20 Jahre ARCHIV-info

Schon im 20. Jahrgang erscheint die Informationsbroschüre des Archivs des Deutschen Museums „ARCHIV-info“. Das Heft berichtet regelmäßig über Neuerwerbungen, Projekte, Drittelmittelanträge, Findbücher und Publikationen aus oder mit Beständen des Archivs. Seit Jahren werden in einem größeren Artikel einzelne Bestandsgruppen oder Spezialthemen vorgestellt, zu denen das Archiv ein großes Forschungspotenzial bietet.

So werden im eben erschienenen Heft passend zum 50-jährigen Jubiläum der Mondlandung ausgewählte Quellen zum Thema „Erforschung des Monds“ präsentiert. Unter den Neuerwerbungen ist besonders der Nachlass des Nobelpreisträgers für Physik Rudolf Mößbauer (1929-2011) hervorzuheben, der durch seine Forschungen zur rückstoßfreien Resonanzabsorption von Gammastrahlung und später zu Neutrinos bekannt wurde. Von großer Bedeutung ist auch der Nachlass von Robert Lusser (1899-1969), der als „Vater“ der fliegenden Bombe V1 gilt. Weitere Neuerwerbungen sind Aufnahmen des Werksfotografen bei der Firma Junkers, Fritz Dunker (1891-1971), die Sammlung des Freiberger Professors Helmuth Albrecht zur Laserphysik und ein bemerkenswertes Porträt von Michael von Sager, dem Initiator der Baufirma Sager & Woerner. Schließlich hat sich das Archiv des Deutschen Museums als eines von wenigen Archiven auch an dem von der Kulturstiftung des Bundes geförderten Kultur-Hackathon Coding da Vinci 2019 beteiligt.

Dass Archiv und Forschung im Selbstverständnis des Münchner Archivs originär zusammengehören, zeigt die Anfang April 2019 im Deutschen Museum organisierte Tagung „Logik und Lücke„, die im Rahmen des Forschungsverbunds „Authentizität“ der Leibniz-Gemeinschaft veranstaltet wurde. Zahlreiche Wissenschaftler/-innen und Archivar/-innen beteiligten sich an der spannenden Konferenz, die mit neuen Schwerpunkten weitergeführt werden soll.

Das aktuelle Heft ARCHIV-info ist – ebenso wie die früheren Ausgaben – auf der Webseite des Archivs des Deutschen Museums abrufbar: http://www.deutsches-museum.de/archiv/veroeffentlichungen/archiv-info/. Interessenten können die Druckausgabe von ARCHIV-info im Sekretariat des Archivs abonnieren (archiv@deutsches-museum.de).

(Wilhelm Füßl)

Kontakt:
Deutsches Museum
Archiv
80306 München
Tel.: (089)  2179 220
Fax: (089)  2179 465
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www.deutsches-museum.de/archiv

Deutsches Archiv für Theaterpädagogik verabschiedet seine Gründerin und Leiterin

Prof. Dr. Marianne Streisand tritt am 1. September in den Ruhestand

Seit dem 1.10.2003 ist Marianne Streisand Professorin für Angewandte Theaterwissenschaft am Institut für Theaterpädagogik der Hochschule Osnabrück, Fakultät Management, Kultur und Technik in Lingen. Die in Berlin ausgebildete Germanistin und Theaterwissenschaftlerin gründete 2007 das Deutsche Archiv für Theaterpädagogik (DATP), als dessen Wissenschaftliche Leiterin sie seither zugleich fungiert. Der Studiengang Theaterpädagogik ist am Campus Lingen der Hochschule Osnabrück erst 1998 eingeführt worden.

Das Deutsche Archiv für Theaterpädagogik dient der Information, der Dokumentation und der Forschung zur Geschichte und Gegenwart der Theaterpädagogik. Es sichert als archivwürdig bewertete Dokumente aus der jüngeren und älteren Geschichte des Fachs als Schriftgut, Ton-, Bild- und Filmdokument sowie elektronisch gespeicherte Information und stellt sie für Forschung, Lehre, künstlerische Praxis und Öffentlichkeitsarbeit bereit.

Im Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung erläutert Marianne Streisand die kulturelle Bedeutung der Archivbestände. Deren Umfang beträgt mehr als 250 Regalmeter an Materialien aus der relativ jungen Geschichte der Theaterpädagogik. Der Archivbestand des DATP umfasse derzeit 26 Sammlungen. Das Archiv sammelt inter- und transdisziplinäre Fundstücke von verschiedenen geographischen und historischen Fundorten. Methodologisch geht es davon aus, dass die Geschichte der Theaterpädagogik keine lineare Entwicklung aufweist, sondern sich aus den Tätigkeiten unzähliger Personen an unterschiedlichen Orten zu verschiedenen Zeiten zusammensetzt. Schwerpunkt der Sammlungen des DATP, in dem seit 2007 Bernd Oevermann als Wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig ist, bildet dabei die Geschichte der Theaterpädagogik in den deutschsprachigen Ländern von 1945 bis in die Gegenwart.

In erster Linie wird das in der Öffentlichkeit und auch in der Archivszene recht unbekannte Archiv für zahlreiche Bachelor-Arbeiten und Dissertationen genutzt. Zuwächse erhält das Deutsche Archiv für Theaterpädagogik insbesondere durch Vorlassgeber. Dadurch hätten die Nutzer des Archivs, bei denen es sich vorrangig um Studierende und Wissenschaftler handele, zudem den Vorteil, mit diesen ins Gespräch zu kommen. Dafür würden unter anderem „Erzählcafés“ angeboten, so Streisand gegenüber der NOZ, die sich derzeit intensiv mit der Suche nach einer engagierten Nachfolgerin, einem engagierten Nachfolger für ihre Aufgabe beschäftigt.

Kontakt:
Deutsches Archiv für Theaterpädagogik
Baccumer Str. 3
49808 Lingen/ Ems
Tel.: 0591/80098-428
datp@hs-osnabrueck.de
www.archiv-datp.de

Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung, 24.7.2019

Wirkung des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944 auf die Bevölkerung – Ein Einzelfall aus Niedersachsen

Aus den Magazinen des Niedersächsischen Landesarchivs

In seiner monatlichen Serie zur Präsentation eigener Archivalien im Internet widmet sich das Niedersächsische Landesarchiv im Juli 2019 dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944: Zu Recht stehen Protagonisten des Attentats auf Hitler in diesen Tagen im Mittelpunkt des Interesses. Unter ihnen auch der ehemalige Wolfenbütteler Lehrer Werner Schrader (1895-1944), der mit anderen den Sprengstoff für Claus Schenk Graf von Stauffenberg lieferte und dafür mit dem Leben bezahlte.

Die Wirkung des Attentats und seine Wirkung auf die Bevölkerung vor 75 Jahren scheint dagegen bisher wenig untersucht worden zu sein. Was dachte der „Normalbürger“, Frauen und Männer, über die Verschwörer des 20. Juli und die Folgen ihrer Tat im Sommer/Herbst 1944? Tatsächlich scheint die Spurensuche hier schwierig zu sein. In den inzwischen gut erschlossenen Wiedergutmachungs- und Entnazifizierungsakten des Niedersächsischen Landesarchivs stößt man jenseits der am Attentat Beteiligten kaum auf Hinweise. Doch nicht alle schwiegen, wie der Fall von Rudolf Modrow aus Watenstedt bei Helmstedt zeigt.

Abb.: NSDAP-Parteiausschluss von Rudolf Modrow 1944 (Signatur: NLA WO 4 NDS. ZG. 2003/022 Nr. 3620)

Im Oktober 1944 führte er mit dem Landwirt Almstedt – in Hörweite anderer – ein Gespräch über die Folgen des Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944. Dabei kritisierte Modrow laut Zeugenaussagen vor allem die Hinrichtung erfahrener hoher Offiziere mit dem Argument, dass die Wehrmacht diese Strategen für die Kriegsführung dringend nötig gehabt hätte – insbesondere Generalfeldmarschall von Witzleben. Almstedt ergänzte, dass er einen Rücktritt Hitlers danach für wünschenswert gehalten hätte. Auf den ersten Blick wirken diese Äußerungen recht harmlos. Keiner von beiden bejahte das Attentat ausdrücklich. Auf den zweiten stand aber hier durchaus mehr im Raum: Generäle waren für die beiden Männer in der Endphase des Krieges offenbar wichtiger als Hitler. Gegen Widerstand, aber eben auch nur bei offen geäußerten Zweifeln an Hitlers Kriegsführung reagierte das NS-Regime unter dem Begriff „Wehrkraftzersetzung“ gnadenlos.

Überraschend wurde in diesem Fall jedoch mit zweierlei Maß gemessen. Almstedt kam nach wenigen Tagen wieder auf freien Fuß. Modrow dagegen saß ein halbes Jahr in Untersuchungshaft, erst bei der Gestapo, dann im Braunschweiger Gefängnis Rennelberg. Offensichtlich wog schwerer, dass er Mitglied der NSDAP war, aus der er bereits am 1. November 1944 ausgeschlossen wurde. Sein Prozess sollte am 11. April 1945 in Braunschweig stattfinden. Dazu kam es nicht, weil die Alliierten genau an diesem Tag vor der Stadt standen. Modrow kam frei.

LinkAus den Magazinen des Landesarchivs

Kontakt:
Niedersächsisches Landesarchiv
Am Archiv 1
30169 Hannover
Tel.: (+49) 511 120 66 01
Fax: (+49) 511 120 66 39
poststelle@nla.niedersachsen.de

50 Jahre Kreisarchiv Kleve

Papier ist geduldig, heißt es. Und manche meinen auch, Akten und altes Schriftgut seien staubtrocken und langweilig. Wer das denkt, dem empfiehlt der zuständige Landrat einen Besuch im Kreisarchiv Kleve, das in Geldern seinen Sitz hat. So vieles gibt es dort zu entdecken: Siegel bis zurück ins 14. Jahrhundert, die digital angesehen werden können, Fotosammlungen, Porträts und Gemäldeabbildungen aus vielen Jahrhunderten, Tagebücher mit Kriegsschicksalen, Propaganda-Material aus den Weltkriegen, alte Landkarten, in denen statt Uedem noch Üdem steht, Unterlagen zum Bau des Kernkraftwerks in Kalkar, außerdem Familienchroniken, Geschichten alter Höfe und bekannter Häuser und nicht zuletzt auch von Grafen, Königen und Kaisern.

Abb.: Kreisarchivarin Dr. Beate Sturm und Landrat Wolfgang Spreen im Lesesaal des Kreisarchivs vor einer Landkarte aus dem Jahr 1958 (Foto: Kreis Kleve)

Aus Anlass seines 50-jährigen Bestehens hat das Kreisarchiv Kleve nun eine 185 Seiten starke Broschüre herausgegeben, in der diese und noch viele andere Archivbestände kurz beschrieben sind. Wer hier fragt oder sucht, der findet, denn alle Archivalien sind genau verzeichnet und selbst wenn man nach Stichworten sucht, kann man unermesslich tief in die Geschichte eintauchen. „Für manche unserer Besucherinnen und Besucher ist unser Lesesaal wie ein zweites Zuhause“, beschreibt Kreisarchivarin, Dr. Beate Sturm, ihren Eindruck.

„Es gibt so viel zu entdecken in den vergangenen Jahrhunderten Kreisgeschichte“, ergänzt sie. Tatsächlich finden auch junge Menschen den Weg in das Archiv in Geldern. „Einige Schulen haben Bildungspartnerschaften mit dem Kreisarchiv. Sie recherchieren hier nach geschichtlichen Themen, suchen nach Hintergründen und entdecken oft weit mehr interessante Zusammenhänge, als gedacht. Sie sind wirklich fasziniert und kommen auch außerhalb der Schulzeiten zu uns in den Lesesaal“, freut sich Dr. Beate Sturm.

Im Kreisarchiv Kleve gehört auch die Digitalisierung von Archivgut zu den Schwerpunktthemen. Riesige Landkarten werden mit einem speziellen Verfahren digitalisiert und bleiben so für viele weitere Generationen lesbar. Mikrofilme von Kreistagsentscheidungen werden sogar im Barbarastollen bei Freiburg im Breisgau aufbewahrt und zwar so sicher, dass sie nach heutigem Maßstab sogar Kriegswirren überstehen sollen.

„Das Kreisarchiv wurde zum 1. August 1969 gegründet und feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Neben der amtlichen Überlieferung wichtiger Dokumente aus der Kreisverwaltung beherbergt das Kreisarchiv umfangreiche Sammlungen, die die Geschichte unserer Region facettenreich überliefern. Für Biografie- und Familienforscher, für Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler und andere historisch Interessierte bietet das Kreisarchiv zur Erforschung der abwechslungsreichen und interessanten Geschichte unserer Region viele Informationen und Hintergründe. Die Bestände des Kreisarchivs bieten Raum für vielfältige und tiefgründige Fragestellungen“, fasst Landrat Wolfgang Spreen zusammen.

Die Beständeübersicht ist im Kreisarchiv des Kreises Kleve zu den Öffnungszeiten erhältlich. – Der Kreis Kleve dankt der Archivberatungsstelle des Landschaftsverbands Rheinland für die fachliche und finanzielle Unterstützung der Beständeübersicht. „Ich bin dankbar für den engen Austausch zu archivfachlichen Themen und die gute Zusammenarbeit mit der Archivberatungsstelle“, so Dr. Sturm. Wer das Kreisarchiv oder die Magazinräume besuchen möchte, kann sich gerne mit dem Kreisarchiv in Verbindung setzen.

Kontakt:
Kreisarchiv Kleve
Boeckelter Weg 2
47608 Geldern
Tel.: 02821 85-814
kreisarchiv@kreis-kleve.de

Quelle: Kreis Kleve, Pressemitteilung, 9.7.2019

Eröffnung des Digitalen Archivs des Erzbistums München und Freising

Seit dem 16.7.2019 können die Archivbestände des Erzbistums München und Freising von jedem PC oder Mobilgerät mit Internetanschluss und Browser kostenfrei recherchiert werden. Die Online-Präsentation enthält eine systematische Übersicht aller Bestände. Zu rund der Hälfte der Bestände werden auch Findbücher angeboten, bei einer Reihe wichtiger Bestände, darunter die vielfach nachgefragten Matrikeln, schließlich auch die digitalisierten Archivalien. Gestartet wird mit einem Grundbestand im Umfang von rund 4 Millionen Seiten. In den nächsten Jahren steigt die Zahl dieser Digitalisate sukzessive und planmäßig auf gut 7 Millionen Seiten.

Die Online-Präsentation ist Teil eines integrierten Archivmanagementsystems: Das digitale Archiv übernimmt aus der Diözesan-Verwaltung dauerhaft digitale Unterlagen, die dort nicht mehr benötigt werden. Es hält diese Unterlagen auf Dauer und in authentischer Gestalt verfügbar und sichert damit auch im digitalen Zeitalter langfristig die Nachvollziehbarkeit des Verwaltungshandelns.

Das digitale Archiv verwaltet darüber hinaus alle analogen und digitalen Bestände und ist damit die Basis für die Steuerung und Planung aller archivischen Tätigkeiten – von der Übernahme aus der Verwaltung bis zur Lagerhaltung und zu Maßnahmen der Bestandserhaltung.

Der Aufbau dieses Archivmanagementsystems erfolgte in einem Projekt ab 2012. Er lag in Händen von Archiv- und Projektleiter Michael Volpert, maßgeblich unterstützt von der Projektmitarbeiterin Frau Kristina Plabst.

Das Erzbistum ist die erste deutsche Diözese, die über ein funktionierendes Digitales Archiv für genuin digitale Unterlagen verfügt („digitale Langzeitarchivierung“). Mit seinem integrierten System von Digitaler Archivierung, Archivmanagement und Online-Stellung nimmt das Archiv des Erzbistums München und Freising eine führende Position in der deutschen Archivwelt ein.

Kontakt:
Archiv und Bibliothek des Erzbistums München und Freising
Karmeliterstr. 1 (Eingang Pacellistr.)
80333 München
Tel.: 089/2137-1346
aub@eomuc.de

Quelle: Erzbistum München und Freising, Pressemitteilung, 15.7.2019; Prof. Dr. Johannes Merz: Eckdaten zur Eröffnung des Digitalen Archivs, 15.7.2019

Deutsches Bergbau-Museum Bochum komplettiert neue Dauerausstellung

Vier Rundgänge vermitteln die Welten des Bergbaus

Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum – Leibniz-Forschungsmuseum für Georessourcen – gegründet 1930 – ist eines von acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft. Erforscht, vermittelt und bewahrt wird epochenübergreifend die Geschichte der Gewinnung, Verarbeitung und Nutzung von Georessourcen. Zu den forschenden Bereichen gehören: Archäometallurgie, Bergbaugeschichte, Materialkunde, Montanarchäologie sowie das Forschungslabor und das Montanhistorische Dokumentationszentrum (montan.dok).

In Anwesenheit der Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Isabel Pfeiffer-Poensgen, des Oberbürgermeisters der Stadt Bochum, Thomas Eiskirch, und des Präsidenten der Leibniz- Gemeinschaft, Prof. Dr. Matthias Kleiner, wurde am 10.7.2019 im Deutschen Bergbau-Museum Bochum mit einer Festveranstaltung die neue Dauerausstellung des Leibniz-Forschungsmuseums für Georessourcen eingeweiht. Geladen waren rund 150 Gäste aus Politik und Wissenschaft.

Abb. (v.l.n.r.): Ulrich Schüller, Bundesministerium für Bildung und Forschung, Oberbürgermeister der Stadt Bochum Thomas Eiskirch, Bärbel Bergerhoff-Wodopia Mitglied des Vorstandes der RAG-Stiftung, Prof. Dr. Stefan Brüggerhoff, Direktor Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen Isabel Pfeiffer-Poensgen und Prof. Dr. Matthias Kleiner, Präsident Leibniz-Gemeinschaft (Foto: DBM / Julica Bracht)

Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum befand sich zwischen 2016 und 2019 im Wandel: Mit der Sanierung des Museums wurde auch die Dauerausstellung neu konzipiert. Der Umbau der Museumsräume und die Umsetzung der neuen Dauerausstellung sind nun erfolgreich abgeschlossen. Vier Rundgänge führen ab Mitte Juli durch das Haus: Steinkohle, Bergbau, Bodenschätze und Kunst vermitteln damit zukünftig die Bandbreite des Leibniz-Forschungsmuseums für Georessourcen.

Die Rahmenbedingungen waren klar gesteckt: gut drei Jahre Zeit, rund 350.000 Objekte, die das Haus verlassen und eingelagert werden mussten, die Entwicklung und Umsetzung einer neuen Dauerausstellung mit vier neuen Rundgängen, die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes im Bestand, die Umsetzung in zwei Bauabschnitten, die Aufrechterhaltung des Museumsbetriebs und ein klar definierter Kostenrahmen von 34 Millionen Euro. Im Juli 2019 sind diese Ziele nun erreicht worden: Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum startet am 15.7.2019 mit seiner neuen Dauerausstellung in den Regelbetrieb.

Abb.: Ingo Plato (Ausstellungsgestaltung, res d GmbH für die Arbeitsgemeinschaft Krafthaus), Prof. Dr. Stefan Brüggerhoff (Direktor Deutsches Bergbau-Museums Bochum) und David Bücker (Architektur, DBCO GbmH) (Foto: DBM / Helena Grebe)

„Wir haben uns und unser Haus in den vergangenen drei Jahren neu kennengelernt und befinden uns jetzt in einem Zustand freudiger Erwartung, die neue Dauerausstellung gemeinsam mit unseren Besucherinnen und Besuchern zu entdecken und auszuprobieren. Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum will mit den vier Rundgängen zeigen, wie umfassend das Thema Bergbau die Menschheit begleitet hat und weiterhin begleiten wird. Wir laden dazu ein, uns als Haus zwischen Tradition und Moderne zu entdecken, mit uns Geschichte zu verstehen und Zukunft zu gestalten“, so Prof. Dr. Stefan Brüggerhoff, Direktor des Deutschen Bergbau-Museums Bochum.

Die neue Dauerausstellung
Ein Team aus jungen Kuratorinnen und Kuratoren erarbeitete gemeinsam mit Ausstellungsgestaltern und Museumspädagoginnen Inhalte, Vermittlungs- und Präsentationsformen für die thematischen Schwerpunkte der neuen Dauerausstellung: Geschichte der deutschen Steinkohle, Mensch und Bergbau epochen- und spartenübergreifend, Georessourcen sowie Kunst und Kultur im Bergbau. Zielsetzung der neuen Dauerausstellung war zum einen, die Vermittlung der vielfältigen und faszinierenden Welten des Bergbaus in eine zeitgemäße Form zu bringen, zum anderen stellte sich das Deutsche Bergbau-Museum Bochum der Herausforderung, Inhalte und Ergebnisse aus der eigenen Forschung spannend, lehrreich und informativ zu präsentieren. Die neue Dauerausstellung will nun verschiedene Zielgruppen mit passgenauen Vermittlungsangeboten ansprechen. Ob als interaktives Spiel, multimediale Vermittlungsstation, Kinderspur oder Hands-on-Exponat – nachhaltig sollen die Inhalte der Dauerausstellung vermittelt werden. Die vier Rundgänge bieten durch ihre inhaltliche Bandbreite zudem Anreize, sich themenspezifisch und interessengelagert in die Welten des Bergbaus zu begeben – ob im Rahmen eines Tagesbesuchs oder in regelmäßiger Wiederkehr.

Abb.: Neue Dauerausstellung (Fotos: DBM)

Die Objekte
Über 3.000 Exponate – darunter Objekte des Montanhistorischen Dokumentationszentrums des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, Neuanschaffungen, Leihgaben und Schenkungen – werden in den vier Rundgängen in neuem Licht präsentiert. Die Vielfalt ist beeindruckend und spiegelt die Bandbreite der Sammlungen des Museums wider: Von der Großmaschine im Original und erläuternden (Technik-)Modellen bis zur Grubenlampe und dem so genannten Gezähe, über Archivalien wie Plakate, Urkunden, Filme und Fotografien bis zu Mineralien, Edelsteinen, Fossilien und archäologischen Funden hin zu Skulpturen, Gemälden, Laienkunst und einer Porzellansammlung. Ergänzt werden die klassischen Ausstellungsobjekte durch Medienstationen – z. B. mit Interview-Ausschnitten aus einem eigenen Oral-History-Forschungsprojekt – und Videoinstallationen sowie einem digitalen Spiel auf einer 180°-Leinwand.

Der Umbau
Die Besonderheit des Umbaus des Deutschen Bergbau-Museums Bochum bestand zum einen in der Tatsache, dass im Bestand und unter Denkmalschutzauflagen saniert wurde. Zum anderen sollte mit dem Umbau des Museums die Funktion als Ort der Begegnung, der Vermittlung und des Austauschs unterstützt und betont werden. Die Architekten besonnen sich dabei auf die ursprünglichen Pläne von Fritz Schupp aus den 1930er-Jahren. In dieser Rückbesinnung wurde gerade im Eingangsbereich und in der Mittelachse auf Helligkeit, Licht und Klarheit gesetzt, um den Gästen des Hauses Orientierung zu bieten und Services wie Gastronomie, Kasse und Information zu zentralisieren. Der 7 Tonnen schwere Kohlebrocken von der Zeche Prosper-Haniel begrüßt nun im Entree, dank einem Glasdach von Tageslicht beschienen, die Besucherinnen und Besucher. Die Ausstellungsräume hingegen ermöglichen durch ihre Raum- und Farbstruktur jeweils ein Eintauchen in die verschiedenen Erlebniswelten des Bergbaus. Die Architektur wurde dafür den Bedarfen der Rundgänge moderat angepasst: Wo früher ein Sitzungszimmer war, verbindet nun zum Beispiel eine Rampe das Erdgeschoss mit dem Tiefkeller. Die engmaschige Abstimmung zwischen Ausstellungsgestaltung und Bauprozessen war daher unabdingbar und eine besondere Herausforderung angesichts des Zeit- und Kostenrahmens.

„Bauen im Bestand und unter Denkmalschutz ist immer eine besondere Aufgabe. Das Deutsche Bergbau-Museum Bochum als Haus zwischen Tradition und Moderne anzulegen findet sich daher konsequenterweise auch in unseren architektonischen Ideen wieder. Für uns war dennoch wichtig, im Kostenrahmen zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen. Das Haus nun wieder an seine Nutzer und Besucher zu übergeben, ist die Krönung unserer gemeinsamen Leistung im gesamten Projekt“, sagt Architekt David Bücker, Geschäftsführer DBCO GmbH.

Die Rundgänge
„Steinkohle. Motor der Industrialisierung“
Empfangen werden die Besucherinnen und Besucher von dem Stammrest eines Schuppenbaumes aus dem Karbonzeitalter (ca. 306 Mio. Jahre) und einem raumfüllenden Ölgemälde, einer Landschaft zur Steinkohlezeit (1923). Mit dem Prolog beginnt der Rundgang, der die Geschichte des deutschen Steinkohlenbergbaus vermittelt. Denn wohl kaum ein anderer Wirtschaftszweig prägte wie der Steinkohlenbergbau so nachhaltig Geschichte, Wirtschaft, Umwelt, Sozialleben und Kultur. Im Verlauf des Rundgangs erzählen rund 600 Objekte von technischen Entwicklungen, sozialen Errungenschaften sowie gesellschaftlichen und kulturellen Zusammenhängen rund um die Steinkohle in Deutschland. Der Rundgang mündet im Epilog mit einem Blick in Gegenwart und Zukunft der Metropole Ruhr.

„Bergbau. Steinzeit mit Zukunft“
Rohstoffe begleiten den Menschen seit jeher. Ihre Gewinnung, Verarbeitung und Nutzung haben sich und die Menschheit im Laufe der Zeit verändert. Die Erforschung dieser Themen ist Aufgabe des Deutschen Bergbau-Museums Bochum, das 1977 zum Forschungsmuseum der Leibniz-Gemeinschaft wurde. Der zweite Rundgang vermittelt dies in vielfältiger Art und Weise: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Disziplinen Archäometallurgie, Bergbaugeschichte, Materialkunde und Montanarchäologie beleuchten die Geschichte des Bergbaus von der Steinzeit über die Antike bis in das Mittelalter, der Frühen Neuzeit über die Industrialisierung bis in die Gegenwart. Gut 1.150 Objekten verdeutlichen, dass das Verhältnis des Menschen zum Bergbau auch das Zusammenspiel von technischer Weiterentwicklung und Lösungskompetenz sowie von Wissenserwerb und Macht ist.

„Bodenschätze. Ressourcen der Erde“
Bodenschätze sind – mit Ausnahme von Wasser – alle festen, gasförmigen oder flüssigen mineralischen Rohstoffe, die in natürlichen Ablagerungen oder Ansammlungen, den sognannten Lagerstätten, vorkommen. Man findet sie in oder auf der Erde, auf dem Meeresgrund, im Meeresuntergrund sowie im Meerwasser. Ihre Vorkommen sind endlich. Doch für den Menschen haben sie einen hohen Nutzen. Die heutige technikorientierte Welt wäre ohne Georessourcen nicht denkbar. Damit hat ihre bergbauliche Gewinnung über und unter Tage auch einen hohen wirtschaftlichen Wert. Der Rundgang bietet anhand von rund 950 Exponaten die Gelegenheit, Vielfalt und Einsatzmöglichkeiten von Rohstoffen zu erkunden. Er sensibilisiert auch dafür, dass die Nutzung von Georessourcen Vor- und Nachteile hat. Damit ist ihre Nutzung auch eine Frage der Nachhaltigkeit und der Verantwortung.

„Kunst. Ideal und Wirklichkeit“
Bergbau und Kunst sind eng miteinander verbunden, ohne dass die Branche je zentrales Motiv der bildenden Kunst wurde. Im 17. und 18. Jahrhundert hatte Bergbau für die Herrscherhöfe große wirtschaftliche Bedeutung, so entstand eine Fülle bergbaulicher Prunkgegenstände. Mit der Industrialisierung rückten zunehmend die Bergleute und der Industriezweig selbst in den Fokus. Kunstwerke entstanden aus eigener Verbundenheit mit der Branche oder als konkrete Auftragsarbeit. Die Bandbreite der knapp 400 Exponate reicht von Werken renommierter Kunstschaffender bis hin zur Laienkunst vom 17. bis zum beginnenden 21. Jahrhundert. Skulpturen, Gemälde und Grafiken werden durch kunstgewerbliche und -handwerkliche Objekte ergänzt. Bewusst erfolgt in diesem Rundgang keine Hierarchisierung. Vielmehr fragt er nach der Bedeutung der Kunstwerke für bestimmte Personenkreise und rückt damit die diversen Motivationen, Kunst zu schaffen, in Auftrag zu geben und auszustellen, in den Mittelpunkt.

Die Förderer
Die Sanierung des Nordflügels und die Neugestaltung der Rundgänge „Steinkohle“ und „Bergbau“ wurden von der RAG-Stiftung im Rahmen des Projektes „Glückauf Zukunft!“ mit 15 Mio. Euro gefördert. Die Sanierung des Südflügels und die Neugestaltung der Rundgänge „Bodenschätze“ und „Kunst“ wurden im Rahmen der Bund-Länder-Förderung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen mit 12,6 Mio. Euro finanziert. Beide Maßnahmen wurden ferner in Höhe von jeweils 3,2 Mio. Euro durch die Träger des Hauses gefördert: die Stadt Bochum und die DMT-Gesellschaft für Lehre und Bildung mbH.

Öffnungszeiten
Di bis Fr: 08:30 – 17:00 Uhr
Sa, So und feiertags: 10:00 – 17:00 Uhr
geschlossen: montags sowie am 01.01., 01.05., 24. bis 26.12. sowie 31.12.
letzte Grubenfahrt: 15:30 Uhr
letzte Turmfahrt: 16:30 Uhr
Eintritt Erwachsene: 10,00 € ermäßigt*:
5,00 € Kinder (bis 5 Jahre): frei
Familienkarte**: 22,00 €
Jahreskarte: 28,00 €
Familienjahreskarte: 60,00 €
* gilt für Kinder/Jugendliche (6 – 17 Jahre), Studierende, Auszubildende, Arbeitslose, Menschen mit Behinderung, Spätbesucher
** gilt für zwei Erwachsene mit bis zu vier Kindern (6 – 17 Jahre) Schulklassen im Klassenverbund zahlen pro Person 3,00 €.
Das Eintrittsentgelt berechtigt zum Besuch der vier Rundgänge der Dauerausstellung und des Anschauungsbergwerks sowie zur Turmfahrt (witterungsbedingt) am Tag des Erwerbs.

Kontakt:
Deutsches Bergbau-Museum Bochum
Am Bergbaumuseum 28
44791 Bochum
Tel +49 (234) 5877 0
Fax +49 (234) 5877 111
www.bergbaumuseum.de

Quelle: Deutsches Bergbaumuseum Bochum, Pressemitteilung, 8.7.2019; Pressemitteilung, 10.7.2019

Menschen machen Stadtgeschichte in Nürnberg

Das Stadtarchiv Nürnberg beteiligt sich in seiner Funktion als „Gedächtnis der Stadt“ mit dem Projekt „Menschen machen Stadtgeschichte!“ an der N2025- Kulturhauptstadtbewerbung. Dabei geht das Archiv seit dem Frühjahr 2018 aktiv auf die Suche nach Objekten und Unterlagen, die durch eine persönliche Geschichte der Besitzer/-innen unmittelbar mit der Stadt Nürnberg verknüpft sind.

Abb.: Postkarte „Menschen machen Stadtgeschichte“ (Bild: Fabian Bujnoch / Stadtarchiv Nürnberg)

Diese persönliche Geschichte wird bei einem freiwilligen Interview als Tondokument aufgezeichnet und gemeinsam mit den dazugehörigen Archivalien in den eigens für das Projekt gegründeten Sammelbestand E 63 verzeichnet. Durch die dauerhafte Dokumentation im Stadtarchiv kann so jeder Projektbeitrag noch in hunderten von Jahren eine persönliche Geschichte erzählen.

Ziel ist es, die Geschichte der Stadt aus einem einzigartigen Blickwinkel und mit offenen Augen zu betrachten: ein Mosaik aus einzelnen, persönlichen Geschichten, die in ihrer Gesamtheit die kulturelle Vielfalt und die Diversität der Stadtbevölkerung Nürnbergs widerspiegeln (Link zum Projektvorgehen und -ablauf).

Bis zum 31. Juli 2019 zeigt das Stadtarchiv Nürnberg die projektergänzende Ausstellung „Menschen machen Stadtgeschichte!“ Die Ausstellung gibt Einblick in eine Auswahl der bisher archivierten Projektbeiträge, die so vielfältig sind wie die Teilnehmer/-innen selbst. Innerhalb dieser Vielfalt haben sich schnell Überschneidungen und thematische Kontexte abgezeichnet, beispielsweise der Wiederaufbau Nürnbergs, die Nürnberger Firmengeschichte oder die hier einzigartige Soziokultur. Gegliedert in neun Themenbereiche führt die Ausstellung durch die Nürnberger Stadtgeschichte ab dem Jahr 1945 bis in die heutige Gegenwart.

Die Ausstellung wird bis zum 31. Juli 2019 im Offenen Büro des Stadtplanungsamtes präsentiert:
Offenes Büro
Stadtplanungsamt
Lorenzer Straße 30
90402 Nürnberg

Öffnungszeiten:
Mo, Di, Do, Fr, 8.30 – 15.30 Uhr
Mi, 8.30 – 12.30 Uhr
Die Ausstellung ist am Samstag 20.7. auch von 10 –16 Uhr geöffnet

Offene Führungen durch die Ausstellung vor Ort:
Mi, 11.7., 15 Uhr
Sa, 20.7., 11 Uhr

Kontakt:
Stadtarchiv Nürnberg
Marienttorgraben 8
90402 Nürnberg
www.stadtarchiv.nuernberg.de

Archiv und Wirtschaft 2/2019

Die demnächst erscheinende Ausgabe 2/2019 von „Archiv und Wirtschaft“, der Zeitschrift der Vereinigung deutscher Wirtschaftsarchivare e.V., umfasst unter anderen einen längeren Überblick über die Wirtschaftsarchiv in der Tschechischen Republik sowie einen Debattenbeitrag über die ISO 15489 zur Schriftgutverwaltung.

Inhaltsverzeichnis „Archiv und Wirtschaft“ 2/2019

AUFSÄTZE

Jakub Kunert: Wirtschaftsarchive in der Tschechischen Republik (52-68)

Georg Rigele: EVN Archiv, Maria Enzersdorf, gegründet 1998 (69-81)

Christoph Franke: Das Archiv der Behringwerke. Bestands- und Überlieferungsgeschichte (82-88)

BERICHTE

Matthias Weber: ISO 15489: Eine Norm (auch) für historische Archive? (89-92)

Diana Fabian und Matthias Marini: 88. VdW-Lehrgang „Einführung in das Wirtschaftsarchivwesen (Einsteigen – Aufsteigen – Auffrischen)“ vom 14. bis 19. Oktober 2018 in Heidelberg (93-97)

Rezensionen

Julia Schnaus: Kleidung zieht jeden an. Die deutsche Bekleidungsindustrie 1918 bis 1973 (Kirsten Bröcker) (98-99)

Rezensionsliste (100-101)

Impressum (104)

Kontakt:
Dr. Martin Münzel
c/o F. Hoffmann-La Roche AG
„Archiv und Wirtschaft“
Bau 52/111
CH – 4070 Basel
Telefon: (0049) (0)30-2093-70571
Martin_Muenzel@Yahoo.com
http://www.wirtschaftsarchive.de/veroeffentlichungen/zeitschrift