Unterstützung aus dem Kreisarchiv des Enzkreises
Sein Name ist Diefenbach. John Diefenbach. Und seine Vorfahren stammen aus Illingen, Mönsheim und Friolzheim. „Gemeinsam mit seiner Frau Terry kam John in den vergangenen Jahren mehrfach zu uns“, erzählt Konstantin Huber, Leiter des Kreisarchivs des Enzkreises: „Er ist nicht nur an seiner eigenen Familie interessiert, sondern forscht auch über Lebensumstände und wirtschaftliche Grundlagen in Württemberg in früheren Jahrhunderten.“
Abb.: Fast jährlich zu Gast im Kreisarchiv bei Konstantin Huber (links) ist John Diefenbach, der über seine Vorfahren und das Leben im deutschen Südwesten in früheren Jahrhunderten forscht – und dabei auch viel über amerikanische Geschichte lernt. (Foto: Terry Diefenbach)
Diefenbach selbst sagt, er verstehe dadurch heute viel besser, warum Menschen auswanderten und welchen Einfluss die Emigration auf ihr Leben in Amerika hatte. Als Beispiel nennt er die Realteilung im deutschen Südwesten: „Karten aus dem 17. und 18. Jahrhundert zeigen die Auswirkungen der endlosen Unterteilung von Land und geben eine Vorstellung von den katastrophalen Auswirkungen auf die Effizienz der Landwirtschaft zu der Zeit.“ Der Amerikaner sieht darin einen der Gründe für die Auswanderung seiner Vorfahren: „Mein Ur-Ur-Ur-Großvater besaß und bewirtschaftete in Mönsheim 79 einzelne Flurstücke mit einer Gesamtfläche von 13 Hektar. Als er in New York ankam, konnte er 101 Hektar auf zwei benachbarten Grundstücken kaufen!“
Diefenbachs direkte Vorfahren wanderten 1829 aus Ditzingen und Illingen aus. Sie kamen kurz nach der Fertigstellung des Erie-Kanals im Norden des Staates New York in Amerika an, reisten auf dem Kanal nach Westen, und als die Eisenbahn nach 1850 neue Möglichkeiten eröffnete, zogen sie weiter nach Chicago.
Erste Diefenbachs wanderten 1751 nach Amerika aus
Ein Teil der Familie war jedoch bereits Anfang des 19. Jahrhunderts emigriert – das belegt ein Paket Briefe, das der Forscher im Mönsheimer Archiv fand: Die „Cousins“, wie Diefenbach sie nennt, waren mit Anwälten und Verwaltern in Deutschland in Kontakt geblieben und suchten ihren Teil des Erbes, das ihr Vater hinterlassen hatte. Die offenbar früheste Gruppe wanderte bereits 1751 nach Amerika aus, also noch vor der Unabhängigkeitserklärung. Sie ließen sich in der Kolonie Pennsylvania nieder – wo die Nachkommen dieses Familienzweiges noch immer leben.
„Herr Huber und seine Mitarbeiter waren eine hervorragende Informationsquelle“, betont John Diefenbach. Besonders lobt er die Arbeit von Heike Sartorius, die das Archiv im Rathaus von Mönsheim inventarisierte und ihn auf für ihn relevante Dokumente aufmerksam gemacht habe. „Wir hatten das Glück, dass eines der großen Archive in Stuttgart uns 2012 nach Pforzheim schickte“, so Diefenbach – seitdem sei er fast jedes Jahr auf Forschungsreise in Deutschland und besuche dann immer das Archiv im Landratsamt.
„Ironischerweise hat meine Forschung in Deutschland mein Verständnis der amerikanischen Geschichte erheblich erweitert“, sagt John Diefenbach – und das, obwohl er selbst kein Deutsch spricht. Er habe sich ganz auf die Archivmitarbeiter verlassen – und die Deutschkenntnisse seiner Frau: „Terry ist chinesischer Abstammung und wuchs in Indonesien in der holländischen Kultur auf. Sie lernte als Kind Deutsch und hörte die Geschichten ihres Nachbarn, eines Veteranen der deutschen Gesandtschaft in Tsingtau 1914.“ Mit anderen Worten, so Diefenbach mit einem Augenzwinkern, helfe eine Asiatin ihm, dem Mann mit dem deutschen Namen und dem deutschen Aussehen, den Weg seiner deutschen Vorfahren zu verfolgen.
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Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 191/2018, 23.7.2018