Kreisarchiv Warendorf probt für den Notfall

Was tun, wenn das Wasser im Magazin steht?

Gerüstet sein für eine Katastrophe, die hoffentlich niemals eintritt – das war das Ziel einer Notfallübung des Kreisarchivs Warendorf. Das Übungsszenario war allerdings auch nicht so unwahrscheinlich: Vom Starkregen oder durch einen Wasserrohrbruch war ein Magazinteil unter Wasser gesetzt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreisarchivs Warendorf simulierten unter professioneller Anleitung und Unterstützung von Birgit Geller vom LWL-Archivamt für Westfalen nun die Bergung von Archivgut.

Abb.: Was zu tun ist, wenn ein Magazinteil unter Wasser steht, darum ging es bei einer Notfallübung des Kreisarchivs. Im Bild v.l.n.r.: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Victoria Wegener, Ludger Pohlplatz, Mareike Stiller, Anna Bäumer, Thomas Szymczyk, Jannik Schröder und Birgit Geller vom LWL-Archivamt für Westfalen sowie Kreisarchivar Dr. Thomas Brakmann und Mitarbeiter Klaus Zurwieden (Foto Thomas Fromme / Kreis WAR).

Die Notfallübung wurde möglich durch eine Zuwendung der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) im Rahmen ihrer letztjährigen Schwerpunktförderung „Vergessene Kostbarkeiten“. Die KEK ist bei der Staatsbibliothek zu Berlin angesiedelt und finanziert sich aus den Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Kulturstiftung der Länder.

Nachdem der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien dem Kreisarchiv die Mittel zugewiesen hatte, konnten im Dezember 2015 insgesamt drei Notfallboxen-Sets beschafft werden. Jetzt wurde der Einsatz der Materialien erprobt werden. Im Vorfeld der Übung wurden nicht mehr benötigte Materialien aus Papier (Bücher, Akten, Plakate, Karten) sowie Doppelexemplare von Fotos, Dias und Fotonegativen aus dem Kreisarchivs gewässert. Nach einer Einführung in den Umgang mit wassergeschädigtem Archiv- und Bibliotheksgut wurden zwei Teams gebildet, die sich um das Dokumentieren des Schadens, die Sortierung nach Schadensarten, das fachgerechte Bergen und Sichern sowie um die Vorbereitungen für den Trocknungsprozess kümmerten. Auch das Verpacken der Unterlagen in Spezialfolie für den Gefriertrocknungsprozess, der zur Vermeidung von mikrobiellem Befall notwendig ist, wurde trainiert.

Abb.: Das geborgene Archivgut wird für den Gefriervorgang vorbereitet und in Stretchfolie verpackt. Im Hintergrund das in Kunststoffbehältern geborgene Archivgut (Foto Thomas Fromme / Kreis WAR).

Ein wesentliches Anliegen der Übung bestand darin, aufeinander abgestimmte Abläufe zu trainieren, die auch in einem echten Notfall funktionieren müssen. Gerade das Trainieren der Abläufe und ihre Wiederholung macht es möglich, im Ernstfall automatisch die richtigen Dinge zu tun.

Abb.: Wassergeschädigte Großformate wie Plakate und Karten galt es plan zu legen (Foto Thomas Fromme / Kreis WAR).

Zum Abschluss wurden die Erkenntnisse aus der Übung besprochen sowie Verbesserungsmöglichkeiten bei den eingesetzten Hilfsmitteln, der Einrichtung der Arbeitsplätze, der Wahl der Transportwege, den Verfahren zur Dokumentation sowie bei der Organisation und Vorgehensweise der Teams diskutiert. Einig waren sich alle Beteiligten, dass die Übung ein wichtiger Beitrag war, um im Ernstfall bei der Bergung und Erstversorgung geschädigten Kulturguts wirkungsvoll geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Abb.: Birgit Geller (LWL Archivamt für Westfalen, Münster) erläutert die Sofortmaßnahmen zur Rettung wassergeschädigter Archivalien (Foto Thomas Fromme / Kreis WAR).

„Die Übung hat uns deutlich vor Augen geführt, dass der Einsatz aller Beteiligten im Notfall gut koordiniert und alle Arbeitsschritte gut ineinander greifen müssen, um optimal zu funktionieren“, bilanzierte Dr. Thomas Brakmann, Leiter des Warendorfer Kreisarchivs.

Kontakt:
Kreisarchiv Warendorf
Dr. Thomas Brakmann
Waldenburger Str. 2
48231 Warendorf
02581.53-1040
thomas.brakmann@kreis-warendorf.de

Quelle: Kreis Warendorf, Pressemitteilung, 29.6.2016

Förderpreis: Junge Geschichtswissenschaft Münster 2016/17

Ausschreibung

Im Zusammenhang mit dem Historikerpreis für ein herausragendes Werk der europäischen Geschichtsschreibung oder ein wissenschaftliches Lebenswerk lobt die Stadt Münster einen Geschichtsförderpreis für Nachwuchswissenschaftler aus. Die Stadt Münster möchte damit die Geschichtsforschung allgemein fördern und junge Akademiker motivieren, sich dem Wagnis einer Forschungsarbeit und/oder einer Wissenschaftskarriere zu stellen.

In Einzelfällen kann die Thematik des Förderpreises spezifiziert werden. So ist es wünschenswert, im Jahr 2016/17 im Gedenken an den Beginn der Reformation 1517 Arbeiten zur Reformation und ihre religionsgeschichtliche, politische oder gesellschaftliche Wirkung zu prämieren.

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Mit dem Preis zeichnet das historisch interessierte Münster eine innovative wissenschaftliche Leistung einer Historikerin oder eines Historikers aus, die noch nicht anderweitig veröffentlicht oder prämiert wurde. Zur Auszeichnung können herausragende Abschlussarbeiten, wie Doktor- oder Masterarbeiten eingereicht werden, die wissenschaftliches Neuland erschließen und in ihrer sprachlichen Gestaltung vorbildhaft sind. Die Arbeit darf nicht älter als fünf Jahre sein. Für die Auszeichnung kommen deutsche und ausländische Historikerinnen und Historiker gleichermaßen in Betracht, deren Werke in deutscher oder englischer Sprache vorliegen.

Der Preis ist mit 3.000 € dotiert. Zudem wird dem Gewinner/der Gewinnerin des Preises eine Publikationsmöglichkeit in der Schriftenreihe „Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster“ eröffnet. Der Preis ist nicht teilbar.

Vorschlagsberechtigt sind alle Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer, die ein historisches Fach vertreten, außerdem Wissenschaftler/innen in vergleichbarer Stellung in außeruniversitären Forschungseinrichtungen. Eigenbewerbungen, die den Qualitätsanforderungen entsprechen, sind möglich.

Es wird gebeten, Vorschläge bis zum 01. September 2016 beim Stadtarchiv Münster oder am Geschichtsort Villa ten Hompel als Kopie der wissenschaftlichen Arbeit in einem digitalen Format einzureichen. Eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse (Klappentext, nicht mehr als 2 Seiten), Gutachten der Betreuer und ein tabellarischer Lebenslauf sollten mit eingereicht werden.

Die eingereichten Arbeiten werden von einem Preisgericht bewertet. Dem Preisgericht gehören an:

  • ein Hochschullehrer der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (Prof. Dr. Werner Freitag)
  • ein Hochschullehrer einer anderen Universität (Prof. Dr. Alfons Kenkmann, Leipzig)
  • ein Vertreter der Historischen Kommission für Westfalen (Prof. Dr. Wilfried Reininghaus)
  • ein/e Vertreter/in des Vereins für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abt. Münster (Dr. Mechthild Black-Veldtrup)
  • Vertreter der Kulturverwaltung der Stadt Münster

Die Entscheidung über die Preisvergabe fällt das Preisgericht Anfang 2017. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Preisverleihung ist in der Begleitung des Historikerpreises der Stadt Münster vorgesehen.

Kontakt:
Stadtarchiv Münster
c/o Dr. Hannes Lambacher
An den Speichern 8
48157 Münster
Tel.: +49 251 492 4700
Archiv(at)stadt-muenster.de

Geschichtsort Villa ten Hompel
c/o Dr. Christoph Spieker
Kaiser-Wilhelm-Ring 28
48145 Münster
Tel.  +49 251 492 7101
tenhomp(at)stadt-muenster.de

Stadtarchiv Limburg gerät an seine Kapazitätsgrenzen

In einer Art Homestory berichtet das Weilburger Tageblatt über die Aufgaben, Sammlungen und Erträge der Arbeit des Stadtarchivs Limburg an der Lahn. Dabei wurde der Unterschied in den fachlichen Voraussetzungen und im Selbstverständnis des jetzigen Archivleiters Dr. Christoph Waldecker (seit 2007) im Vergleich zu seinen Vorgängern herausgestellt. Diese waren allesamt Gymnasiallehrer im Hauptberuf und nutzten die Archivschätze vordringlich für Ausstellungen und historische Vorträge. Waldecker hingegen widmete sich der Grundlagentätigkeit, d.h. der Erschließung und Verzeichnung des Archivgutes, um dessen Nutzbarkeit zu gewährleisten. Ausstellungen hingegen seien die Stärke von Museen.

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Abb.: Übergabe der Sammlung Kloos 2009 im Stadtarchiv Limburg: (v.l.n.r.) Bürgermeister Martin Richard, Maria Kloos, Beate Kloos, Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker, Stephan Kloos (Foto: Stadt Limburg)

Das Stadtarchiv Limburg an der Lahn logiert seit 1977 im Südflügel des Schlosses hinter dem Limburger Dom. Die größten Bestände stammen naturgemäß aus dem Rathaus. Dazu gehören aber auch sämtliche Akten aus den bis Anfang der 1970er Jahre selbstständigen sechs Gemeinden, den heutigen Stadtteilen Limburgs. Viele Akten, die lange Zeit auf dem Speicher des Schlosses lagerten, werden mittlerweile von den Archivmitarbeitenden bearbeitet. Private Sammlungen oder Akten aus Vereinen erreichen das Stadtarchiv hingegen eher zufällig. Die wohl bedeutendste private Sammlung – Tausende von Fotos, die die gesamte Stadt dokumentieren – erreichte das Stadtarchiv 2009 von den Angehörigen des zwei Jahre zuvor verstorbenen Limburger Fotografen Friedel Kloos. Spenden privater Sammler und Historiker sind für die Archivare im Stadtarchiv wertvolle Fundgruben.

Diese Dokumente neueren Datums finden ihren Platz neben dem Stadtbuch von 1548 und einem Gemälde des englischen Künstlers John Lewis Wood von 1863, das eine Marktszene auf dem heutigen Bischofsplatz zeigt, und der ältesten Urkunde des Stadtarchivs von 1278. Darin beurkundet Graf Gerhard von Diez das Ende der Streitigkeiten zwischen der Limburger Bürgerschaft und ihrem Stadtherrn. Unter den Urkunden befinden sich 32 Kaiser- und Königsurkunden, einschließlich Kopien und Abschriften, sowie eine Bulle von Papst Pius II. (1558 bis 1564) neben Urkunden der Limburger Dynasten, der Grafen von Diez, des Stiftes St. Georg und ungeahnt vielen weiteren Dokumenten von unschätzbarem Wert, wie das Weilburger Tageblatt berichtet.

Problematisch ist die Benutzungssituation, da Benutzer- und Mitarbeiterbereich räumlich nicht getrennt sind. Stadtarchivar Waldecker hat bereits Vorschläge zur Verbesserung der räumlichen Situation, auch hinsichtlich der bereits zu etwa 75 Prozent gefüllten 1,3 lfd km Magazinflächen, unterbreitet und wartet auf eine Entscheidung der städtischen Gremien.

Geöffnet ist das Archiv mittwochs von 8.30 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung. Kontakt unter Telefon  (0 64 31) 20 33 41 oder 20 33 68 oder an monika.jung(at)stadt.limburg.de oder christoph.waldecker@
stadt.limburg.de per Mail.

Kontakt:
Dr. Christoph Waldecker M.A., Dipl.-Archivar (FH)
-Leiter des Stadtarchivs-
Werner-Senger-Str. 10
65549 Limburg a. d. Lahn
Telefon 06431 203-368
Fax 06431 584 3947
christoph.waldecker@stadt.limburg.de

Quelle: Dieter Fluck, Weilburger Tageblatt, 8.6.2016

Wichtiges Beweismittel für Kölner Archiv-Einsturz gefunden

Beim Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln am 3. März 2009 kamen zwei Menschen ums Leben und rund 30 Regalkilometer an Dokumenten zu Schaden.

Bei Taucharbeiten an der Unglücksstelle im Kölner Süden sind jetzt weitere Auffälligkeiten an einer Schlitzwand entdeckt worden, wie die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB), die Stadt Köln und die Staatsanwaltschaft Köln mitteilen. In mehr als 25 Metern Tiefe fanden Taucher einen dicken Gesteinsbrocken unter einer Stützwand neben der U-Bahnbaustelle. Dieser könnte dafür gesorgt haben, dass die Wand unterhalb des Brockens nicht richtig zu Ende gebaut wurde. Und der Hohlraum an dieser Stelle könnte große Mengen Wasser und Erdreich durchgelassen haben. Es sei denkbar, dass so das Fundament des nahe gelegenen Stadtarchivs beim Bau der U-Bahn beschädigt wurde.

Abb.: Seitenansicht der Archiveinsturz-  und Baustelle in Köln (Stadt Köln)

„Wenn es sich denn so herauskristallisiert, wie wir vermuten, dann ist die Ursache kein Naturereignis, sondern ein von Menschen verursachter Schaden“, sagte die Kölner Staatsanwaltschaft gegenüber dem WDR. In einem weiteren Schritt würden dann vor der Verjährungsfrist in drei Jahren Verantwortliche gesucht, die dann strafrechtlich zur Verantwortung gezogen würden.

Quelle: WDR Nachrichten, 13.6.2016; KSTA, 13.6.2016

Frankfurter Fotoschätze dauerhaft gesichert

Mehrere Zehntausend Aufnahmen des städtischen Denkmalamtes nun im Institut für Stadtgeschichte

Einen bedeutenden stadthistorischen Zuwachs haben die Fotosammlungen des Instituts für Stadtgeschichte Frankfurt am Main erfahren. Mit der Fotothek des Denkmalamtes der Stadt konnte eine über Jahrzehnte gewachsene Sammlung übernommen werden. Die knapp 35.000, kürzlich dem Institut für Stadtgeschichte übereigneten Aufnahmen geben einen hervorragenden Einblick in die bauliche Entwicklung von Gebäuden, Straßen und Plätzen der Stadt.

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Abb.: Pavillon Huthpark, Schutzdach 1981

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Abb.: Pavillon Huthpark, Nordostansicht 2008

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Abb.: Pavillon Huthpark/Bergstation, Nordwestansicht 2013

Das Denkmalamt der Stadt Frankfurt ist für alle denkmalgeschützten Kulturdenkmäler der Stadt zuständig. Im Stadtgebiet sind aktuell rund 9.000 Bau-, Garten- und Kunstdenkmäler geschützt. Da zu den Aufgaben der Denkmalpflege auch die Bauforschung und Bestanddokumentation gehören, entstand im Amt ein Bildarchiv mit Schwarzweiß und vielen Farb-Aufnahmen des Denkmalbestandes.

Teils fertigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Amtes die Aufnahmen selbst an; in vielen Fällen ergingen auch Aufträge an professionelle Fotografen. Das Denkmalamt hat die Fotothek systematisch gepflegt, erweitert und auf Basis einer Datenbank erschlossen, so dass Nutzung und Auswertung durch das Fachpersonal des Instituts für Stadtgeschichte unmittelbar und ohne Schwierigkeiten möglich sind. Der Clou: Nahezu alle Bilder liegen auch in digitalisierter Form vor! Sowohl die Digitalisate wie Originalfotos sollen im Institut für Stadtgeschichte langfristig archiviert, digital erfasst, gesichert und einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden.

Dieser wertvolle und gut erschlossene Bestand ergänzt die bereits zuvor mehr als zwei Millionen Abbildungen umfassende Fotoüberlieferung des Instituts, das als eines der größten Kommunalarchive Deutschlands gilt, ganz ausgezeichnet.

Kontakt:
Tobias Picard
Institut für Stadtgeschichte
Münzgasse 9
60311 Frankfurt am Main
Tel. 069-212 379 86
tobias.picard@stadt-frankfurt.de
www.stadtgeschichte-ffm.de

Quelle: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, Presseinformation, 9.6.2016

7. Netzwerktreffen Deutscher Fußballmuseen und Archive beim VfL Wolfsburg

Zu einem interessanten Austausch zwischen Vertretern der drei höchsten deutschen Fußballligen kam es am 2.6.2016 im Bauch der VfL-FußballWelt. Anlass war die siebte Zusammenkunft des „Netzwerks Deutscher Fußballmuseen und Vereinsarchive“, das seit 2012 existiert und dem der VfL Wolfsburg seit seiner Gründungsphase angehört. Wie bei jedem der halbjährlichen Treffen gab es ein übergeordnetes Thema. Da dieses „Vereinsmuseum oder Archiv als außerschulischer Lernort“ lautete, waren die Grün-Weißen als Gastgeber prädestiniert und richteten erstmals deshalb das Netzwerktreffen aus.

Netzwerktreffen Vereinsmuseen und Archive in der VfL-FußballWelt, Foto: regios24/Yvonne Nehlsen

Abb.: Netzwerktreffen Vereinsmuseen und Archive in der VfL-FußballWelt, Foto: regios24/Yvonne Nehlsen

Insgesamt 26 Teilnehmer von 16 Vereinen sowie vom Deutschen Fußballmuseum waren gekommen und erlebten auf dem VfL-Gelände einen nicht nur inhaltlich gehaltvollen, sondern auch spannenden und spaßigen Tag. Nach einer Einführung zum grün-weißen Konzept des außerschulischen Lernens ging es für alle in die VfL-FußballWelt, wo speziell die Module für viel Unterhaltung sorgten. Nach dem Mittagessen folgten Fachvorträge anderer Klubs, aus denen sich spannende Unterscheidungen und Anknüpfungspunkte ergaben.

„Das Mitwirken im Netzwerk bedeutet für uns einen wertvollen Austausch mit anderen Vereinen und gibt uns immer wieder interessante Anregungen nicht nur für die Archivarbeit, sondern auch darüber hinaus“, so VfL-Geschäftsführer Thomas Röttgermann. „Der Themenschwerpunkt ‚Außerschulischer Lernort‘ besitzt beim VfL Wolfsburg einen sehr hohen Stellenwert. Deswegen haben wir uns gefreut, diesmal die Gastgeberrolle einnehmen zu können.“

Quelle: VfL Wolfsburg, Aktuelles, 2.6.2016

Privatarchiv des Familienforschers Ernst Hahner vom Enzkreis geordnet

Aus der Serie „Geschichtsort Archiv“

Der Name Ernst Hahner genießt bei Familienforschern höchstes Ansehen; denn der frühere Seefunker erstellte gleich sechs Ortsfamilien- bzw. Ortssippenbücher und erhielt dafür vielfältige Ehrungen. Sein Privatarchiv hat das Kreisarchiv des Enzkreises jetzt geordnet und das Verzeichnis dazu online gestellt.

Hahner

Abb.: Vom Enzkreis geordnet wurde das Privatarchiv des angesehenen Familienforschers Ernst Hahner (enz)

Schon 1985 erschien das erste Familienbuch Hahners über den Neulinger Ortsteil Göbrichen. Es folgten, jeweils nach mehrjähriger Bearbeitungszeit, bis 2005 Bauschlott, Neuenbürg mit Waldrennach, dann Stein und Königsbach sowie Ottersdorf bei Rastatt. In diesen Büchern ist die gesamte Einwohnerschaft früherer Jahrhunderte aufgeführt, soweit sie in den vorhandenen Quellen Spuren hinterließ. Mit der Veröffentlichung der Bücher werden zeitaufwändige Recherchen überflüssig und die wertvollen Originalquellen geschont. Für zigtausende ehrenamtlich geleisteter Stunden erhielt Ernst Hahner mehrere Ehrungen, darunter in Neuenbürg das Bundesverdienstkreuz.

Ernst Hahner wurde 1926 in Manheim geboren und fuhr viele Jahre als Funker bei Kriegs-, Bundes- und Handelsmarine zur See. Vor allem im Ruhestand widmete er den Großteil seiner Zeit der genealogischen Forschung. Seit 1993 arbeiten Hahner und das Kreisarchiv eng zusammen. Dessen Leiter Konstantin Huber weiß: „Ohne bienenfleißige und selbstlos arbeitende Forscher wie Ernst Hahner wären derartige heimatkundliche Werke schlichtweg unrealisierbar, weil nicht zu bezahlen“.

Huber freute sich riesig, als Ernst Hahner nach Abschluss seiner Arbeiten am eigenen Stammbaum im Jahr 2010 sein Archiv und seine Bibliothek dem Enzkreis als Schenkung vermachte. Der Leiter des Archivs sagte zu, die schriftlichen Unterlagen in einem Verzeichnis aufzuarbeiten und damit einem breiten Interessentenkreis zugänglich zu machen. Die Hauptarbeit dafür leistete die Reutlinger Archivarin Ingrid Wieczorek, die im Kreisarchiv einen Teil ihrer Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste absolvierte.

Neuenbürg      Stein

Abb.: Die vom Enzkreis herausgegebenen Bücher Ernst Hahners: Das Ortssippenbuch Neuenbürg und das Ortsfamilienbuch Stein (enz)

Der Archivbestand füllt vier Regalmeter. Er enthält neben umfangreicher Korrespondenz einen nach Familien- und einen nach Ortschaften gegliederten Teil. Neben den in Büchern erarbeiteten Orten finden sich dort auch Unterlagen über Eisingen, Wössingen, Zaisersweiher und den Raum Nagold. Doch auch weit darüber hinaus finden sich Unterlagen: Da die Vorfahren von Ernst Hahner über das ganze Bundesland verstreut lebten, bietet der Bestand für (fast) ganz Baden-Württemberg Interessantes. Und nicht nur das: Eine Besonderheit bilden die reich illustrierten Berichte über Schiffsreisen um die ganze Welt, die der Seemann zwischen 1951 und 2003 unternahm.

Der heute 90jährige Ernst Hahner lebt seit vielen Jahren in Neustadt in Schleswig-Holstein. Er freut sich, dass sich sein im Ruhestand geschaffenes Lebenswerk beim Enzkreis in guten Händen befindet und dass sich über das Internet jeder Interessent darüber informieren kann. Das 44-seitige Findbuch ist online einsehbar unter www.enzkreis.de (durchsuchen mit dem Suchbegriff Hahner).

Seit kurzem lässt sich ebenfalls online im Verzeichnis des Privatarchivs von Heinrich Tölke (Bestand P 24) recherchieren. Darin sind die umfangreichen Forschungsunterlagen des Autors des Göbricher Heimatbuches erschlossen.

Kontakt:
Kreisarchiv des Enzkreises
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Telefon 07231 308-9423
Telefax 07231 308-9837
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 201/2016, 6.6.2016

Stadtplan „Orte jüdischen Lebens und seiner Vernichtung in Nürnberg bis 1945“

StadtplanDas Stadtarchiv Nürnberg bietet einen kostenlosen deutsch-englischen Faltplan an, in dem anhand von zehn Punkten im Nürnberger Stadtgebiet schlaglichtartig die Entwicklung der lokalen jüdischen Geschichte vom Mittelalter bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs dargestellt wird.

Der Stadtplan enthält Erläuterungen zu folgenden Orten:

(1) Hauptmarkt (Main Market Square) und Obstmarkt (Fruit Market)
(2) Judenbühl (Jews’ Hill)
(3) Judengasse (Jews’ Alley)
(4) Spitalplatz 4 (today Hans-Sachs-Platz)
(5) Essenweinstraße 7
(6) Wielandstraße 6
(7) Obere Kanalstraße 25
(8) Frauentorgraben 49
(9) Bärenschanzstraße 40
(10) Schnieglinger Straße 155

PDF-Download:
Stadtplan „Orte jüdischen Lebens und seiner Vernichtung in Nürnberg bis 1945“ / City Map „Places of Jewish life and its extinction in Nuremberg until 1945“
https://www.nuernberg.de/imperia/md/stadtarchiv/dokumente/stadtplan_klein_geschuetzt.pdf

Zum Bestellformular für gedruckte Exemplare:
https://www.nuernberg.de/internet/stadtarchiv/projekte_juedische_geschichte_stadtplan.html

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Kontakt:
Stadtarchiv Nürnberg
Forschungsschwerpunkt jüdische Geschichte
Marientorgraben 8
90402 Nürnberg
Telefon: 09 11 / 2 31-27 70 oder -27 71
Telefax: 09 11 / 2 31-40 91
www.stadtarchiv.nuernberg.de

Ungewisse Wege. Flucht, Vertreibung, Genozid zur Zeit des Ersten Weltkriegs

36. Symposion des NÖ Instituts für Landeskunde gemeinsam mit dem Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgen-Forschung und dem Zentrum für Migrationsforschung

Amstetten, 4. bis 6. Juli 2016

Begründung und Zielsetzung des Symposions

An den östlichen und südöstlichen Frontlinien des Ersten Weltkrieges kam es immer wieder zu Phasen, in denen sich die Kampfräume rasch und über weite Distanzen verschoben. Dadurch wurden insbesondere in Gebieten wie Galizien und Russisch-Polen (heute zu Polen bzw. der Ukraine zugehörig), auf der Balkanhalbinsel sowie in Kleinasien wesentlich weitere Teile der Zivilbevölkerung von den direkten Kriegsfolgen getroffen, als dies in den vergleichsweise eng abgegrenzten Aktionsräumen im Westen der Fall war. Diese direkten Kriegsfolgen konnten sehr unterschiedliche Gestalt annehmen. Das Spektrum reichte von Tod und Verwundung im unmittelbaren Gefolge der Kampfhandlungen (Artilleriefeuer auf Städte, Dörfer etc.) über vielfältige Ausformungen von Vertreibung (erzwungene Evakuierung, Deportation, Flucht infolge mehr oder weniger systematischer Vernichtung der Lebensgrundlage) bis zu planmäßigem Massenmord und Genozid nach ethnisch-religiösen Kriterien. Gemeinsam war diesen Phänomenen, dass sie das Ausmaß humanitärer Katastrophen erreichten, wie es sie bis dahin zeitgleich und in derart weiten Gebieten nicht gegeben hatte.

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Abb.: Zivilbevölkerung in Galizien im Frontgebiet (NÖLA)

Das Symposion widmet sich in einem ersten Schwerpunkt den oben kurz beschriebenen direkten Kriegsfolgen, wobei das Massenphänomen Flucht und Vertreibung im Zentrum der Betrachtung steht. Dabei werden dessen unterschiedliche Ausformungen ebenso wie die politisch-administrativen Reaktionsmuster der betroffenen Staaten thematisiert und in Vergleich gesetzt. Österreich Ungarn etwa setzte in Galizien umfangreiche Evakuierungen der ruthenischen Zivilbevölkerung in Gang, wobei es nicht nur um deren Schutz ging, sondern ebenso darum, eine mögliche Kollaboration mit der russischen Armee zu verhindern. Russland wiederum setzte im Falle der Rücknahme seiner Fronten wesentlich weniger administrative Maßnahmen hinsichtlich der eigenen Zivilbevölkerung. Die Menschen blieben weitgehend sich selbst überlassen, zugleich vernichtete die sich zurückziehende Armee deren Lebensmittelvorräte und Ernten um den nachstoßenden Achsenmächten Versorgungsschwierigkeiten zu bereiten. In Anatolien schließlich ging die osmanische Staatsgewalt aktiv gegen ausgewählte Teile der eigenen Zivilbevölkerung vor. Die christlichen Minderheiten der Armenier, Assyrer und Griechen wurden pauschal der Kollaboration mit Russland bzw. der Entente verdächtigt, was den jungtürkischen Machthabern als Vorwand für deren Enteignung und physische Vernichtung diente. Der Hergang dieser genozidalen Ereignisse und deren aktuelle Bewertung werden ebenfalls Thema des Symposiums sein.

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Abb.: Ruthenische (ukrainische) Mädchen im Lager Gmünd (NÖLB, TS 17.538)

Zweitens werden am Beispiel Niederösterreichs die Auswirkungen der erzwungenen Massenbewegungen aus der Perspektive des Hinterlandes betrachtet. Alleine in den Lagern des Landes Niederösterreich hielten sich zeitweilig an die 250.000 Menschen auf, wobei das Spektrum von Kriegsgefangenen über Deportierte („Evakuierte“) bis hin zu Flüchtlingen reichte. Der Großteil dieser Lager verschwand, in Einzelfällen entwickelten sich aus ihnen eigene neue Stadtteile wie dies beispielsweise in Gmünd der Fall war. Das „Ruthenenlager“, das größte seiner Art in der Monarchie, wurde zum heutigen „Gmünd Zwei“.

Einen dritten Schwerpunkt bildet eine offene Diskussionsplattform für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die in Form von moderierten Round Table Gesprächen konzipiert ist. Hier erhalten Historiker aus der Region, Heimatforscher, Vertreter der Zivilgesellschaft und die interessierte Öffentlichkeit generell die Möglichkeit, Gespräche mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über das Phänomen der erzwungenen Migration zu diskutieren. Neben der historischen Perspektive werden bewusst aktuelle Bezüge gesucht und angesprochen.

Weitere Informationen und das Programm finden Sie unter:

http://www.noe.gv.at/Bildung/Landeskundliche-Forschung/Aktuelle-Projekte/Symposion_2016.html

Veranstalter:
NÖ Institut für Landeskunde, St. PöltenQR-Symposion_2016

Tagungsleitung
Mag. Elisabeth Loinig, MAS

Veranstaltungsort
3300 Amstetten
Rathaussaal, Rathausstraße 1

Anmeldung
post.k2institut@noel.gv.at

Tagungsbüro
Öffnungszeiten
Mo, Die 8:30–17:30, Mi 8:30–12:30

Teilnahmegebühr
€ 20,– (inkl. Tagungsmappe, Rahmenprogramm);
Studierende (bis 26 Jahre) kostenlos.

Unterkunft
Kultur- und Tourismusbüro Amstetten
Hauptplatz 29, 3300 Amstetten

Öffnungszeiten: Mo–Fr 9-17 Uhr  und Sa 9–12 Uhr
Tel. +43 07472 601-454
info@amstetten.noe.gv.at

Kontakt
NÖ Institut für Landeskunde,
3109 St. Pölten, Landhausplatz 1,
Tel. 02742 9005 16255
post.k2institut@noel.gv.at