Stadtarchiv Hürth unter neuer Leitung

Historiker Michael Cöln löst Dr. Manfred Faust ab, der in den Ruhestand getreten ist

„Michael Cöln wird als würdiger Nachfolger von Dr. Manfred Faust die Leitung des Stadtarchivs gewissenhaft und mit viel Fingerspitzengefühl ausüben“, ist Bürger­meister Dirk Breuer überzeugt und wünscht dem neuen Amtsinhaber „alles Gute“. Ende Juli war Dr. Manfred Faust nach 34-jähriger Dienstzeit in den verdienten Ruhestand getreten. Schwerpunkte seiner Arbeit waren der Aufbau des Stadtarchivs, die ge­schicht­liche Aufarbeitung der Zeit des National­sozialismus in Hürth und die Einladung von ehemaligen jüdischen Zwangsarbeitern nach Hürth.

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Abb.: Der neue Archivleiter Michael Cöln mit Bürgermeister Dirk Breuer und Kulturamtsleiter Andreas Walter (v.l.) im Stadtarchiv Hürth (Foto: Pütz)

Seit 1. Oktober 2015 fungiert Michael Cöln als Leiter des Stadtarchivs Hürth im Rathaus. Er ist 1981 geboren und im Stadtteil Efferen aufgewachsen. Nach dem Abitur am Gym­nasium Bonnstraße vor 14 Jahren schloss er 2010 das Studium in Geschichte und Öffentliches Recht an der Universität Bonn mit Magister ab. Vor seinem Dienstantritt in Hürth war er im Universitätsarchiv Bonn als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig. Berufsbegleitend hat er den Masterstudiengang „Archivwissenschaft“ an der Fach­hochschule Potsdam belegt. Zu seinen Schwerpunkten zählen die Bereiche „Digitale Langzeitarchivierung“ und „Recordsmanagement“.

Michael Cöln ist verheiratet und wohnt im Stadtteil Hermülheim. „Archive sind Dienst­leister für die Verwaltung und den Bürger. In diesem Zusammenhang möchte ich bei den zukünftigen Herausforderungen, wie beispielsweise der Einführung der elektron­ischen Akte, beratend tätig sein und ein digitales Archiv einrichten, sodass die Stadt­verwaltung Hürth bestens für die Zukunft gerüstet ist. Daneben ist mir daran gelegen, die gelungene Arbeit meines Vorgängers mit Geschichtsforschung, Ausstellungen und Führungen fortzusetzen. Außerdem ist es mir ein wichtiges Anliegen, das Archiv an den Nutzerbedürfnissen auszurichten“, formuliert er seine Ziele. So ist auf lange Sicht geplant, das Archiv als Bürgerarchiv auszubauen, sodass die Nutzer befähigt werden, die Vergangenheit ihrer Vorfahren zu erforschen.

Kontakt:
Stadtarchiv Hürth
Michael Cöln
Stadtverwaltung Hürth
Friedrich-Ebert-Straße 40
50354 Hürth
Tel.: 02233 / 53-362
Fax: 02233 / 53-733
stadtarchiv@huerth.de

Quelle: Stadt Hürth, Pressemitteilung, 6.11.2015

Digitales Stadtlexikon in Karlsruhe mit Buzzer-Druck freigeschaltet

Das Stadtarchiv Karlsruhe gehört zu den Vorreitern: Als eines der ersten städtischen Archive hat es vorige Woche ein rein digitales Stadtlexikon vorgelegt. Mit Druck auf den Buzzer hat Erster Bürgermeister Wolfram Jäger als Kulturdezernent die Internetseite des Lexikons freigeschaltet. Sie lautet stadtlexikon.karlsruhe.de.

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Abb.: Stadtlexikon Karlsruhe. Screenshot der Startseite (Ausschnitt)

Konzipiert und redigiert von Archivleiter Dr. Ernst Otto Bräunche, Stadthistoriker Dr. Volker Steck und dem ehemaligen Stadthistoriker Dr. Manfred Koch, umfasst das erste rein digitale Werk des Stadtarchivs derzeit 900 Artikel. Sie werden ständig durch weitere ergänzt. Einer der Vorteile des internetbasierten Lexikons ist es, dass neu entstandene Artikel problemlos angefügt werden können. Auch ist es leicht möglich, bereits vorhandene nötigenfalls zu korrigieren und sie zu aktualisieren.

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Abb.: Digitallexikon freigeschaltet: Der Leiter des Karlsruher Stadtarchivs, Dr. Ernst Otto Bräunche (l.), und Erster Bürgermeister Wolfram Jäger (Foto: Fränkle)

Man kann, so Jäger, auf eine stadtgeschichtliche Entdeckungsreise gehen. Und dies, ohne dass ein dickes, gedrucktes Werk gewälzt werden müsste. Bräunche, Steck und Koch demonstrierten dies anhand von Beispielen. Bräunche etwa wählte in der Rubrik „Ereignisse“ das Stichwort Fußball aus und kam so auf einen Artikel, der über Links zu weiteren Stichworten wie dem 1889 von Walter Bensemann gegründeten „Internationalen Football-Club Karlsruhe“ führt, oder – natürlich – zum KSC und zu seinen Vorgänger-Vereinen. Koch zeigte in „Personen“ die Biografie Reinhard von Rüppurrs, der im 16. Jahrhundert Bischof von Worms war. Steck führte die Rubrik „Institutionen“ vor und klickte auf den Zoologischen Stadtgarten samt Links. Für Kulturamtsleiterin Dr. Susanne Asche ist die Freischaltung „eine Sternstunde für die Kultur“.

Das Stadtlexikon wird kontinuierlich durch neue Artikel erweitert, ältere Artikel werden aktualisiert. Die Redaktion des Stadtlexikons liegt beim Stadtarchiv. Direkte Änderungen an deren Inhalten oder Formulierungen durch die Nutzer sind nicht möglich. Das Stadtarchiv lädt aber ausdrücklich zum Dialog über die Stadtgeschichte ein. Vorschläge zu weiteren Artikeln, Ergänzungen und Korrekturen sind sehr willkommen (archivbestaende@kultur.karlsruhe.de).

Durch die Verlinkung der Begriffe untereinander (blau markiert) sind Zusammenhänge schnell recherchierbar. Die gezielte Suche nach einem bestimmten Artikel ist über die alphabetischen Listen unter den Menüpunkten Personen, Orte, Institutionen und Ereignisse möglich. Über den Menüpunkt „Suche“ kann entweder eine Volltextsuche über alle Artikel des Stadtlexikons durchgeführt werden oder – als zusätzliches Angebot – eine Suche in den Beständen des Stadtarchivs, das die dort vorhandenen Archivalien zum gesuchten Begriff auflistet.

Kontakt:
Stadt Karlsruhe, Kulturamt
Stadtarchiv & Historische Museen
– Stadtarchiv –
Markgrafenstraße 29
76124 Karlsruhe
Tel.: 0721-133 4225, 4223, 4224
Fax: 0721-133 4299
archiv@kultur.karlsruhe.de

QuelleDer Kurier, Karlsruhe / StadtZeitung, 11.12.2015

Gemeinschaftsblog „1914-1918: Ein rheinisches Tagebuch“ mit Themenwoche zu Weihnachten 1915

Die am Blogprojekt zum Ersten Weltkrieg http://archivewk1.hypotheses.org/ beteiligten rheinischen Archive sind aufgerufen, in der Woche vom 21. bis 27. Dezember 2015 ihre Bestände intensiv auf private oder öffentliche schriftliche Überlieferung zum Leben an den 2. Kriegsweihnachten 1915 zu durchforsten. Dem Prinzip des Blogs folgend werden die Archivalien oder Zeitungsberichte dem Tagesdatum entsprechend genau 100 Jahre später publiziert.

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Abb.: Werbung für den Einkauf von Geschenken in Geschäften der Mittelstands-Vereinigung für Düsseldorf und Umgegend e. V. (Kreisarchiv Mettmann, Düsseldorfer General-Anzeiger vom 16.12.1915)

Die Leserinnen und Leser des Blogs sollen damit einerseits einen Einblick in die Lebenswelt der Rheinländerinnen und Rheinländer zu einem Zeitpunkt erhalten, als die erste Kriegseuphorie nach fast eineinhalb Jahren gewichen und der Krieg in den Alltag an der Heimatfront integriert schien. Andererseits möchten die beteiligten Archive einen Ausschnitt der in ihren Magazinen gesicherten regionalen und lokalen Überlieferung zeigen. Wer einzelne der zwischen dem 21. und 27.12. veröffentlichten Quellen besonders interessant findet, wird gebeten, diese auf Twitter unter dem Hashtag #RheinischeWeihnacht1915 zu teilen.

Das Blog „1914-1918: Ein rheinisches Tagebuch. Quellen aus Archiven des Rheinlands“ veröffentlicht seit Ende Juli 2014 parallel zum Kriegsverlauf in Zeitungsausschnitten, Tagebuchaufzeichnungen, Briefen, Schulchroniken etc. fast täglich Impressionen zur Lage an der Front und dem Leben der Daheimgebliebenen in den rheinischen Städten und Dörfern. Die kreative Nutzung des Materials und der inhaltliche Austausch in Kommentaren durch Schulen, heimatgeschichtlich Interessierte, Studierende oder andere Personen ist eines der Ziele der am Blog beteiligten Archivarinnen und Archivare. Rheinische Archive, die sich in den kommenden Wochen und Monaten am Projekt beteiligen möchten, melden sich bitte bei monika.marner@lvr.de

Neues Blog – Berliner Archive

Seit kurzem ist das neue Blog Berliner Archive online. Es möchte die Berliner Archivarinnen und Archivare miteinander vernetzen und in einen fachlichen Erfahrungsaustausch bringen. Darüber hinaus sollen Informationen aus den archivfachlichen Arbeits- und Gesprächskreisen in der Stadt kommuniziert sowie gemeinsame Projekte geplant und durchgeführt werden. Anmerkungen, Informationen und Beiträge sind herzlich willkommen.20151215

Link: http://www.berlinerarchive.de/

Kontakt:
Torsten Musial
Archiv der Akademie der Künste
Robert-Koch-Platz 10
10115 Berlin
Telefon: 030-20057-3258

Einzigartige Jugendherbergs-Sammlung jetzt in Altena

Kreisarchiv des Märkischen Kreises übernimmt die Sammlung Hans Ermert

Die Übernahme von Akten gehört zum Tagesgeschäft im Kreisarchiv des Märkischen Kreises in Altena. Angesichts von 30 Kubikmetern Ansichtskarten, Fotos, Wanderführern, Sammelalben und Gegenständen, die Kreisarchivleiterin Dr. Christiane Todrowski jetzt in Empfang nahm, musste sie aber tief durchatmen. „Eine Sammlung dieser Größe und Qualität einzulagern, zu inventarisieren und zu erforschen wird in meinem Berufsleben wohl ein einmaliges Erlebnis bleiben“, kommentiert die Fachfrau den Zuwachs.

Bei der Sammlung handelt es sich um das Lebenswerk von Hans Ermert aus Herdorf (Rheinland-Pfalz). In dessen Einfamilienhaus hatte der eingefleischte Jugendherbergsbesucher und passionierte Sammler mehr als 60 Jahre lang Objekte und Dokumente zur Geschichte des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH) zusammen getragen. Wann immer eine Herberge ihre Ausstattung modernisierte oder ihre Pforten schließen musste, war Ermert zur Stelle, um das historische Inventar vor der Vernichtung zu retten. So entstand im Verlauf der Zeit das größte Privatmuseum mit Objekten zum Thema Jugendherbergen und lockte Fans aus dem In- und Ausland nach Herdorf. Ob metallene Doppelstockbetten oder enge Spinde, ob klobiges Koch- und Essgeschirr, Essensmarkenautomaten oder kratzige Wolldecken nebst Hinweisschild zum korrekten Falten – nirgendwo sonst auf der Welt gab es so viele Erinnerungsstücke aus einer Zeit zu bestaunen, in der der Komfort in Jugendherbergen nur einfachsten Ansprüchen genügen musste.

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Abb.: Lothar Molin und Dr. Christiane Todrowski mit Laute und Wandergitarre. Beide dürfen in einer Jugendherbergs-Sammlung nicht fehlen (Foto: Gabriele Aschöwer/Märkischer Kreis)

Als der mittlerweile 82-jährige Ermert gemeinsam mit dem DJH-Vorstand zu überlegen begann, wie und wo seine einzigartige Sammlung für die Nachwelt erhalten werden könnte, lag der Gedanke nahe, sie nach Altena zu bringen. Hier, wo Richard Schirrmann am 27. Juni 1914 auf der Burg Altena die erste Jugendherberge der Welt einrichtete, wäre sie eine perfekte Ergänzung des Museums Weltjugendherberge. Beim Märkischen Kreis stieß das Angebot des DJH-Vorstandes und des Hauptverbandes Westfalen-Lippe auf offene Ohren. So wurde im Juni 2008 die Vereinbarung zur Übernahme der Sammlung Ermert unterzeichnet.

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Abb.: 30 Kubikmeter umfasst die Sammlung Ermert, die jetzt in Altena eingelagert ist (Foto: Gabriele Aschöwer/Märkischer Kreis)

Für das Kreisarchiv bedeutet die Inventarisierung der abertausenden Einzelstücke eine enorme Herausforderung. „Ohne zusätzliche personelle Unterstützung wäre die Aufgabe nicht zu bewältigen“, stellt Kreishistorikerin Dr. Christiane Todrowski fest. Umso mehr freut es sie, dass das DJH die Personalkosten für einen versierten Kreismitarbeiter im Rahmen von zehn Stunden pro Woche übernimmt. Befristet bis spätestens Ende 2018 soll mit dessen Hilfe die „Mammutaufgabe“ gelöst werden, alle Objekte und Archivalien fach- und sachgerecht zu verzeichnen. „Während die Ansichtskarten von Jugendherbergen aus aller Welt, Fotos und Bücher großenteils wohl geordnet sind, wird die Inventarisierung der musealen Objekte zeitaufwändig. Wie viele begeisterte Sammler weiß Hans Ermert alles über die Herkunft seiner Schätze, hat dies aber leider nie dokumentiert.“ Der rüstige Rentner hat seine Unterstützung aber fest zugesagt, und er freut sich bereits darauf, im nächsten Jahr das neue Domizil seiner Sammlung zu besichtigen.

Untergebracht wird die Sammlung Ermert in einem dafür vom Kreis bereitgestellten Raum im Eugen-Schmalenbach-Berufskolleg in Altena. Hier überwachte Dr. Christiane Todrowski zusammen mit DJH-Stiftungsvorstandsmitglied Lothar Molin die Anlieferung. Die fünf Mitarbeiter einer Detmolder Spedition lösten das für Menschen aus dem Lipperland ungewohnte logistische Problem der steilen Hangauffahrten im Sauerland bravourös und lenkten ihre zwei dreieinhalb Tonnen schweren Umzugswagen heil durch jede enge Kurve. Belohnt mit der idyllischen Aussicht auf die vis-à-vis liegende Burg, die Stadt Altena und die Lenne versicherten sie daraufhin: „Wir kommen bestimmt wieder, um uns die schöne Gegend in Ruhe anzuschauen.“

Kontakt:
Kreisarchiv des Märkischen Kreises
Kreishaus I Altena
Bismarckstraße 15
58762 Altena
Telefon: +49 2352 966-7055
Telefax: +49 2352 966-7166
c.todrowski@maerkischer-kreis.de

Quelle: Märkischer Kreis, Pressemeldung, 14.12.2015

17. Karlsruher Tagung für Archivpädagogik

Identitäten: lokal – global. Interkulturelle Bildung im Archiv

Schülerinnen und Schüler entdecken Geschichte zuerst vor Ort in ihrem lokalen und regionalen Umfeld. Hierdurch ist eine Auseinandersetzung sowohl mit der eigenen Identität als auch mit anderen Kulturen möglich.
Auf der 17. Karlsruher Tagung für Archivpädagogik möchten wir Ideen für interkulturelle Angebote in der historischen Bildungsarbeit vorstellen und diskutieren: Welche Angebote können Archive für die Einwanderungsgesellschaft machen? Wie können archivpädagogische Module multiethnische Gruppen gleichermaßen ansprechen oder braucht es spezielle Angebote? Wie kann historische Bildungsarbeit zur eigenen Identitätsfindung und zur Akzeptanz kultureller Vielfalt beitragen?

In Workshops werden unterschiedliche methodische Zugänge zu Quellen der Regional- und Globalgeschichte für multiethnische Lerngruppen vorgestellt. Auf dem „Markt der Möglichkeiten“ werden Archive und weitere Kulturinstitutionen über ihre pädagogischen Angebote für Schulen und Projekte zur interkulturellen Bildung informieren.

17. Karlsruher Tagung für Archivpädagogik
Ort: Generallandesarchiv Karlsruhe und Landesmedienzentrum Baden-Württemberg Karlsruhe
Termin: 26. Februar 2016, 10.00 bis 16.00 Uhr
Weitere Informationen und Anmeldung unter http://www.landesarchiv-bw.de/web/59240

Vor 777 Jahren: Der Bischof von Münster überlässt den Beckumer Bürgern einen Teil seines Besitzes

Kreisarchiv Warendorf präsentiert „Wiedervorlage“ 5/2015

In der aktuellen Folge der Serie „Wiedervorlage“ präsentiert das Kreisarchiv Warendorf ein Dokument, das vor genau 777 Jahren entstanden ist. In der Urkunde aus dem Jahr 1238 überlässt der Bischof von Münster den Beckumer Bürgern einen Teil seines Besitzes gegen eine jährliche Zahlung. Im Kreisarchiv wird das Dokument auch als „Stadt Beckum U 1“ bezeichnet – denn es handelt sich um die erste Urkunde aus Beckum und sogar um das älteste Dokument im gesamten Kreisarchiv. Ausgestellt wurde die Urkunde am 1. November 1238.

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Abb.: Bischof Ludolf von Münster überlässt am 1. November 1238 die Äcker seines Hofes in Beckum den dortigen Bürgern gegen die jährliche Zahlung eines festgelegten Betrages zur eigenen Bewirtschaftung. (Kreisarchiv Warendorf, Stadt Beckum U 1)

Urkunden gehören zu den wichtigsten und ältesten Quellengruppen, die das Kreisarchiv Warendorf beherbergt. Sie finden sich in großer Zahl in den Beständen der Städte und Gemeinden des Kreises. Ihre Aussteller sind überwiegend geistliche und weltliche Herrschaftsträger, wie Bischöfe, Grafen oder Städte. Eine Urkunde stellt den Abschluss eines Rechtsgeschäfts dar. Sie war vor allem im Mittelalter ein wichtiges Mittel der Rechtssicherung. Die Mehrzahl der Urkunden bezieht sich auf die Veränderungen im Grundbesitz und der dazugehörigen Rechte und Abgaben. Bis in das 15. Jahrhundert hinein wurden Urkunden auf Pergament geschrieben. Erst danach setzt sich das günstigere Papier als Beschreibstoff durch.

Doch zurück zur „Stadt Beckum U 1“: In der auf Latein verfassten Urkunde verzichtet Ludolf von Holte, seit 1226 Bischof von Münster, als Landesherr gegen die Zahlung eines jährlich zu entrichtenden Betrages auf die eigenständige Bewirtschaftung seiner Güter und seiner Mühle in Beckum sowie auf seinen Rechtsanspruch, in Beckum Gericht halten zu dürfen.

Die Beckumer Bürger wurden damit endgültig aus der bischöflichen Verwaltung entlassen. Sie konnten fortan ihre Gemeindeangelegenheiten selbständiger und freier gestalten. In Zukunft traten sie selbstbewusster nach außen. Als Zeugen dieses Vertrages werden sieben geistliche Würdenträger und siebzehn Laien genannt, für die angenommen werden darf, dass sie dem Rechtsakt beigewohnt haben.

Beglaubigt ist die Urkunde mit dem Siegel des Ausstellers, das die für geistliche Siegelführer typische spitzovale Form hat und an rot-gelben Seidenfäden (in Leinen eingenäht) angehängt worden ist. Das Siegel ist leider zerstört, würde aber in einer idealisierten Darstellung das Selbstbildnis des Siegelführers, Bischof Ludolf von Holte zu Münster, zeigen.

Hintergrund: Serie „Wiedervorlage“
Mit der Serie „Wiedervorlage“ macht das Kreisarchiv Warendorf mit historischen Dokumenten aus seinen Beständen bekannt. In regelmäßigen Abständen präsentiert das Archiv Unbekanntes, Merkwürdiges, Schönes oder Nachdenkliches aus seinen Beständen. Damit öffnet man ein Fenster, durch das man einen kleinen Einblick in die reichen Bestände des Endarchivs gewinnen kann. Zu sehen sind die Ausstellungen mit Originalen aus dem Kreisarchiv in der Vitrine im Foyer des Warendorfer Kreishauses und im Flur vor dem Lesesaal des Kreisarchivs.

Kontakt:
Kreisarchiv Warendorf
Waldenburger Straße 2
48231 Warendorf
Telefon: 02581/53-1040
Fax: 02581/53-1041
kreisarchiv@kreis-warendorf.de

Quelle: Kreis Warendorf, Pressemitteilung, 16.11.2015

90 Jahre Unternehmensgeschichte: Westfalenhallen öffnen ihr Archiv

Am 28. November 1925 wurde in der deutschen und europäischen Veranstaltungsgeschichte ein neues Kapitel aufgeschlagen. Nur etwas mehr als sieben Monate nach Baubeginn fand damals die Eröffnung der ersten Westfalenhalle statt. „Mit dem spektakulären Holzbauwerk begann die Erfolgsgeschichte der Westfalenhallen, die bis heute fortgeschrieben wird“, erklärt Sabine Loos, Hauptgeschäftsführerin der Westfalenhallen Dortmund GmbH. Im Jahr des runden Geburtstages macht das Unternehmen nun gemeinsam mit dem Westfälischen Wirtschaftsarchiv (WWA) seinen faszinierenden Archivbestand für die Fachöffentlichkeit zugänglich. Am Tag des 90. Geburtstages selbst findet die Gala des wohltätigen Vereins „Kinderlachen“ statt und thematisiert u. a. den Jahrestag. Für 2016 ist eine Ausstellung mit Konzertfotos der Rolling Stones in Planung. Der Erfolg der Gala ist ein Teil der langen Westfalenhallengeschichte seit 1925. Weltweit gibt es nur ganz wenige Arenen, die mit einer vergleichbaren Historie aufwarten können. Die Liste der Stars und Künstler, die hier aufgetreten sind, umfasst hunderte Namen.

„Die Entwicklung der Westfalenhallen ist nicht nur mit der Dortmunder Stadtgeschichte, sondern auch mit der Entwicklung der gesamten Region eng verknüpft“, sagt Dr. Karl-Peter Ellerbrock, Direktor des Westfälischen Wirtschaftsarchivs. „Neun Jahrzehnte lang haben die Veranstaltungen Sportgeschichte, aber auch deutsche Kulturgeschichte geschrieben.“ Das mache das Archiv der Westfalenhallen so wertvoll. „Allein schon die historischen Veranstaltungsplakate sind faszinierende Zeitzeugen, die tief in die kulturelle Seele der Gesellschaft blicken lassen.“

Das Westfälische Wirtschaftsarchiv wird Anfang kommenden Jahres ein Projekt im Auftrag der Westfalenhallen abschließen, welches das Archiv professionell aufgearbeitet hat. Das Projekt dauerte ein ganzes Jahr, denn es gab wahrhaftig viel zu tun. 140 Regalmeter Unterlagen mussten gesichtet werden, darüber hinaus auch rund 150 Erinnerungsstücke aus der Westfalenhallen-Historie. Die ältesten Unterlagen stammen bereits aus dem Jahr 1916. Der Bestand wurde datenbankgestützt verzeichnet und verschlagwortet. Zur professionellen Aufbereitung gehört auch eine professionelle Lagerung. Sämtliche Akten wurden durch das Entfernen von Heftklammern und Ordnern rostfrei „entmetallisiert“ und für eine langfristige Aufbewahrung in spezielle Archivkartons umgebettet. Einige Exponate, darunter der Wimpel von der Eröffnung 1925, sind auch restauriert worden.

Ab April kann der Westfalenhallen-Bestand nun durch interessierte Forscher oder Studenten eingesehen werden. Möglich ist dies über die Westfalenhallen selbst oder über das Westfälische Wirtschaftsarchiv. Die Findmittel sind an beiden Standorten verfügbar. „Gern machen wir den Archivbestand der interessierten Öffentlichkeit und der Forschung zugänglich, weil wir wissen, wie wichtig die Unterlagen auch über die regionale Wirtschaftsgeschichte hinaus sind. Die Inhalte sind ein Stück deutscher Geschichte“, so Sabine Loos. „Das Wirtschaftsarchiv hat mit dem Zugriff auf den Westfalenhallenbestand einen einmaligen, wertvollen Zuwachs erfahren“, freut sich Dr. Ellerbrock.

Eine Nutzung des Archivs setzt eine vorherige Terminabsprache voraus.

Kontakt Westfalenhallen: medien@westfalenhallen.de
Kontakt WWA: wwado@dortmund.ihk.de

Quelle: Mailingliste Geschichtskultur Ruhr, 30.11.2015

Verzeichnisse der Stadt- und Gemeindearchive im Enzkreis frei online verfügbar

Seit fast 20 Jahren ordnen die Kreisarchivare des Enzkreises die Archive der Städte und Gemeinden, die über kein eigenes Fachpersonal verfügen. Die Verzeichnisse dieser Arbeit sind jetzt im Internet-Auftritt des Enzkreises frei zugänglich.

Insgesamt 27 dicke, blaue Bücher umfasst derzeit die Serie der Archiv-Verzeichnisse, die auch Findbücher oder Repertorien genannt werden. In monate-, manchmal auch jahrelanger Arbeit sichten und ordnen die Fachleute des Enzkreises das historische „Gedächtnis“ der Kommunen in Form der erhaltenen Akten und Bände und erschließen sie inhaltlich. „Erst durch die Schaffung dieses Zugangs zu den enthaltenen Informationen wird klar, welche Schätze für die Ortsgeschichte teilweise jahrhundertelang in Rathauskellern und -dachböden schlummerten“, weiß Heike Sartorius zu berichten: „Die Arbeit ist in der Tat manchmal staubig, doch es kommen immer hochinteressante Dokumente zum Vorschein.“ Sartorius hat einen beachtlichen Teil der Archive in den letzten zwanzig Jahren geordnet.

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Abb.: Die Kreisarchivare Marc Kinast (links) und Heike Sartorius (rechts) mit Praktikantin Madeleine Wollmer und dem Stapel der nun online gestellten Findbücher (Foto: Enzkreis).

Durch das Landesarchivgesetz sind der Erhalt und die Nutzbarmachung dieser kommunalen Schriftgutbestände für die interessierte Öffentlichkeit vorgeschrieben. Die Findbücher waren bisher lediglich in Druckform im Kreisarchiv und bei den jeweiligen Gemeindeverwaltungen einsehbar. Jetzt können sie von Heimatforschern oder an Familiengeschichte Interessierten komfortabel am heimischen PC eingesehen werden – und bieten in digitaler Form eine Suchfunktion zur bequemeren Recherche. Wer dann durch die Angaben zu Inhalt, Entstehungszeitraum und Umfang neugierig geworden ist, kann die Archivalien nach Terminvereinbarung unter Angabe der entsprechenden Bestandsnummer in den Rathäusern vor Ort selbst in Augenschein nehmen.

Die bisher ältesten Schriftstücke finden sich in den Gemeindearchiven von Tiefenbronn (1517), Ersingen und Ölbronn (1569), Engelsbrand (1571) und Niebelsbach (1576). Immerhin bis ins 17. Jahrhundert reichen die Unterlagen von Mühlhausen an der Würm (1614), Königsbach (1666), Wimsheim (1673), Schützingen (1683) und Wiernsheim (1688) zurück. Die übrigen Archive setzen erst nach 1700 ein, enthalten aber teilweise ebenfalls sehr umfangreiche Bestände. Große Verluste durch Kriegszerstörungen oder Brand mussten die Archive von Heimsheim, Salmbach und Serres erleiden.

„Die älteren Findbücher sind mit Textverarbeitungsprogrammen erstellt worden, die mittlerweile nicht mehr fehlerfrei lesbar waren. Daher mussten wir vor der Online-Stellung zunächst neue digitale Vorlagen schaffen“, erklärt Marc Kinast, unter dessen Anleitung insbesondere Madeleine Wollmer das umfangreiche Datenmaterial aufbereitet hat. Sie absolvierte im Rahmen ihrer Ausbildung zur Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste am Bundesgerichtshof in Karlsruhe ein mehrwöchiges Praktikum im Kreisarchiv des Enzkreises.

Zur Verbreitung der Verzeichnisse soll auch die geplante Einbindung in die neuen bundesweiten Portale „Deutsche Digitale Bibliothek“ und „Archivportal D“ beitragen. Die digitalen Findbücher sind online zu finden unter: https://www.enzkreis.de/kreisarchiv

Kontakt:
Kreisarchiv des Enzkreises
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Telefon 07231 308-9423
Telefax 07231 308-9837
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung 455 / 2015

100 Jahre Stadtarchiv Gera

Vor hundert Jahren, am 1. Dezember 1915, wurde der Geraer Lehrer Ernst Paul Kretschmer (1887-1957) auf Vorschlag des Jenaer Professors Mentz nebenamtlich zum Stadtarchivar in Gera berufen. Damit begann die Geschichte des öffentlich nutzbaren Stadtarchivs von Gera, wie die OTZ berichtet.

Zwar existierte bereits zuvor ein Stadtarchiv, doch dieses war den Geraer Bürgern nicht öffentlich zugänglich. Noch zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die aus dem Geschäftsgang ausgesonderten Registraturen der Stadtverwaltung weder geordnet, noch sicher untergebracht. 1915 lagerte das Archivgut der Stadt Gera in einem Keller unter der Küche des Ratskellers.

Der heutige Leiter des Geraer Stadtarchivs, Klaus Brodale, erinnert aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums an die Lebensleistung, die sein Vorgänger ehrenamtlich erbracht hat: „Er erstellte Findkarteien, leistete Auskunft für städtische Dienststellen, Wissenschaftler, Vereine, Privatpersonen und baute selbst Sammlungen auf. So die zeitgeschichtliche Sammlung, die Material-, Bild und Kartensammlung, er erfasste die Ratsbibliothek und legte den Grundstein für einen lückenlosen Zeitungsbestand ab 1795, erforschte Regionalgeschichte.“

Ernst Paul Kretschmer, zuletzt Realoberlehrer, war von 1915 bis 1945 nebenamtlich, bis 1952 dann hauptamtlich Stadtarchivar in Gera. Der vom Thüringischen Landesarchiv im Jahre 1959 erworbene Nachlass Kretzschmers ist im Wesentlichen ein Niederschlag der sehr produktiven Tätigkeit Kretschmers auf dem Gebiet der Geraer Ortsgeschichte und der reußischen Heimatgeschichte. Er enthält großenteils druckfertige Ausarbeitungen, vermischt mit gesammeltem sonstigem Material, darunter einzelne Originalschriftstücke.

Kontakt:
Stadtverwaltung Gera
Fachdienst Zentrale Dienste
Stadtarchiv
Gagarinstraße 99
07545 Gera
Fon: 0365 838-2140 bis -2144
Fax: 0365 838-2145
stadtarchiv@gera.de

Quelle: Elke Lier / OTZ, 1.12.2015