„Alles andere als staubtrocken“ – so beschreibt Archivarin Heike Sartorius ihren Arbeitsplatz im Landratsamt. Denn dort wird Geschichte lebendig, wenn die Mitarbeiter alte und neue Schriften erfassen und katalogisieren. In diesem Jahr feiert die Einrichtung – das Kreisarchiv des Enzkreises – ihr 25jähriges Jubiläum – und Kreisarchivare aus ganz Baden-Württemberg kamen zum Gratulieren.
Die Gründung 1990 ging auf die Initiative des damaligen Ersten Landesbeamten und späteren Landrats Werner Burckhart zurück, der den Umzug der Kreisverwaltung in das neue Gebäude an der Güterstraße im Blick hatte. „Die Herausforderung lag anfangs vor allem in der Sichtung und Bewertung des gesamten, etwa sieben Regalkilometer umfassenden Schriftguts aus Haupt- und Altregistraturen“, erinnert sich Kreisarchivar Konstantin Huber; als „Mann der ersten Stunde“ leitet er die Einrichtung von Beginn an.
„Aber auch historische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit wurden von Beginn an gewünscht und betrieben“, wie Huber betont. So gibt das Archiv regelmäßig Publikationen wie die Jahrbuchreihe „Historisches und Aktuelles“ und eine Schriftenreihe zu historischen Themen heraus. „Dazu hat letztes Jahr ein Kalender über die Kleindenkmale im Kreis unser Repertoire erweitert“, sagt Huber.
Hinzu kommen in loser Folge Vorträge und Ausstellungen – wie aktuell die deutsch-französische Wanderausstellung „Menschen im Krieg 1914-1918 am Oberrhein“, die bis zum 2. Juni in der Eingangshalle des Landratsamts zu sehen war. „Wir haben die Schau um die Liste der Gefallenen und Vermissten aus Gemeinden des heutigen Enzkreises ergänzt“, berichtet Archivmitarbeiter Marc Kinast. Knapp 3.000 Namen seien dafür in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen worden.
Abb.: Landrat Karl Röckinger begrüßte die Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchivare beim Landkreistag Baden-Württemberg um ihren Vorsitzenden Dr. Wolfgang Sannwald (2.v.l.); ganz rechts Heike Sartorius, die den erkrankten Leiter des Enzkreis-Archivs vertrat (Foto: Enzkreis).
„Ein Vierteljahrhundert ist im Archivwesen natürlich kein Alter“, meinte Landrat Karl Röckinger schmunzelnd bei seiner Begrüßung der Baden-Württembergischen Kreisarchivare. Wie sehr sich jedoch dieser Arbeitsbereich gewandelt habe, zeige ein Blick auf die Tagesordnung des Treffens: Breiten Raum in der Agenda nahm – wie auch mehr und mehr in der täglichen Arbeit der Archive – die elektronische Langzeit-Archivierung ein.
Denn wo früher beschriebenes Papier zwischen Aktendeckeln gesammelt wurde, müssen heute immer öfter Unterlagen aus EDV-Anwendungen und E-Mails archiviert werden. Im Enzkreis setzt man dabei künftig auf das „Digitale Magazin“, eine Verbundlösung von Landesarchiv und Rechenzentren – „ein Angebot, um das uns Kollegen in anderen Bundesländern beneiden“, wie der Esslinger Kreisarchivar Manfred Waßner anmerkte. „Sie arbeiten weitab vom Klischee des staubigen Kellers und Dachbodens“, meinte Röckinger anerkennend.
Allerdings gehören im Enzkreis auch solche Plätze zuweilen zum Einsatzgebiet: „Seit 1996 bieten wir für die Städte und Gemeinden den Service, deren Archive zu pflegen“, berichtet Konstantin Huber. Denn dort bestand großes Interesse an der Aufarbeitung und Katalogisierung der zum Teil Jahrhunderte alten Bestände, die manchmal an geradezu verwegenen Orten gelagert worden waren. „Heute betreuen wir 60 Ortsteilarchive und beraten die Kommunen in Archiv- und Registratur-Angelegenheiten“, so Huber.
Außerdem werden im Kreisarchiv aktiv Sammlungsbestände angelegt und gepflegt: So entstanden ein umfassendes Fotoarchiv und die umfangreiche Fachbibliothek. Immer öfter erhalten die Fachleute auch Nachlässe von Familien- und Heimatforschern aus der Region, die der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen: „Bei uns gibt es Geschichte zum Anfassen“, sagt Heike Sartorius – und das dürfe jedermann gerne selbst probieren.
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Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung, 190 / 2015