Land Hessen fördert Kommunalen Archivverbund Hersfeld-Rotenburg

Wie der Landkreis Hersfeld-Rotenburg und seine Kommunen mit der Corona-Pandemie umgegangen sind, wird auch in 100 Jahren noch viele Menschen interessieren, schätzt Kreisarchivar Dr. Sebastian Kraffzig. Gemeinsam mit seinem Team hütet er das kulturelle, wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Erbe des Kreises. Um die eigene Historie zu wahren, hat sich der Landkreis Hersfeld-Rotenburg in einem hessenweit einmaligen Projekt mit 15 kreisangehörigen Kommunen zusammengeschlossen. Das Land Hessen fördert den neu gegründeten Kommunalen Archivverbund Hersfeld-Rotenburg (KAV) nun mit 100.000 Euro.

Der hessische Innenminister Peter Beuth hat den Bewilligungsbescheid Mitte Dezember 2020 per Videokonferenz symbolisch an Landrat Dr. Michael Koch übergeben. Beuth sagte: „Durch Kooperationen können Gemeinden und Kommunen ihre Verwaltungsarbeit bündeln und damit wesentlich effizienter gestalten. Das spart Kosten und erhöht den regionalen Zusammenhalt.“

Abb.: Bescheidübergabe in Corona-Zeiten: Hessens Innenminister Peter Beuth war am 16.12.2020 digital zugeschaltet, um die Landesförderung und herzliche Glückwünsche an Landrat Dr. Michael Koch (rechts), Kreisarchivar Dr. Sebastian Kraffzig (links) und Harald Preßmann, Sprecher der Bürgermeister im Kreis zu übergeben. (Foto: Landkreis Hersfeld-Rotenburg)

Der Sprecher der Bürgermeister im Landkreis, Harald Preßmann, sagte: „Die Zusammenarbeit zwischen den Kommunen und dem Landkreis klappt auf vielen Ebenen hervorragend. Indem auch hier eng zusammengearbeitet wird, geraten mitunter bedeutsame historische Dokumente nicht in Vergessenheit.“

In engem Austausch mit den Partnern aus Alheim, Bad Hersfeld, Breitenbach am Herzberg, Friedewald, Hauneck, Haunetal, Hohenroda, Ludwigsau, Heringen, Kirchheim, Nentershausen, Neuenstein, Philippsthal, Ronshausen und Schenklengsfeld sichten die Mitarbeitenden des Kreisarchivs sämtliche Altbestände geschlossener Akten und streben eine schnellstmögliche Archivierung dieser an. „Bevor Unterlagen vernichtet werden, müssen sie dem Kreisarchiv vorgelegt werden. Wir beurteilen dann, ob sie historisch relevant sind. In der Regel werden zwischen fünf und zehn Prozent der Unterlagen aufgehoben. Wir räumen in den Registraturen also ordentlich auf“, sagt Sebastian Kraffzig. Die Arbeit des Kommunalen Archivverbunds beschreibt er so: „Wir sind wie reisende Archivarinnen und Archivare. Wir rücken in die Gemeinden aus, arbeiten dort mit Städte- und Gemeindeverwaltungen zusammen und verbringen viel Zeit in Kellern und Räumen voll mit alten Akten.“ Einige Unterlagen blieben teils viele Jahre unberührt.

Während das Kreisarchiv Zeit für die Archivierung und Digitalisierung von Akten und Dokumenten aufbringt, verbleibt das Archivgut weiterhin in Besitz der Kommunen und wird dort dezentral gelagert. Landrat Dr. Michael Koch betonte die Vorteile des Archivverbunds: „Unsere Kreisverwaltung nimmt den Kommunen nun auch im Archivwesen einen Berg von Arbeit ab. Durch den Verbund können Kosten gespart werden und die Archivierung erfolgt unter Aufsicht ausgebildeter Fachkräfte. Wir zeigen einmal mehr, dass sich interkommunale Zusammenarbeit bezahlt macht.“ Das interkommunale Kreisarchiv Nordhessen zwischen den Landkreisen Hersfeld-Rotenburg, Schwalm-Eder und dem Vogelsbergkreis wurde schon Anfang 2019 vom Bund der Steuerzahler mit dem „Spar Euro“ ausgezeichnet. „Diesen Ansatz setzen wir jetzt durch die Zusammenarbeit mit den Gemeinden fort“, freute sich Landrat Koch.

Mit den Fördermitteln des Landes soll die Arbeit des Kreisarchivs ausgeweitet werden. Sebastian Kraffzig geht davon aus, dass die Sichtung aller Akten, Dokumente und Unterlagen in den beteiligten Kommunen sowie deren Aufarbeitung viel Zeit kosten wird. „Doch der Einsatz lohnt sich“, sagt er. „Es geht darum, etwas für die Nachwelt festzuhalten – am besten für immer.“

Kontakt:
Interkommunales Kreisarchiv
Landkreis Hersfeld-Rotenburg
Wilhelm-Wever-Straße 1
36251 Bad Hersfeld
Telefon: 06621/87-1700
Telefax: 06621/8757-1700
archiv@hef-rof.de

Quelle: Landkreis Hersfeld-Rotenburg, Newsletter, 17.12.2020

Historisches Archiv Köln weitgehend fertiggestellt

Gebäudetechnik geht nach und nach in Betrieb – Schlussabnahmen folgen.

Rund elf Jahre nach dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln in der Kölner Südstadt ist der Neubau am Eifelwall für das Historische Archiv und das Rheinische Bildarchiv wie vorgesehen weitgehend fertiggestellt. Um die nächsten Schritte vorbereiten zu können hat in dieser Woche zwischen der städtischen Gebäudewirtschaft und den künftigen Nutzern eine Begehung der Räumlichkeiten stattgefunden. Anhang eines so genannten „Raumbuchs“, in dem die Flächen, Räume und technischen Sonderanforderungen für ein solch spezielles Gebäude beschrieben sind, erfolgten die Absprachen vor Ort.

Abb.: Neubauentwurf Architekten Waechter & Waechter (Stadt Köln)

Die Gebäudetechnik wird nun nach und nach in Betrieb genommen und einreguliert, so dass für einen technischen Nutzungsbeginn im Frühjahr 2021 insbesondere die verschiedenen Raumklimazonen hergestellt sind. Nach der baulichen Fertigstellung müssen dann noch die Übergabe des Gebäudes und die notwendigen Bauabnahmen erfolgen. Der genaue Bezugstermin für das neue Gebäude wird noch festgelegt.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker:

Planerisch wie baulich wurde hier Großartiges realisiert. Entstanden ist Europas modernstes kommunales Archiv mit einer Gebäudetechnik, wie sie so noch nie entwickelt und verbaut wurde. Mit der gemeinsamen Nutzung dieses hochmodernen Gebäudes durch das Historische Archiv und das Rheinische Bildarchiv verfügen wir künftig über einen großartigen Archivkomplex mit europaweiter Ausstrahlung. Nun kann die städtische Archivwelt nach Jahren des Wartens und der Ungewissheit endlich einen mutigen Blick in die Zukunft werfen.
Bei dem Neubau für das Historische Archiv und das Rheinische Bildarchiv handelt sich um ein technisch äußerst anspruchsvolles Gebäude mit sehr hohen Anforderungen an die Klimastabilität, die die empfindlichen Archivalien benötigen. Das Gebäude verfügt mit einem Eisspeicher, einer so genannten „Hüllflächentemperierung“ für den Magazinbaukörper, sowie Geothermie und Photovoltaik über ein komplexes Energiekonzept, das auch von der Fachwelt interessiert verfolgt wird.

Planung und Bau
Der architektonische Entwurf stammt aus dem Büro „Waechter + Waechter Architekten Darmstadt“. Dieses konnte sich in einem Wettbewerb, für den nationale und internationale Architektenteams im Juni 2011 insgesamt 40 Entwürfe eingereicht hatten, durchsetzen. Entsprechend des Siegerentwurfs „umarmt“ eine dreigeschossige Mantelbebauung die Archivalien aus dem langgestreckten Schutzbau, auch „Schatzhaus“ genannt. In einer „ruhigen, zeitlos unaufgeregten Architektursprache“ erhebt sich der fensterlose „auratische Block der Magazine im Schatzhaus“.

Die Höhe der Mantelbebauung mit drei Geschossen bleibt unter den Traufhöhen der bestehenden Bebauung mit vier bis fünf Wohngeschossen am Eifelwall. Rundum zeigt sich das Stadtarchiv mit einer belebten Fassade aus in der Sonne schimmernder Baubronze. Das „Schatzhaus“ überragt seiner Bedeutung entsprechend die Mantelbebauung um drei Geschosse und soll damit auch in der Fernwirkung sichtbar sein. Die Höhe des eingestellten Baukörpers entspricht den Firsthöhen der Bestandsbauten an der Ecke Luxemburger Straße. Da der Baukörper von allen Seiten stark eingerückt ist, korrespondiert die Höhe städtebaulich mit den Zielen des Masterplans. Die Mantelbebauung öffnet sich nach Nordwesten mit der Stirnseite zur Luxemburger Straße. Die Gebäudekante folgt bewusst nicht der Straßenkante, um eine asymmetrische Aufweitung des Straßenraums zu erreichen.

Abb.: Lesesaal des neuen Historischen Archivs der Stadt Köln (Foto: Martina Goyert, Stadt Köln – Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)

Zwischen dem Magazin/Schatzbau und dem umlaufenden „Schutzmantel“ sind ein quadratischer und ein längs gerichteter Innenhof eingeschnitten. Das Grün der angrenzenden Parklandschaft kann so im Innenbereich fortgeführt werden. Die Erschließungsflächen im Innern mit Blick auf das Grün werden natürlich belichtet. Unmittelbar an das Magazin grenzen längsseitig im Nordosten Labore und Werkstätten für das Historische Archiv und das Rheinische Bildarchiv an. Nach Südwesten liegen ebenfalls längsseitig, zum Park ausgerichtet, die Verwaltungsflächen.

Äußere Erschließung
Der Haupteingang liegt mit seinem angemessen großzügigen Vorbereich an der Luxemburger Straße. Von hier betritt der Besucher den Kopfbau und befindet sich in einem lichtdurchfluteten Foyer mit Blick in den Innenhof und vertikal in den Lesesaal. Die gesamte Struktur des Gebäudes ist von hier aus leicht zu erkennen. Für die Mitarbeitenden sind am Eifelwall Eingänge vorgesehen, die jeweils übersichtlich in das Ringsystem der inneren Erschließung münden. Nach Süden zum Park sind die erforderlichen Notausgänge angeordnet. Die Anlieferung erfolgt an der Südostecke vom hier gelegenen Parkplatz, die gemeinsame Zufahrt wird vom Eifelwall erschlossen.

Innere Erschließung
Der Bau gliedert sich in den externen, öffentlich zugänglichen Bereich des Kopfbaus und den internen Bereich für die Magazine sowie die Mantelbebauung mit Büros und Werkstätten. Die Orientierung im Inneren wird durch die Einblicke in die verschieden großen Innenhöfe gewährleistet, das horizontale Wegesystem ist so leicht erfassbar. An den Kreuzungspunkten ist die weitere Erschließung mit Treppen und Aufzügen übersichtlich angeordnet.

Öffentlicher Bereich: Foyer I/Veranstaltungen
Der Besuchereingang und der Ausstellungsraum öffnen sich großzügig und schwellenlos zum Vorplatz. Der Ausstellungsraum kann – je nach Ausstellungskonzept – schaufensterartig vom Vorplatz eingesehen werden und verleiht so der Bedeutung des Gebäudes als Bürgerarchiv Ausdruck. In Eingangsnähe ist die Nutzergarderobe in Verbindung mit der Funktion als Windfang angeordnet. Das hieran anschließende Foyer erstreckt sich entlang der Innenhoffassade, der Blick schweift von hier in den kontemplativen, begrünten Innenhof und auf das Gegenüber des Magazinbaus. Jenseits des Innenhofs öffnet sich der Ausstellungsraum auf ganzer Länge zum Foyer hin, Ausstellungen können so einladend inszeniert werden. Durch den dreigeschossigen Luftraum entlang der Innenhoffassade ist das Foyer räumlich mit dem Lesesaal im ersten Obergeschoss verknüpft, den der Besucher auf kürzestem Wege über eine einladende Freitreppe erreicht.

Abb.: Lesesaal des neuen Historischen Archivs der Stadt Köln (Foto: Martina Goyert, Stadt Köln – Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)

Öffentlicher Bereich: Lesesaal
Im ersten Obergeschoss ist der gemeinsame Lesesaal beider Archive angeordnet. Direkt am Eingang wird der Besucher von der Aufsicht empfangen. Von dort ist auch der gesamte Lesesaal gut einsehbar. Die Arbeitstische und Lesetische sind für eine optimale Belichtung an der Nordfassade angesiedelt. Der Freihandbereich und Karteischränke des Rheinischen Bildarchivs sind in raumhohen Regalen in der Mittelzone vorgesehen. Die Regale bilden atmosphärisch und akustisch eine Filterzone zum Luftraum der Halle. Zum Park sind räumlich getrennt die Gruppenarbeitsräume angeordnet. Die Herausgabe von Archivalien aus den verschiedenen Magazinen des Archivbaus erfolgt auf sehr kurzen Wegen.

Teilöffentliche und nichtöffentliche Bereiche: Werkstätten/Verwaltung/Anlieferung
Sämtliche Archivflächen sind im Magazinbau (Schatzhaus) untergebracht. Die Magazinräume erstrecken sich über alle Geschosse vom Untergeschoss bis in das fünfte Obergeschoss und werden zweibündig über eine mittige Erschließungsachse mit Anbindung an den zentralen Lastenaufzug erschlossen. Diese Anordnung ermöglicht es, das natürliche Kältepotential des Erdreichs zur passiven Kühlung im Sommer optimal zu nutzen.

Die Werkstätten mit größerer Raumtiefe sind nach Nordosten zum Eifelwall und nach Südosten zum Parkplatz angeordnet. Nach Südwesten zum Grünbereich liegen die Verwaltungsräume. Alle Restaurierungswerkstätten des Historischen Archivs können im zweiten Obergeschoss auf einer Ebene mit den Büros der Restauratoren angesiedelt werden, während die Werkstätten und Fotolabore des Rheinischen Bildarchivs im ersten Obergeschoss nahe der eigenen Verwaltung und Magazine gelegen sind.

Der zweigeschossige Anlieferungsbereich grenzt direkt an den Werkstattbereich an, so dass Archivgut und Arbeitsmaterial nach eventueller Zwischenlagerung und entsprechender Bearbeitung in die Werkstätten und Magazinräume transportiert werden kann.

Architektonische Gestaltung: Fassade
Das städtebauliche Konzept mit einem mantelartigen Schutzbau um die zu schützenden Archivalien wird durch die allseits umlaufenden Fassaden unterstützt. Die transparenten Fassaden des Mantelbaus mit der davor angeordneten feingliedrigen Fassadenstruktur aus Baubronze nehmen die in der Umgebung vorhandenen Proportionen auf. Zugleich öffnet sich das Gebäude als Bürgerarchiv freundlich, schaufensterartig in die Straßenräume und Grünräume. Einblicke und Ausblicke tragen zur Belebung des öffentlichen Raums bei.

Tiefe, außenseitig vor die Fassaden gehängte Lamellen aus brünierter Baubronze bilden eine feingliedrige „brise Soleil“. Das etwa 80 Zentimeter tiefe starre Sonnenschutzsystem wirkt so als feststehender Sonnenschutz, der direkte Sonneneinstrahlung weitgehend verhindert und damit das direkte Sonnenlicht in den Werkstatträumen und Büroräumen erheblich reduziert. Zugleich werden durch die Transparenz der Fassade eine hohe Lichtqualität am Arbeitsplatz erzielt und so die Zeiten für Kunstlichtzuschaltung gering gehalten.

Die geplante Fassadenkonstruktion ermöglicht es somit, die hohen Anforderungen an das Raumklima einzuhalten und den haustechnischen Aufwand zu reduzieren. Sie ist damit im besten Sinn nachhaltig und wirtschaftlich. Durch ihre tiefen Laibungen wird ein schönes und ständig wechselndes Licht- und Schattenspiel erreicht. Die transparent gestaltete Fassade wirkt je nach Blickwinkel völlig unterschiedlich, offen und geschlossen zugleich. So wird auch den hohen energetischen aber auch den konservatorischen Anforderungen entsprochen. Durch die changierende Farbigkeit der Baubronze wird zudem eine lebendige und mit schöner Patina alternde Anmutung erzielt. Die Fassade verkörpert so nach außen den Anspruch und das Selbstverständnis des Stadtarchivs als Speicher und Schatzhaus der Geschichte und als einladender, anziehender Mittelpunkt der Geschichtsvermittlung und des Geschichtsaustauschs.

Architektonische Gestaltung: Innenbereich
Die öffentlichen Bereiche im Erdgeschoss sowie der Lesesaal im ersten Obergeschoss mit ihren Holzverkleidungen aus weiß geölter Douglasie sind freundlich und einladend, vermitteln jedoch auch die notwendige Ruhe. Die geplanten Oberflächen Holz und Sichtbeton sind bestens geeignet, die hohen Anforderungen an Raumakustik und Klima zu erfüllen. Der intime, galerieartig im ersten Obergeschoss gelegene Lesesaal mit den Leseplätzen und Arbeitsplätzen und die offenen Räume der Ausstellung und des Eingangsbereichs – hier stehen Dichte und Weite in einem spannungsvollen Verhältnis. Durch die differenzierten und wohl gestalteten Raumsequenzen entsteht eine offene und abwechslungsreiche Arbeitsumgebung mit „fließenden“ Räumen, die zugleich auch eine Abgrenzung der verschiedenen Funktionen ermöglicht. Die Sichtbeziehungen im Erdgeschoss tragen zu einer Atmosphäre von Offenheit und Kommunikation bei, die vielfältigen Ausblicke aus dem Lesesaal bilden den Rahmen für das konzentrierte Arbeiten an den Lesetischen.

Vergangenheit und Zukunft
Beim Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln am 3. März 2009 befanden sich rund 27 laufende Kilometer Akten, etwa 62.000 Urkunden, etwa 329.000 Karten, Pläne und Plakate, etwa 500.000 Fotos sowie annähernd 2.500 Tonträger und Videos im Archiv. In der mit Unterbrechungen rund zweieinhalb Jahre dauernden Bergungsphase wurden 95 Prozent davon geborgen. Zu diesem Erfolg haben sowohl die Akuthilfe der Hilfsorganisationen, freiwillige Helfer, der Bau des Bergungsbauwerkes und insbesondere die Bereitschaft anderer Archive in der Bundesrepublik beigetragen, Bestände, die nicht in Köln untergebracht werden konnten, aufzunehmen.

Am Eifelwall werden auf einer Gesamtfläche von etwa 22.584 Quadratmetern rund 50 Regalkilometer und 460 Planschränke für das Archivgut zur Verfügung stehen. Das Rheinische Bildarchiv verfügt über weitere rund 2,2 Regalkilometer Lagerfläche. Der Neubau bietet gleichzeitig rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hochfunktionale Arbeitsplätze. Im Lesesaal stehen 45 Plätze für die Arbeit mit Archivgut zur Verfügung. Die Planungskosten und Baukosten betragen vorbehaltlich der noch ausstehenden Schlussrechnungen für die abschließende Kostenfeststellung aktuell rund 90 Millionen Euro.

Zahlen und Daten

Grundstücksfläche: rund 9.250 Quadratmeter
Bruttogrundfläche: rund 22.584 Quadratmeter, davon 10.600 Quadratmeter für Schatzhaus/Magazin
Nutzfläche insgesamt: rund 14.493 Quadratmeter, davon 8.800 Quadratmeter für Schatzhaus/Magazin
Bruttorauminhalt: rund 81.500 Kubikmeter
Raumprogramm: Foyer, Ausstellungsraum, Vortragsraum, Lesesaal (öffentlicher Bereich); Büros/Verwaltung (bedingt öffentlicher Bereich) und Magazine, Anlieferung, Werkstätten/Labore (nichtöffentlicher Bereich).

Kontakt:
Historisches Archiv der Stadt Köln
Brabanter Straße 2-4, 50674 Köln
Postfach 10 35 64, 50475 Köln
Voranmeldung Lesesaal: 0221 / 221-23669

Quelle: Stadt Köln, Pressemitteilung, 20.12.2020

ARCHIV-info 2/2020

Das Mitteilungsblatt „ARCHIV-info“ des Archivs des Deutschen Museums zu Neuerwerbungen, Projekten und Beständen erscheint zweimal im Jahr. Das jetzt erschienene Heft Nr. 2/2020 (21. Jahrgang) von ARCHIV-info stellte u.a. Überlegungen zu einer klar umrissenen Sammlungsstrategie des  Archiv des Deutschen Museums vor.

Die Leitung des Archivs durchforstet u.a. im Laufe eines Jahres zahlreiche Antiquariats- und Auktionskataloge. Nicht selten werden über 100 000 Nummern pro Jahr gesichtet und auf Relevanz geprüft. Letztlich werden auf dem Markt zwischen 40 und 80 Archivalien angekauft: Handschriften, Manuskripte, Einzelfotografien und Fotoalben, Karten, Plakate und v.a. zahlreiche Firmenschriften. Jeder Ankauf will gut überlegt und begründet sein. Natürlich stellt sich dabei immer wieder die Frage, ob die Relation zwischen Aufwand und Ertrag zu rechtfertigen ist. Die Praxis hat das Archiv des Deutschen Museums in den letzten Jahren in dieser Art der Sammlungstätigkeit bestärkt. So konnte bei verschiedenen, teilweise ein Jahrzehnt auseinanderliegenden Auktionen ein Teilnachlass des Physikers Karl Ramsauer (1879-1955) mit Briefkonvoluten seines Doktorvaters Philipp Lenard erworben werden. Aus mehreren Ankäufen von Astronomenbriefen ergab sich, dass alle dem Nachlass des Krakauer Wissenschaftlers Maximilian Ritter von Weisse (1798-1863) zuzuordnen waren. Auch der Sammlungsschwerpunkt „Wissenschaftliche Fotografie“ konnte durch Ankäufe ausgebaut werden. Und nicht zuletzt ist der Firmenschriftenbestand durch gezielte Einzelerwerbungen gewachsen.

Alle Beiträge in von ARCHIV-info 2/2020 stehen im Download der Zeitschrift bereit.

Kontakt:
Deutsches Museum
Archiv
80306 München
Tel.: (089)  2179 220
Fax: (089)  2179 465
archiv@deutsches-museum.de

Der Worpsweder Fotograf Dodenhoff 1942 in Krakau

Topographie des Terrors zeigt Ausstellung „Der kalte Blick“.

Im Oktober 2020 wurde im Dokumentationszentrum „Topographie des Terrors“ in Berlin die Ausstellung „Der kalte Blick. Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów“ eröffnet. Die Ausstellung zeigt Bilder der Menschen in dem 1941 von der deutschen Zivilverwaltung eingerichteten jüdischen Ghetto Tarnów in Polen resp. in dem von den deutschen Besatzern eingerichteten „Generalgouvernement„. Die beiden Kuratoren der Berliner Sonderausstellung, die noch bis zum 11.4.2021 gezeigt wird, sind im Rahmen ihrer Recherchen auf das Kreisarchiv Osterholz gestoßen, um sich zum Fotobestand des bekannten Worpsweder Fotografen Rudolf Dodenhoff (1917-1992) zu erkundigen. Dieser soll maßgeblich an der Erstellung der damaligen Bilder beteiligt gewesen sein. Daraufhin begann das Kreisarchiv die Geschichte Dodenhoffs weiter aufzuarbeiten.


Abb.: Ausstellung „Der kalte Blick. Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów” (Foto: Johanna Wensch / Stiftung Topographie des Terrors). Die anthropometrischen Bilder, die Rudolf Dodenhoff 1942 in Tarnów anfertigte, sind in der Ausstellung bewusst so platziert, dass Besucher sie nicht frontal einsehen können.

Rudolf Dodenhoff, der in Worpswede geboren wurde, war Inhaber eines bekannten Fotogeschäfts im Künstlerdorf. Im Jahr 1992 verstarb er in Worpswede. Sein Fotoatelier übernahm im Jahr 1999 der Fotograf Dieter Weiser, der den Fotobestand wiederum 2016 an den Landkreis verkaufte. Der sehr umfangreiche Bestand wird seitdem vom Kreisarchiv Osterholz systematisch aufgearbeitet und verzeichnet. Einige spannende Geschichten sind dabei bereits ans Licht gekommen, zum Beispiel die Fotografen-Tätigkeit der zweiten Ehefrau Dodenhoffs, Ruth Dodenhoff (1923-2018).

Abb.: Der Osterholzer Landrat Bernd Lütjen und die Archivleiterin Gabriele Jannowitz-Heumann stellten die Fotos von Ruth Dodenhoff vor, 2018 (Foto: Landkreis Osterholz)

Um die Fotos Rudolf Dodenhoffs den verschiedenen Zeitepochen und Themen richtig zuordnen zu können und damit auch wissenswerte Erkenntnisse für die Berliner Ausstellung zu sammeln, bedurfte es einer historischen Recherche. Hinlänglich bekannt sind die Worpsweder Landschaftsfotos Dodenhoffs, teilweise in Farbe, da er das erste Farbfotolabor in Norddeutschland betrieb. Doch was hatte ihn im Jahr 1942 nach Krakau geführt und was war dort seine Aufgabe? Anlässlich der Ausstellung in Berlin recherchierte die Osterholzer Kreisarchivarin Gabriele Jannowitz-Heumann weiter.

Rudolf Dodenhoff kam im Jahr 1936 zum Reichsarbeitsdient nach Rotenburg. Dort zog er sich eine schwere Lungenverletzung zu und verbrachte lange Zeit im St. Jürgen Hospital in Bremen. Danach war er nicht mehr „kriegsverwendungsfähig“. Im Jahr 1939 ging er nach München an die bekannte Staatliche Lehranstalt für Fototechnik und machte dort 1941 seinen Abschluss als Fotograf. Viele der Absolventen, wie beispielsweise Peter von Zahn, gingen als Fotoberichterstatter an die Front. Das war für Dodenhoff nicht möglich. Da er kein NSDAP-Mitglied war, gab es eine Beurteilung von der Reichskulturkammer (Gaupresseamt), dass er zwar nicht in der Partei sei, doch politische oder sonstige Bedenken gegen ihn nicht bestünden, und so wurde er als Schriftleiter ins deutsch besetzte Krakau geschickt. Dort arbeitete er in der „Zentralstelle für Film und Bild“ für die Zeitschrift „Das Generalgouvernement“. Aufgabe der Zeitschrift war die Verbreitung des Deutschtums.


Abb.: Ausstellung „Der kalte Blick. Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów“ (Foto: Stiftung Topographie des Terrors)

Darüber hinaus wurde Dodenhoff eine Sonderaufgabe übertragen. Im Zuge der rassehygienischen Untersuchungen bekamen zwei Wissenschaftlerinnen – die Anthropologinnen Dr. Dora Kahlich-Könner (1905-1970) und Dr. Elisabeth Fliethmann (1915-1987) – vom Naturhistorischen Museum Wien, die Aufgabe, Menschen im jüdischen Ghetto Tarnów gemäß rassehygienischen Vorschriften zu fotografieren und zu untersuchen. Den beiden Frauen wurde Dodenhoff als Fotograf zugeteilt. Seine Aufgabe war es, die jüdischen Männer in typischen Kopfstellungen zu fotografieren. Elisabeth Fliethmann hatte im Mai 1942, wie das Osterholzer Kreisblatt bemerkt, in einem Zwischenbericht in der Publikation „Deutsche Forschung im Osten“ berichtet: „Außerdem wurden von jeder Person vier Kopfaufnahmen und drei Ganzkörpernacktaufnahmen gemacht. Die Aufnahmen wurden mit der freundlichen Genehmigung des Leiters der Zentralstelle für Film und Bild im Generalgouvernement, Herrn Homann, von Herrn Dodenhoff gemacht, wofür ich beiden Herren unseren besten Dank ausspreche. Die Ganzkörperaufnahmen der Frauen machte ich (Fliethmann) selbst.“

Die Frauen sollen hingegen von den Wissenschaftlerinnen selbst fotografiert worden sein, die zudem die Nacktaufnahmen angefertigt haben sollen. Die entwickelten Filme hatte Dodenhoff an die Wissenschaftlerin Dr. Fliethmann abzugeben, die, wie sie es nannte das „Judenmaterial“, gemeinsam mit Dr. Kahlich-Könner auswertete. Am 6.9.1942 schrieb Dr. Fliethmann: „Vom künstlerischen Standpunkt aus sind die Fotos sehr gut. Noch dazu hat der gute Dodenhoff uns tatsächlich einen Beweis für seine Eignung zum Festhalten der Gesichtsausdrücke geliefert. Unsere Hilfskraft und die eine Bettlerin sind wunderbar.“ Die Hilfskraft war Maria Bozena Romanowski, eine polnische Fotolaborantin, die Dodenhoff kurze Zeit später in Worpswede heiratete.

Der heutige Fotobestand Dodenhoffs im Kreisarchiv Osterholz enthält keine Porträtaufnahmen aus dem Jüdischen Ghetto Tarnów für die rassehygienischen Untersuchungen. Den Machern der Berliner Ausstellung um die Kuratorin Dr. Margit Berner (Naturhistorisches Museum Wien) konnten damit keine dieser Bilder zur Verfügung gestellt werden. Ob Dodenhoff seinen Nachlass tatsächlich gereinigt hat, wie im Katalog zur Ausstellung zu lesen, kann nur vermutet, aber nicht bewiesen werden. Es bestehen allerdings mehrere Bilder von jüdischen Menschen aus Tarnow, gestempelt mit „Zentralstelle für Film und Bild Krakau“, wie beispielsweise die Aufnahme der polnischen Fotolaborantin, die auch den Kuratoren zur Verfügung gestellt worden sind.

Das Osterholzer Kreisarchiv bereitet zur Aufarbeitung der Geschichte Dodenhoffs einen Vortrag vor, der im kommenden Jahr 2021 vorgestellt werden soll.

Info:
Der kalte Blick – Letzte Bilder jüdischer Familien aus dem Ghetto von Tarnów /
The Cold Eye – Final Pictures of Jewish Families from the Tarnów Ghetto
Ein Begleitkatalog zur gleichnamigen Ausstellung (deutsch/englisch), hg. v. Naturhistorisches Museum Wien, vertreten durch: Dr. Katrin Vohland, Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, vertreten durch: Uwe Neumärker, Stiftung Topographie des Terrors, vertreten durch: Dr. Andrea Riedle,
Berlin 2014, 272 S., ISBN 978-3-941772-48-9; 18,00 €

Margit Berner:
Letzte Bilder. Die „rassenkundliche” Untersuchung jüdischer Familien im Ghetto Tarnów 1942 /
Final Pictures. The 1942 „Race Study“ of Jewish Families in the Tarnów Ghetto
hg. von / published by Stiftung Topographie des Terrors, vertreten durch / represented by Dr. Andrea Riedle, Hentrich & Hentrich (Topographie des Terrors Notizen Visuell 3),
Berlin 2020, 292 S., Broschur, ISBN 978-3-941772-47-2; 22,00 €
Als Hardcover im Buchhandel erhältlich (ISBN 978-3-95565-407-8).

Kontakt:
Kreisarchiv Osterholz
Am Barkhof 10a
27711 Osterholz-Scharmbeck
Telefon: 04791 930-2260
Fax: 04791 930-2298
kreisarchiv@landkreis-osterholz.de

Stiftung Topographie des Terrors
Niederkirchnerstraße 8
10963 Berlin
Telefon: 030 254509-0
Fax: 030 254509-99
info@topographie.de
www.topographie.de

Quelle: Landkreis Osterholz, Meldung, 20.11.2020; Osterholzer Kreisblatt, 7.12.2020

Einblicke in die Ansichten von Münsters Ex-Uni-Rektor Aloys Meister

Neuer Band dokumentiert Ansichten des Historikers zum Ersten Weltkrieg und der Weimarer Republik.

Was dachte der Rektor der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) über den Ersten Weltkrieg, die anschließende November-Revolution und die Gründung der Weimarer Republik? Gedanken zu diesen Themen hielt der Historiker Aloys Meister (1866-1925), der von 1911 bis 1912 Rektor der WWU war, in seinem Tagebuch über die Jahre 1918/1919 fest, das Prof. Dr. Wilfried Reininghaus kommentiert und ediert hat. Gemeinsam mit Dr. Sabine Happ, Leiterin des Universitätsarchivs Münster, übergab er den Band 15 der „Veröffentlichungen des Universitätsarchivs“ jetzt an den aktuellen WWU-Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels.

Abb.:Dr. Sabine Happ und Prof. Dr. Wilfried Reininghaus (M.) übergaben eine Edition des Tagebuchs von Aloys Meister an Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels (Foto: Peter Leßmann, WWU).

„Das Tagebuch liefert wichtige Einblicke in die politischen Ansichten von Aloys Meister und hilft dabei, die Ereignisse der damaligen Zeit aus unterschiedlichen Perspektiven nachzuvollziehen“, betonte der Historiker Wilfried Reininghaus, der von 2004 bis 2013 Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen und von 2003 bis 2018 Vorsitzender der Historischen Kommission für Westfalen war. Den gleichen Posten in der Historischen Kommission bekleidete Aloys Meister von 1914 bis zu seinem Tod im Jahr 1925.

Der 1866 geborene Aloys Meister war lange vom Sieg der Deutschen im Ersten Weltkrieg überzeugt. Er hielt bis zuletzt an Kaiser Wilhelm II. fest und brachte für den politischen Wandel und die Demokratie kein Verständnis auf. Das Tagebuch nutzte er als Ventil, um seiner Verärgerung Ausdruck zu verleihen. Seine monarchistische, imperialistische und antidemokratische Haltung tat er darin ungeschminkt kund. Teile seines persönlichen und wissenschaftlichen Nachlasses werden im Universitätsarchiv der WWU verwahrt, dessen erster Leiter er ab 1912 bis zu seinem Tod war. Neben seiner Tätigkeit im Archiv war auch die Zeitungswissenschaft ein Schwerpunkt seiner Arbeit, die später in der Einrichtung des Zeitungswissenschaftlichen Instituts mündete. Noch heute existiert es als Institut für Kommunikationswissenschaft an der WWU.

Info:
Wilfried Reininghaus:
Aloys Meister: Tagebuch 1918/1919
(Veröffentlichungen des Universitätsarchivs, 15)
Umfang 108 Seiten
ISBN 978-3-402-15899-9
Preis 32,00 €

Kontakt:
Universitätsarchiv der WWU Münster
Leonardo-Campus 21
48149 Münster
Tel: +49 (0) 251 83-32099
uni-archiv@uni-muenster.de

Quelle: WWU Münster, Pressemitteilung, 7.12.2020

Kriegsopfer in und aus Limburg im Zweiten Weltkrieg

4. Band zur Geschichte der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn veröffentlicht.

Vor über 80 Jahren begann der Zweite Weltkrieg, der am 8. Mai 1945 mit der Kapitulation des nationalsozialistischen Deutschlands endete. Adolf Morlang, ein ausgewiesener Kenner der Regionalgeschichte im Raum Limburg/Diez, hat sich mit den Gefallenen des 2. Weltkriegs aus und in Limburg sowie mit den Opfern des Bombenkrieges in der Stadt befasst. Dabei betrachtete er nicht die Einzelschicksale, sondern nahm eine statistische Auswertung vor, die es erlaubt, das menschliche Leid zu erkennen, dass der von deutschem Boden ausgegangene Krieg über die Bevölkerung vor Ort brachte.

Abb.: Adolf Morlang widmet sich in seinem Beitrag zur Geschichte der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn den Kriegsopfern in und aus der Stadt (Foto: Stadt Limburg)

Auch ging Morlang der Frage nach, wie viele auswärtige Soldaten bei den Kämpfen im März 1945 (Einnahme der Stadt durch amerikanische Soldaten) umkamen oder durch Bombentreffer im Kriegsgefangenenlager STALAG XII A in der Gemarkung Freiendiez Opfer wurden, wobei das Ziel des Abwurfs nicht das Lager war, sondern die Bahnanlagen und das Bahnwerk in Limburg. Der Autor befasst sich mit den Toten aus und in der Limburger Kernstadt, ebenso aber auch mit den Opfern in den heutigen Stadtteilen sowie aus Brechen. Ein umfangreicher Bildteil rundet das Werk ab.

In der Reihe des Limburger Stadtarchivs „Beiträge zur Geschichte der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn“ sind zuvor folgende Bände erschienen:

  • Limburg im Fluss der Zeit. Schlaglichter aus 1100 Jahren Stadtgeschichte. Limburg 2010 (Beiträge zur Geschichte der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn 1), ISBN 978-3-936162-08-0, 29 Euro
  • Limburg im Fluss der Zeit 2. Vorträge zur Stadtgeschichte. Limburg 2013 (Beiträge zur Geschichte der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn 2), ISBN 978-3-936162-10-3, 19 Euro
  • Auf ein frohes Wiedersehen im Himmel. Die Feldpostbriefe und Karten des Limburgers Johann Rieth aus dem Ersten Weltkrieg. Limburg 2019 (Beiträge zur Geschichte der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn 3), ISBN 978-3-936162-13-4, 19 Euro

Info:
„Heimatfront“ und Fronteinsatz – Kriegsopfer in und aus Limburg im 2. Weltkrieg“ von Adolf Morlang als vierter Band der Beiträge zur Geschichte der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn ist erhältlich im Stadtarchiv Limburg a.d. Lahn und im Buchhandel (ISBN 978-3-036162-15-8) zum Preis von 9 Euro

Kontakt:
Stadtarchiv Limburg a. d. Lahn
Mühlberg 3
65549 Limburg
Tel. 06431/203-368
christoph.waldecker@stadt.limburg.de

Quelle: Stadt Limburg a.d. Lahn, Pressemitteilung, 2.12.2020

Wechsel in der Leitung der Abteilung Osnabrück des Nds. Landesarchivs

Am 30.11.2020 trat die Osnabrücker Archivdirektorin Dr. Birgit Kehne in den Ruhestand. Die Präsidentin des Niedersächsischen Landesarchivs Dr. Sabine Graf verabschiedete die Leiterin der Abteilung Osnabrück des Niedersächsischen Landesarchivs aus dem aktiven Berufsleben. „Mit der Pensionierung von Dr. Birgit Kehne verlieren wir eine hoch geachtete Archivarin und überaus verlässliche Abteilungsleiterin“, erklärte Graf bei Aushändigung der Entlassungsurkunde. „Ihre archivische Kompetenz, ihr Augenmaß, ihre Überzeugungskraft und ihr offenes und verbindliches Wesen werden uns fehlen.“

Abb.: Dr. Birgit Kehne (links), die bisherige Leiterin der Abteilung Osnabrück des Niedersächsischen Landesarchivs, und Dr. Sabine Graf, die Präsidentin des Niedersächsischen Landesarchivs (Foto: NLA)

Birgit Kehne wurde 1990 mit einer philologischen Dissertation über die deutsche Tierdichtung an der Universität Göttingen promoviert und trat 1991 in den niedersächsischen Archivdienst ein. Nach dem Archivreferendariat wurde sie zunächst Referentin am damaligen Hauptstaatsarchiv in Hannover. 1997 wechselte sie in die Niedersächsische Staatskanzlei und nahm als stellvertretende Leitung des Referats für „Zentrale Aufgaben der Staatsarchivverwaltung“ übergreifende archivfachliche Aufgaben wahr. Dabei lag ein besonderer Schwerpunkt auf der Konzeption von Archivierungsmodellen für massenhaft gleichförmige Akten. Zudem beackerte sie das mit großen Herausforderungen für die Archive verbundene Aufgabenfeld der elektronischen Archivierung. Im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit leistete sie bei der Einrichtung des ersten Internet-Auftritts der niedersächsischen Archivverwaltung Pionierarbeit. 2002 übernahm sie die Leitung des Staatsarchivs Osnabrück, das seit 2005 zum Niedersächsischen Landesarchiv gehört.

Mit ihrem kommunikativen und freundlichen Wesen gelang es ihr, in Stadt und Region Fuß zu fassen, Verständnis für die archivischen Belange zu wecken und das Archiv in seinem regionalen Zuständigkeitsbereich weithin zu vernetzen. In ihre Amtszeit fällt die Entwicklung archivischer Kooperationen mit der Stadt und dem Landkreis Osnabrück sowie der Universität und der Hochschule in Osnabrück, aber auch die Umgestaltung des Lesesaals zu einem transparenten und einladenden Benutzungsbereich. Neben ihren fachlichen Aufgaben im eigenen Haus ließ es sich Birgit Kehne nicht nehmen, an abteilungsübergreifenden Projekten des Niedersächsischen Landesarchiv maßgeblich mitzuwirken. Über viele Jahre gab sie als Ausbildungsleiterin ihr breites Wissen mit großem pädagogischem Geschick an die niedersächsischen Inspektoranwärter*innen und Referendar*innen weiter. Auch die Zusammenarbeit mit den kommunalen Archiven war ihr wichtig. Von 1997 bis 2020 gehörte sie dem Redaktionsteam der „Archiv-Nachrichten Niedersachsen“ an, einer gemeinsam mit der kommunalen Archivorganisation ANKA (seit 2015 VNA) herausgegebenen Zeitschrift über das niedersächsische Archivwesen.

Im Wirkungskreis des Osnabrücker Archivs, der sich über Stadt- und Landkreis Osnabrück und die Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim erstreckt, förderte sie die Geschichtsforschung durch eigene Veröffentlichungen und hohes Engagement bei der Emsländischen Landschaft, beim Landschaftsverband Osnabrücker Land und grenzüberschreitend im Deutsch-Niederländischen Arbeitskreis für Adelsgeschichte. Besonders hervorzuheben ist ihre ehrenamtliche Tätigkeit für den Verein für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück, dessen Vorsitz sie seit 2003 innehat.

„Mit der Pensionierung von Frau Dr. Kehne geht eine sehr erfolgreiche Ära der Osnabrücker Abteilung des NLA zu Ende“, so die Präsidentin Dr. Sabine Graf, „umso mehr freue ich mich, dass wir mit Dr. Thomas Brakmann einen hochkompetenten Nachfolger gefunden haben“.

Abb.: Die bisherige Osnabrücker Abteilungsleiterin Dr. Birgit Kehne und ihr Nachfolger Dr. Thomas Brakmann (Foto: NLA)

Herr Dr. Brakmann hat nach dem Studium in Trier, Dublin und Münster und der Promotion in Geschichte 2006 das Archivreferendariat beim Landesarchiv Nordrhein-Westfalen absolviert. Aufgrund seines weiteren beruflichen Werdegangs im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen und im Staatsarchiv Hamburg sowie im Kreiszentralarchiv Warendorf verfügte Thomas Brakmann über vielfältige Erfahrungen und Kenntnisse, als er 2017 die stellvertretende Leitung im Niedersächsischen Landesarchiv Abteilung Osnabrück übernahm. Während einer viermonatigen Abordnung an die Niedersächsische Staatskanzlei erarbeitete er in dem für das Archivwesen zuständigen Referat Fach-Konzepte für das Niedersächsische Landesarchiv. Thomas Brakmann ist mit Stadt und Region beruflich und persönlich eng verbunden. Mit seinem breiten Erfahrungsspektrum warten auf ihn als neuen Abteilungsleiter in den kommenden Jahren vielfältige Aufgaben und Herausforderungen.

Die Verabschiedung mit gleichzeitiger Stabsübergabe an den Nachfolger fand Corona-bedingt in kleiner Runde statt. Eine feierliche Veranstaltung soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

Kontakt:
Niedersächsisches Landesarchiv – Abteilung Osnabrück
Schloßstraße 29
49074 Osnabrück
Telefon: (0541) 33162-0
Fax: (0541) 33162-62
Osnabrueck@nla.niedersachsen.de

Quelle: Niedersächsisches Landesarchiv, Presseinfo, 26.11.2020