Notfallvorsorge besitzt nicht zuletzt seit dem Brand der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar 2004 und dem Einsturz des Stadtarchivs Köln 2009 einen hohen Stellenwert für Kultureinrichtungen zum Schutz ihrer wertvollen, teils einzigartigen Bestände. Mit Hilfe von präventiven Maßnahmen gilt es, Schadensfälle nach Möglichkeit im Vorfeld zu verhüten und auf den hoffentlich nie eintretenden Ernstfall vorbereitet zu sein.
Nach einer gemeinsamen Notfallübung des Karlsruher Notfallverbundes am 10. Oktober 2014 hat das Stadtarchiv Karlsruhe daher am Freitag, den 23. September 2016, eine interne Notfallübung durchgeführt, an der ca. 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilnahmen. Ziel war es, das Verhalten im Brandfall und die Personenrettung sowie die Erstversorgung von havariertem Archivgut zu proben.
In Abstimmung mit der Branddirektion war nur die Notfallübung als solche, aber nicht der konkrete Termin angekündigt. Der Ablauf war den Beteiligten somit im Vorfeld nicht bekannt.
Ab 8.40 Uhr fand zunächst eine Räumungsübung unter Aufsicht der Branddirektion statt. Dabei wurde der Alarm im Gebäude ausgelöst und als besondere Hürde das Treppenhaus vernebelt. Nach ungefähr zehn Minuten wurde die Alarmsituation aufgelöst und es folgte eine Nachlese zum Verhalten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während des Alarms. Die Kollegen der Branddirektion gaben zudem auf dem Hof vor dem Archivgebäude eine Einweisung in die Handhabung von Feuerlöschern, die auch praktisch getestet werden dürften.
Abb. 1: Das vernebelte Treppenhaus des Stadtarchivs zur Simulation einer Brandlast. (Foto: Stadtarchiv Karlsruhe)
Nach der Personenrettung trat die Sicherung havarierten Archivguts in den Fokus. Den Auftakt machte die Vorstellung der Notfallboxen des Stadtarchivs. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurden Standort, Zweck und Inhalt erläutert. Darauf folgte eine Bergungsübung. Mittels Menschenkette waren Archivalien von unterschiedlicher Größe und Gewicht aus einem Magazin herauszubringen und geordnet abzulegen.
Abb. 2: Im Hof vor dem Stadtarchiv konnte das Archivpersonal nach einer Einführung durch die Branddirektion auch selbst einmal einen Feuerlöscher testen. (Foto: Stadtarchiv Karlsruhe)
Die Versorgung havarierten – im betreffenden Fall durchnässten – Archivguts leitete ein Vortrag des Restaurators Dieter Hebig, stellvertretender Geschäftsführer der Firma Schempp Bestandserhaltung GmbH, ein. Herr Hebig erläuterte Schadensursachen und zeigte konkrete Schadensbilder auf. Dabei skizzierte er eindrücklich die wesentlichen Abläufe in einer Notsituation und veranschaulichte die erforderlichen Handgriffe bei der Erstversorgung von Archivgut wie auch die Verpackung für die Gefriertrocknung. In einer praktischen Übung durften sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtarchivs an der Verpackung nasser Archivalien (Akten und Bände) versuchen. Die benötigten Materialien entnahmen sie den Notfallboxen.
Abb. 3: Im Lesesaal wurde durchnässtes Archivgut nach einer Einweisung durch den Restaurator Dieter Hebig für die Gefriertrocknung in Plastikbeutel verpackt. (Foto: Stadtarchiv Karlsruhe)
Damit ging ein abwechslungsreicher Vormittag im Stadtarchiv zu Ende. Die Notfallübung hat die Beteiligten in die Problematik der Notfallvorsorge eingeführt. Lagen die Schwerpunkte auf der Personenrettung sowie einer allgemeinen Einführung in die Bergung und Erstversorgung havarierten Archivguts, so werden perspektivisch Vertiefungen in anderen Bereichen der Notfallvorsorge und der Umgang mit verschiedenen Archivalientypen die neu erworbenen Kenntnisse erweitern und festigen. Auf diese Weise ist das Personal im Karlsruher Stadtarchiv gut vorbereitet – komme, was wolle.
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Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe, Notfallübung 23.9.2016