Bibliothekskatalog des Kreisarchivs Warendorf im Internet

Katalog mit Literatur zur Kreisgeschichte ist jetzt online abrufbar

Für Geschichtsinteressierte ist das Kreisarchiv Warendorf und seine Bibliothek eine sehr beliebte Adresse: Im Leseraum des Archivs im Erdgeschoss des Warendorfer Kreishauses können neben Originaldokumenten aus 800 Jahren Kreisgeschichte auch rund 30.000 Literaturtitel zur Geschichte des Kreises, seiner Städte und Gemeinden sowie zur Westfälischen Geschichte im Allgemeinen genutzt werden. Nahezu der gesamte Bibliotheksbestand ist digital erfasst. Der Bibliothekskatalog dieser größten regionalgeschichtliche Bibliothek im östlichen Münsterland ist jetzt erstmals im Internet verfügbar.

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Abb.: Der Bibliothekskatalog des Kreisarchivs ist unter dem Link http://www.bibliothek-kreisarchiv-warendorf.de zu erreichen.

Der Katalog gibt genaue Auskunft sowohl über Bücher und Zeitschriften als auch über unveröffentlichte Literatur wie Vereinsfestschriften oder Examensarbeiten. Er ist direkt online abrufbar unter www.bibliothek-kreisarchiv-warendorf.de – Die Nutzer können darin umfassend bequem von zu Hause aus recherchieren und stöbern.

Das Kreisarchiv hat seit seiner Gründung 1967 eine eigene Bibliothek zur Geschichte des östlichen Münsterlandes und als Unterstützung für die eigene Kreisverwaltung aufgebaut. Durch die Ablieferung der einzelnen Stadtarchive an das Kreisarchiv wuchs diese Büchersammlung in kurzer Zeit. Regelmäßige Bucherwerbungen finden bis heute statt, wobei das Hauptaugenmerk auf dem Gebiet der historischen Hilfswissenschaften und Archivwissenschaft sowie auf geschichtswissenschaftlicher, regionalgeschichtlicher und verwaltungswissenschaftlicher Fachliteratur liegt.

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Abb.: Mit rund 30.000 Titeln ist die Archivbibliothek die größte regionalgeschichtliche Bibliothek im östlichen Münsterland. Der Präsenzbestand kann von allen Interessierten zu den Öffnungszeiten des Kreisarchivs kostenlos genutzt werden.

Darüber hinaus werden die Benutzer des Archivs gebeten, ihre publizierten Forschungen bei der Bibliothek des Kreisarchivs kostenlos zu hinterlegen. Auf diese Weise hat die Bibliothek einen großen Schatz an so genannter „grauer Literatur“ zur Kreisgeschichte, u. a. Festschriften und Chroniken von Vereinen, Schulen, Kirchen und Unternehmen sowie Selbstzeugnisse gesammelt.

Heute ist die Bibliothek die einzige wissenschaftliche Bibliothek zur Geschichte des östlichen Münsterlandes. Zusammen mit der Bibliothek des Gymnasiums Laurentianum umfasst sie den ältesten Buchbestand im gesamten Kreis Warendorf.

Die Archivbibliothek ist eine Präsenzbibliothek, eine Ausleihe ist nicht möglich. „Dies bietet den Vorteil, dass unser Bestand immer komplett ist“, weiß Mareike Stiller, die als Fachangestellte für Medien und Informationsdienste die Spezialbibliothek fachlich betreut.

Die Bibliothek steht allen Besucherinnen und Besuchern während der Öffnungszeiten des Lesesaals des Kreisarchivs (montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr und donnerstags von 8 bis 16 Uhr) kostenlos zur Verfügung.

Kontakt:
Bibliothek des Kreisarchivs Warendorf
Waldenburger Straße 2
48231 Warendorf
Tel.: 02581/ 53 1048, -41 oder -42
Fax: 02581/ 53 1099
mareike.stiller@kreis-warendorf.de

Quelle: Kreis Warendorf, Pressemitteilung, 27.5.2016

Jahresbericht 2015 des Staatsarchivs Luzern

Das Staatsarchiv Luzern hat am 28.5.2016 seinen Jahresbericht 2015 publiziert. – Die Anzahl der Aktenablieferungen von staatlicher Seite lag mit 48 im Rahmen des Vorjahres (50), darunter waren sechs rein digitaler Art. Die Menge der abgelieferten Unterlagen in Papierform stieg mit insgesamt 645 Laufmetern wider Erwarten auch 2015 nochmals an, allerdings nur noch in geringem Ausmaß (Vorjahr 590).

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An nichtstaatlichen Archivalien sind 21 sehr kleine bis sehr große Ablieferungen im Umfang von rund 75 Laufmetern eingegangen. Darunter sind vollständige Archive, aber auch Nachlieferungen. Besondere Erwähnung finden im Jahresbericht die Archive des Berufsverbandes der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner Sektion Zentralschweiz (23 Lfm.) und das Archiv der Zeitung „Luzern heute“ (1.5 Lfm.). Im kirchlichen Bereich erhielten gelangte das Archiv des Dekanats Entlebuch (0.5 Lfm.) sowie eine Nachlieferung des Stifts St. Leodegar im Hof (18 Lfm.) an das Staatsarchiv Luzern und von der Christkatholischen Kirchgemeinde Luzern das Archiv des aufgelösten Kirchenchors Melodia (1.6 Lfm.).

Im Jahr 2015 benutzten 553 externe BenutzerInnen (Vorjahr 551) und 26 (33) Dienststellen Bestände des Luzerner Staatsarchivs, wobei die reinen Lesesaal- oder Bibliotheksbenutzerinnen nicht erfasst sind. Diese Personen waren an 3132 Tagen (2911) im Archiv. 293 Personen (340) konnten an 21 (23) Führungen das Archiv „hinter den Kulissen“ besichtigen. Von den 8389 (Vorjahr 7894) Ausleihen gingen 7031 (6582) an BenutzerInnen im Lesesaal, 740 (640) an archivinterne Mitarbeitende und 618 (675) an Dienststellen der kantonalen Verwaltung.

Das Staatsarchiv bewältigt auch unglaubliche Mengen Papier. So hat es 2015 „in house“ knapp 12,5 Tonnen Papier geschreddert, gleich viel wie im Vorjahr. Dazu wurden 5,9 Tonnen extern zur Aktenvernichtung übergeben.

Der Jahresbericht erinnert auch ausführlich an den am 15. Mai 2015 verstorbenen Alt-Staatsarchivar Fritz Glauser. Glauser, geboren am 29. Februar 1932, hat seit 1960 als „Adjunkt“ und von 1971 bis 1997 als Staatsarchivar das Luzerner Staatsarchiv in mehrfacher Hinsicht entscheidend geprägt und modernisiert. Er hat
u.a. die rasche und konsequente Erschließung aller modernen Neuzugänge eingeführt und damit überhaupt die organische und heute zunehmend geschätzte Funktion des Staatsarchivs als Partner der Verwaltung im Informationsmanagement in die Wege geleitet. Gleichzeitig hat sich Fritz Glauser auch um das Weiterbestehen der alten Schätze gekümmert und mit dem Aufbau einer professionellen Restaurierungsabteilung diesbezüglich neue Maßstäbe gesetzt.

Neue Maßstäbe gesetzt hat Fritz Glauser auch im Archivbau. Der nach zäher Überzeugungsarbeit zustande gekommene, 1993 bezogene Neubau des Staatsarchivs Luzern war lange Zeit das Studienobjekt, um das Architekten nicht herum kamen – und er überzeugt mit seinem ausgefeilten Konzept noch heute. Da Archive nicht ohne gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter funktionieren können, hat Fritz Glauser ab den späten 1980er Jahren auch gezielt eine Equipe von jungen Wissenschaftlern aufgebaut, die das Staatsarchiv Luzern im Wesentlichen heute noch trägt. Fritz Glauser war auch überzeugt, dass ein Staatsarchiv neben dem eigentlichen Archivbetrieb Forschung betreiben müsse, weil nur die persönliche Forschungserfahrung den Blick verschaffe für die Bewertung der Unterlagen.

Link: Jahresbericht 2015 des Staatsarchivs Luzern

Kontakt:
Staatsarchiv Luzern
Schützenstrasse 9
Postfach 7853
6000 Luzern 7
Telefon 041 228 53 65
Fax 041 228 66 63
staatsarchiv@lu.ch
https://staatsarchiv.lu.ch/

Kunstwerke fürs Stadtarchiv Hattingen

Der Wuppertaler Maler und Graphiker Erich Kresse (1902-1989) hat in den 1960er/1970er-Jahren Hattingen und die Henrichshütte zeichnerisch begleitet. Entstanden sind so verschiedene Altstadt- und Hüttenmotive. Anlässlich des DRK-Jubiläums wurden 30 Bilder im DRK-Haus Talstraße ausgestellt, nun wurden die Bilder an das LWL-Industriemuseum Henrichshütte und das Stadtarchiv Hattingen übergeben.

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Abb.: Willi Hahn, Andreas Hahn, Geschäftsführer des DRK-Hattingen, Thomas Weiß, Stadtarchivar Hattingen und Robert Laube, Leiter des LWL-Industriemuseums Henrichshütte freuten sich bei der Übergabe der Bilder (Foto: Stadt Hattingen).

Willi Hahn, der dafür verantwortlich ist, das die Werke nun übergeben wurden, wurde von der Witwe des verstorbenen Künstlers gefragt, ob er die Bilder haben wolle. „Da sind mir das Stadtarchiv und das LWL-Industriemuseum Henrichshütte eingefallen, denn dort sind die Kunstwerke sicherlich besser aufgehoben als in einer privaten Wohnung“, erzählt er.

Stadtarchivar Thomas Weiß und Robert Laube, Leiter des LWL-Industriemuseums Henrichshütte haben beschlossen, den gesamten Bestand zusammen zu lassen und im Stadtarchiv unterzubringen. „So können die Werke der Forschung und für Ausstellungen problemlos zur Verfügung gestellt werden“, erklärt Thomas Weiß. „Die Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv ist so freundschaftlich und dadurch, dass sie hier bleiben, sind die Werke täglich nutzbar“, sagt Robert Laube.

Kontakt:
Stadtarchiv Hattingen
Rauendahlstraße 40/42
45504 Hattingen
Telefon: (0 23 24) 391 96 0
Telefax: (0 23 24) 391 96 19
stadtarchiv@hattingen.de

Quelle: Hattingen, Pressemitteilung, 24.5.2016

LWL-Film zur evangelischen Jugendarbeit von 1883 bis in die 1930er Jahre

1933 wurden alle evangelischen Jugendgruppen in die Hitler-Jugend eingegliedert. Damit waren auch die Schülerbibelkreise gezwungen, ihre Arbeit einzustellen. Wie es dazu kam, erzählt der Film „Bibelkreise zwischen Aufbruch und Auflösung. Evangelische Jugendarbeit von 1883 bis in die 1930er Jahre“, den der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in Zusammenarbeit mit dem Verein Evangelische Schülerinnen- und Schülerarbeit in Westfalen (BK) e.V. am 24.5.2016 in Hagen-Berchum der Öffentlichkeit präsentieren.

Im Sommer 1933 hatten der „Bund Deutscher Bibelkreise“ noch sein 50-jähriges Bestehen mit einem großen Zeltlager gefeiert. Tausende Jungen waren der Einladung des evangelischen Jugendverbandes gefolgt und kamen in die bei Bielefeld gelegene Senne. Der vom LWL-Medienzentrum für Westfalen produzierte Film beleuchtet nicht nur diese Zeit entscheidender Umbrüche, sondern vermittelt einen Eindruck von der gesamten wechselvollen Geschichte der 1883 als „Bibelkränzchen“ gegründeten Jugendorganisation – von ihren Anfängen bis hin zur Auflösung 1934 sowie der Weiterarbeit im Geheimen und den Neuanfängen nach dem Zweiten Weltkrieg.

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Abb.: Bei Aufmärschen der BKler sind 1933 Bibelkreisfahnen mit dem Schwertkreuz und Hakenkreuzflaggen nebeneinander zu sehen. Schon kurze Zeit später wird jede bündische Jugendarbeit außerhalb der HJ verboten (Foto: LWL)

Zwei Kapitel sind den beiden eng mit der Geschichte der Bibelkreise verbundenen Persönlichkeiten Theodor Noa und Kurt Gerstein gewidmet. Der evangelische Pfarrer Noa gründete 1923 den „Geschäftsführenden Verein der Bibelkreise unter Schülern höherer Lehranstalten Westfalens“ mit Sitz in Hagen und baute unter anderem die Schullandheime Berchum bei Hagen und Beienbach bei Siegen mit auf. Gerstein übernahm 1928 die Leitung und Verwaltung des BK-Heimes in Berchum und wurde zu einer führenden Persönlichkeit im Bund Deutscher Bibelkreise – und später ein wichtiger Augenzeuge des Holocaust.

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Abb.: Wettkämpfe und Speerspiele, wie hier während einer Wanderfahrt zum Teutoburger Wald 1933, gehörten zur Jugendarbeit und sollten die Gruppenidentität stärken (Foto: LWL)

Die Dokumentation von Christine Finger erscheint in der Reihe „Westfalen in historischen Filmen“ auf DVD. Sie basiert im Wesentlichen auf 16mm-Filmen, die Anfang der 1930er Jahre während Ferienfahrten, Ausflügen und den Reichslagern des Bundes Deutscher Bibelkreise gedreht wurden. In der Evangelischen Jugendbildungsstätte Hagen-Berchum überdauerte der Filmbestand die Zeiten, bevor sich das LWL-Medienzentrum und der Verein Evangelische Schülerinnen- und Schülerarbeit in Westfalen (BK) e.V. mit Unterstützung des Landeskirchlichen Archivs der Evangelischen Kirche von Westfalen des Bestandes angenommen haben. Die wichtigsten vier Filmquellen aus den Jahren 1931 bis 1935 wurden digitalisiert und befinden sich als Originalfilme mit einer Gesamtspieldauer von ca. zweieinhalb Stunden ebenfalls auf der DVD.

Öffentliche Premiere
Am 24. Mai 2016 wird der Film „Bibelkreise zwischen Aufbruch und Auflösung. Evangelische Jugendarbeit von 1883 bis in die 1930er Jahre“ um 19 Uhr im Verein Evangelische Schülerinnen- und Schülerarbeit in Westfalen (BK) e.V. in Hagen-Berchum (Ergster Weg 59, 58093 Hagen) erstmals präsentiert. Die DVD ist im Anschluss an die öffentliche Premiere sowie direkt beim LWL-Medienzentrum für Westfalen für 14,90 Euro plus Versandkosten erhältlich.

Inlay_Bibelkreise 28.4.inddInfo:
Bibelkreise zwischen Aufbruch und Auflösung.
Evangelische Jugendarbeit von 1983 bis in die 1930er Jahre
Hauptfilm: ca. 26 Min., s/w und Farbe, deutsch und englisch, zuschaltbare Untertitel für Hörgeschädigte;
vier historische Filme: zus. ca. 2,5 Std., s/w
DVD mit Begleitheft, 2016 (D 180)
Preis 14,90 Euro

Bezug:
LWL-Medienzentrum für Westfalen
Fürstenbergstr. 13-15
48147 Münster
medienzentrum@lwl.org
www.westfalen-medien.lwl.org

Versammlung evangelischer Archive und Bibliotheken in Wittenberg

Die 11. Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche (AABevK) tagte vom 9. bis 11. Mai 2016 in der Lutherstadt Wittenberg. Die 57 Teilnehmenden diskutierten und verabschiedeten ein Strategiepapier, das die Ziele der Arbeitsgemeinschaft, der rund 60 Archive und 100 Bibliotheken angehören, aktuell definiert. Kirchlicher Auftrag, Medienwandel sowie Kooperationen und Verbundlösungen standen im Mittelpunkt des Papiers, dass in den beiden Verbänden (Verband kirchlicher Archive und Verband kirchlich-wissenschaftlicher Bibliotheken) umgesetzt und in den Alltag transformiert werden soll.

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Abb.: Der scheidende stellvertretende Vorsitzende der AABevK, Armin Stephan (Neuendettelsau), überreicht dem scheidenden Vorsitzenden Michael Häusler (Berlin) ein Präsent. Im Hintergrund die neue Vorsitzende der AABevK, Bettina Wischhöfer (Kassel) (Foto: Gabriele Stüber).

Nach der Satzung des Institutionenverbands, einer Einrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), fanden auch Verbands- und Vorstandswahlen statt. Zur neuen Vorsitzenden  wurde Dr. Bettina Wischhöfer (Kassel) gewählt. Sie löst Dr. Michael Häusler (Berlin) ab. Erstmals in der 80-jährigen Geschichte der Arbeitsgemeinschaft steht somit eine Frau an der Spitze der Organisation. Zum zehnköpfigen Vorstand gehören weiterhin für den Verband kirchlicher Archive der neu gewählte Leiter Dr. Udo Wennemuth (Karlsruhe) mit den beiden Stellvertretern Dr. Henning  Pahl (Berlin) und Dr. Johann-Peter Wurm (Schwerin), für den Verband kirchlich-wissenschaftlicher Bibliotheken die im Amt bestätigte Leiterin Anja Emmerich (Bielefeld) mit ihren beiden Stellvertreterinnen Dr. Mareike Rake (Hannover) und Bettina Schmidt (Stuttgart) sowie die Gruppe der juristischen Dezernenten und Referenten Dr. Rainer Rausch (Dessau), Dr. Anne-Ruth Wellert (Kassel) und Dr. Gerhard Eibach (EKD Hannover mit beratender Stimme).

Links:

Inventuren und Teilungen – Bürgerlicher Besitz und Alltagsgegenstände vor 1900

Aus der Serie „Geschichtsort Archiv“

ENZKREIS. Wer mehr über das bürgerliche Alltagsleben im 19. Jahrhundert erfahren möchte, wird sich in der vielfältigen Museumslandschaft umsehen. Will man aber die gesamte Komplexität eines bürgerlichen Besitzes mit sämtlichen Alltagsgegenständen begreifen, dann lohnt ein Besuch in den Archiven der Gemeinden und Städte, die traditionell dem württembergischen Landesteil angehören. Denn hier wurden bis zum Jahr 1900 sogenannte „Inventuren und Teilungen“ angelegt.

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Abb.: In Leder gebundene Inventuren und Teilungsakten aus dem Gemeindearchiv Schmie, 18. Jahrhundert (Bildnachweis: Stadtarchiv Maulbronn).

Dabei handelt es sich um Vermögensbeschreibungen eines Einwohners, die man bei dessen Heirat (Inventur) und nach seinem Tod (Teilung) anlegte, um vor allem Erbstreitigkeiten zu vermeiden. Auch waren Gemeinden und Städte darauf bedacht, dass ihre Bürger nicht verarmten und von ihnen ausgehalten werden mussten. Die Inventur wurde durch den „Waisen- und Theilrichter“ vorgenommen. Obgleich im württembergischen Landrecht die „Inventuren und Teilungen“ seit dem 16. Jahrhundert verankert sind, liegen im Stadtarchiv Maulbronn die ältesten Akten erst ab 1690 vor, was auf die Kriege des 17. Jahrhunderts zurückzuführen ist.

Aus den akribisch zusammengestellten Dokumenten lässt sich ablesen, wie es um die Besitzverhältnisse und den sozialen Stand bestellt war: Ein Taglöhner war nicht immer arm, ein Steinbruchbesitzer nicht unbedingt vermögend. Besonders wohlhabend waren hingegen verblüffenderweise Pfarrerswitwen und Metzger mit einer Gastwirtschaft. Zudem wird erkennbar, wie sich lang andauernde Friedenszeiten auf den Wohlstand auswirkten – was vor allem an Küchenutensilien und der Einrichtung von Wohnstuben erkennbar ist.

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Abb.: Im Museum auf dem Schafhof in Maulbronn wurden zahlreiche historische Alltagsgegenstände zusammengetragen, wie sie auch in den „Inventuren und Teilungen“ beschrieben werden (Stadtarchiv Maulbronn).

In der vorindustrialisierten Gesellschaft wurden alle Gegenstände mühsam von Hand hergestellt. Waren sie noch zu gebrauchen oder konnte das Material wiederverwendet werden, maß man ihnen einen Wert zu: Ein abgetragener Mantel, eine alte Laterne oder ein verkratzter Zinnteller sind deshalb ebenso gelistet wie besondere Wertgegenstände. Aus der Sicht unserer heutigen Wegwerfgesellschaft, in der die meisten Alltagsgegenstände nur noch eine kurze Halbwertszeit haben, wirken die seitenlangen Auflistungen eher befremdlich.

Listen helfen bei Ahnen-, Bau- und Heimatforschung

Ererbte Gebäude stehen nicht in Kaufbüchern und in den Steuerbüchern wurden die Erben oft nur zeitverzögert oder gar nicht eingetragen. Deshalb lässt sich anhand der „Inventuren und Teilungen“ die Nutzung eines Gebäudes rekonstruieren. Besonders wertvoll sind die historischen Dokumente für die Ahnenforschung, da nicht nur biografische Daten und Orte ergänzt werden können, sondern auch die Alltagswelt früherer Menschen konkret vorstellbar wird: Wie sah das Inventar eines Hauses aus, wie waren die Menschen gekleidet, welches Handwerkszeug verwendeten sie?

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Abb.: Karikatur eines Soldaten in einer Nachlassakte vom Elfinger Hof (Maulbronn) aus dem Jahr 1807 (Bildnachweis: Stadtarchiv Maulbronn).

Als sogenannte „verdeckte Akten“ enthalten die Listen Briefe von einfachen Soldaten und Auswanderern des 18. und 19. Jahrhunderts, die man damals als Beweis für die Existenz eines Erben anfügte. Selbst illegal ausgewanderte Personen können nachgewiesen werden – denn obgleich sie ihre bürgerlichen Rechte verloren hatten, waren sie nach wie vor erbberechtigt. Zudem finden sich in den Beilagen häufig Apothekenrechnungen oder offene Forderungen von Handwerkern, die Auskunft darüber geben, was eine Leistung oder was Gewerke kosteten. Damit lassen sich Arbeit, Bezahlung und Besitz in Relation zueinander setzen.

Ein besonderes Beispiel liefert eine Inventur, die Hinweise auf den bedeutenden Önologen und Weinbaupionier Balthasar Sprenger enthält, der ab 1757 Klosterprofessor in Maulbronn war. Darin wird beschrieben, dass er von seinem Amtsvorgänger nicht nur Werkzeuge, sondern auch einen Garten und einen Weinberg mit Anteil an einem Weinberghäuschen im Eichelberg auf der Nachbargemarkung Lienzingen übernommen hatte. Hier machte Sprenger seine ersten praktischen Erfahrungen im Weinbau.

Ein anderes Beispiel geht auf den Bücherbesitz ein, der sich in kleinbürgerlichen Verhältnissen meist auf Bibeln, Gesangbücher und christliche Erbauungsliteratur beschränkte. Bei den örtlichen Honoratioren sind hingegen neben Fachbüchern, Atlanten und Lexika auch klassische Literatur und Belletristik zu finden. So kam Carl Friedrich Brecht – Sohn des Maulbronner Klosterwirts – bereits im Elternhaus mit der legendären Gestalt des Doktor Faust in Berührung, da dort eine Ausgabe von Friedrich Maximilian Klingers 1791 erschienenem Band über „Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt“ vorlag. Brecht beschrieb in romantischer Tradition zwischen 1837 und 1858 das Kloster Maulbronn und seine Legenden, so auch die über den Alchimisten Faust.

Ein weiteres erhellendes Phänomen sind mundartliche Bezeichnungen von Hausrat, Kleidung und Werkzeugen. Vor 200 Jahren ist beispielsweise die Rede von Bettlade (Bettgestell), Haipfelziechen (Überzug des großen Kopfkissens), Sutterkrug (langer, enghalsiger Krug für Most), Gölte (mit Handgriffen versehenes Wassergefäß), zizener Kittel (Jacke aus Druckkattun), Canapee (Sofa; aus dem Französischen), Handkarch (Handkarren), Krautstande (offener Bottich zum Kraut einmachen), Zeuglensschurz (gestreifte oder karierte Schürze aus Baumwollstoff mit Leinwand) und Nuster (Schnur von Perlen oder Glaskugeln).

Detailliertes Hintergrundwissen liefert die Veröffentlichung „Serielle Quellen in südwestdeutschen Archiven“, die vom Württembergischen Geschichts- und Altertumsverein herausgegeben wurde. Weitere Informationen gibt es außerdem bei Martin Ehlers im Stadtarchiv Maulbronn.

(Martin Ehlers)

Kontakt:
Stadtarchiv Maulbronn
Martin Ehlers
Klosterhof 31
75433 Maulbronn
Tel. 07043 103-16
ehlers@maulbronn.de