Schätze aus den Pfarrarchiven des Bistums Würzburg zeigt die Ausstellung „Kirchturmblick und Welthistorie – Der Pfarrer als Chronist“, die am 16.7.2015 im Foyer des Diözesanarchivs Würzburg eröffnet wurde. Unter den Exponaten befindet sich beispielsweise eine gebundene „Sammlung alter Urkunden“ aus dem Pfarrarchiv Rieneck mit spätmittelalterlichen Urkunden aus dem 15. Jahrhundert, aber auch DDr. August Amrheins „Realschematismus der Diöcese Würzburg“ aus dem Jahr 1897. „Die Geschichte, in der wir leben, ist unser Schatz“, betonte Generalvikar Thomas Keßler bei der Eröffnung. Die Ausstellung zeige, wie wichtig es sei, Geschichte zu bewahren. Zu sehen sind die Exponate voraussichtlich bis Ende November 2015.
Abb.: Eröffneten die Ausstellung (von links): stellvertretender Archivleiter Thomas Wehner, Archivdirektor Professor Dr. Johannes Merz, Generalvikar Thomas Keßler und Dekan Gerhard Weber (Foto: Kerstin Schmeiser-Weiß).
„Als Pfarrer wurde ich dann immer wieder damit konfrontiert, wo überall Archive aufbewahrt werden“, sagte Generalvikar Keßler. Unter anderem auf Dachböden oder ausgerechnet unter Wasserleitungen aufgestapelt habe er „wunderschöne Dinge“ gefunden. „Mein Herz schlägt für die Geschichte, und ohne die Arbeit, die hier geleistet wird, würde manches schlicht und ergreifend verschwinden“, lobte er die Mitarbeiter des Diözesanarchivs. Die Ausstellung öffne ein Fenster zur Bistumsgeschichte. „Ich hoffe, dass es die Menschen neugierig werden lässt.“
Vor welch gewaltiger Herausforderung das Diözesanarchiv steht, machte Archivdirektor Professor Dr. Johannes Merz in seiner Einführung deutlich. Im Bistum Würzburg gebe es mehr als 600 Pfarrarchive, in denen sich insgesamt Dokumente im Umfang von schätzungsweise rund 50 Millionen Seiten Papier befänden. Rund die Hälfte der Pfarrarchive befinde sich heute im Diözesanarchiv. „Durch Kriege, Raub und Desinteresse bereits stark gebeutelt, ist diese archivische Überlieferung auch heute wieder großen Gefahren ausgesetzt“, sagte er. Regelmäßig würden Archivalien aus Pfarreien im Internethandel auftauchen, Rechnungen, Akten und Urkunden spurlos verschwinden. Zugleich wachse der Druck von Seiten der Geschichtsinteressierten, welche mit Hilfe der Pfarrarchive die Geschichte ihres Orts oder ihrer Familie zurückverfolgen wollen.
Die Pfarrchroniken stellten einen zentralen Leitbestand zur unterfränkischen Kirchen-, Pfarreien- und Heimatgeschichte dar, sagte stellvertretender Archivleiter Thomas Wehner. Triebfeder für die Verfasser sei neben entsprechenden Anordnungen der Bischöfe oder Diözesanleitungen oftmals auch das starke Interesse vieler Pfarrer an geschichtlicher Forschung und an der Geschichte ihres Orts gewesen. Nach einem Stellenwechsel oder dem Tod eines Pfarrers sei die Chronik häufig von seinem Nachfolger weitergeführt worden. Manche Pfarrer hätte dabei eine „Kirchturmblick“ gepflegt, sagte Wehner. Sie konzentrierten sich vor allem auf die Darstellung der Pfarrgeschichte, die Kirchen und Pfarrgebäude, die Güter und Einkünfte. „Einige Chroniken blickten aber auch über den pfarrlichen Tellerrand hinaus und berichteten über Landes- und Weltgeschichte, über Naturkatastrophen oder sonstige besonders wichtige Ereignisse der jeweiligen Zeit.“ Pfarrer wie August Amrhein oder Karl Josef Barthels hätten durch ihre umfangreichen historischen Forschungen und schriftstellerischen Arbeiten über die Region hinaus Bedeutung und Anerkennung erlangt.
Die Ausstellung ist voraussichtlich bis November 2015 im Foyer des Diözesanarchivs, Domerschulstraße 17, 97070 Würzburg zu sehen. Die Öffnungszeiten sind montags und dienstags von 9 bis 16 Uhr sowie mittwochs und donnerstags von 9 bis 19 Uhr.
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Quelle: Kerstin Schmeiser-Weiß, Bistum Würzburg, Aktuell, 16.7.2015