Interkommunales Kreisarchiv Nordhessen
Früher, als alles noch anders und – im Rückblick – angeblich auch besser war, da hatte die kommunale Familie kaum Probleme mit ihren zu archivierenden Akten: Das Staatsarchiv, im Falle des Landkreises Hersfeld-Rotenburg jenes in Marburg, kam in Abständen, sichtete die Akten und teilte sie auf in „bewahrenswert“ und „zur Entsorgung freigegeben“. Seit es jedoch das Hessisches Archivgesetz (HArchivG) gibt, ist alles anders! Seitdem sind die Kreise und Gemeinden selber zuständig für die ordnungsgemäße Archivierung ihrer bewahrenswerten Akten.
Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg sind es gut fünf Kilometer Akten, die darauf warten, von Archivaren begutachtet zu werden. In den Nachbarkreisen ist es kaum anders. Und auch viele Städte und Gemeinden „platzen aus allen Nähten“, was zu archivierende Akten angeht. Vor diesem Hintergrund beauftragte Landrat Dr. Michael Koch einen Projektleiter damit, eine – möglichst kreisübergreifende – Lösung für die Archivfrage zu finden (vgl. Präsentation).
Das „Projekt Aufbau Kreisarchiv“ sollte organisatorisch und strukturell die Voraussetzungen schaffen, um die Dokumente der Kreisverwaltung nach den Vorgaben des Hessischen Archivgesetzes zu sichern, zu verwahren, zur Forschung nutzbar zu machen und so zur Wahrung des Geschichtswissens beizutragen. Ziel war es, gemeinsam mit benachbarten Landkreisen ein „Interkommunales Kreisarchiv Nordhessen“ zu schaffen, das als Fachstelle für die beteiligten Kreise agiert und den Auflagen des Hessischen Archivgesetzes nachkommt
Nach vielen Gesprächen kam es dazu, dass die Landräte der drei Landkreise Hersfeld-Rotenburg, Schwalm-Eder und Vogelsberg eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung unterzeichneten und ein „Interkommunales Kreisarchiv Nordhessen“ gründeten. Mehr noch: Es wurde ein Antrag an das Land Hessen gestellt, um eine Bezuschussung dieser kreisübergreifenden und musterhaften Kooperation zu erreichen.
Das Archivgut der Landkreise Hersfeld-Rotenburg – Schwalm-Eder – Vogelsberg verbleibt in der Eigenverantwortung der jeweiligen Landkreise und wird weiterhin an drei dezentralen Orten gelagert und verwaltet. Zur fachgemäßen Sichtung, Komprimierung, Verwahrung und Verwaltung der Archivmengen der drei beteiligten Landkreise wird eine gemeinsame Fachstelle geschaffen.
Dieses „Interkommunale Kreisarchiv Nordhessen“ der Landkreise Hersfeld-Rotenburg – Schwalm-Eder – Vogelsberg wird seit Dezember 2017 im ehemaligen Tuchlager an der Wilhelm-Wever-Straße in Bad Hersfeld aufgebaut. Leiter dieser Einrichtung ist Dr. Sebastian Kraffzig. Der 40-Jährige und sein dreiköpfiges Team sichten, verzeichnen und digitalisieren Schriftgut von etwa 1.800 Registraturbildnern – es sei erstaunlich, wie viele Aufgabenfelder die Landkreise haben, so Kraffzig.
In Bad Hersfeld ist Platz für 260 laufende Meter Akten vorhanden. Die Aufbewahrung findet weiterhin in den beteiligten Landkreisen statt, so dass der Archivar zwischen den Standorten zu reisen habe. Eine Erweiterung des Lagerraums in Bad Hersfeld sei aber geplant. Gefördert wird das Projekt mit 100.000 Euro vom Land Hessen, geplant wird mit jährlichen Personalkosten von etwa 66.000 Euro pro Kreis.
Kontakt:
Interkommunales Archiv Nordhessen
Wilhelm-Wever-Straße 1 (Eingang: Friedrich-Ebert-Straße)
36251 Bad Hersfeld
Telefon: 06621/87-1700
Telefax: 06621/8757-1700
archiv@hef-rof.de
Quelle: Landkreis Hersfeld-Rotenburg, Interkommunales Kreisarchiv, o.D.; Clemens Herwig, Hersfelder Zeitung, 26.9.2018.