Ortsfamilienbuch Sankt Augustin 1652 bis 1986 veröffentlicht

Ahnenforscher erhalten wertvolle Unterstützung

Der dritte Band der vom Stadtarchiv Sankt Augustin herausgegebenen Reihe „Geschichte in Sankt Augustin“ ist im Rheinlandia Verlag, Siegburg, erschienen. Ali Doğan, Beigeordneter der Stadt Sankt Augustin und die Autorin Waltraud Boß stellten das Ortsfamilienbuch jetzt vor. Das dreibändige Buch mit 1413 Seiten ist für 30 Euro im Stadtarchiv und im Buchhandel erhältlich.

Abb.: Ali Doğan, Waltraud Boß und Michael Korn (v.l.n.r.) stellen das Ortsfamilienbuch Sankt Augustin vor (Foto: Stadt Sankt Augustin)

Familienbücher- bzw. Ortsfamilienbücher stellen eine wichtige Hilfe für die örtliche Ahnenforschung dar. Sie geben anhand ausgewerteter Primärquellen wie Standesamtsregistern, Kirchenbüchern oder Urkunden Auskunft über die Herkunft und Ausbreitung der Familien innerhalb eines kirchlichen oder kommunalen Gemeindeverbunds. Für den Ahnenforscher erleichtern sie die Suche nach den eigenen oder fremden Wurzeln, da hier bereits Zusammenhänge in den einzelnen Familien dargestellt werden, die der Forscher ansonsten zeitaufwendig selbst ermitteln muss.

Bis 2009 standen für Familienforscher im Rheinland primär die Kirchenbücher der Kirchengemeinden sowie die Zivilstandsregister bis 1875 zur Verfügung. Auf dieser Grundlage waren für den Raum Sankt Augustin Ende 1980, Anfang 1990 von Wilhelm Schumacher bzw. Franz Stelljes Familienbücher für mehrere Kirchspiele erstellt worden. Mit der Änderung des Personenstandsgesetzes 2009 wurden die Erstschriften der älteren Geburts-, Heirats- und Sterberegister der Standesämter an die Kommunalarchive abgegeben, wo sie nun erstmals für alle Interessenten offenstanden. Als emsige Nutzerin dieser Register begann Waltraud Boß bereits 2011, den vollständigen Inhalt aller vorliegenden Register ab 1810 abzutippen.

Dies war der Ausgangspunkt für das nun vorliegende Ortsfamilienbuch Sankt Augustin, das umfangreichste Werk, das jemals vom Stadtarchiv herausgegeben wurde. Über mehrere Jahre in weit über 1000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit erfasste die Autorin zunächst die mittlerweile 399 Zivilstands- und Standesamtsregister des Standesamts Menden bzw. Sankt Augustin aus dem Zeitraum 1810 bis 1986 akribisch mit allen enthaltenen Daten. Im Anschluss führte sie die einzelnen Personen zu Familienverbänden mit möglichst drei Generationen zusammen. Diese ergänzte sie unter Rückgriff auf weitere Quellen und Literatur, insbesondere die bereits vorhandenen Verkartungen und Zusammenstellungen von Kirchenbüchern, die teils bis ins späte 17. Jahrhundert zurückgehen.

Abschließend musste diese umfassende Zusammenstellung für den Druck aufwendig vor dem Hintergrund des in bestimmten Fallkonstellationen besonderen Datenschutzes durchgesehen und bereinigt werden. Als Ergebnis entstand ein unentbehrliches Hilfsmittel für die Forschung nach Personen und Familienverbänden im Raum des heutigen Sankt Augustin. Die Redaktion lag wieder bei Stadtarchivar Michael Korn.

Kontakt:
Stadtarchiv Sankt Augustin
Stadtarchivar Michael Korn
Rathaus, Markt 1
53757 Sankt Augustin
Tel.: 02241/243-508
Fax: 02241/243-77508
michael.korn@sankt-augustin.de
stadtarchiv@sankt-augustin.de
www.sankt-augustin.de/stadtarchiv

Quelle: Stadt Sankt Augustin, Presse-Info Nr. 372/2017, 27.11.2017

Gedenkstein für ermordeten polnischen Zwangsarbeiter in Olpe

Vor 75 Jahren, am 20.10.1942, wurde der polnische Zwangsarbeiter Stanislaus Komakowski in Olpe-Rhonard von Gestapobeamten erhängt. Der Grund: Er hatte eine Liebesbeziehung zu einer Deutschen.

Der Heimatverein für Olpe und Umgebung e.V. und mehrere Bürger der Stadt haben sich für die Erinnerung an das Schicksal des Mannes und die Errichtung eines Gedenksteines eingesetzt. Am 20.10.2017, zugleich Komakowskis 75. Todestag und 102. Geburtstag, wurde der Gedenkstein enthüllt und eingeweiht. „Es geht auch darum, diese dunkelsten Kapitel, die hier vor Ort geschehen sind, der Öffentlichkeit nahezubringen. Wir haben diese Pflicht, diese Geschichte aufzuschreiben, niederzuschreiben, und für unsere Nachkommen festzuhalten“, betonte Axel Stracke vom Heimatverein Olpe gegenüber dem WDR.

Abb.: Auf der Tafel des Gedenksteins wird an Stanislaus Komakowski erinnert (Foto: Jonathan Baer/WDR)

Stanislaus Komakowski wurde, so ergaben es Ermittlungen der Kriminalpolizei Olpe im Jahre 1960, am 20. Oktober 1915 in dem kleinen Flecken Starorypin im Bezirk von Rypin (56 km östlich von Thorn) geboren. Seine Eltern lebten 1942 in dem nahegelegenen Dorf Godziszewy. Offensichtlich war Komakowski zur polnischen Armee eingezogen worden und dann beim „Polenfeldzug“ 1939 in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten. Er kam, wohl über das Lager Hemer, mit anderen Kriegsgefangenen im Jahr 1940 nach Rhonard, wo die Gefangenen anfangs in einer Gemeinschaftsunterkunft untergebracht waren. Bei Rhonard handelt es sich um eine kleine Ortschaft mit seinerzeit etwa 75 Einwohnern, einer Gastwirtschaft und etwa eine knappe Stunde Wegs von Olpe entfernt. Dort landete Komakowski bei einem Bauern als Zwangsarbeiter. Dr. Hans-Bodo Thieme vom Heimatverein Olpe hat sich intensiv mit dem Schicksal Komakowskis beschäftigt und dafür vor allem im Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen recherchiert. Demnach wurde der Zwangsarbeiter bei dem Bauern gut versorgt, wurde menschlich behandelt und hatte Familienanschluss. Zum Verhängnis sei ihm geworden, dass er und die Tochter des Bauern sich ineinander verliebten. Das Mädchen wurde schwanger. Als ihr Vater das erfuhr, zeigte er Stanislaus Komakowski an und verlangte, dass er vom Hof entfernt werde, „ohne sich allerdings die Folgen seines Verhaltens vorstellen zu können“, so der Heimatverein.

Komakowski wurde verhaftet, misshandelt und ins Dortmunder Gefängnis Steinwache gebracht. Denn es gab den Befehl, Vorkommnisse wie Liebesbeziehungen zwischen Deutschen und Menschen, die die Nationalsozialisten als „rassisch minderwertig“ einstuften, der Gestapo-Dienststelle in Dortmund zu melden. Das Reichssicherheitshauptamt in Berlin verfügte eine „Sonderbehandlung“ des Polen: dessen Hinrichtung ohne ordentliches Gerichtsverfahren. Und zwar dort, wo die Liebesbeziehung begonnen hatte. Laut Heimatverein fuhren ein Pkw und ein Lkw in Olpe-Rhonard vor, besetzt mit Gestapobeamten in SS-Uniform. Sie führten den gefesselten Stanislaus Komakowski mit sich. Der auf dem Lkw mitgeführte Galgen wurde aufgerichtet und Komakowski gegen 15 Uhr erhängt. Anschließend wurde allen aus der Gegend zusammengerufenen polnischen Zwangsarbeitern mitgeteilt, dass sie das Gleiche erwarte, wenn sie sich mit einem deutschen Mädchen einließen.

Tochter starb im Waisenhaus
Elf Tage nach der Ermordung Komakowskis starb die knapp sieben Monate alte Tochter aus der verbotenen Beziehung. Das Kind war unmittelbar nach seiner Geburt ins Waisenhaus der Olper Franziskanerinnen gebracht worden, teilt der Heimatverein mit. Die Mutter des Kindes starb im Jahr 2015.

Anonyme Anzeige 1960
Über den Fall wurde jahrzehntelang geschwiegen. Nach einer anonymen Anzeige im Jahr 1960 begannen laut Heimatverein umfangreiche Ermittlungen einer Sonderkommission der Kriminalpolizei. Der Heimatverein berichtet, dass sowohl der damalige Reviervorsteher der Olper Polizeiwache, der Komakowski misshandelt hatte, als auch die Gestapobeamten, die Komakowski erhängt haben, nie zur Rechenschaft gezogen wurden: „Nach vorübergehender Entfernung aus dem Dienst im Jahre 1945 konnten sie bis zu ihrer Pensionierung wieder als Polizeibeamte tätig sein; der letzte von ihnen verstarb, wohlversorgt mit seinem Ruhegehalt, erst 1998 im Alter von 93 Jahren.“

Kontakt:
Heimatverein für Olpe und Umgebung e.V.
Franziskanerstraße 6
„Altes Lyzeum“
57462 Olpe
Telefon: 02761 / 831 293
Telefax: 02761 / 832 293
j.wermert@olpe.de

Quelle: WDR, Nachrichten, 20.10.2017; Hans-Bodo Thieme: Leiden und Sterben des polnischen Fremdarbeiters Stanislaus Komakowski. Eine Fallstudie zur Rassenpolitik des Dritten Reichs, in: Jahrbuch des Heimatvereins für Olpe und Umgebung e.V. Olpe in Geschichte und Gegenwart, Band 23/2015, S. 49-94.

Historisches Archiv Krupp stellt ausführliche Beständeübersicht online

Ab sofort präsentiert das Historische Archiv Krupp im Archivportal NRW Informationen zu mehr als 300 seiner Bestände. Sie enthalten Überlieferungen der Familie Krupp und des Krupp-Konzerns bis zu dessen Fusion mit der Thyssen AG im Jahr 1999. Neben den Inhalten der Bestände werden auch Basisdaten zu zahlreichen Konzernunternehmen und Führungspersönlichkeiten bereitgestellt.

Abb.: Archivraum im Kleinen Haus der Villa Hügel (Foto: Krupp-Stiftung)

Die neue Beständeübersicht ist gegenüber den bislang im Archivportal NRW verfügbaren Erschließungsinformationen des Historischen Archivs Krupp deutlich umfangreicher und detaillierter. Außerdem bündelt sie erstmals bislang in verschiedenen Quellen publizierte Daten an einem Ort. Dadurch können die Daten einerseits einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, während andererseits eine komfortablere Recherche gewährleistet wird. Für die Zukunft ist zudem eine Ergänzung der Informationen durch Online-Findbücher einzelner Kernbestände geplant.

Das Historische Archiv Krupp ist das älteste deutsche Wirtschaftsarchiv und kann auf eine mehr als hundertjährige Geschichte zurückblicken. Es befindet sich heute im Eigentum der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Als eine der bedeutendsten Einrichtungen seiner Art verwahrt es Unterlagen im Gesamtumfang von mehr als neun Regal-Kilometern, darunter auch zwei Millionen Fotografien sowie 5.000 Filme und Tonträger.

Kontakt:
Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung
Historisches Archiv Krupp
Villa Hügel, Hügel 1
D-45133 Essen
Tel. +49 201 188 48 21
Fax +49 201 188 48 59
archiv@hak-krupp-stiftung.de

Stadtarchiv Münster präsentiert Arbeiten aus dem Geschichtswettbewerb

„Junges Archiv“ mit Forschergeist – „Gott und die Welt“: Themenabend im Stadtarchiv Münster

235 Jugendliche aus Münster sind der Aufforderung des Bundespräsidenten gefolgt und haben ein halbes Jahr zum Thema „Gott und die Welt. Religion macht Geschichte“ im Rahmen des Geschichtswettbewerbs geforscht. Sie gingen mit mehr als 5000 jungen Menschen in ganz Deutschland auf die Spurensuche nach religiöser Vielfalt, unbedingtem Glauben, nach verbotener Seelsorge, nach Kirchenriten und Konflikten. Viele Beiträge aus Münster wurden mit Auszeichnungen geehrt – auch die vier Arbeiten, die von ihren jungen Autorinnen und Autoren persönlich beim Themenabend des Stadtarchivs Münster am Donnerstag, 23. November 2017, 18 Uhr, vorgestellt werden. Die Zuhörer dürfen sich auf einen spannenden Abend freuen, wird doch so manches faszinierende Kapitel aus Münsters Stadtgeschichte aufgeschlagen.

Landespreisträger sind Carina Ebert, Johanna Tiemann, Ivan Dubrovin und Greta Hamidi bereits. Ob gar noch einer der begehrten fünf ersten Bundessiege nach Münster geholt werden kann, entscheidet sich am Tag zuvor beim feierlichen Finale des Geschichtswettbewerbs (22. November) im Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten. Mit ihrer Themenwahl zu den Auswirkungen der Türkenkriege in Münster bewies Carina Ebert vom Annette-Gymnasium viel Mut, besaß sie wie viele über diese Belagerungen und Schlachten zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert doch kaum Wissen. Das aber spornte die 15-Jährige umso mehr an. Nach dem Bücherstudium setzte sie ihre Recherchen unbeirrt in Archiven fort, vertiefte sich in die Schriften der Frühen Neuzeit. Nur beim Entziffern der lateinischen Texte musste sie passen – da half der Lateinlehrer aus. Am Ende ihrer intensiven Forschungen stellt die junge Münsteranerin fest, dass auch früher schon die Religion für Kämpfe und Kriege instrumentalisiert wurde. Ihr Wunsch: „Dass wir alle aus der Geschichte lernen und menschliches Zusammenleben ohne religiöse Konflikte gestalten.“ Katholische Kirche und NS-Regime Johanna Tiemann hinterfragt die Rolle der niederen Geistlichkeit im Konflikt zwischen katholischer Kirche und NS-Regime. Dabei geht die ehemalige Friedensschülerin von einer Konkurrenz zwischen den zwei verschiedenen Weltanschauungen aus. Die inzwischen in Münster studierende junge Forscherin hat das Verhalten zahlreicher Priester im Hinblick auf die von den Nationalsozialisten verbotene seelsorgerische Betreuung der polnischen Bevölkerung („Polenseelsorge“) untersucht. Eine Arbeit mit einem besonderen persönlichem Bezug: Ein Urgroßonkel der Autorin war in jenen Jahren Priester, der 1945 – drei Jahre nach seiner Deportation – qualvoll im Konzentrationslager Dachau starb. Da sucht eine Tochter die Heiratsurkunde ihrer Eltern, die im Nachkriegsmünster von einem russisch-orthodoxen Priester verheiratet worden waren. Zufällig erfährt Ivan Dubrovin, Schüler des Wilhelm-Hittorf-Gymnasiums, davon. Und setzt sich auf die Spur. Er wusste: Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es größere Lager in Münster und im Münsterland, in denen ehemalige Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, die noch nicht in ihre Heimatländer zurückgekehrt waren, untergebracht waren. Hat es dort auch eine russisch-orthodoxe Gemeinde gegeben, einen Priester, eine Kirche? Der 17-Jährige fügte in mehreren Archiven die Puzzlesteine zusammen und brachte mit seiner konsequenten Spurensuche Licht in einen noch dunklen Bereich der Stadtgeschichte. Die Informationen, die Ivan zusammengetragen hat, weisen tatsächlich auf eine frühe russisch-orthodoxe Gemeinde in Münster hin.

Um zwei Frauengestalten am Südportal der Lambertikirche kreist der Wettbewerbsbeitrag von Greta Hamidi (Marienschule). Es geht um „Synagoge“ und „Ecclesia“: Die eine hält in der Hand ein ihr entgleitendes Schriftstück mit hebräischen Buchstaben, die Augen durch ein Tuch verbunden. Die andere – mit Kelch und Stangenkreuz mit Fahne – trägt auf dem Kopf eine Krone. Von den beiden Figuren ist die Schülerin der Klasse elf irritiert und fasziniert. Stammen sie tatsächlich aus dem Mittelalter? Wie reagierten Christen und Juden in Münster in der Vergangenheit auf diese antijudaistische Darstellung? Sollte man sie nicht einfach entfernen? Auf diese Fragen fand die Gymnasiastin viele Antworten, musste aber mitunter auch feststellen, dass Prozesse und Tatsachen verschwiegen werden, um sich nicht auseinandersetzen zu müssen. Am Ende datiert sie das Figurenensemble auf das frühe 20. Jahrhundert, womit es ein Ausdruck des beginnenden politischen Antijudaismus in dieser Zeit gewesen sein könnte. „So bleibt es ein Mahnmal für uns alle“, schreibt Greta.

Info:
Themenabend am 23. November 2017, 18 Uhr.
Stadtarchiv Münster
An den Speichern 8
Der Eintritt ist frei, um Anmeldung wegen begrenzter Plätze bittet das Stadtarchiv unter
Telefon (02 51) 4 92 47 08 oder per E-Mail archiv@stadt-muenster.de .

Erste „Stolpersteine“ für Greven

Auf Initiative der Auszubildenden der Stadt Greven erinnern seit dem 3. November 2017 zwei sogenannte „Stolpersteine“ an Franciszek Banaś und Wacław Ceglewski. Die beiden ehemaligen polnischen Kriegsgefangenen wurden am 14. August 1942 wegen „verbotenen Umgangs“ mit deutschen Frauen denunziert und auf grausame Weise in den Bockholter Bergen erhängt. Der Künstler Gunter Demnig hat persönlich für jeden der beiden einen „Stolperstein“ auf dem Grevener Marktplatz verlegt.

Mit einer eigenständig entwickelten Ausstellung unter dem Titel „Was geschah am 14. August 1942?“ laden die Auszubildenden außerdem alle Interessierten ein, sich näher über die geschichtlichen Hintergründe zu den Stolpersteinen zu informieren. Die Ausstellung ist noch bis zum 24. November 2017 zu den Öffnungszeiten des Rathauses im Sitzungstrakt zu sehen.

Franciszek Banaś wurde am 07.06.1914 in Ujosły geboren. Wacław Ceglewski wurde am 13.02.1921 in Ciechocinek geboren. Sie sind als polnische Kriegsgefangene nach Greven gekommen. Die Schicksale der beiden zeigen, wie Menschen in auch in Greven unschuldig zu Opfern von Rassismus, Rechtswillkür und Diktatur wurden.

Die beiden sind in Greven wegen angeblichen „verbotenen Umgangs mit deutschen Frauen“ denunziert, inhaftiert und in den Bockholter Bergen ohne Gerichtsverfahren und ohne die Möglichkeit sich zu verteidigen ermordet worden. Sie wurden auf einen Tisch unter einen Galgen gestellt. Ihnen wurde ein Strick um den Hals gelegt, während ein Beamter den Verhaftungsgrund verlesen hat. Der Boden des Galgens fiel weg: sie sind erhängt worden.

Grevener Polizisten hatten am 14. August 1942 ungefähr 40-100 polnische Zwangsarbeiter auf dem Grevener Marktplatz zusammengetrieben und sie dann genötigt, zu Fuß in die Bockholter Berge zu gehen, um Zeuge der Erhängung zu werden. Die getriebenen Polinnen und Polen – darunter auch Minderjährige – wurden aus Abschreckungsgründen gezwungen, an ihren erhängten Landsleuten vorbeizugehen.

Links:
Der Historiker Christoph Leclaire (VVN-BdA NRW) vermittelt ausführliche Hintergundinformationen zum Thema, u.a. in den Beiträgen der vom Stadtarchiv Greven herausgegebenen „Grevener Geschichtsblätter“ Nr. 7 und 8:
https://www.greven.net/geschichte-downloads

Der Artikel erschien ursprünglich in der Zeitschrift „Die Glocke vom Ettersberg“ (Nr. 227, III-2017, S. 3) der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora/Freundeskreis.

Kontakt:
Stadt Greven
Der Bürgermeister
Rathausstr. 6
48268 Greven
www.greven.net

Warum muss ein Walzenschrämlader ins Netz?

Podiumsgespräch zu Bewahren und Vermitteln des Steinkohlenerbes

Das Montanhistorische Dokumentationszentrum (montan.dok) am Deutschen Bergbau-Museum Bochum (DBM) lädt am 16. November um 18.30 Uhr zu einem öffentlichen Podiumsgespräch ein: Gemeinsam mit Bärbel Bergerhoff-Wodopia, RAG-Stiftung, und Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Brüggemeier, Universität Freiburg, geht Dr. Michael Farrenkopf, Leiter des montan.dok, unter anderem der Frage nach, ob bergbauliches Kulturerbe nur im Museum zu bewahren ist. „Bergbauerbe 2.0 – oder: Warum muss ein Walzenschrämlader ins Netz?“ findet im Studierendenzentrum der Technischen Hochschule Georg Agricola in Bochum statt.

Mit dem Auslaufen der Steinkohlenförderung in Deutschland Ende 2018 sehen sich nicht nur Industrie und Wirtschaft vor Veränderungen gestellt. Auch Kulturinstitutionen, die bergbauliches Erbe bewahren, werden mit neuen Fragestellungen konfrontiert. Wie bewahrt, erforscht und vermittelt man zukünftig ein Bergbauerbe, in diesem speziellen Fall das des Steinkohlenbergbaus? Wie bietet man in diesem Zuge einer breiten Öffentlichkeit eine Forschungsinfrastruktur an – mitunter auch auf virtuellem Wege?

Diese Fragen beschäftigen das montan.dok in seiner täglichen Arbeit: im Bergbau-Archiv Bochum, der Bibliothek/Fotothek und den Musealen Sammlungen des DBM sammelt und archiviert es die entsprechenden Bestände und ist mit dem Ausstieg aus der deutschen Steinkohlenförderung im Jahr 2018 vor neue Herausforderungen des Bewahrens gestellt. Zudem gehört das montan.dok zur sogenannten Forschungsinfrastruktur des Leibniz-Forschungsmuseums und ist für Wissenschaftler der unterschiedlichsten Disziplinen ebenso Anlaufstelle, wie für Bürgerforscher, Journalisten und letztlich auch die Kollegen aus dem eigenen Haus. Das montan.dok ermöglicht also Forschung – und forscht selbst.

Um diese Forschungsergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sind auch hier neue Herangehensweisen notwendig: Wie vermittelt man Forschungsinhalte zeitgemäß, wissenschaftlich fundiert und zielgruppenübergreifend, mitunter an Generationen, die Bergbau nur noch aus Erzählungen oder von Abbildungen kennen? Wie macht man also Technik- und Sozialgeschichte erzähl- bzw. greifbar, auch ohne einen Besuch im Museum?

Eine mögliche Antwort gibt die Website, die im Rahmen des Podiumsgesprächs präsentiert wird: www.bergbau-sammlungen.de. Sie ist das Resultat aus dem Forschungsprojekt „Getrenntes Bewahren – Gemeinsame Verantwortung“ des montan.dok, das jetzt in „montan.dok 21″ weitergeführt und intensiviert wird.

Weitere Antworten gilt es im Zuge der knapp einstündigen Podiumsveranstaltung zu finden, in der sich mit Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung, Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Brüggemeier, Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Freiburg, und Dr. Michael Farrenkopf, Leiter des montan.dok, Vertreter von Wirtschaft, Kultur und Forschung zusammenfinden.

Info:
Studierendenzentrum der Technischen Hochschule Georg Agricola
Herner Str. 45
44787 Bochum
www.thga.de/anfahrt

Der Eintritt ist frei, das Platzkontingent jedoch begrenzt. Um Anmeldung wird daher bis zum 14. November per Mail gebeten an: sabine.niggemann@bergbaumuseum.de

Dauer der Veranstaltung: ca. 50 Minuten

Preis für Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsgeschichte 2017

Preisverleihung unter der Schirmherrschaft von Klaus Wowereit im Rahmen des Abends zur Industriekultur der Bötzow-Brauerei

Der diesjährige Wettbewerb um den Preis für Berlin-Brandenburgische Wirtschaftsgeschichte ist entschieden. Klaus Wowereit, ehemaliger Regierender Bürgermeister von Berlin, wird die Gewinnerin des Preises beglückwünschen.

Die preisgekrönte Arbeit ist die im Studiengang Europäische Kulturgeschichte (Kulturwissenschaftliche Fakultät) der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) von Anna Rosemann vorgelegte Masterarbeit mit dem Titel „Zander & Labisch (1895-1939) – Eine Fotoagentur zwischen Moderneentwicklung und NS-Kulturpolitik“.

Die Preisträgerin wurde aus zahlreichen Bewerbungen ausgewählt und mit 500 Euro Preisgeld ausgezeichnet, das vom Verein Berliner Kaufleute und Industrieller e.V. dotiert wurde. Die Arbeit wird in geeigneter Form veröffentlicht. Stellvertretend für die Jury hält Prof. Dr. Dorothee Haffner (HTW Berlin) die Laudatio.

Der Wettbewerb richtet sich an Studierende, die mit ihren Abschlussarbeiten den Erkenntnis- und Wissenstand auf dem Gebiet der regionalen Wirtschaftsgeschichte Berlin-Brandenburgs vertiefen und bereichern. Damit tragen die Absolventen ihren Teil dazu bei, den wirtschaftlichen Aspekten bei der Erforschung und Darstellung der Berlin-Brandenburgischen Geschichte einen größeren Stellenwert zu geben und die Wirtschaftsgeschichte als Disziplin im Rahmen der Geschichts- als auch der Wirtschaftswissenschaften zu stärken. „Diesem Anspruch haben sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer an diesem Wettbewerb gestellt und mit ihren eingereichten Beiträgen ihren spezifischen Teil der Vergangenheit erschlossen und damit auch einen Beitrag dafür geleistet, wie wir die Zukunft gestalten“, so die Jury.

Abend zur Industriekultur der Bötzow-Bauerei

Im Anschluss geht es beim 18. Industriekulturabend in einem Gespräch zwischen Hans Georg Näder, Ottobock, und Joseph Hoppe, Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin, um Ottobocks Masterplan 2020. Dieser setzt die Idee von Julius Bötzows Fabrikgestaltung zeitgemäß und mit großem Respekt vor dem Denkmal um. Im Fokus steht ein verantwortungsvolles Miteinander von kultureller und gewerblicher Nutzung: So entstehen neben Appartements auch Geschäfte, Büros und Kulturangebote. Das Gespräch soll die besonderen Herausforderungen und Hürden bei der Nachnutzung von Denkmälern der Industriekultur herausstellen sowie Fragen des Denkmalschutzes und eines möglichen „Genius loci“ problematisieren. Was reizt an den Zeugen der Industrialisierung?

Das Unternehmen Ottobock wird neben seiner Kreativfabrik 2018 zentrale Unternehmensbereiche wie Finance, Compliance, Digital Marketing und Corporate Communications auf dem Gelände ansiedeln. Damit erfindet sich fast 100 Jahre nach der Gründung in Berlin das Medizintechnikunternehmen Ottobock neu und erweckt das Areal der ehemaligen Bötzow-Brauerei zu neuem Leben. Mit dem Ziel, Weltkriegsversehrte dank moderner Prothesen und orthopädischer Hilfsmittel zu versorgen, gründete der Orthopädiemechaniker Otto Bock 1919 in Kreuzberg die Orthopädische Industrie GmbH.

Datum und Veranstaltungsort:
10. November 2017,
18.00 Uhr im Kleinen Vortragssaal des Ludwig-Erhard-Hauses in der Fasanenstraße 85, 10623 Berlin

Programm:
Grußwort Klaus Wowereit
Preisverleihung 2017 an Anna Rosemann von der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder)
anschließend: Abend zur Industriekultur der Bötzow-Brauerei
Ausklang mit Imbiss und Getränken

Quelle: Berlin-Brandenburgisches Wirtschaftsarchiv e.V., Pressemitteilung, 1.11.2017