Unter dem Titel „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ informiert das Stadtarchiv Gera vierteljährlich über aktuelle Herausforderungen und historische Themen rund um eigene Arbeit.
In Ausgabe 2/2019 der „Nachrichten aus dem Stadtarchiv Gera“ wird mit der Eröffnung der „Fachwebeschule“ sowie der Errichtung der „Spaethe-Passage“ an zwei Ereignisse erinnert, die sich 2019 zum 150. Mal jähren und die bis in die heutige Zeit auch architektonisch im Stadtbild Geras ihren Niederschlag gefunden haben. Darüber hinaus werden im aktuellen Informationsbrief auch die Geschehnisse im Zusammenhang mit einem Auftritt Adolf Hitlers im November 1925 in Gera sowie die in diesem Zusammenhang exemplarisch verdeutlichte Beschränkung der kommunalen Selbstverwaltungskompetenzen durch den damaligen thüringischen Innenminister in den Blick genommen.
Abb.: links: Blick in die Spaethe-Passage um 1900 (Quelle: Stadtmuseum Gera, Fotosammlung Nr. 2004.00280); rechts: Verbindungsteil der Straßen „Hinter der Mauer“ und „Große Kirchstraße“, um 1975 (Quelle: Stadtarchiv Gera, Bildersammlung B9305)
Mit der Übernahme der Unterlagen des „Bundes der Vertriebenen – Kreisverband Gera-Stadt e.V.“ im Oktober 2018 konnte das Stadtarchiv wichtige und aussagekräftige Dokumente über die Verbandsarbeit, seine Mitglieder und einzelne Vertriebenenschicksale dauerhaft sicherstellen. Die Unterlagen umfassen einen Zeitraum von 1990 bis 2007.
Neben der umfangreichen Mitgliederkartei sowie Unterlagen über die Gründung des Kreisverbandes der Landsmannschaft Schlesien am 12. Juli 1991 in Gera spiegeln diese die politische Verbandsarbeit, Aktivitäten in der Öffentlichkeit, geselliges Verbandsleben, die Zusammenarbeit u.a. mit Schulen, Jugend, Kultur und Museen wieder. Zahlreiche Fotoalben halten Verbandstage, Konferenzen, Vereinsfeste und kulturelle Ausflüge bildlich fest. Bemerkenswert sind einige Erlebnisberichte von Vertriebenen, die während und nach dem Zweiten Weltkrieg als Kinder bzw. Jugendliche mit ihren Familien aus den Heimatgebieten zwangsausgesiedelt wurden. In der ehemaligen DDR wurde das Thema der Heimatvertriebenen verschwiegen und es war regelrecht untersagt, über die Vertriebenenschicksale öffentlich zu informieren.
Auch das jahrelange Ringen der zumeist älteren Mitglieder um Anerkennung als Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostprovinzen sowie um Entschädigung für erlittenes Leid ist dokumentiert. Bis Ende 1991 traten rund 350 Mitglieder dem Verband bei; später wuchs die Zahl in Gera-Stadt und Gera-Land auf fast 3.000 an. Aufgrund des Alterungsprozesses der Erlebnisgeneration gibt es heute nur noch wenige Mitglieder. Diese haben beschlossen, nun den Verein aufzulösen. Sie wissen um die sichere und datenschutzgerechte Aufbewahrung Ihrer Vereinsüberlieferung im Stadtarchiv Gera, damit auch nachfolgende Generationen sich zu den Vertriebenenschicksalen informieren und forschen können.
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