Historisches im virtuellen Lesesaal des Stadtarchivs Münster

Aufbau eines „Scan-on-demand“-Services

Auch Bibliotheken und Archive bekommen die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren. Das Stadtarchiv Münster macht da keine Ausnahme. Ein guter Grund, sich um Fördermittel aus dem Förderprogramm „WissensWandel“ zu bewerben, das Teil des Rettungs- und Zukunftsprogramms „Neustart Kultur“ des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) ist. Erfolgreich, wie die Bewilligung von 45.000 Euro aus dem Projekt „Digitalize it! Einführung eines virtuellen Lesesaals (inklusive Scan-on-Demand-Dienst)“ zeigt.

Abb.: Projektförderer des Münsteraner Scan-on-Demand-Services

Das Geld wird jetzt in die digitale Weiterentwicklung des Serviceangebots investiert. Ein Spezialscanner und studentische Hilfskräfte, die die geplante Digitalisierung auf Bestellung und technische Arbeiten im nächsten halben Jahr unterstützen, können davon bezahlt werden. Die vor Corona übliche Beratung im Lesesaal wird ins Internet verlagert. Eine Projektkraft verfasst Erläuterungstexte zu historischen Quellengruppen und beantwortet Fragen.

„Unsere Idee ist es, Archivalien gezielt nach den Wünschen der Nutzerinnen und Nutzer zu digitalisieren und online zu stellen“, beschreibt der Leiter des Stadtarchivs Münster, Dr. Peter Worm, die angestrebte Realisierung des Scan-on-Demand-Dienstes mit dem Ziel, gewünschtes Archivgut einfacher und bestenfalls digital zur Verfügung zu stellen.

Wie läuft nun der Scan-on-Demand-Dienst ab? Nutzerinnen und Nutzer finden zum Beispiel in den Online-Findbüchern eine Akte, die sie einsehen möchten, und teilen dem Stadtarchiv diesen Wunsch per E-Mail, Telefon oder Brief mit. Bevor das Scanteam loslegen kann, wird geprüft, ob rechtliche Hindernisse (Schutzfristen oder Urheberrecht) gegen eine Online-Stellung sprechen. Rund die Hälfte der im Stadtarchiv verwahrten Bestände unterliegt keinen solchen Einschränkungen. Ist das Archivgut gemeinfrei, kommen Archivalienscanner zum Einsatz, die auch die empfindlichsten Schriftstücke schonend digitalisieren.


Abb.: An einem Scan-Arbeitsplatz digitalisiert eine Mitarbeiterin des Stadtarchivs Münster ein historisches Dokument. (Foto: Stadtarchiv Münster)

Für die Digitalisierung von Archivgut, das gemeinfrei ist und somit online gestellt werden kann, fallen während der Projektlaufzeit keine Kosten an. Geplant ist eine rasche Bearbeitung aller Digitalisierungsaufträge möglichst innerhalb einer Woche. Sobald ein Archivale online steht, erhält der / die Anfragende eine E-Mail. Die digitalen Archivalien werden über den DFG-Viewer als Standardviewer im Portal „Archive in NRW“ genutzt. Die Bilder des Archivguts werden hier in ihrem inhaltlichen Zusammenhang präsentiert. Der DFG-Viewer erlaubt das komfortable Vergrößern und Verkleinern der Ansicht, das Drehen und Blättern in den digitalisierten Akten. Über die Druckfunktion des Browsers ist es möglich, Bilder und -ausschnitte passgenau auszugeben.

Die Digitalisierung des gesamten Archivgutes steht nicht auf der Agenda. „Das würde geschätzt rund fünf Millionen Euro kosten und viele Terrabyte an Daten unnötig erzeugen“, winkt der Leiter des Stadtarchivs ab. Zumal für aktuelle Forschungsthemen immer nur ein kleiner Teil der Unterlagen benötigt wird.

Das Münsteraner Stadtarchiv verwahrt schriftliche Unterlagen von Rat und Stadtverwaltung aus den vergangenen 800 Jahren und macht sie Interessierten zugänglich. Bisher wurden 219 Findbücher online durchsucht, in denen mehr als 93.000 Akten, Urkunden, Karten und Fotos aufgeführt sind. Wer die sehen wollte, musste bisher in den Lesesaal des Archivs in der Speicherstadt kommen. Mit dem Projekt „Digitalize it!“ sollen Wege verkürzt werden.

Der Startschuss des Scan-on-Demand-Projektes erfolgt voraussichtlich am 1. Mai und endet am 31. August 2021. Ab sofort können bereits Digitalisierungswünsche an das Stadtarchiv geschickt werden. Wer die Digitalisierung einer Akte oder einer Urkunde bestellen möchte, kann eine E-Mail unter Angabe von Bestand und Signatur senden oder die Bestellfunktion im Archivportal NRW.Archive nutzen. Der Zusatz „Digitalisierungswunsch“ sollte dabei jeweils angegeben werden.

Im Rahmen des Projekts digitalisierte Archivalien und die quellenkundlichen Beiträge bleiben dauerhaft online abrufbar. Der neue Scan-on-Demand-Service soll möglichst nach Projektende ab September 2021 fortgesetzt werden. Bei guter Nachfrage und positivem Feedback will sich das Stadtarchiv Münster für eine Verstetigung des Service einsetzen.

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: 02 51 / 4 92-47 01
Fax: 02 51 / 4 92-77 27
archiv@stadt-muenster.de

Quelle: Stadt Münster, Pressemeldung, 10.03.2021; Stadtarchiv Münster, Service & Angebote, Aufbau eines „Scan-on-demand“-Services

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