Pforzheimer Stadtarchiv erweitert Fotobestände – Ankauf von Bildern und Nutzungsrechten des Fotostudios Wipfler

Aus der Serie „Geschichtsort Archiv“

Mit dem Erwerb eines Konvoluts von Fotoabzügen und Negativen des 1981 verstorbenen Pforzheimer Fotografen Gerd Wipfler konnte das Stadtarchiv Pforzheim seine Fotobestände um eine Reihe stadtgeschichtlich ebenso bedeutender wie qualitativ hochwertiger Aufnahmen erweitern.

Die Leopoldstraße um 1966 (Foto: G. Wipfler, Stadtarchiv Pforzheim)

Die Leopoldstraße um 1966 (Foto: G. Wipfler, Stadtarchiv Pforzheim)

Blick vom Turm der neuen Stadtkirche nach Westen, 1970 (Foto: G. Wipfler, Stadtarchiv Pforzheim)

Blick vom Turm der neuen Stadtkirche nach Westen, 1970 (Foto: G. Wipfler, Stadtarchiv Pforzheim)

Die Matthäuskirche 1963 (Foto: G. Wipfler, Stadtarchiv Pforzheim)

Die Matthäuskirche 1963 (Foto: G. Wipfler, Stadtarchiv Pforzheim)

Blick über den Leopoldplatz in die Leopoldstraße, 1970 (Foto: G. Wipfler, Stadtarchiv Pforzheim)

Blick über den Leopoldplatz in die Leopoldstraße, 1970 (Foto: G. Wipfler, Stadtarchiv Pforzheim)

Zu den bereits im Stadtarchiv verwahrten 230 Pforzheim-Fotos von Gerd Wipfler aus den 1950er, 1960er und 1970er Jahren kamen nun neben 75 weiteren Aufnahmen auch etwa 350 Negativstreifen und Glasplattennegative hinzu. Dabei handelt es sich vorwiegend um Fotos von Pforzheim und Brötzingen, aber auch um Aufnahmen der von Wipfler in den Jahren des Zweiten Weltkrieges fotografierten Bauanlagen am sogenannten Atlantikwall und von bretonischer Landschaft.

Gerd Wipfler war ab der Mitte der 1950er Jahre in Pforzheim vor allem als Werbe- und Industriefotograf für die Uhren- und Schmuckindustrie und den Versandhandel  tätig. Im eigenen Fotostudio arbeitete er zusammen mit seinem Sohn und späteren Geschäftsnachfolger Gérard Wipfler, der in Pforzheim seinerseits als Fotograf, aber auch als langjähriger Präsident des Porsche-Clubs bekannt ist. Von ihm hat das Stadtarchiv nun auch die neuen Fotobestände angekauft.

Zusammen mit den Fotos und Negativen hat das Stadtarchiv auch Nutzungsrechte an den Bildern erworben. Somit können nach ihrer archivischen Erschließung nun alle im Archiv verwahrten Aufnahmen Gerd Wipflers urheberrechtlich gesichert genutzt werden: für Veröffentlichungen, für Ausstellungen und vor allem zur Weitergabe an Benutzer des Stadtarchivs. Mit dem Erwerb der Rechte kann das Stadtarchiv die fachlich hervorragenden Fotoarbeiten des weit über Pforzheim hinaus bekannten Fotografen Wipfler endlich vollumfänglich der Öffentlichkeit zugänglich und nutzbar machen.

Gerd Wipfler, 1902 als ältester Sohn einer Pforzheimer Fabrikantenfamilie geboren, besuchte das Pforzheimer Reuchlin-Gymnasium und schloss sein Maschinenbau-Studium als Diplomingenieur ab. 1929 wanderte er in die von der Weltwirtschaftskrise erschütterten USA aus, wo er in verschiedenen Berufen arbeitete, um sein Auskommen zu sichern. Schon bald konnte er erfolgreich ein eigenes Fotostudio führen und arbeitete für Macy’s oder die Zeitschrift „Vogue“.

1939 reiste Wipfler wegen des Todes seines Vaters nach Deutschland; nachdem mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg begonnen hatten, konnte er nicht mehr in die USA zurück. Gerd Wipfler fand schließlich Arbeit als Lichtbildner bei der damaligen Reichsautobahn Raststätten GmbH in Berlin. Dort traf er auf Fritz Todt, den  Generalinspekteur für die deutschen Straßen, Leiter des Autobahnbaus und Gründer der Bautruppe „Organisation Todt“.

Todt wollte Wipfler für die Dokumentation der Bauprojekte des „Atlantikwalls“ einsetzen und seine Arbeit für Propagandazwecke verwenden. So fotografierte Wipfler für Todt die Baumaßnahmen, Trockendocks und U-Boot-Bunker und porträtierte die für den Bau eingesetzten Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen. In seiner Freizeit widmete er sich aber auch der Fotografie von Dörfern, Landschaften und Alltagsszenen – zum Missfallen von Todt, der ihm attestierte, er habe „einen guten Anfang gemacht“, sei aber „in seinen letzten Bildern … gänzlich abgeirrt auf bildhafte Darstellung von gänzlich uninteressanten Dingen“, die für die Berichterstattung im Sinne der NS-Propaganda „gänzlich wertlos sind“.

Nach dem Krieg baute sich die Familie im niederbayerischen Abensberg eine Existenz auf, um 1956 wieder nach Pforzheim zurückzukehren, wo Gerd Wipfler bis zu seinem Tod als Fotograf wirkte.

Kontakt:
Stadtarchiv Pforzheim –
Institut für Stadtgeschichte
Kronprinzenstr. 28
75177 Pforzheim
07231/39-2899

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 3/2016, 4.1.2016

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