Rund 800 laufende Meter Schriftgut in den Regalreihen des Kreisarchivs Stormarn und nicht genug Zeit, um eine Anfrage an das Archiv zu stellen oder persönlich vorbeizukommen? Damit soll nun Schluss sein. Landrat Dr. Henning Görtz und Kreisarchivar Stefan Watzlawzik verkünden den Startschuss der „Revolution ins Digitale“.
Abb.: Landrat Dr. Henning Görtz und Kreisarchivar Stefan Watzlawzik präsentieren Archivgut (Foto: Kreis Stormarn).
Ziel ist es, den Austausch von Informationen zwischen dem Kreisarchiv und der Verwaltung sowie der interessierten Öffentlichkeit enorm zu beschleunigen und zu vereinfachen. 180.000 Digitalisate fertigten die Mitarbeiter des Kreisarchivs dafür an.
Durch Datenbanken im Internet, wie www.kreisarchiv-stormarn.findbuch.net, soll die gewünschte Unterlage nur noch ein paar Klicks entfernt sein. Denn das Kreisarchiv macht ab sofort das Schriftgut des Kreises im großen Stil online zugänglich.
Eine halbe Millionen Digitalisate
Landrat Dr. Henning Görtz ist stolz darüber, was das Archiv in Bad Oldesloe in den letzten Jahren für die Digitalisierung getan hat: „Mit der gesamten Datenmenge von rund einer halben Millionen Scans sind wir im Vergleich zu anderen Archiven bundesweit ganz vorne dabei“, verkündet Görtz.
Durch die Digitalisierung soll ein klarer Vorteil für die Verwaltung entstehen. „Unsere 600 Kollegen im Kreis können mittels einer kreisinternen Datenbank direkt auf die geforderten Akten zugreifen“, ergänzt Watzlawzik. Durch die elektronischen Arbeitsabläufe sparen die Angestellten der Kreisverwaltung dank OCR-Texterkennung viel Zeit.
So kann das Archiv seine Aufgabe, neben der Überlieferung und Erhaltung des Archivguts für die Öffentlichkeit, auch Servicedienstleister für die Verwaltung zu sein, noch besser erfüllen. Und die digitalisierten Unterlagen seien nicht nur für die Kreisverwaltung von Belang.
Watzlawzik: „Wir veröffentlichen beispielsweise Haushaltspläne oder auch das Kreisblatt ab 1877 bis 1990, indem alle Bekanntmachungen des Kreises enthalten sind.“ Das Material sei somit auch für Wissenschaftler und die Öffentlichkeit von enormer Wichtigkeit. Die Digitalisate sollen für Interessierte entweder auf dem Findbuch-Portal des Kreisarchivs oder während der Öffnungszeiten vor Ort online einsehbar sein.
Investitionen von rund 400.000 Euro
Möglich gemacht haben diesen Schritt in die Digitalisierung für das Kreisarchiv Fördermittel vom Land Schleswig-Holstein sowie vom Kreis Stormarn. Rund 300.000 Euro flossen in den vergangenen drei Jahren in die Bestandserhaltung. Davon kamen 165.000 Euro als Fördermittel vom Land und nochmal etwa die gleiche Summe vom Kreis.
tiftungen unterstützten das Vorhaben zusätzlich mit 100.000 Euro. Somit wurden insgesamt 400.000 Euro investiert, um das Angebot des Kreisarchivs noch umfangreicher sowie die Nutzung und Verfügbarkeit verbessert möglich zu machen. Die Digitalisierung des Archivguts trägt somit auch dazu bei, die, teilweise durch Zerfall gefährdeten, Originale maßgeblich zu schonen.
Zu den Originalen zählen mehr als 1000 Protokolle des Kreistags, Akten zur Wiedergutmachung von Opfern des Nationalsozialismus im Kreis, eine Sammlung kultureller und politischer Plakate ab den 1950er-Jahren sowie Foto-Nachlässe vom Oldesloer Journalisten Hans Mallek und dem Heimatforscher Klaus-Dieter Schwerdtfeger.
Veröffentlichung eines Kurzfilms
Grafiker Richard Kondziella, der für den Film über das Kreisarchiv einen Zeichentrick erarbeitet hat.Das Kreisarchiv Stormarn ist eines der 17 Stormarner Kommunalarchive und für das Sichern von Überlieferungen zuständig. Dazu zählen die Übernahme, die dauerhafte Aufbewahrung und die Erhaltung von als archivwürdig geschätzten Unterlagen. Dabei garantiert das Archiv, dass die Unterlagen sachgemäß gelagert werden, der Bestand exakt kontrolliert wird und die Unterlagen gut erhalten bleiben.
Abb. rechts: Grafiker Richard Kondziella, der für den Film über das Kreisarchiv einen Zeichentrick erarbeitet hat (Foto: Kreis Stormarn).
Um zu zeigen, welche Arbeitsschritte überhaupt dafür notwendig sind, dass die Unterlagen letztendlich digital in einer Datenbank landen, hat das Kreisarchiv gerade einen Kurzfilm mit dem Titel „Wie kommen die Akten in den Himmel?“ veröffentlicht. In rund 10 Minuten wird verständlich und anschaulich erklärt, wie die Akten in den „digitalen Himmel“ gelangen.
Dabei zeigen die Mitarbeiter vom Kreisarchiv, wie das Erschließen der Akten und die anschließende Digitalisierung ablaufen. „Der Film verschafft Einblicke in die Arbeit des Kreisarchivs, die man sonst nicht so leicht bekommen kann“, sagt der Grafiker Richard Kondziella, der für die Einleitung in das Thema einen Zeichentrick erarbeitet hat.
Auch ein Anlass, das allgemeine Vorurteil vom „verstaubten“ Archiv, das wohl in vielen Köpfen stecken mag, endgültig aus dem Weg zu räumen. Für die Kameraführung und den Schnitt war der Oldesloer Filmemacher Thomas Gericke verantwortlich, der die Veröffentlichung des Films bedauerlicherweise nicht mehr miterleben konnte. Ihm ist der Film gewidmet, der im Internet unter www.vimeo.com/182542031 abrufbar ist.
Pläne für die Zukunft
Möglichst im Jahr 2017 sollen die Digitalisate der Lübecker Nachrichten, der Regionalausgabe Stormarn des Hamburger Abendblatts (ehemals Ahrensburger Zeitung) sowie der Glinder Zeitung online gestellt werden. Insgesamt 160.000 Digitalisate von Zeitungen des Kreises – so viel hat laut Watzlawzik kein zweites Archiv in Norddeutschland.
Dank des guten Austauschs mit den Kreiszeitungen und der vielfältigen Medienlandschaft, hat das Kreisarchiv solch einen großen digitalen Zeitungsbestand. Doch noch sind Urheberrechte und andere Formalitäten mit den jeweiligen Verlagen zu klären, bis die Zeitungen aus den letzten sieben Jahrzehnten endgültig für jedermann online „durchzublättern“ sind.
Außerdem sollen im nächsten Jahr Akten mit großformatigen, farbigen Karten aus den 1950er- bis 1970er-Jahren digital zur Verfügung gestellt werden. Die Planungsakten sind vor allem deshalb von großem Belang für die Region, da sie die Weichen gestellt haben für die Entwicklung Stormarns als erfolgreichen Wirtschaftsstandort.
Sie enthalten Flächennutzungspläne, die der Kreis mit den jeweiligen Gemeinden abgesprochen hat. In diesen Akten wurde also festgelegt, welche Gebiete für den Naturschutz, zum Wohnen oder fürs Gewerbe genutzt werden sollen.
Darin stecken auch Überlegungen, wie das Wohlempfinden für Stormarner gewährleistet werden kann, beispielsweise durch einen kurzen Weg zur Arbeit, Wohnen im Grünen… Zudem ist zu erkennen, welche Gebiete für den Landschaftsschutz ausgewählt und warum diese für schützenswert erklärt wurden, was beispielsweise für die Forschung wichtig ist.
Bildergalerien
Um die Themen und Personen in den digitalisierten Akten zu veranschaulichen, bereitet das Kreisarchiv neue Bildergalerien auf seiner Homepage vor. Gezeigt werden soll ausgewähltes Bildmaterial zu den Themen wie Landräte, Kreispräsidenten, Kreistag, Gebäude des Kreises, Eisenbahn, Gasthöfe und vieles mehr. Weitere Informationen folgen auf der Internetseite des Kreisarchivs unter www.kreisarchiv-stormarn.de.
Kontakt:
Kreisarchiv Stormarn
Mommsenstraße 14
23843 Bad Oldesloe
kreisarchiv@kreis-stormarn.de
www.kreisarchiv-stormarn.de
Quelle: Kreis Stromern, Pressemitteilung, 28.9.2016