Ulm erwirbt Brief Einsteins von 1946

Das Stadtarchiv Ulm hat einen Brief von Albert Einstein aus dem Jahr 1946 erworben. Obwohl recht kurz gehalten, deutet der Text die komplizierte Beziehung zwischen dem Nobelpreisträger und seiner Geburtsstadt Ulm an.

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Abb.: Brief von Albert Einstein aus dem Jahr 1946 (© Stadt Ulm)

Der Brief war lange Zeit in Privatbesitz gewesen, bis ihn eine angesehene Autographenhandlung in New York erwarb und dem Stadtarchiv Ulm zum Verkauf anbot. So wechselte er nun für rund 7.000 € nach Ulm – ein Betrag, der im durchschnittlichen Preissegment für Briefe des berühmten Wissenschaftlers liegt.

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Abb.: Ulms Bürgermeisterin Iris Mann und Stadtarchiv-Leiter Prof. Dr. Michael Wettengel bei der Präsentation des Briefes (© Stadt Ulm)

Anlass für das Schreiben war die Rückbenennung der Fichtestraße zur Einsteinstraße. Die Straße im Westen der Stadt hatte im Jahr 1922 den Namen „Einsteinstraße“ erhalten, kurz nachdem vermeldet worden war, dass Einstein den Nobelpreis für Physik erhalten würde. Unter den Nationalsozialisten wurde der Name 1933 jedoch in Fichtestraße geändert, denn Einstein war jüdischen Glaubens und hatte die Judenverfolgung durch die Nazis kritisiert. Im Juli 1945, nach der Befreiung vom Nationalsozialismus, erhielt die Straße unter Oberbürgermeister Robert Scholl ihren Namen zurück.

Ein Verwandter informierte Einstein schriftlich über diesen Vorgang. Einstein lebte zu diesem Zeitpunkt bereits seit rund zehn Jahren in den USA. Trotzdem hatte er seinem Antwortbrief zufolge schon Kenntnis davon, dass die Einsteinstraße wieder als solche geführt wurde:

Sehr geehrter Herr Hirsch:
Die drollige Geschichte mit dem Strassen-Namen ist mir seinerzeit zur Kenntnis gekommen und hat mich nicht wenig amüsiert. Ob sich seither in der Sache etwas geändert hat ist mir unbekannt und noch mehr, wann evtl. die nächste Aenderung sich vollziehen wird – weiss aber meine Neugier zu zügeln.

Indem ich Ihnen freundlich für Ihre Mitteilung danke, bin ich

mit ausgezeichneter Hochachtung

Albert Einstein.

Der ironische Unterton des Briefes weist auf das problematische Verhältnis zwischen Einstein und Ulm hin. „Es ist für Ulm nicht nur eine Ruhmesgeschichte“, sagte Bürgermeisterin Iris Mann bei der Vorstellung des Briefes im Stadtarchiv. Mehrere seiner Cousins und Cousinen aus Ulm und Umgebungen waren während des Holocaust deportiert und ermordet worden. Die Ehrenbürgerwürde, die ihm 1949 angeboten wurde, lehnte Einstein ab.

Aktuell geht die Stadt Ulm der Frage nach, wie man dieses Verhältnis zum berühmtesten Sohn der Stadt aufbereiten kann: Was heißt es für Ulm, Geburtsstadt dieses genialen Wissenschaftlers zu sein? Was gibt es in Ulm für Bezüge zu Einstein und seiner Familie, was können wir für Spuren entdecken?

Ausstellung von 7. bis 9. Februar 2017
Der Brief wird von Dienstag bis Donnerstag, 7. bis 9. Februar 2017, im Haus der Stadtgeschichte (Schwörhaus) zu der üblichen Öffnungszeit 11 bis 17 Uhr zu sehen sein. Der Eintritt ist kostenlos. Grund für die kurze Dauer ist, dass das wertvolle Schreiben besonders gesichert und beaufsichtigt werden muss.

Hintergrund: Albert Einstein
Albert Einstein wurde am 14. März 1879 in der Bahnhofstraße 20 in Ulm geboren und ist der weltweit bekannteste Ulmer. Das Stadtarchiv sammelt solche Einstein-Dokumente, die seinen Bezug zu Ulm oder zu Ulmer Personen aufgreifen.

Kontakt:
Haus der Stadtgeschichte – Stadtarchiv Ulm
Schwörhaus
Weinhof 12
89073 Ulm
Telefon 0731/161-4200
Telefax 0731/161-1633

Quelle: Stadt Ulm

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