25 Jahre Kreisarchiv des Enzkreises

„Alles andere als staubtrocken“ – so beschreibt Archivarin Heike Sartorius ihren Arbeitsplatz im Landratsamt. Denn dort wird Geschichte lebendig, wenn die Mitarbeiter alte und neue Schriften erfassen und katalogisieren. In diesem Jahr feiert die Einrichtung – das Kreisarchiv des Enzkreises – ihr 25jähriges Jubiläum – und Kreisarchivare aus ganz Baden-Württemberg kamen zum Gratulieren.

25 Jahre Kreisarchiv des Enzkreises

Die Gründung 1990 ging auf die Initiative des damaligen Ersten Landesbeamten und späteren Landrats Werner Burckhart zurück, der den Umzug der Kreisverwaltung in das neue Gebäude an der Güterstraße im Blick hatte. „Die Herausforderung lag anfangs vor allem in der Sichtung und Bewertung des gesamten, etwa sieben Regalkilometer umfassenden Schriftguts aus Haupt- und Altregistraturen“, erinnert sich Kreisarchivar Konstantin Huber; als „Mann der ersten Stunde“ leitet er die Einrichtung von Beginn an.

„Aber auch historische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit wurden von Beginn an gewünscht und betrieben“, wie Huber betont. So gibt das Archiv regelmäßig Publikationen wie die Jahrbuchreihe „Historisches und Aktuelles“ und eine Schriftenreihe zu historischen Themen heraus. „Dazu hat letztes Jahr ein Kalender über die Kleindenkmale im Kreis unser Repertoire erweitert“, sagt Huber.

Hinzu kommen in loser Folge Vorträge und Ausstellungen – wie aktuell die deutsch-französische Wanderausstellung „Menschen im Krieg 1914-1918 am Oberrhein“, die bis zum 2. Juni in der Eingangshalle des Landratsamts zu sehen war. „Wir haben die Schau um die Liste der Gefallenen und Vermissten aus Gemeinden des heutigen Enzkreises ergänzt“, berichtet Archivmitarbeiter Marc Kinast. Knapp 3.000 Namen seien dafür in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen worden.

Abb.: Landrat Karl Röckinger begrüßte die Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchivare beim Landkreistag Baden-Württemberg um ihren Vorsitzenden Dr. Wolfgang Sannwald (2.v.l.); ganz rechts Heike Sartorius, die den erkrankten Leiter des Enzkreis-Archivs vertrat (Foto: Enzkreis).

„Ein Vierteljahrhundert ist im Archivwesen natürlich kein Alter“, meinte Landrat Karl Röckinger schmunzelnd bei seiner Begrüßung der Baden-Württembergischen Kreisarchivare. Wie sehr sich jedoch dieser Arbeitsbereich gewandelt habe, zeige ein Blick auf die Tagesordnung des Treffens: Breiten Raum in der Agenda nahm – wie auch mehr und mehr in der täglichen Arbeit der Archive – die elektronische Langzeit-Archivierung ein.

Denn wo früher beschriebenes Papier zwischen Aktendeckeln gesammelt wurde, müssen heute immer öfter Unterlagen aus EDV-Anwendungen und E-Mails archiviert werden. Im Enzkreis setzt man dabei künftig auf das „Digitale Magazin“, eine Verbundlösung von Landesarchiv und Rechenzentren – „ein Angebot, um das uns Kollegen in anderen Bundesländern beneiden“, wie der Esslinger Kreisarchivar Manfred Waßner anmerkte. „Sie arbeiten weitab vom Klischee des staubigen Kellers und Dachbodens“, meinte Röckinger anerkennend.

Allerdings gehören im Enzkreis auch solche Plätze zuweilen zum Einsatzgebiet: „Seit 1996 bieten wir für die Städte und Gemeinden den Service, deren Archive zu pflegen“, berichtet Konstantin Huber. Denn dort bestand großes Interesse an der Aufarbeitung und Katalogisierung der zum Teil Jahrhunderte alten Bestände, die manchmal an geradezu verwegenen Orten gelagert worden waren. „Heute betreuen wir 60 Ortsteilarchive und beraten die Kommunen in Archiv- und Registratur-Angelegenheiten“, so Huber.

Außerdem werden im Kreisarchiv aktiv Sammlungsbestände angelegt und gepflegt: So entstanden ein umfassendes Fotoarchiv und die umfangreiche Fachbibliothek. Immer öfter erhalten die Fachleute auch Nachlässe von Familien- und Heimatforschern aus der Region, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen: „Bei uns gibt es Geschichte zum Anfassen“, sagt Heike Sartorius – und das dürfe jedermann gerne selbst probieren.

Kontakt:
Kreisarchiv des Enzkreises
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Telefon 07231 308-9423
Telefax 07231 308-9837
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung, 190 / 2015

Unzucht, knabbernde Untote und besondere Instrumente

„Zauberei!“ – „Wer? Wo?“ – „Cordt Wageners Frau!“ – „Wirklich?!“ – „Aber ja!“ Aber nein! Wie sich vor Gericht herausstellte. Die Anschuldigungen Johann Eickhoffs waren aus der Luft gegriffen: Verleumdung im Jahre 1612. Die Gerichtsbarkeit fackelte dann auch nicht lang und verurteilte Eickhoff zu einer Strafzahlung von 3 Mark.

Unzucht, knabbernde Untote und besondere Instrumente

Es wurde im damals noch recht beschaulichen Amt Hatzburg geraubt und geschlagen, beleidigt und Ehebruch begangen. Aufschluss über die (Un-)Taten im 17. Jahrhundert geben die so genannten „Brüchegeld-Register“, in denen penibel Fakten aufgelistet wurden. Bemerkenswert, besonders im Vergleich zu heute: Körperverletzungen, für die man dieser Tage ins Gefängnis kommen kann, wurden mit nur wenigen Mark Geldstrafe belegt. Bei Ehebruch oder voreheliche Schwangerschaften dagegen, also Vorkommnisse, die mittlerweile geradezu alltäglich sind, mussten die Übeltäter viel tiefer in den Geldbeutel langen. Das bis zu 20-Fache der Buße für eine „einfache“ Beleidigung war dann fällig.

Und die höchste ausgesprochene Strafe in der Zeit? „Das war ein besonders makabrer Fall aus dem Jahr 1604“, weiß Lukas Stahn, Geschichtsstudent an der Uni Hamburg und im Frühjahr 2015 Praktikant im Stadtarchiv Wedel, zu berichten. „Marius Dreyer grub auf dem Friedhof Leichen aus – mit der bizarren Begründung, die Toten würden an den Leinentüchern, in die sie eingewickelt waren, ‚nagen‘. Stolze 412 Mark und 8 Schilling kostete Dreyer das – ein Vermögen in der damaligen Zeit.“

Die Register, deren Originale im Landesarchiv in Schleswig liegen, wurden durch die Wedeler Stadtarchivarin Anke Rannegger transkribiert, also in gut lesbare Schrift übertragen. Im Rahmen seines Praktikums versah Stahn die Abschriften mit Erklärungen und einer Einführung. „Das Praktikum hat viel Spaß gemacht“, so der 23-Jährige. „Ich konnte einiges über die Arbeit in Archiven lernen – vielleicht ein Berufsweg, den ich später einschlagen möchte.“

Abb.: Anke Rannegger und Lukas Stahn (Stadtarchiv Wedel)

Nicht alle Fälle sind so makaber wie der des Herrn Dreyer. „Es gab auch einige witzige Vorkommnisse“, erzählt Stahn amüsiert. „Sehr unterhaltsam liest sich die Tat eines gewissen Lorenz Tidemann: 20 Mark musste er dafür bezahlen, dass er ‚gute Leute‘ beleidigt und vor deren Augen sein ‚Instrument‘ aus der Hose gezogen und vorgezeigt hatte!“

Link:
Unzucht, knabbernde Untote und besondere Instrumente. Hatzburger Brüchegeld-Register 1603-1617
herausgegeben vom Stadtarchiv Wedel, Anke Rannegger, Lukas Stahn – Juni 2015

Kontakt:
Stadtarchiv Wedel
Anke Rannegger
Telefon: 04103 707 215
Fax: 04103 707 88 215
A.Rannegger@stadt.wedel.de

Quelle: Stadtarchiv Wedel, Unzucht, knabbernde Untote und besondere Instrumente, Juni 2015

1945 – Kindheit im Umbruch. 35. Symposion des Niederösterreichischen Instituts für Landeskunde über Kinder im Schatten des Krieges

Die Erfahrungen von Kindern im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit, die Umbrüche in Familie und Schule und die Vermittlung in den heutigen Schulen sind Gegenstand einer Konferenz, die von 6. bis 8. Juli 2015 in Laa an der Thaya stattfindet.

 „70 Jahre nach Kriegsende rücken besonders die Schicksale von Kriegskindern ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. Unsere Tagung greift dieses aktuelle und berührende Thema auf. Wir zeigen seine vielfältigen Aspekte, stellen neue Forschungsergebnisse vor und laden zur Diskussion darüber ein“, berichtet Elisabeth Loinig, Historikerin und Leiterin des Instituts für Landeskunde.

35. Symposion des Niederösterreichischen Instituts für Landeskunde über Kinder im Schatten des Krieges

Die Heranwachsenden erlebten die „Umbruchszeit“ zwischen 1943 und 1948, die Jahre zwischen Bombenkrieg, Kriegsende und Besatzungszeit, ganz unterschiedlich. So geht es in den Vorträgen um die Kinderlandverschickungen der NS-Zeit, um Kinder als Häftlinge im KZ oder um die Kinder der verfolgten Roma und Sinti. Kriegsende und Nachkriegszeit brachten für viele Kinder das Zerbrechen vertrauter Beziehungen, materielle Not und daraus folgend Krankheiten, viele erlebten Flucht und Vertreibung. Familie, Schule und Kirche unterlagen tiefgreifenden Veränderungen: Kinder ohne Väter, Mütter in der Rolle von Familienerhaltern, Lehrermangel, zerstörte, beschädigte oder zeitweilig geschlossene Schulen. Unterricht und Erziehung mussten nach dem Zusammenbruch der NS-Ideologie neu orientiert werden.

Der erste Schulausflug der Volksschule Niederfellabrunn nach dem Krieg, organisiert von der Pfarre Oberhollabrunn – 1946 (Sammlung Johanna Goldschmid, Fotograf konnte nicht ermittelt werden)

Abb.: Der erste Schulausflug der Volksschule Niederfellabrunn nach dem Krieg, organisiert von der Pfarre Oberhollabrunn – 1946 (Sammlung Johanna Goldschmid, Fotograf konnte nicht ermittelt werden)

Thema weiterer Vorträge ist die schwierige Situation für Familien, ob im ländlichen Bereich, in Heimkehrer- und Arbeiterfamilien sowie in den der Vernichtung entkommenen jüdischen Familien. Stefan Eminger, Zeithistoriker im NÖ Landesarchiv: „Es ist uns wichtig, auch aktuelle Schulprojekte vorzustellen. Sie zeigen, wie die Erfahrungen einer »Kindheit im Umbruch« heutigen Jugendliche vermittelt werden können.“

Motorradfahrt mit einem sowjetischen Besatzungssoldaten, Ybbs 1946 (Sammlung Franz Trautinger)

Abb.: Motorradfahrt mit einem sowjetischen Besatzungssoldaten, Ybbs 1946 (Sammlung Franz Trautinger)

Ein Abendempfang und ein kulturelles Rahmenprogramm runden das Tagungsangebot ab.

Das NÖ Institut für Landeskunde in St. Pölten ist eine Einrichtung des Landes Niederösterreich, die dem NÖ Landesarchiv angeschlossen ist. Es steht für Erforschung, Vermittlung und Publikation von historisch-landeskundlichen Themen. Das Institut veranstaltet seit 1980 jährlich öffentliche Symposien zu aktuellen Fragestellungen. Die Tagungen wandern in alle Regionen Niederösterreichs, um die lokale und universitäre Forschung zu vernetzen und ein breites Publikum anzusprechen.

Info:
35. Symposion des NÖ Instituts für Landeskunde,
6. bis 8. Juli 2015, Therme Laa – Hotel & Spa, 2136 Laa an der Thaya, Thermenplatz 3.
http://www.noe.gv.at/Bildung/Landeskundliche-Forschung/Institut-fuer-Landeskunde/1945_Kindheit.html

Wissenschaftliches Konzept:
Mag. Elisabeth Loinig, MAS (NÖ Institut für Landeskunde)
Mag. Dr. Stefan Eminger (NÖ Landesarchiv)

Teilnahmegebühr:
€ 15,– (inkl. Tagungsmappe und Rahmenprogramm); Studierende (bis 26 Jahre) kostenlos.

Anmeldung und Kontakt:
NÖ Institut für Landeskunde
Landhausplatz 1
3109 St. Pölten
Tel. 02742 9005 16255
post.k2institut@noel.gv.at

Aktuelles aus der Arbeitsgemeinschaft Archive in Nordhessen

Die Arbeitsgemeinschaft Archive in Nordhessen hat zwei aktuelle Arbeitserträge der Öffentlichkeit vorgestellt: Eine aktualisierte Version ihrer Selbstdarstellung und Archivepräsentation in Broschürenform sowie archivische Hinweise auf Bestände zum Ende des Zweiten Weltkriegs unter www.archive-nordhessen.de.

Vor siebzig Jahren endete der Zweite Weltkrieg und die nationalsozialistische Gewaltherrschaft – Kassel lag wie viele deutsche Städte in Trümmern; die Folgen von Diktatur und Zerstörung bestimmten auf lange Zeit den Alltag der Menschen. Aus Anlass dieses Jahrestages hat die Arbeitsgemeinschaft Archive in Nordhessen Bestände online zusammengestellt. Auf der Internetseite www.archive-nordhessen.de präsentieren die Archive Nachlässe, Bildbestände und Sammlungen zu den Themen Nationalsozialismus, Kriegsende und Nachkriegszeit.

Die Freischaltung der Internetseite mit Hinweisen auf Bestände zum Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit fand am 24. April 2015 im Magistrats-Saal im Rathaus der Stadt Kassel statt.

Archivarinnen und Archivare der Arbeitsgemeinschaft Archive in Nordhessen nach der Präsentation des aktuellen Flyers im Rathaus der Stadt Kassel am 24. April 2015 (Foto: Stephan Kaiser, Pressestelle Stadt Kassel)

Abb.: Archivarinnen und Archivare der Arbeitsgemeinschaft Archive in Nordhessen nach der Präsentation des aktuellen Flyers im Rathaus der Stadt Kassel am 24. April 2015 (Foto: Stephan Kaiser, Pressestelle Stadt Kassel)

In einer dritten aktualisierten Auflage (2.500 Exemplare) liegt ab sofort die Broschüre der Arbeitsgemeinschaft wieder vor, der 15 Einrichtungen angehören: Archiv der deutschen Jugendbewegung, Archiv der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Archiv der Kasseler Sparkasse, Archiv des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Archiv des Spohr Museums, Bundesarchiv des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder, Deutsches Musikgeschichtliches Archiv, documenta Archiv, Freundeskreis Historisches Ihringshausen e. V., Archiv der Gedenkstätte Breitenau, International Tracing Service, Stadtarchiv Baunatal, Stadtarchiv Kassel, Stiftung Archiv der deutschen Frauenbewegung, Universitätsbibliothek Kassel-Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel.

Die Broschüre liegt in den beteiligten Archiven kostenfrei aus und steht auch als pdf-Datei zum download zur Verfügung.

Ja zur Errichtung eines Kreis- und Kommunalarchivs Grafschaft Bentheim

Darüber dass der Landkreis Grafschaft Bentheim ein eigenes, professionell aufgestelltes Kreisarchiv benötigt, herrscht Einigkeit unter allen Fraktionen im Kreistag. Jetzt stimmte der Kreistag des Landkreises Grafschaft Bentheim in seiner Sitzung am 7.5.2015 mehrheitlich für den Neubau eines Kreisarchivs in Nordhorn. Der Bau des Kreis- und Kommunalarchivs soll im Rahmen einer privaten-öffentlichen Partnerschaft (PPP) erfolgen. Strittig blieb, ob der Kreis als Bauherr auftreten oder das Bauwerk über einen Investor finanziert werden soll.

Wie die Grafschafter Nachrichten berichten, führte der Erste Kreisrat Hans-Werner Schwarz zu Beginn der Debatte noch einmal den mittlerweile mehr als sechsjährigen Diskussions- und Entscheidungsprozess über ein neues Kreisarchiv vor Augen. Zentrales Anliegen sei, dass man nicht lediglich ein trockenes und feuerfestes Lager für Schriftgut bauen, sondern einen „besonderen außerschulischen Lernort“ schaffen wolle.

Der geplante Standort für das Kommunal- und Kreisarchiv Grafschaft Bentheim sei die „Grüne Wiese“ vor dem Nordhorner Kompetenzzentrum im NINO-Hochbau.

Quelle: Irene Schmidt, Grafschafter Nachrichten, 9.5.2015

Neubau des Kölner Stadtarchivs am Eifelwall beschlossen

Der Ausschuss Kunst und Kultur der Stadt Köln hat am 6.5.2015 in einer Sondersitzung einstimmig den Neubau des Historischen Archivs der Stadt Köln am Eifelwall beschlossen. Dem Beschluss ging eine „teilweise hitzige Diskussion“ um die Baukosten voraus, wie der Kölner Stadt-Anzeiger schreibt.

Bis 2019 soll nach den Plänen des Darmstädter Büros Waechter + Waechter das Gebäude für das Archiv samt Rheinischem Bildarchiv entstehen. Der Rahmen der Gesamtprojektkosten wird nach Angaben der Stadt Köln eingehalten bzw. sogar geringfügig unterschritten. Er werde lediglich formell erhöht aufgrund der Einplanung eines präventiven Sicherheitszuschlages von zehn Prozent der Baukosten. Zu diesem Verfahren hatte der Projektsteuerer der Stadt Köln geraten, wie die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln am 29.4.2015 erläuterte.

Insgesamt belaufen sich die Baukosten auf nach wie vor auf 75,9 Millionen Euro, der präventive Sicherheitszuschlag auf 7,6 Millionen Euro und die Einrichtungskosten auf weitere 6,5 Millionen Euro, in der Summe auf 90,1 Millionen Euro Gesamtprojektkosten.

Der Rat hat die Verwaltung am 18.7.2013 mit der Weiterplanung des Neubaus für das Historischen Archiv und das Rheinische Bildarchiv beauftragt. Diesem Beschluss lag eine Kostenschätzung zu Grunde, die sich auf 76,331 Mio. Euro belief. Es handelt sich dabei um die Gesamtbaukosten (brutto), die auch die Regalanlagen für die Magazine des Archivs beinhalten. Für das bewegliche Mobiliar der beiden Nutzereinrichtungen waren seinerzeit zusätzlich 6,566 Mio. Euro veranschlagt.

Die Steigerung des Baupreisindexes ist bereits in den Gesamtkosten berücksichtigt. Die Erfahrung aus anderen Großprojekten, wie z.B. der Sanierung der Bühnen in Köln zeige, so die Stadt Köln, dass ein solcher Zuschlag sinnvoll sei.

Nichtsdestotrotz kündigte die CDU an, die Kosten für das neue Kölner Stadtarchiv vom Rechnungsprüfungsamt untersuchen lassen zu wollen.

Quelle: Stadt Köln, Pressemitteilung, 29.4.2015; Matthias Pesch, Kölner Stadt-Anzeiger, 6.5.2015

Stadtarchiv Eisenach erhält Nachlass der Unternehmerfamilie Adami

Um ein Stück Eisenacher Firmengeschichte reicher ist seit dem 6.5.2015 das Stadtarchiv Eisenach. Volker Adami überreichte den Nachlass der ehemaligen Seifensiederei Adami und des dazugehörigen ehemaligen Ladengeschäftes in der Eisenacher Querstraße an Dr. Reinhold Brunner (Leiter des Amtes für Bildung). Volker Adami, 1941 in Eisenach geboren, ist der Sohn des letzten Eigentümers Hermann Adami. Volker Adami hat selbst als Jugendlicher im Geschäft seines Vaters mitgearbeitet. Der Weihnachtsverkauf gehörte ebenso dazu wie das obligatorische Putzen des Firmenautos oder das Reinigen des Hofes.

Abb.: Der Eisenacher Stadtarchivar Dr. Reinhold Brunner (links) und Nachlassgeber Volker Adami (Foto: Stadt Eisenach)

Abb.: Der Eisenacher Stadtarchivar Dr. Reinhold Brunner (links) und Nachlassgeber Volker Adami (Foto: Stadt Eisenach)

Gegründet wurde die Seifensiederei Adami am 29. April 1848. Vier Generationen führten das Eisenacher Unternehmen, bis es 1972 verstaatlicht wurde. „Jede Generation hatte ihre eigenen Dokumente“, so Volker Adami. Dazu gehören unter anderem Soldbücher, Militärpässe, Presseartikel, Fotos und Postkarten aus den Jahren 1900 bis 1920. Gesellenbriefe und Urkunden – alles Originaldokumente – vervollständigen den Nachlass. Auch ein kleines Notizbuch ist dabei. „Es gehörte meinem Großvater und enthält aufgelistet alle Fliegeralarme und Bombenangriffe aus Eisenach im Zweiten Weltkrieg“, erklärte Adami. Er hat alle Unterlagen gesichtet, sortiert und sie anschließend in vier Ordnern zusammengefasst. Digital existieren die Unterlagen ebenfalls.

„Für unser Stadtarchiv sind diese wirtschaftsgeschichtlichen Zeugnisse sehr wertvoll“, bedankte sich Stadtarchivar Dr. Brunner für die Schenkung. „Vielen Eisenachern ist das Ladengeschäft in der Querstraße sicherlich noch bekannt.“ Der Nachlass dokumentiert außerdem ein Stück Eisenacher Wirtschaftsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Dazu möchte Volker Adami mit seiner Schenkung einen Beitrag leisten. „Als gebürtiger Eisenacher möchte ich der Stadt diese Geschichte zurückgeben. Sie soll fachgerecht für die Zukunft aufbewahrt werden“, sagte er.

Im Eisenacher Stadtarchiv lagern derzeit zwölf Bestände ehemaliger mittelständischer Eisenacher Unternehmen. Die Bestände befinden sich in den Räumen des ehemaligen O2, dem heutigen Automobilbaumuseum.

Kontakt:
Stadtarchiv Eisenach
Stadtverwaltung
Am Markt 24
99817 Eisenach
Telefon: 03691/670 132 -135
Fax: 03691/670913
archiv@eisenach.de

Quelle: Stadt Eisenach, Pressemitteilung, 6.5.2015

DFG-Projekt »Aufbau eines Archivportals-D« wird fortgesetzt

Daniel Fähle und Christina Wolf von der im Landesarchiv Baden-Württemberg angesiedelten Projektleitung „Aufbau eines Archivportals-D“ informieren jetzt darüber, dass das DFG-Projekt fortgesetzt wird:

Nach dem Start des Archivportals-D im Herbst 2014 tritt das Aufbauprojekt zum 1. Juni 2015 in eine neue Phase ein. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat einen entsprechenden Antrag des Projektkonsortiums auf eine weitere einjährige Förderung in vollem Umfang bewilligt. Damit können die Arbeiten am deutschen Archivportal in einem Anschlussprojekt fortgeführt werden. Zudem kann das Projektteam auch im kommenden Jahr Archive auf dem Weg zur Portalteilnahme und insbesondere bei der Datenaufbereitung unterstützen.

Die zweite Projektphase dient der weiteren Konsolidierung und Optimierung des Systems. Desweiteren wird insbesondere der Daten-Ingest weiter befördert, indem einzelne Archive, Betreiber von Regionalportalen und Hersteller archivischer Erschließungssoftware beraten bzw. unterstützt werden. Außerdem werden Verfahren zur automatisierten Normdatenanreicherung in Verbindung mit der Gemeinsamen Normdatei (GND) erprobt, um den Einsatz von Normdaten insbesondere in den Bereichen Personen/Persönlichkeiten und Geografie in der archivischen Erschließung voranzubringen.

Folgerichtig wurde der Kreis der Projektpartner für diese neue Projektphase um die Deutsche Nationalbibliothek erweitert, durch deren Rolle als Koordinator der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) zugleich eine enge Verzahnung mit dem Mutterprojekt des Archivportals-D gewährleistet ist.

Weitere Informationen zum Projekt „Aufbau eines Archivportals-D“: http://www.landesarchiv-bw.de/web/54267

Über Fortgang und Ergebnisse des Projekts wird in gewohnter Weise auf Fachveranstaltungen, in Veröffentlichungen und in der Rubrik „Aktuelles“ des Archivportals-D informiert.

All diejenigen, die noch nicht im deutschen Archivportal und der DDB vertreten sind, werden zugleich ermuntert, die Chance zu nutzen: Im kommenden Jahr können Projektleitung und Projektteam noch verstärkt Hilfestellungen auf dem Weg in diese Portale bieten. Der Kontakt ist über archiv@deutsche-digitale-bibliothek.de herzustellen. Über die Schritte zur Beteiligung siehe https://www.archivportal-d.de/info/about/Tipps_zur_Beteiligung.

Kontakt:
Daniel Fähle und Christina Wolf
Projektleitung „Aufbau eines Archivportals-D“
Landesarchiv Baden-Württemberg
– Zentrale Dienste –
Eugenstr. 7
70182 Stuttgart
archiv@deutsche-digitale-bibliothek.de
www.landesarchiv-bw.de
www.archivportal-d.de

Quelle: Landesarchiv Baden-Württemberg, Aktuelles, 4.5.2015

Neu-Ulmer Stadtarchiv sucht Zeitzeugen

In diesem Jahr jährt sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 70. Mal. Das Stadtarchiv Neu-Ulm nimmt dies zum Anlass, im Rahmen eines Zeitzeugenprojekts Berichte, Erfahrungen und Überlieferungen von Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden oder geflüchtet sind, zu sammeln und für die Nachwelt zu dokumentieren.

Gesucht werden deshalb Heimatvertriebene (und deren Nachfahren), die während oder nach Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Heimat verlassen mussten und deren Flucht in Neu-Ulm endete. „Diese Menschen haben unsagbares Leid erlitten. Sie mussten ihre Heimat verlassen und meist all ihre Habseligkeiten zurücklassen. Sie haben sich auf eine Reise ohne Ziel begeben. Für sie war nur wichtig, ihr eigenes Leben und das der Familie zu retten“, erzählt Janet Loos, die Leiterin des Neu-Ulmer Stadtarchivs.

Für Loos sind die Erinnerungen der Menschen unschätzbare Werte, die nicht verloren gehen dürfen. Deshalb möchte sie so viele Erinnerungen wie möglich für die Nachwelt festhalten. Was haben die Menschen auf ihrer Flucht erlebt? Was konnten sie mitnehmen, was mussten sie zurücklassen? Welche Erinnerungen haben sie an die Vertreibung? Wohin führte ihre Flucht? Welche Erlebnisse verbinden sie mit der zeitweisen Einquartierung und wie haben sich hier ein neues Leben aufgebaut? Solche und ähnliche Fragen wollen Loos und ihr Mitarbeiter Kevin Geilen aus dem Stadtarchiv den Zeitzeugen im Rahmen eines persönlichen Interviews stellen.

Grundlage dieses Interviews ist ein ausgearbeiteter Fragenkatalog, der im Stadtarchiv Neu-Ulm sowie der Stadtbücherei (Heiner-Metzger-Platz 1) ausliegt und den Zeitzeugen vorab zur Verfügung gestellt wird. Die Antworten und Informationen werden aufgezeichnet, anschließend schriftlich festgehalten und im Stadtarchiv archiviert. Die Interviews werden im Rathaus oder direkt bei den Zeitzeugen zuhause geführt. „Es wäre toll, wenn sich möglichst viele Bürger an dem Projekt beteiligen würden“, erklärt Loos. Denn: „Je mehr Erfahrungen geschildert werden, desto mehr Erinnerungen bleiben dauerhaft für die künftigen Generationen erhalten“.

Info:
Heimatvertriebene und Flüchtlinge, die ihre Erinnerungen von Flucht, Vertreibung und Ankunft in Neu-Ulm gerne schildern möchten, können sich beim Neu-Ulmer Stadtarchiv melden. Ansprechpartner ist Herr Kevin Geilens, Telefon (0731)7050-6402.

Der Fragenkatalog für das Interview kann im Stadtarchiv Neu-Ulm (Rathaus, Zimmer 6, Erdgeschoss) sowie in der Stadtbücherei abgeholt oder hier heruntergeladen werden:

Kontakt:
Stadtarchiv Neu-Ulm
Rathaus Neu-Ulm
Erdgeschoss, Zimmer 6-7
Augsburger Straße 15
89231 Neu-Ulm
Telefon (0731) 7050-6402
Fax (0731) 7050-6499
stadtarchiv@neu-ulm.de
www.stadtarchiv.ulm.de

Quelle: Stadt Neu-Ulm, Pressemeldung, 30.4.2015

Tages-Ticker Wedel 1945

Die britische Armee beschießt Wedel von der gegenüberliegenden Elbseite. Parteigrößen vernichten belastendes Material. Angst, Ungewißheit, Reinwaschen. Die letzten braunen Tagen in der Stadt. Wie geht es weiter? – Seit dem 1. April 2015 betreiben Archivarin Anke Rannegger (Stadtarchiv Wedel) und Dr. Arno Schöppe (Geschichtswerkstatt Wedel) einen tagesaktuellen „Live-Ticker“ auf der Website der Stadt Wedel. Jeden Tag können Besucher dort nachvollziehen, was genau vor 70 Jahren in Wedel und beim britischen A-Squadron geschah.

Akten aus dem Stadtarchiv Wedel, Briefe und Zeitzeugenberichte, das Kriegstagebuch der 11 Husaren ‚Prince Albert´s Own‘.  Mit diesen Quellen nähert sich der Tages-Ticker dem Geschehen bei Kriegsende in Wedel an. Und während die Wedeler in ihrer Stadt vor 70 Jahren auf das Ende des Krieges warteten, herrschten in Norddeutschland Chaos und viel Bewegung. Flüchtlinge aus den Ostprovinzen und von Helgoland wurden in Wedel einquartiert. Am 19. April 1945 überquerte ein Zug aus tausenden russischer Kriegsgefangenen die Elbe. Sie kamen vermutlich aus dem KZ Neuengamme und wurden in Richtung Elmshorn getrieben. Am Ende blieb den Wedelern der verbissene Kampf um jedes Haus erspart. Am 3. Mai 1945 übergab der Hamburger Reichsstatthalter Karl Kaufmann die Hansestadt kampflos an die Allierten. Einen Tag später nahmen die Briten auch Wedel ohne Widerstand ein. – Anke Rannegger und Arno Schöppe tickern noch bis Ende Mai 2015 auf der Website der Stadt.

Link:
Tages-Ticker Wedel 1945

Kontakt:
Stadtarchiv Wedel
Anke Rannegger
Rathausplatz 3-5
22880 Wedel
Telefon: 04103 707 215
Fax: 04103 707 88 215

Quelle: Stadt Wedel, Tages-Ticker; Wedel-Schulauer-Tageblatt, 29.4.2015