Die Kartei- und Archivabteilung des MfS
Kürzlich erschienen ist die erste Untersuchung zur Kartei- und Archivabteilung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS): „Das Gedächtnis der Staatssicherheit„. Als Hüterin der wichtigsten Karteien und Archivbestände des Ministeriums für Staatssicherheit besaß die Abteilung XII eine entscheidende Funktion. Sie war der Motor des Informationsflusses, den die Stasi für ihre Arbeit der Überwachung der eigenen Bevölkerung so dringend benötigte. Mit heutigen Begriffen war es das „Management-Team“ des Wissensspeichers der Geheimpolizei, dort wo „Big Data“ gespeichert, neu sortiert und wieder bereitgestellt wurde.
In dem Band werden neben der Entwicklung dieser Abteilung XII und ihrer Aufgaben u.a. auch Struktur und Alltag der hauptamtlichen Mitarbeiter, Auslandseinsätze der Abteilung, die Entwicklung der EDV, die Errichtung des Archivgebäudes, das System der Karteien und Biographien leitender Mitarbeiter der Abteilung dargestellt.
Inhalt:
- Philipp Springer: Die ganz normale Abteilung XII. Archivgeschichte und MfS-Forschung in institutionengeschichtlicher Erweiterung (7)
- Philipp Springer: Das Gedächtnis der Staatssicherheit. Entwicklung, Struktur und Funktion der Abteilung XII des MfS (25)
- Karsten Jedlitschka: „Staatsgeheimnisse von zentraler Bedeutung“. Die „Geheime Ablage“ der Abteilung XII (151)
- Roland Lucht: Karteien, Speicher, Datenbanken. Kern des Informationssystems der Abteilung XII (167)
- Philipp Springer: „Müde Einzelgänger“ und „ganze Kerle“. Personalstruktur und Lebenswelt hauptamtlicher Mitarbeiter der Abteilung XII (199)
- Philipp Springer: Letzte Station Abteilung XII. Der Leiter Oberst Reinhold Knoppe und das Verschwinden der „Gründerväter“ des MfS (273)
- Ralf Blum / Philipp Springer: Aufstieg und Fall eines „Unfehlbaren“. Der Leiter Oberst Roland Leipold und die Nachkriegsgeneration im MfS (307)
- Karsten Jedlitschka: Speicher einer Diktatur. Zu Bau und Geschichte des Zentralarchivs der Staatssicherheit in Berlin-Lichtenberg (335)
- Stephan Wolf: „Ein spezielles Vorhaben der Landesverteidigung“. Der Bunker unter dem Stasi-Zentralarchiv (361)
- Philipp Springer: „Nicht hinterm Mond“. Die Abteilung XII und die internationalen Aktivitäten des MfS (387)
Anhang
- Philipp Springer: Die leitenden Mitarbeiter der Abteilung XII. Kurzbiografien (413)
- Roland Lucht: Strukturschemata zur Geschichte der Abteilung XII (465)
- Abkürzungsverzeichnis (477)
- Abbildungsnachweis (480)
- Personenregister (483)
- Autorenverzeichnis (487)
Die Autoren des Bandes schildern den kontinuierlichen Ausbau der Diensteinheit sowie Herkunft, Alltag und das elitäre Selbstbild ihrer hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Tatsächlich waren in der Abteilung XII überdurchschnittlich viele Frauen beschäftigt. Neben der Geschichte des Archivgebäudes in Berlin werden auch die elektronische Datenverarbeitung, die „Geheime Ablage“, das Karteiensystem und die Auslandseinsätze der Abteilung XII vorgestellt. Der Sammelband basiert auf umfangreichen Recherchen in den Akten des MfS und wurde von Archivaren des BStU erstellt.
Info:
Karsten Jedlitschka / Philipp Springer (Hg.)
Das Gedächtnis der Staatssicherheit. Die Kartei- und Archivabteilung des MfS
Reihe: Archiv zur DDR-Staatssicherheit. Band 12
1. Auflage 2015, 489 Seiten mit 89 s/w u. 10 farbigen Abbildungen sowie 11 Grafiken
Preis: 35,00 Euro
ISBN 978-3-525-31033-5
Veranstaltungshinweis:
Am Dienstag, 9. Februar 2016, um 17.00 Uhr stellt Mitherausgeber Dr. Philipp Springer die Studie in Haus 7 in der ehemaligen Stasi-Zentrale vor. In seinem Fotovortrag skizziert er die Gründung, Entwicklung und Personalstruktur der Abteilung XII des MfS. Ein Rundgang durch die Karteiräume ist Teil des Programms (Link).
Kontakt:
Dr. Philipp Springer, Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU)
Referat AR 7
Magdalenenstraße 9, 10365 Berlin
Tel.: 030 2324 6356
philipp.springer@bstu.bund.de