (Foto: ZADIK)

Bestände

Das ZADIK sammelt und bewahrt die Archive bedeutender Galerien, Kunsthandlungen und Auktionshäuser, von Verbänden, Messen, privaten Ausstellungsinstitutionen, Sammlerinnen und Sammlern, Kuratorinnen und Kuratoren, Kunstkritikerinnen und Kunstkritikern, Fachfotografinnen und -fotografen (Bestandsliste).

Tektonik

A: Galerien, Kunsthandlungen, Editionen etc. (107 Bestände)
C: Verbände, Messen, private Ausstellungsinstitutionen (14 Bestände)
E: Sammler (8 Bestände)
G: Kurator(inn)en und Kritiker(innen) (23 Bestände)
H: Fotograf(inn)en (16 Bestände)

Forschung

Das ZADIK arbeitet als forschendes Archiv, indem es seine Bestände nicht nur bestmöglich erschließt und zugänglich macht, sondern auch durch eigene Initialforschung die Potentiale und Fragestellungen, die sich aus den Dokumenten ergeben, deutlich macht und damit Impulse für eine tiefere Erforschung und Auseinandersetzung an ForscherInnen, KuratorInnen und KünstlerInnen gibt. Die Ergebnisse werden im Rahmen der eigenen Zeitschrift sediment – Materialien und Forschungen zur Geschichte des Kunstmarkts publiziert und über dokumentarische Ausstellungen für ExpertInnen und alle Interessierten präsentiert. Einen wichtigen Teil der Forschung im ZADIK macht auch die Provenienzforschung aus, da das ZADIK hierzu einige wesentliche Archive besitzt. In Projekten werden auch die Studierenden in die Forschung einbezogen, und die Archivdirektion betreut Studierende bei Bachelor-, Master- und Dissertationsprojekten.

Lehre

Seit 2003 bietet das ZADIK Lehrveranstaltungen am Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln an. In unterschiedlichen Formaten – Übungen, Seminaren, Vorlesungen – wird ein Beitrag geleistet, die Geschichte des Kunsthandels in die Allgemeine Kunstgeschichte zu integrieren und herausgearbeitet, wie all jene Agierende des Kunstmarktes maßgeblich zu der Entwicklung moderner und zeitgenössischer Kunst beigetragen haben. Dies geschieht insbesondere im Rahmen des Schwerpunktmoduls Kunstmarkt im Einfach-Masterstudiengang Kunstgeschichte (vgl. auch: Kooperationen).

Das ZADIK versteht sich als Lehrlabor: Vor Ort in den Räumen des Archivs arbeiten die Studierenden mit Archivalien, werden an diesen in der Quellenkunde zur Kunst geschult und entwickeln gemeinsam praxisbezogene Projekte (z.B. dokumentarische Ausstellungen). Hierbei ist die Lehre stets der Philosophie des Forschenden Lehrens und Lernens verpflichtet. Mit der Überführung des ZADIK in die Universität zu Köln soll die Lehre auch in Kooperation mit anderen Disziplinen und in Anknüpfung an dortige Fragestellungen erweitert werden.

Link: Beständeübersicht des ZADIK im Archivportal-D

Kontakt:
Zentralarchiv für deutsche und internationale Kunstmarktforschung ZADIK
Im Mediapark 7
50670 Köln
Tel.: 0221 / 470-89230
info@zadik.info

Quelle: Archivportal-D, Aktuelles, 12.04.2021

Doppeltes US-Jubiläum in Neu-Ulm

70 Jahre Ansiedelung US Militär – 30 Jahre Abzug.

Die Stadt Neu-Ulm war über viele Jahre hinweg geprägt von der Stationierung des US-Militärs. In diesem Jahr steht ein Doppeljubiläum an: 2021 jährt sich die offizielle Ansiedlung der Streitkräfte im Jahr 1951 zum 70. Mal und der Abzug im Jahr 1991 zum 30. Mal. Dies nimmt das Stadtarchiv Neu-Ulm zum Anlass, mit einer Jubiläumswoche vom 25. Juli bis zum 1. August 2021 auf die Zeit aufmerksam zu machen, in der der amerikanische „Way of life“ das Stadtbild geprägt hat.


Abb.: Wiley Barracks (Quelle: Stadtarchiv Neu-Ulm)

Aufgrund der aktuellen Lage wird es voraussichtlich keine zentrale Großveranstaltung geben. Stattdessen möchten die Leiterin des Stadtarchivs Neu-Ulm, Dr. Larissa Ramscheid, und ihr Stellvertreter Peter Liptau allen Bürgerinnen und Bürgern im Rahmen der Jubiläumswoche interessante Einblicke in die Zeit zwischen 1951 und 1991 geben.

Das Herzstück bildet eine digitale Ausstellung. Zudem soll es auch eine Broschüre geben, die die Geschichte der US-Standorte in der Stadt erläutert. Geplant ist zudem die Aufstellung mehrerer Stadtgeschichts-Stelen im Sport-und Freizeitpark Wiley.

In Kooperation mit der vh Ulm wird es außerdem eine Podiumsdiskussion geben. Darüber hinaus konnte das Theater Luftschloss als Partner gewonnen werden, um Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu führen. Auf deren Grundlage soll ein Theaterstück kreiert werden.

Die Zeitzeugenberichte fließen darüber hinaus auch in die digitale Ausstellung ein und werden im Stadtarchiv Neu-Ulm für die Zukunft aufbewahrt. – Um die Ausstellung so authentisch wie möglich zu gestalten, ist das Stadtarchiv ab sofort auf der Suche nach Materialien, die an die Zeit der Amerikaner in Neu-Ulm erinnern, aber auch an die Zeit nach dem Abzug, in dem die ehemaligen US-Areale zunächst unterschiedlichen Zwischennutzungen gewidmet wurden. „Wir suchen nach allem, was in irgendeiner Art und Weise in Verbindung mit den Amerikanern in Neu-Ulm steht. Egal, ob nun alte Fotos, persönliche Anekdoten, Aschenbecher oder Gläser aus dem ehemaligen Offizierscasino, ein altes Schild oder ein Kassenbon aus dem US-Supermarkt am Allgäuer Ring: Wir freuen uns über alles, wodurch die Öffentlichkeit mehr über diese besondere Zeit in unserer Stadt erfahren kann“, erläutert Dr. Larissa Ramscheid.


Abb.: Erste Hilfe-Kasten aus amerikanischen Armeebeständen (Stadtarchiv Neu-Ulm)

Bürgerinnen und Bürger, die Materialien für die Aktionswoche und die Ausstellung beisteuern können und möchten, können sich ab sofort bis einschließlich 30. Juni 2021 beim Stadtarchiv Neu-Ulm melden. „Wir würden uns sehr freuen, wenn möglichst viele in ihren Schränken, im Keller oder auf dem Dachboden nach Überbleibseln aus den Jahren 1951 bis 1991 suchen würden. Je mehr unterschiedliche Zeitzeugen-Objekte, Fotos oder andere Dinge aus den ehemaligen US-Beständen wir erhalten, desto lebendiger wird die Ausstellung und desto lebendiger auch der Einblick in 40 Jahre Neu-Ulmer Stadtgeschichte und darüber hinaus“, sagt Peter Liptau und fügt hinzu: „Die Besitzer erhalten ihre Materialien nach dem Jubiläum selbstverständlich wieder zurück, sofern das gewünscht ist“.

Unterdessen laufen die Planungen für die Jubiläumswoche hinter den Kulissen auf Hochtouren. Um die Zeit bis Juli etwas zu verkürzen, wird es auf dem städtischen Facebook- und Instagram-Kanal regelmäßig Beiträge und Fotos zur Zeit der US-Amerikaner in Neu-Ulm geben.

Kontakt:
Stadtarchiv Neu-Ulm
Dr. Larissa Ramscheid
Augsburger Straße 15
89231 Neu-Ulm
Tel.: 0731 / 7050-6400
Fax: 0731 / 7050-6499
l.ramscheid@neu-ulm.de

Stadtarchiv Neu-Ulm
Peter Liptau M.A.
Tel.: 0731 / 7050-6403
Fax: 0731 / 7050-6499
p.liptau@neu-ulm.de

stadtarchiv@neu-ulm.de

Quelle: Stadt Neu-Ulm, Aktuelles, 15.04.2021; Stadtarchiv Neu-Ulm, 70 Jahre Ansiedlung US Militär – 30 Jahre Abzug der Amerikaner

Ehrenbürgerurkunde des Architekten und Bruchsaler Ehrenbürgers Fritz Hirsch

Mit einer digitalen Ausstellung wollen Stadtarchiv Bruchsal und Städtisches Museum im Barockschloss Bruchsal anlässlich seines 150. Geburtstags an den Architekten und Bruchsaler Ehrenbürger Fritz Hirsch (1871-1938) erinnern und verschiedene Aspekte seiner Persönlichkeit beleuchten. Anhand ausgewählter Archivalien und Exponate werden seine Biographie sowie sein Schaffen in der Stadt und der Region näher vorgestellt. Hierzu gehören sein Wirken als Bauingenieur und Schlosserneuerer, aber auch sein Leben als Familienmensch sowie seine Einordnung als Ehrenbürger Bruchsals.


Abb.: Der Architekt und Bruchsaler Ehrenbürger Fritz Hirsch posiert im sommerlichen Leinenanzug und mit Pfeife im Garten (Foto: Stadtarchiv Bruchsal)

Als Archivale des Monats April 2021 hat deshalb das Stadtarchiv Bruchsal die Ehrenbürgerurkunde ausgesucht, die Fritz Hirsch im Jahr 1922 von der Stadt Bruchsal verliehen wurde.


Abb.: Ehrenbürgerurkunde von Fritz Hirsch (Foto: Stadtarchiv Bruchsal)

Verschlungene Wege führten diese Ehrenbürgerurkunde zurück nach Bruchsal. Ein Austauschstudent aus Karlsruhe bekam sie Ende der 1990er von seiner Gastfamilie in den USA geschenkt und überließ sie nach seiner Rückkehr ohne Vergütung dem Stadtarchiv Bruchsal.

Das Triptychon des Künstlers Ludwig Barth geht auf die Leistung Hirschs als Renovator des Bruchsaler Schlosses ein und zeigt neben dem gesamten Schlossareal auch Szenen aus dem ursprünglichen Schlossbau unter den Bischöfen von Speyer. Neben Bruchsal verlieh auch die Stadt Schwetzingen dem in der gesamten Region tätigen Renovator Fritz Hirsch die Ehrenbürgerwürde. Die Universität Freiburg ernannte ihn zum Ehrensenator.

Hirschs Karriere endete abrupt: 1933 wurde ihm der Lehrauftrag an der Technischen Hochschule in Karlsruhe entzogen und im Zuge des irreführend betitelten „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, mit dem jüdischen und politisch missliebigen Beamten die Existenzgrundlage entzogen wurde, folgte die Entlassung aus allen Ämtern.

Mehr erfährt man über das Leben von Fritz Hirsch und seine Leistungen als Schlossrenovator auf der Seite „Grüße vom Schloss Bruchsal“. Dort stellen Stadtarchiv Bruchsal und Städtisches Museum im Barockschloss Bruchsal den Ehrenbürger der Stadt Bruchsal mit vielen weiteren Archivalien und Exponaten vor.

Friedrich (Fritz) Hirsch wurde am 21.4.1871 in Konstanz geboren. Seine Eltern mosaischer Abstammung, hatten sich vom jüdischen Glauben getrennt, der Sohn wird im Geburtsregister als evangelisch geführt. Fritz Vater war Kaufmann, seit 1875 Stadtverordneter und von 1876-1882 Präsident der Handelskammer. Nach dem Abitur 1889 studierte Fritz das Baufach in Karlsruhe, München und Heidelberg.

1905 wurde Hirsch zum Bezirksbauinspektor in Bruchsal berufen. Mit Ehefrau und Stieftochter zog er in das Kavaliersgebäude des dortigen Schlosses. In ihren Memoiren beschreibt die spätere Schauspielerin Anneliese Born ihre Kindheit im Schlosspark und der Bruchsaler Schule. Ob sie auch das Mädchen ist, das auf der Sphinx des Bildhauers Heinrich Ehehalt sitzt, die Fritz Hirsch vor seinem Haus aufstellen ließ und die die Büste seiner Ehefrau trägt, ist nicht bekannt; ihren Memoiren nach, in denen sie vom pietätlosen Herumturnen auf den barocken Statuen des Bruchsaler Schlossparks schreibt, jedoch nicht abwegig. Die Statue stand später bis zur Zerstörung im März 1945 im Schlossmuseum.


Abb.: Sphinx des Bildhauers Heinrich Ehehalt (Foto: Stadtarchiv Bruchsal)

Fritz und Annas Sohn Peter, 1939 in die USA emigriert, besuchte Jahre später anlässlich des 100. Jubiläums des von seinem Vater entworfenen Fürst-Stirum-Krankenhauses seine Geburtsstadt. Bereits in den 1950er Jahren hatte er der Stadt Fotografien zukommen lassen, um im Krieg zerstörte Objekte zu ersetzen.

Fritz Hirschs Architektenkarriere verlief alles andere als geradlinig. Nach der Ausbildung in Süddeutschland ging er für einige Jahre als Lehrer für Baugewerke in den Norden, bevor er als Baupraktikant zurückkehrte. 1905 wurde er Bauinspektor in Bruchsal. Neben seiner Hauptaufgabe, der Schlossrenovierung, war er für viele weitere Renovierungs- und Bauprojekte verantwortlich wie beispielsweise für das alte Schulhaus in Obergrombach.


Abb.: Altes Schulhaus Obergrombach (Foto: Stadtarchiv Bruchsal)

Schon früh betätigte sich Fritz Hirsch auch publizistisch. Neben kunstgeschichtlichen und architekturwissenschaftlichen Texten und Bildbänden engagierte er sich auch im Bereich Heimatgeschichte. Während seiner Zeit in Bruchsal veröffentlichte er immer wieder Beiträge in den Beilagen der Bruchsaler Zeitung; so 1912 den Aufsatz „Was die Turmspitze der Bruchsaler Stadtkirche zu erzählen weiß“, nachdem bei dortigen Umbauarbeiten alte Urkunden in einer Blitzableiterkugel entdeckt wurden. Doch nicht alle Projekte stießen in der Fachgemeinschaft auf Gegenliebe. Der Landesverband Baden des Bundes Deutscher Architekten kritisierte offen seine Ausrichtung der Denkmalpflege, insbesondere die offensive Farbwahl für renovierte Gebäude. Nicht auszuschließen, dass hier bereits antisemitische Motive eine Rolle spielten, die 1933 zuerst zur Entziehung seines Lehrauftrages an der Technischen Hochschule in Karlsruhe führten.

Die Renovierung des Bruchsaler Barockschlosses stellte Hirsch – wie auch bei der Sanierung anderer Bauten – auf das Fundament eines sorgfältigen und bauhistorisch grundierten Quellenstudiums, wodurch er Aufbau und Wesen eines Bauwerks zu erfassen suchte. Zwischen den Jahren 1900 bis 1909 wurde Schloss Bruchsal zunächst unter Emil Lang und ab 1905 durch Fritz Hirsch für insgesamt 1 Million Mark wieder in Stand gesetzt.


Abb.: Schlusssteinversetzung der Schlossrenovierung von 1912 (Foto: Stadtarchiv Bruchsal)

In diesem Rahmen erschien 1910 im Verlag der Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung in Heidelberg eine großformatige Publikation über das Bruchsaler Barockschloss und seine Renovierung. Im Vorwort bezeichnet das Grossherzogliche Ministerium der Finanzen – Herausgeber des Werks – seinen Autor Hirsch als den „wohl besten Kenner des Bruchsaler Schlosses“.


Abb.: Front der 52x43cm großen Publikation von Fritz Hirsch über das Bruchsaler Schloss (Foto: Städtisches Museum Bruchsal)

Der Foliant im Jugendstil wird auch als „Hirsch-Mappe“ bezeichnet und beinhaltet circa 80 großformatige, teils farbige Abbildungen sowie eine Abhandlung über die Baugeschichte und Architektur des Gebäudes. Vor allem durch diese Bebilderung des Zustandes von Schloss Bruchsal vor den beiden Weltkriegen und der damit verbundenen Zerstörung stellt das Werk bis heute eine reiche Quelle an Eindrücken dessen dar, wie die Anlage samt Innenräumen ausgesehen hat. Im begleitenden Text thematisiert Hirsch die Geschichte der Bruchsaler Residenz und führt chronologisch und durch ausgiebige Literaturrecherche bestens belegt durch die einzelnen Bauperioden des Schlosses unter Fürstbischof Schönborn und seinen Nachfolgern. Sein technisches Verständnis sowie sein umfassender Blick auf diese Thematik ergeben eine detaillierte Einsicht in die Baugeschichte dieses Bruchsaler Barockgebäudes. So erfährt man beispielsweise, dass für den Rohbau zunächst kaum Baumaterial aus anderen Regionen nötig war, da der verwendete Kalkbruchstein direkt vom Steinsberg hinter dem Schlossgebiet abgebaut werden konnte. Weiterhin thematisiert Hirsch die Arbeit verschiedener Baumeister, darunter Balthasar Neumann, sowie die Entwicklung der Gestaltung der Innenräume und deren Ausbau unter Fürstbischof Hutten.

Aber auch die Kosten für den Schlossbau sowie eine kunstgeschichtliche Einordnung des Schlosses in die Epochen des Barock und Rokoko finden Eingang in Hirschs Dokumentation. Letztlich thematisiert er den Schlossgarten und Schönborns Bemühung um denselben. So bestellt dieser im Februar 1724 „allerhandt bluhmensahmen, zwieffeln u. pflanzen“, außerdem „500 bommeranzen und Citornen“ für die Anlage.

Entstanden ist eine detaillierte und kompetente Beschreibung des Bruchsaler Barockschlosses, die das Bauwerk aus vielfältigen Perspektiven erforscht und dokumentiert. Beinahe minutiös wird so die Entwicklung des Baus nachvollziehbar, weshalb Hirschs Werk bis heute eine wichtige Quelle hinsichtlich Architektur und Innengestaltung von Schloss Bruchsal darstellt.

Kontakt:
Stadtarchiv Bruchsal
Otto-Oppenheimer-Platz 5
76646 Bruchsal
Tel.: 07251 / 79-708
stadtarchiv@bruchsal.de

Postanschrift:
Stadtarchiv Bruchsal
Postfach 2320
76613 Bruchsal

Quelle: Stadtarchiv Bruchsal, Archivale des Monats April 2021Ostergruß von Stadtarchiv und Städtischem Museum Bruchsal

Initiative will die Museumspädagogik am Schloss Horst retten

Nachdem die Stadt Gelsenkirchen die Museumspädagogik in ihrem Museum Schloss Horst viele Jahre lang dem Förderverein des Schlosses überlassen hat, steht sie nun vor der Situation, dass der Förderverein durch einen Vorstandswechsel und eine damit einhergehende Neuausrichtung die Verantwortung hierfür abgibt und die Verträge zweier Mitarbeiter, die beim Förderverein angestellt sind, aber von der Stadt bezahlt werden, zum 30.6.2021 gekündigt hat.


Abb.: Schloss Horst (Luftbild, Förderverein Schloß Horst e.V.)

Damit verliert auch der langjährige Mitarbeiter in der Museumspädagogik seine Arbeit: Der Historiker Benjamin Bork hat die bestehende Dauerausstellung mit aufgebaut. Im Bereich der Museumspädagogik hat er sich vor allem für die beliebten Kindergeburtstage und kreativen Ferienprogramme durch die Entwicklung eigener Konzepte und die Schulung von freien Mitarbeitern engagiert.

Obwohl weiterhin Bedarf an seiner museumspädagogischen Tätigkeit besteht, bietet die Stadtverwaltung dem knapp 13 Jahre lang dort tätigen Bork keinerlei Perspektive und reagiert reserviert auf dessen Bitten um Abhilfe. Doch obwohl es zuvor stets hieß, die Stadt Gelsenkirchen könne und dürfe eine Planstelle für das museumspädagogische Arbeitsfeld gar nicht schaffen, will sie nunmehr dennoch die Ausschreibung einer solchen Stelle prüfen, und zwar – wie es wohl von der Oberbürgermeisterin hieß – zunächst verwaltungsintern. Darauf könnte sich der derzeitige Museumspädagoge Benjamin Bork aber nicht einmal bewerben. Und selbst im Falle einer externen Ausschreibung mutet es grotesk an, dass ein langjähriger und erfolgreicher Mitarbeiter seine Eignung für ebendiese Tätigkeit gegen Mitbewerber unter Beweis stellen müsste.

Der Historiker Benjamin Bork im Dienst der Museumspädagogik von Schloss Horst (Foto: privat)

Derzeit setzt sich eine Petition für die Fortsetzung seiner Tätigkeit und die weitere Sicherung der erfolgreichen Museumspädagogik im Schloss Horst ein (Petition: „Erfolgreiche Erlebnisbildungsangebote sichern; Rettet die Museumspädagogik Schloss Horst“). Auch die WAZ Gelsenkirchen hat den Fall und die Petition bereits in ihrer Berichterstattung aufgegriffen (Artikel von Christiane Rautenberg: „Petition: ‚Skandalöser Umgang‘ mit Schloss Horst-Mitarbeiter“; WAZ, 25.3.2021).

Die bis in das 12. Jahrhundert zurückreichende Burgengeschichte Horsts kann dank archäologischer Grabungen im Schlosshof mehrere Bauphasen nachzeichnen. Eine hölzerne Wehranlage wurde um 1170/80 als zwei- oder mehrteilige Anlage mit der Hauptburg auf einem künstlich aufgeworfenen Hügel errichtet. Nach einer Zerstörung durch einen Brand 1215 ersetzte man die hölzerne Palisade am Hügelfuß durch eine Ringmauer aus Stein und erhöhte den Hügel bei geringerem Grundriss um wenigstens anderthalb Meter. Die darauf errichtete Bebauung bestand nun lediglich aus einem in Bruchstein aufgemauerten Wohnturm. Bis in das 16. Jahrhundert hinein erweiterte man diesen Wohnturm und fügte einen Kloakenanbau an, der in die Gräfte (Wassergraben) entsorgte. Weitere Gebäude kamen hinzu, nach Süden über den Burghügel hinaus zum Teil auf Pfahlrosten in die Gräfte hineingebaut. Der Ministerialadlige Rutger von der Horst (1519-1582), später Amtmann im kurkölnischen Rheinberg, setzte ab 1554 Neubaupläne als Ausdruck eines neuen individuellen Selbstbewusstseins um. Der ungeeignete Baugrund in der Emscherniederung mit einer Vielzahl kleiner Bachläufe und Gräben trug jedoch ebenso zum baldigen Verfall des Bauwerkes bei wie die unzureichende Fundamentierung des Schlosses. Hinzu kam eine wechselnde Erbfolge nach Rutgers Tod. Selbst umfangreiche Reparatur- und Sanierungsarbeiten der Familie von Fürstenberg, die 1706 die Herrlichkeit nebst Schloss gekauft und letzteres bis 1988 in Besitz hatte, konnten den immer rascher fortschreitenden Verfall nicht aufhalten. Kurz vor 1830 stürzte beispielsweise der Westturm am Hofzugang ein und riss den westlichen Teil des Nordwestflügels mit. Die Reste des Turmes scheinen daraufhin gänzlich beseitigt worden zu sein. Die offene Flanke des Gebäudes schloss man mit einer schlichten Fassade und ordnete dementsprechend die baulichen Verhältnisse im Innern. Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts blieben von der ehedem stolzen Anlage lediglich der größte Teil des Eingangsflügels in ursprünglicher Höhe, nicht einmal das gesamte Sockelgeschoss und nur ein Saal im Erdgeschoss des sog. Herrenhauses (Hauptflügel) erhalten. 1925 wurde das Untergeschoss des Schlosses zu einem Restaurant ausgebaut, das bis 1929 um Garten- und Terrassenanlagen, einen Ruderbootbetrieb in der Gräfte und eine gastronomische Nutzbarmachung des Rittersaals und des Nordturmsockels erweitert wurde. Diese „Volkserholungsstätte“ wurde zu einem beliebten Ausflugsziel, dessen wirtschaftlicher Erfolg bis in die 1950er Jahre anhielt. Mitte der 1970er Jahre reduzierte sich die gastronomische Nutzung auf eine Diskothek im Sockelgeschoss. Der Verfall nahm zu. Angesichts des nun drohenden endgültigen Verfalls gründeten 1985 Horster Bürger den Förderverein Schloß Horst e.V., um das Schloss zu retten. 1988 ging das Gebäude in den Besitz der Stadt Gelsenkirchen über und eine sinnvolle, denkmalgerechte Nutzung wurde gefunden. Mit dem Um- und Neubau des Schlosses wurde Prof. Jochem Jourdan (Frankfurt) betraut. Ihm gelang es, nach Maßgabe der Denkmalpflege historische Bausubstanz unverfälscht zu erhalten und mit modernen Bauteilen zu einem harmonischen Ganzen ästhetisch zu verbinden. Im August 1999 wurde es als städtisches Kultur- und Bürgerzentrum wieder eröffnet, das Raum für Kulturveranstaltungen bietet und unter seinem Dach das zentrale Standesamt der Stadt Gelsenkirchen sowie ein Restaurant beherbergt.

Digitale Führung: Erlebnismuseum Schloss Horst (YouTube)

Schloss Horst wird heute auf verschiedene Weise genutzt (u.a. als Standesamt oder als Standort des Museumsfestes GAUDIUM). Das Erlebnismuseum Schloss Horst vermittelt auf verschiedenen Ebenen das Leben und Arbeiten im Zeitalter der Renaissance am Beispiel eines westfälischen Adelssitzes des 16. Jahrhunderts: Auf der Schlossbaustelle von 1565 im Untergeschoss können die Arbeitsplätze der Handwerker, das Haus des Baumeisters, Gerüste und Hinterhöfe spielerisch entdeckt werden. Anfassen erwünscht! Im oberen Bereich folgt ein Rundgang durch den alten Emscherbruch, Heimat wilder Pferde, wo die Ursprünge des heutigen Schlosses liegen. Zuletzt gibt das Arbeitszimmer des Schlossherrn Rutger von der Horst Einblick in die Welt des Adels. Das Erlebniskonzept und sinnvoller Medieneinsatz (Audioguides, Filmeinspielungen und Infomonitore) machen das Museum Schloss Horst zu einem besonderen außerschulischen Lernort im Herzen des Ruhrgebiets.

Kontakt:
Erlebnis-Museum Schloss Horst
Turfstraße 21
45899 Gelsenkirchen

Stadt Gelsenkirchen
Referat Kultur
Telefon +49 (209) 169-6163
Telefon +49 (209) 169-6159
Fax: +49 (209) 169-6130
schloss.horst@gelsenkirchen.de

Förderverein Schloss Horst e.V.
Telefon +49 (209) 516622
Telefax +49 (209) 513804
foerderv@gelsennet.de

Quelle: openPetition (Rettet die Museumspädagogik Schloss Horst), 17.3.2021; WAZ Gelsenkirchen, 25.3.2021; Stadt Gelsenkirchen: Geschichte des Schlosses Horst, o.D.; Stadt Gelsenkirchen: Erlebnis-Museum Schloss Horst, o.D., Museum.de: Schloss Horst.

Crailsheimer Schadensplan dokumentiert Kriegsschäden

»Die ganze Innenstadt war ein einziger Trümmerhaufen«.

Im Stadtarchiv Crailsheim gibt es eine umfangreiche Karten- und Plansammlung. Ein Plan der Stadt Crailsheim ragt dabei besonders heraus, er zeigt den Grundriss der Innenstadt östlich der Jagst. Rechts und links der beiden Hauptstraßen, der Langen Straße und der Karlstraße, stehen die Häuser dicht an dicht. Kleine schiefe Gässchen führen zu den größeren Plätzen, zum Markt- und zum Schweinemarktplatz, zum Kirchplatz, Karlsplatz und Schlossplatz. An letzterem ist noch die Vierflügelanlage des Crailsheimer Schlosses zu sehen. Der Plan zeigt somit das alte Crailsheim, das mittelalterliche fränkische Städtchen, das nach Meinung von zeitgenössischen Städteplanern „ein abgerundetes, gutes Stadtgebilde in der Art der Städte Dinkelsbühl oder Nördlingen“ war.

Doch dieses Crailsheim gab es zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr: Der Plan ist einer von mehreren Plänen des Stadtarchivs Crailsheim, auf denen unmittelbar nach der Zerstörung der Stadt in den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges die Kriegsschäden dokumentiert wurden. In seiner unbedarften Buntfarbigkeit vermittelt er dem Betrachter erst auf den zweiten Blick die ganze traurige Wirklichkeit: Die Legende zeigt, dass alles, was gelb markiert wurde, total zerstört war, orangefarbig markierte Häuser waren schwer zerstört, leicht- bzw. unbeschädigte Gebäude waren mit den Farben rot und braun gekennzeichnet.


Abb.: Schadensplan der Stadt Crailsheim, Maßstab 1: 2500, 75 x 58 cm (Stadtarchiv Crailsheim)

So ist sehr gut zu sehen, dass die braun markierten Gebäude der unteren Wilhelmstraße und der Spitalstraße fast keine Schäden zu verzeichnen hatten. Der Bereich dazwischen, die komplette historische Altstadt also, wurde gelb bzw. orange markiert: total oder schwer zerstört. Abgesehen von den Gebäuden rund um die Johanneskirche waren nur zwei weitere Gebäude in der Stadt unversehrt geblieben. Crailsheim war damit im Innenstadtbereich zu 95 Prozent dem Erdboden gleichgemacht. Die einzelnen Strukturen der Gebäude waren praktisch nicht mehr zu erkennen. Ein Leben war in der Stadt kaum mehr möglich. Zeitzeugin Marie Wohlmann hielt in ihrer Familienchronik fest: „Es herrschten wahrhaft chaotische Zustände in der Stadt. Die ganze Innenstadt war ein einziger Trümmerhaufen, von den Brandbomben stieg der Rauch noch lange aus den Ruinen hoch, und der Brandgeruch lag noch wochenlang über der Stadt.“

Die Zerstörung der Stadt hatte sich über mehrere Wochen hingezogen. War Crailsheim zunächst noch einigermaßen vom Kampfgeschehen verschont geblieben, gab es am 2. Februar 1945 den ersten Bombenangriff, bei dem Menschenleben zu beklagen waren: das Konsumgebäude in der Grabenstraße wurde dabei durch einen Volltreffer zerstört. Am 23. Februar war das Bahnhofsareal Ziel eines konzentrierten Bomberangriffes. Das Gelände war nach der Detonation von 928 Bomben (laut Einsatzbericht der amerikanischen Achten Luftflotte) wie umgewühlt, auch zahlreiche Wohn- und Industriegebäude, etwa das Gaswerk, sowie der Rathausturm wurden schwer getroffen bzw. zerstört. Bei den beiden Angriffen starben 70 Menschen.

Hanna Westhäußer, geb. Leiberich, berichtete in einem Brief über diese ersten Bombardierungen und hielt dabei die nicht greifbare Widersprüchlichkeit von Kriegszeiten fest: „Ich weiß, daß ich bei allem Durcheinander noch nie einen so schönen, warmen und trockenen Frühling erlebt habe.“ Doch diesen Frühling zu genießen, dazu hatten die Crailsheimer endgültig keine Gelegenheit mehr: Nach schweren Bombardierungen am 4. April, die unter anderem dem Fliegerhorst galten, kamen zwei Tage später überraschend amerikanische Soldaten mit Panzern in der Stadt an und nahmen diese ohne wesentliche Gegenwehr ein. Die vorher aus der Stadt geflüchteten SS-Truppen nahmen Crailsheim unter Artilleriebeschuss und fügten somit der Stadt weitere schwere Schäden zu, unter anderem rund um den Schweinemarktplatz. Womit nicht mehr zu rechnen war: Die Deutschen „eroberten“ die Stadt zurück – die Amerikaner zogen sich am Abend des 10. April hinter die eigenen Linien zurück. Dabei legten sie an mehreren Stellen Feuer, welches zu weiteren Schäden und Zerstörungen von Gebäuden führte.

Die auf deutscher Seite hochstilisierte und gefeierte „Rückeroberung“ brachte neue Bombardements durch amerikanische Jagdbomber. Ziele waren die Hauptstraßenkreuzungen, die Eisenbahnbrücke, erneut das Rathaus, der nördliche Teil der Stadtmitte. NSDAP-Kreisleiter Hänle ließ ab 14. April in der schon schwer getroffenen Stadt Panzersperren errichten. Noch am Abend des 20. April ließ die SS die Jagstbrücke sprengen. Die Amerikaner nahmen den Widerstand als Aufforderung zum Beschuss mit Phosphorgranaten. In der Nacht zum 21. April 1945 ging die Stadt endgültig unter. Als eines der letzten Gebäude brannte das Schloss aus. Manche brennenden Gebäude konnten wegen fehlender Infrastruktur nicht gelöscht werden. Sie steckten benachbarte Gebäude in Brand, die bis dahin noch unversehrt geblieben waren. Beim Einmarsch notieren die Amerikaner: „Die Brände sind gefährlicher als der Feind.“

Zu diesem Zeitpunkt waren nur noch wenige Menschen in der Stadt, viele waren in die Vororte oder in die umliegenden Dörfer geflüchtet. Berichte von Augenzeugen, Luftfotografien, Notizen des amerikanischen und deutschen Militärs liefern nur ein unvollständiges Bild, wie die Stadt nach und nach unterging. Der Schadensplan im Crailsheimer Stadtarchiv hält den traurigen Endzustand fest.

Info:
Die Berichte der Zeitzeugen wurden entnommen aus Hans Gräser (Hrsg.): Die Schlacht um Crailsheim. Das Kriegsgeschehen im Landkreis Crailsheim im 2. Weltkrieg. Crailsheim 1997.

Kontakt:
Stadtarchiv Crailsheim
Marktplatz 1 (Gebäude: Arkadenbau)
74564 Crailsheim
Tel.: 07951 / 403-1290
www.stadtarchiv-crailsheim.de

Quelle: Dr. Helga Steiger, Stadtarchiv Crailsheim, Archivale des Monats April 2021

Südtiroler Burg Gandegg im Blütenschmuck

Die meist frei stehenden und damit landschaftsprägenden älteren Adelssitze – Burgen, Schlösser und Ansitze – zählten schon in der Frühzeit der Ansichtskarten, also im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, zu den beliebten Motiven. So wurde auch das reiche architektonische Erbe des südlichen Teils des Kronlandes Tirol und Vorarlberg bereits vor mehr als hundert Jahren mit Bildpostkarten und Prospekten beworben.


Abb.: Postkarte mit der Burg Gandegg in Eppan im Blütenschmuck (Südtiroler Landesarchiv, Sammlung Guido Fontanesi, Nr. 530)

Eines jener „romantischen“ Gemäuer im Überetsch, die um die Jahrhundertwende auf einer Postkarte inmitten blühender Obstbäume präsentiert wurden, ist das auf den ersten Blick wehrhaft wirkende Schloss Gandegg in Eppan. Die vier Eckrundtürme und die teils zinnenbewehrte Umfassungsmauer dienten jedoch weniger der Verteidigung, als vielmehr der Repräsentation adeligen Wohnens.

Als Gandegg Mitte des 16. Jahrhunderts rund um einen älteren Turm in seiner heutigen Form entstand, war nicht mehr die Defension die Maxime des Adelsbaus, sondern vor allem auch Wohnkomfort, wovon etwa verschiedene Renaissance-Elemente Zeugnis ablegen. Blasius Khuen, der den Neubau veranlasste, hatte 1551 das Gericht Altenburg zu Lehen erhalten; Gandegg verblieb mehr als vierhundert Jahre im Eigentum der Khuen, die 1573 in den Freiherren- und 1619 bzw. 1630 in den Reichsgrafenstand erhoben wurden.

Das Schlossarchiv von Gandegg wird am Südtiroler Landesarchiv verwahrt, weitere Khuen’sche Teilarchive auf dem Gandegg benachbarten Sitz Englar und auf Kallmünz in Meran, ein weiterer gewichtiger Bestand findet sich am Mährischen Landesarchiv in Brünn.

Kontakt:
Südtiroler Landesarchiv
Armando-Diaz-Straße 8/B
39100 Bozen
Italien
Tel. +39 0471 411940
Fax +39 0471 411959
landesarchiv@provinz.bz.it

Quelle: Südtiroler Landesarchiv, Archivale des Monats April 2021, 1.4.2021

Stadtarchiv Bielefeld legt Geschäftsbericht 2020 vor

Unter dem Titel „Positionen und Perspektiven“ legte das Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld jetzt seinen Geschäftsbericht für das vergangene Jahr 2020 vor. Im Vorwort der achtseitigen Broschüre legt Stadtarchivdirektor Dr. Jochen Rath einige Besonderheiten des Dienstbetriebes während der Corona-Pandemie dar:

„Geprägt war das Berichtsjahr von Lockdown und Lockerungen: Schließung des Gesamthauses an 39 Tagen, eingeschränkter Bibliotheksleihbetrieb an 28 weiteren Tagen, Homeoffice und Kontaktreduzierung, letzteres auch seitens des Publikums, das persönliche Archivbesuche für den Moment berechtigterweise als verzichtbar erkannte und deshalb vermehrt Recherchen beauftragte.“

Kurz vor dem ersten Lockdown hatte noch am 7. März 2020 der bundesweite „Tag der Archive“, der unter dem vom VdA vorgeschlagenen Obertitel „Kommunikation“ stattfand, im Stadtarchiv mit dem Untertitel „Erzählte Stadtbilder“ durchgeführt werden können. Im Mittelpunkt des Tages standen historische Bilder Bielefelds, wie unten auf dem Motiv einer Postkarte aus dem Jahr 1902 erkennbar. Die kombinierten Archiv-, Bibliotheks- und Magazinführungen konnten 81 Besucherinnen und Besucher am Neumarkt in das historische Bielefeld einführen.

Archivpädagogische Veranstaltungen fanden mit den verfügten Kontaktbeschränkungen ab März 2020 ein vorläufiges Ende. Bis dahin wurden für Studierende der Geschichtsfakultät der Universität Bielefeld sieben Seminare durchgeführt, bei denen es sich zumeist um Leseübungen handgeschriebener Texte aus der NS-Zeit, aber auch um begleitete Tutorien handelte, die sich mit Quellen zu Dimensionen von Ungleichheit vom 18. bis 20. Jahrhundert befassten.

Der monatliche Online-Rückblick in die Bielefelder Stadtgeschichte wurde hingegen auch in Coronazeiten und erneut mit zwölf Monatsartikeln fortgesetzt. Die mit Abbildungen, Quellen- und Literaturhinweisen ausgestatteten neuen Texte decken einen Zeitraum von der Frühen Neuzeit (1520) bis in die Moderne (1990) ab. Seit seinem Start im Januar 2007 verzeichnet der „Historische RückKlick“ insgesamt knapp 1,7 Millionen Seitenaufrufe. Mehr als 117.000 Seitenzugriffe im Jahr 2020 entsprechen nahezu exakt dem Vorjahresniveau.

Die Absage des Deutschen Archivtages in Bielefeld im Oktober 2020 durch den ausrichtenden Fachverband VdA war hingegen ebenso bedauerlich wie verständlich. Der mit etwa 800 Teilnehmenden und damit größte archivische Fachkongress in Mitteleuropa hätte erstmalig in Bielefeld stattfinden sollen. Das Stadtarchiv war an den intensiven Vorbereitungen beteiligt und hatte wie der VdA und andere beteiligte Einrichtungen  bereits viel Arbeit und Leidenschaft in die Kongressorganisation gesteckt. – Archivdirektor Rath resümiert: „Stadtarchiv und Landesgeschichtliche Bibliothek Bielefeld erlebten 2020 ein Ausnahmejahr, das statistisch einen wilden Mix offenbart aus analogen Rückgängen und digitalen Zuwächsen. Beides eröffnet Chancen.“

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Unterbringung der Displaced Persons nach Kriegsende in Lingen (Ems)

Nach dem Zweiten Weltkrieg war eines der drängendsten Probleme die Unterbringung der Displaced Persons, der befreiten ausländischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter. Parallel zur Militärregierung war am 6. April 1945 das Relief Military Government Detachment Nr. 205 (bald abgelöst von Nr. 509) in Lingen eingezogen. Seine Aufgabe war es, die Displaced Persons zunächst in ihren Lagern zu registrieren und langfristig in ihre Heimat zurückzuführen. Unterstützt wurde es dabei von einer französischen Frauenhilfseinheit. Als zentrales DP-Auffanglager wurde die Lingener Artillerie-Kaserne eingerichtet. Wer sich im Juli 1946 noch immer außerhalb eines DP-Lagers aufhielt, verlor seinen Status als Displaced Person. Im Kreis Lingen betraf das immerhin 855 Menschen.


Abb.: Beispiel für einen DP-Ausweis: United Nations Displaced Person/Refugee Identity Card von Johanna Päts, 1948 (Voldemar and Johanna Päts collection, Stanford Libraries)

Die Insassen des Lingener DP-Lagers waren getrennt nach Nationen untergebracht. Zunächst entstanden ein sowjetisches und polnisches Camp, dann ein italienisches. Aber auch Niederländer, Franzosen, Belgier, Spanier, Jugoslawen, Tschechen, Letten, Esten und Rumänen befanden sich in der Kaserne. Noch im Laufe des Aprils 1945 wuchs ihre Zahl auf weit über 2000. Im Mai wurden zudem kurzzeitig über 1000 polnische Juden aus dem KZ Bergen-Belsen aufgenommen. Die Evakuierung der Westeuropäer verlief recht unproblematisch. Schwieriger gestaltete sich die Rückführung der Polen, die in Lingen die größte Gruppe bildeten. Viele von ihnen wollten nicht nach Polen zurück und hofften auf eine Einreise in die USA. Im Laufe des Jahres entwickelte sich das DP-Camp so zu einem rein polnischen Lager mit rund 3500 Insassen.


Abb.: Lager B des „Polnischen Zivillagers Lingen (Stadtarchiv Lingen)

Bis zum Februar 1946 stieg ihre Zahl auf 4400, im März 1947 waren es noch immer 3600.


Abb.: Opuszczasz Polski oboz cywilny w Lingen“ – „Sie verlassen das polnische Zivillager in Lingen (Stadtarchiv Lingen)

Nach einigen Monaten Leerstand wurde die Kaserne dann Anfang 1948 – übrigens gegen den erklärten Willen der Stadt – erneut von Displaced Persons bezogen, diesmal aus Jugoslawien und dem Baltikum. Auch sie strebten fast alle eine Immigration in die USA an.

Im Juli 1945 übernahm die unter dem Dach der Vereinten Nationen stehende UNRRA die Lagerleitung, Ende 1946 dann ihre Nachfolgeorganisation IRO, die schließlich auch die Ausreise in aufnahmewillige Drittstaaten ermöglichte. Ohne die Beteiligung der Displaced Persons selbst war die Organisation des Lagers personell jedoch kaum zu realisieren. So wurde aus der Mitte der Insassen ein Camp Leader bestimmt, der als Mittler zu den Insassen fungieren sollte und zunehmende Verantwortung auf sich vereinte. Auch die einzelnen Kasernenblocks wählten eigene Block Leader. So entwickelte sich das Lager allmählich zu einer mehr oder weniger selbstverwalteten Gemeinschaft mit eigenen Schulen, einer Kirche und zwei Theaterensembles. Ein Ensemble spielte unter Leitung von Leon Schiller, einer der berühmtesten Theaterregisseure Polens.


Abb.: Die Lagerkirche im DP-Camp mit improvisiertem Glockenturm (Stadtarchiv Lingen)


Abb.: Im Innern der Lagerkirche (Stadtarchiv Lingen)

Auch ein einfaches Hospital stand dem Lager zur Verfügung. Dennoch war der Gesundheitszustand der Displaced Persons häufig besorgniserregend. Aus Angst vor Seuchenausbrüchen wurden sie zur Entlausung mit DDT behandelt. Eine vermeintliche Typhusepidemie stellte sich schließlich als Masern heraus. Doch gerade in der Anfangszeit kam es zu vermehrten Todesfällen. Allein zwischen April und August 1945 starben 45 Personen, zwischen Juli 1945 und Februar 1946 62, darunter auch zwanzig Männer, die sich mit selbstgebranntem Alkohol vergiftet hatten. Auch die psychologische Belastung war enorm. Das Lingener Gesundheitsamt bezeichnete ihren Zustand 1950 als psycholabil. Eine psychologische Betreuung fand jedoch nicht statt.

Das Verhältnis zu den Lingenern war schlecht. Persönliche Begegnungen fanden bestenfalls auf dem Schwarzmarkt statt. Vorwürfe wurden laut, die Lingener Fleischereien würden nur noch für das DP-Lager produzieren. Berichte über vereinzelte Delikte unter den Lagerinsassen verdichteten sich bei der Lingener Bevölkerung zu dem Vorurteil, die Displaced Persons seien allgemein Diebe und Gewalttäter. Die Beunruhigung in der Bevölkerung würde solange andauern, so schrieb der Lingener Landrat, wie sich zivile Polen außerhalb des Lagers bewegen dürften. Die Täter-Opfer-Beziehung zwischen den Deutschen und ihren ehemaligen Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen stellte das schlechterdings auf den Kopf. Der Arzt Carl-Ernst Koch vermerkte 1954 über Lingen: „Die deutsche Bevölkerung der Umgebung ist sehr konservativ und verhält sich gleichgültig-passiv gegenüber den Lagerbewohnern. Anerkannt wird ihre sozial einwandfreie Haltung, mißbilligt wird ihre Existenz überhaupt.“

Die Verantwortung über die DP-Lager ging im Juli 1950 auf die Bundesrepublik über. Das einzige noch bestehende DP-Lager des Emslandes war die Lingener Kaserne mit rund 1000 Insassen, die nun vom städtischen Meldeamt erfasst und damit eingemeindet wurden. Sie waren nun zunehmendem Druck ausgesetzt. Niedersachsen verzichtete auf die überfällige Herrichtung der Unterkünfte und forderte stattdessen Nebenkosten für Strom, Gas und Wasser ein. Die Krankenstation und die Schulen des Camps wurden geschlossen und die Gemeinschaftsverpflegung eingestellt. Der Versuch, einen auch Deutschen offenstehenden Lagerkindergarten zu errichten, scheiterte am heftigen Widerstand der Deutschen.

Der Lingener Zentralverband vertriebener Deutscher forderte gar die vollständige Räumung der Kaserne, um hier Vertriebene unterzubringen. 1954 befanden sich noch immer 387 ehemalige Displaced Persons in der Kaserne, meist Alte und Kranke. Die letzten Bewohner wurden 1957 in schlecht eingerichtete Mietwohnungen an der Friedrichstraße und der Heinrichstraße umquartiert. Man brauchte die Kaserne für die Bundeswehr.

Während die meisten Displaced Persons in Lingen auf ihre Heim- oder Weiterreise hofften, erreichten zahlreiche Flüchtlinge und Heimatvertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches die Stadt, um sich hier eine neue Existenz aufzubauen.


Abb.: Verteilung der Flüchtlinge aus Langenbielau auf die Landgemeinden im Kreis Lingen vor 75 Jahren (19. April 1946 (Foto: Axel Wisniewsky)

Darüber berichtete das Emslandmuseum in seiner Serie „75 Jahre Niedersachsen“ am 13.4.2021. Der Beitrag trägt die Überschrift „18. April 1946 – Ankunft eines Flüchtlingstransportes aus Langenbielau (heute Bielawa) in Lingen“. Im Frühjahr 1946 trafen die ersten Transporte in Lingen ein. Zu diesem Zeitpunkt waren alle regulären Unterkünfte im Kreis Lingen bereits mit Flüchtlingen aus Ostpreußen und Pommern überfüllt. Daher mussten die Vertriebenen, zum größten Teil waren es Schlesier, in die Landgemeinden und dort in Privatwohnungen einquartiert werden. Die Einheimischen waren alles andere als begeistert.

Ein Zeitzeuge aus Langenbielau – heute Lingens polnische Partnerstadt Bielawa – berichtet über seine Ankunft in Lingen vor 75 Jahren: „Dann kamen wir also am 18. April in Lingen auf dem Bahnhof an. Da sind wir dann in Lingen auf die Dörfer verteilt worden.“

Nach diesen Sammeltransporten im Frühjahr und Sommer 1946 waren die Aufnahmekapazitäten im Raum Lingen mehr als erschöpft. Selbst Backhäuser und Stallungen auf den Bauernhöfen, Wochenendhäuser und Fischerhütten an der Ems, Wehrmachtsbaracken und frühere Flakstellungen hatte man zu Notwohnungen für die Flüchtlinge umfunktioniert.

Quellen und Literatur:
• Stadtarchiv Lingen, Fotosammlung.
• Stadtarchiv Lingen, Karteisammlung, Nr. 7.
• Kneuper, Richard: 1945. Displaced Persons in Lingen, in: Kivelingszeitung 2017, S. 173-175.
• Lembeck, Andreas: Befreit, aber nicht in Freiheit. Displaced Persons im Emsland 1945-1950 (DIZ-Schriften 10), Bremen 1997.
• Remling, Ludwig: Das Kriegsende 1945 im Raum Lingen (Materialien zur Lingener Geschichte 3), Lingen 1996.
• Schüpp, Heiner: Die politische Entwicklung in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, in: Franke, Werner e.a. (Hg.): Der Landkreis Emsland. Geographie, Geschichte, Gegenwart. Eine Kreisbeschreibung, Meppen 2002.

Kontakt:
Stadtarchiv Lingen (Ems)
Baccumer Straße 22
49808 Lingen (Ems)
Tel.: 0591 / 91671-11
stadtarchiv@lingen.de

Quelle: Stadtarchiv Lingen (Ems), Archivalie des Monats April 2021, 6.4.2021; Emslandmuseum, „75 Jahre Niedersachsen“, 13.04.2021

Flugschau am Segelflugplatz bei Giggenhausen (1977)

Im neuesten „Archivstück des Monats“ des Stadtarchivs Freising thematisiert Stadthistoriker und Stadtarchivar Florian Notter den ehemaligen Segelflugplatz „Lange Haken“ bei Giggenhausen, der bis zur Inbetriebnahme des Münchner Flughafens 1992 existierte. Florian Notter geht auf die Geschichte des Platzes im Freisinger Moos ein, die bis in die frühen 1960er Jahre zurückreicht und blickt außerdem auf die beliebten Flugschauen zurück, die auf dem Flugplatz regelmäßig veranstaltet wurden.

Als im Mai 1992 im Erdinger Moos der neue Münchner Flughafen eröffnet wurde, musste auf der anderen Seite der Isar, im Freisinger Moos, ein beliebter Segelflugplatz schließen. Knapp drei Jahrzehnte lang waren hier Luftsportbegeisterte aus Freising und der gesamten Region München zum Flugtraining, zur Ausbildung, zu Wettbewerben oder Flugvorführungen zusammengekommen.


Abb.: Der Segelflugplatz „Lange Haken“, um 1980 (Stadtarchiv Freising)

Die Anfänge des Segelflugplatzes „Lange Haken“, dessen Name sich von einer historischen Flurbezeichnung ableitete, gehen auf die frühen 1960er Jahre zurück. Die Mitglieder des „Luftsportvereins Freising e.V.“ waren damals auf der Suche nach einem Gelände, das sich für die Anlage eines Segelflugplatzes eignete. Zu diesem Zweck hatte der 1951 gegründete Verein bislang eine Wiese bei Pulling genutzt, die von der Fabrikantenfamilie Schlüter zur Verfügung gestellt worden war. Durch den konstanten Zustrom an Segelflugsportlern reichten die Kapazitäten dieses Platzes letztlich nicht mehr aus.

Zur gleichen Zeit war auch der „Aero-Club München“ gezwungen, seinen Segelflugplatz in Fröttmaning aufzugeben und sich um eine Alternative zu bemühen. Tatsächlich zeitigte die Ausschau nach einem Grundstück wie auch nach politischen Unterstützern bald Erfolge: Bezüglich des Standorts fokussierte man ein Areal an der Moosach, zwischen den Dörfern Giggenhausen und Pulling; wegen der Aufwinde, die durch die nahen Tertiärhügel gegeben waren, schien die Lage für die Segelfliegerei hier ideal.

Einen einflussreichen Förderer fand der Luftsportverein im damaligen Freisinger Landrat (und späteren Justizminister) Philipp Held. Zu den tatkräftigen Initiatoren auf Seiten des Luftsportvereins gehörten seinerzeit der Rechtsanwalt Ludwig Huber-Wilhelm, der Lehrer Rudolf Braun und der Arzt Gerhard Völlinger. Bereits 1961 konnten die ersten Grundstückskäufe getätigt werden. 1963 folgte der Bau der 600 Quadratmeter großen Flugzeughalle im Nordosteck des Areals, nahe der Zufahrtsstraße beziehungsweise der Moosach. Die feierliche Einweihung des Flugplatzes fand am 28. Juli desselben Jahres statt.

In den 29 Jahren seines Bestehens war „Lange Haken“ immer auch ein Ort, der in großer Zahl interessierte Laien anzog. Neben den gewöhnlichen Flugtrainings, die man mitverfolgen konnte, organisierte der Luftsportverein seit den 1970er Jahren mehrmals öffentliche „Flugtage“ – große Volksfeste mit Flugshoweinlagen und kulinarischen Angeboten. Der dritte „Großflugtag“ auf „Lange Haken“ wurde am 18. September 1977 veranstaltet und damit das 25-jährige Bestehen des Luftsportvereins Freising gefeiert (korrekterweise hätte die Feier ein Jahr früher stattfinden müssen). Von diesem Ereignis hat sich im Stadtarchiv Freising ein Plakat erhalten.


Abb.: Plakat für den „Freisinger Großflugtag“ am 18. September 1977 (Stadtarchiv Freising)

Das Programm war gespickt mit größeren und kleineren Attraktionen: verschiedene Flugshows, Fallschirmspringen, Ballonfahrten, eine Flugzeugtaufe und ein Hallenfest mit Tanz. Wie in der Ausgabe vom 20. September 1977 der Freisinger Neuesten Nachrichten berichtet wurde, wohnten dem Ereignis trotz niedriger Temperaturen und häufigen Regenschauern etwa 2.500 Besucherinnen und Besucher bei. Wie aus dem Bericht weiter hervorgeht, war das Ende des Segelflugplatzes, das durch den geplanten Münchner Flughafen unweigerlich drohte, damals bereits ein Thema.


Abb.: Der Segelflugplatz „Lange Haken“ aus der Luft, um 1980. Der Platz liegt relativ mittig zwischen Giggenhausen und Pulling. An der auffallend länglichen Flur kann man den Standort auch heute noch gut lokalisieren (Archiv des Luftsportvereins Beilngries).

Während der Segelflugplatz „Lange Haken“ seit 1992 Geschichte ist, gibt es den traditionsreichen Luftsportverein Freising noch immer, heute allerdings unter dem Namen „Luftsportverein Beilngries e.V.“. – Hier konnte 1994 ein neuer Segelflugplatz bezogen werden.

QUELLEN:

Stadtarchiv Freising, Plakatsammlung.Ebd., Zeitungssammlung, Freisinger Neueste Nachrichten, 20.09.1977; Freisinger Tagblatt 19.07.1963, 28.07.1963, 20.09.1977; Freisinger Zeitung, 29./30.06.1963. Vereinsarchiv Luftsportverein Beilngries e.V. (vormals Luftsportverein Freising), Festschrift „25 Jahre Luftsportverein Freising“.

Kontakt:
Stadtarchiv Freising
Florian Notter, M.A.
Major-Braun-Weg 12
85354 Freising
Tel.: 08161 / 54-44710
Fax: 08161 / 54-54700
stadtarchiv@freising.de

Quelle: Florian Notter, Stadtarchiv Freising, Archivstück des Monats April 2021; Stadt Freising, Aktuelles, 06.04.2021

Stadtarchiv Gladbeck mit neuer Leitung

Christian Schemmert ist seit dem 22.3.2021 neuer Leiter des Archivs im Gladbecker Rathaus. Der 38-jährige Essener tritt die Nachfolge von Katrin Bürgel an, die Anfang Februar zum Stadtarchiv Kleve wechselte. Bürgermeisterin Bettina Weist zeigt sich erfreut darüber, dass das historische „Gedächtnis“ der Stadt nach nur wenigen Wochen der Vakanz in neue Hände gegeben werden konnte: „Mit Christian Schemmert haben wir einen jungen, aber dennoch erfahrenen Historiker und Archivwissenschaftler gewinnen können. Das Stadtarchiv ist die zentrale Stelle für alle Fragen zur Gladbecker Stadtgeschichte und steht jedermann offen – umso wichtiger ist es, die Angebote zu unserer Vergangenheit zukunftsfähig aufzustellen.“


Abb.: Bürgermeisterin Bettina Weist und der neue Gladbecker Stadtarchiv Christian Schemmert (Foto: Stadt Gladbeck)

Der neue Gladbecker Stadtarchivar freut sich auf die abwechslungsreiche und vielseitige Aufgabe und darauf, mit den Gladbeckerinnen und Gladbeckern über die Geschichte ihrer Stadt ins Gespräch zu kommen. „Dabei sind unterschiedliche Vermittlungsformen denkbar. Klassisch gedacht durch Ausstellungen, Pressemitteilungen, Vorträge, Tage der offenen Tür oder Führungen – aber auch neue Ansätze der Geschichtsvermittlung wird es geben“, erläutert der Historiker. Er sieht das Stadtarchiv als eine attraktive Bildungs- und Kultureinrichtung mit einem vielseitigen Dienstleistungsangebot.

Dabei möchte der Archivleiter besonders die jüngere Zielgruppe der Schülerinnen und Schüler ansprechen, um die Identifikation mit der eigenen Stadt gemeinsam mit den Lehrkräften zu stärken. „Das verstehe ich durchaus als Demokratieauftrag. Denn nur wer sich für seine Umgebung interessiert, setzt sich heute oder später auch für sie ein“, weiß der 38-Jährige, der den verantwortungsvollen Auftrag gerne annimmt, für die künftigen Generationen eine aussagekräftige Dokumentation zur Geschichte der Stadt zu schaffen. Dabei legt der Historiker vor dem Hintergrund der fortschreitenden Digitalisierung der Stadtverwaltung auch einen Schwerpunkt darauf, neben den analogen auch die digitalen Serviceangebote des Archivs für Bürger und Verwaltung schrittweise zu erweitern und verfügbar zu machen. „Digitalisierung umfasst zweierlei Ansätze: Erstens die technische Maßnahme zum Informationserhalt historisch oder rechtlich bedeutsamer Unterlagen, bei denen ansonsten, bei drohendem Papierzerfall, ein Informationsverlust der Originalquellen droht. Zweitens trägt Digitalisierung dazu bei, dass der Zugang zu den Quellen der Stadtgeschichte für Nutzer erleichtert wird, was das Serviceangebot des Stadtarchivs steigert“, erklärt Christian Schemmert.

Sein Master-Studium der Geschichtswissenschaft absolvierte der Historiker an der Universität Bielefeld, sein postgraduales Masterstudium der Archivwissenschaft später berufsbegleitend an der Fachhochschule Potsdam. Sein dreijähriges wissenschaftliches Volontariat führte ihn in das Solinger Stadtarchiv, zuvor war er bereits im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn als Sachbearbeiter tätig. Der Hobbyfußballer und Fahrrad-Fan kennt zudem den Kreis Recklinghausen und das Ruhrgebiet gut: Der 38-Jährige kommt ursprünglich aus Haltern am See. „Tatsächlich bringe ich zu diesem Teil des Ruhrgebiets eine gewisse Verbundenheit mit, da in erster Linie meine Familie und viele meiner Freunde hier leben. Manche Ecke übt natürlich ihre eigene Faszination aus, wo ich mich nicht nur als Historiker frage, wo im Zeitalter von Kohle und Stahl eigentlich die Grenzen des Eingriffs in die Natur verliefen, wie die Menschen mit diesen Zumutungen der Moderne umgegangen sind, was da für Spannungen und Konflikte im Gemeinwesen auszuhalten waren. Am Beispiel der Stadtwerdung Gladbecks werden mir solche Themen demnächst von Berufs wegen begegnen“, sagt der Archivleiter. Um das alles besser einordnen und sich orientieren zu können, plant der 38-Jährige zunächst, die Stadt auf eigene Faust zu erkunden – am besten mit dem Rad.

Kontakt:
Stadtarchiv Gladbeck
Neues Rathaus
Willy-Brandt-Platz 2
45964 Gladbeck
Tel.: 02043/ 99-2700 oder 02043/ 99-2028 (Historisches Archiv)
02043/ 99-2545 (Bauakteneinsichten)
Fax: 02043/ 99-1417
stadtarchiv@stadt-gladbeck.de

Quelle: Stadt Gladbeck, Pressemitteilung, 12.4.2021