Vortragsreihe mit Buchpräsentation und Ausstellung
Die Geheime Staatspolizei war das wichtigste und bekannteste Instrument zur Unterdrückung der einheimischen Bevölkerung. Im Rheinland gab es fünf, jeweils für einen Regierungsbezirk zuständige Staatspolizeistellen: in Düsseldorf, Aachen, Köln, Koblenz und Trier. Sie hatten regelmäßig über ihre Tätigkeit und ihre Beobachtungen Bericht zu erstatten.
Monatlich informierte die Gestapo auf diese Weise über die Stimmung in der Bevölkerung, über die wirtschaftliche Entwicklung, über das Verhalten der „Gegner“-Organisationen, zu denen neben den verbotenen Parteien und Gewerkschaften auch die Kirchen zählten, sowie aller gesellschaftlichen Vereinigungen einschließlich der NSDAP selbst und ihrer Gliederungen. Zugleich waren die Lageberichte Tätigkeitsnachweis über die Bekämpfung aller Formen von Widerstand und Opposition zum NS-Regime. Die Monatsberichte der Gestapo liefern mithin nicht nur eine Fülle von Informationen zur regionalen Sozial-, Wirtschafts- und Politikgeschichte des „III. Reiches“. Vielmehr bieten sie dem Historiker zugleich die Möglichkeit, diese Geschichte aus der Perspektive derjenigen nachzuzeichnen, die für die alltägliche Unterdrückung vor Ort die Hauptverantwortung trugen.
Das Landesarchiv NRW nimmt das Erscheinen des dritten und letzten Bandes der „Lageberichte Rheinischer Gestapostellen 1934-1936“ zum Anlass, um gemeinsam mit der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde, in deren Reihe die Edition erscheint, diesen für die Forschung neu erschlossenen wichtigen Quellenfundus der Öffentlichkeit vorzustellen.
Am 1. März 2016 findet auf Einladung des Landesarchivs NRW Abteilung Rheinland und der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde (18 Uhr, Vortagssaal, Schifferstraße 30, Duisburg) die Buchpräsentation der „Lageberichte Rheinischer Gestapostellen 1934-1936“ (Publikationsreihe der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde Bd. LXXXI) mit Vortragsprogramm statt.
Begleitend zur Buchpräsentation zeigt die Abteilung Rheinland im Ausstellungsraum Exponate aus den Beständen zur Geschichte der Gestapo. Darin werden die Rolle der Behörde als Teil des nationalsozialistischen Unrechtssystems, einzelne Verfolgungsschicksale, aber auch die Geschichte der Gestapo-Akten und deren Nutzung nach dem Krieg exemplarisch thematisiert. In der Ausstellung wird eine weitere Quellengruppe vorgestellt: die Gestapo-Personenakten der Leitstelle Düsseldorf.
Im Anschluss daran veranstaltet das Landesarchiv NRW eine Vortragsreihe zur „Erinnerungsskultur“, um einige rheinische Institutionen der Erinnerungskultur sprechen zu lassen. Am Beispiel ausgewählter Verfolgtengruppen berichten die Referentinnen und Referenten über Repression, Verfolgung und die Erinnerungsarbeit der jeweiligen Einrichtung.
Vorträge im Rahmenprogramm (Frühjahr 2016)
- 19.4.2016 Dr. Karola Fings (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln): Die NS-Verfolgung von Sinti und Roma
- 10.5.2016 Dr. Jürgen Müller (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln/ Centrum Schwule Geschichte e.V.): Ausgrenzung der Homosexuellen aus der „Volksgemeinschaft“
- 31.5.2016 Dr. Andreas Pilger (Stadtarchiv Duisburg/ Zentrum für Erinnerungskultur, Menschenrechte und Demokratie): Johanna Niederhellmann: eine sozialdemokratische Widerstandskämpferin und die Erinnerungskultur in Duisburg
- 14.6.2016 Dr. Uri-Robert Kaufmann (Alte Synagoge Essen): Erinnerungskultur der Mehrheitsgesellschaft und innerjüdische Perspektive
Nähere Informationen zum Programm der Buchpräsentation, zu den Vorträgen im Rahmenprogramm und zur Ausstellung finden sich im Flyer.
Kontakt:
Landesarchiv Nordrhein-Westfalen
Abteilung Rheinland
Schifferstraße 30
47059 Duisburg
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