Sie sind Archivare, Museumsleute oder freie Historiker: Die rund 20 Mitglieder des Forums Regionalgeschichte, die sich seit zehn Jahren in regelmäßigen Abständen fachlich austauschen. Zur zwanzigsten Sitzung in der historischen Umgebung des Klosters Maulbronn kam man in Rekordbeteiligung zusammen.
Information und Kooperation – das sind die Ziele der Gruppe, die sich 2005 als Arbeitsgemeinschaft konstituierte. Das Kreisarchiv des Enzkreises hatte damals hauptamtliche Archivare und Museumsleiter ebenso wie freiberuflich arbeitende Historiker aus dem Pforzheimer Raum ins Landratsamt eingeladen. „Für Historiker ist interessant, welche Quellen in welchen Bildungseinrichtungen zu recherchieren sind, und für die Institutionen ist es wichtig zu wissen, welche Themen bei den Historikern gefragt sind“, fasst Kreisarchivar Konstantin Huber die Zielsetzung zusammen. Auf diese Weise können zum Beispiel Archivare bei der Auswahl der aufzubewahrenden Quellen solche Themen stärker berücksichtigen – und mit einer aktiven Überlieferungsbildung die Geschichtsschreibung der Zukunft maßgeblich mitbestimmen.
Abb.: Gruppenbild zur Jubiläumssitzung: Die Teilnehmer des Forums Regionalgeschichte trafen sich im Klosterhof in Maulbronn (Foto: Markus Friedrich)
Jeweils im Frühjahr und im Herbst treffen sich die Mitglieder des Forums Regionalgeschichte an wechselnden Orten in der Region – von Mühlacker bis Remchingen und von Knittlingen bis Calw „Fachlicher Austausch und Vernetzung stehen im Zentrum unserer Zusammenarbeit“, erklärt Huber. Außer der Besichtigung der verschiedenen Bildungseinrichtungen werden jeweils Fachreferate gehalten. Das Themenspektrum ist dabei enorm breit gestreut: Von keltisch-römischer Archäologie über mittelalterliche Burgen im Enztal, emanzipierte Frauen in der Frühneuzeit, Pressegeschichte in Weimarer Republik und Nationalsozialismus bis zur Flüchtlingsfrage der Nachkriegszeit reicht die Palette.
„Das Thema Migration haben wir schon mehrfach aufgegriffen, zum Beispiel die Einwanderung von Schweizern und Waldensern im 17. Jahrhundert“, sagt Huber. Bei der jüngsten Sitzung in Maulbronn berichtete als externer Referent Dr. Lothar Wieser aus Mannheim über die Auswanderung nach Brasilien. Die meisten Beiträge aber stammen von Mitgliedern des Forums selbst – meist Berichte über die Forschungsprojekte der Referenten mit anschließender Diskussion.
Informationen zu speziellen historischen Quellen, etwa zu Bauplänen und Flurkarten oder Nachlassinventaren fehlen ebenso wenig wie aktuelle Informationen, die alle Teilnehmer in ihrer täglichen Arbeit beschäftigen. So ging es bereits mehrfach um das Thema Digitalisierung: Sowohl für die Sicherung von Unterlagen der Institutionen als auch für die bequeme Nutzung online gestellter Informationen am eigenen PC seien die neuen digitalen Entwicklungen und Möglichkeiten enorm wichtig, meinen die Mitglieder. Deshalb denkt man im Forum auch über eine gemeinsame Homepage nach.
Die verschiedenen Veranstaltungen mehrerer teilnehmender Institutionen zum Ersten Weltkrieg fanden in einem gemeinsamen Flyer ihren Niederschlag. Die jüngste Kooperationsidee stammt von Maulbronns Stadtarchivar Martin Ehlers: Das Sammeln von Unterlagen zu Zunft und Handwerk in vorindustrieller Zeit. „Daraus kann sich durchaus ein gemeinsames Ausstellungsprojekt entwickeln kann“, hofft Ehlers.
Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung, 439/2015, 19.11.2015