Bis zum 28. Mai 2015 präsentiert das Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv in seiner Kabinettausstellung „Frauenarbeit im Ersten Weltkrieg in Essen“ Fotografien, die den Arbeitsalltag von Frauen und Mädchen auf den Essener Zechen und in den Betrieben an ausgewählten Beispielen zeigen.
Vor Ausbruch des Krieges war es undenkbar, dass Frauen und Mädchen im Bergbau oder bei der Gussstahlfabrik beschäftigt wurden. Doch je länger der Krieg dauerte, desto mehr steigerten die Materialschlachten den Bedarf an Waffen und Munition. Die stetige Nachfrage hatte einschneidende Auswirkungen auch auf die Kruppsche Gussstahlfabrik. Die Belegschaft musste ständig vergrößert werden, doch da nicht genügend Männer zur Verfügung standen, wurden nun erstmals Frauen in der Produktion beschäftigt. Mehr als 20.000 arbeiteten in der Zünderwerkstatt und der Geschossdreherei, in der Kanonen-Werkstatt und der Räderschmiede, in der Werkzeugschleiferei und der Stahlformgießerei. Sie schufteten bei Bau- und Transportarbeiten, hoben Gruben aus und entluden Waggons. Auf den Bildern ist zu sehen, welch schwere körperliche Arbeit die Frauen und Mädchen zu verrichten hatten.
Im Bergbau wurden die Frauen nicht unter Tage eingesetzt – da hatten die Verantwortlichen moralische Bedenken -, doch die Arbeit auf den Kokereien, am Leseband oder im Holzlager war gleichfalls anstrengend und kräftezehrend.
Die Frauen dienten als Ersatz für die eingezogenen Männer. Als der Krieg vorbei war, endete auch ihre Arbeit bei Krupp und auf den Zechen. Schon am 12. November 1918, nur wenige Tage nach dem revolutionären Umsturz, verkündete das Direktorium der Gussstahlfabrik, dass Arbeiterinnen nicht auf eine Weiterbeschäftigung rechnen können, da ihre Arbeitsplätze nun für die zurückkehrenden Krieger freigemacht werden müssten. Dies war allgemeiner gesellschaftlicher Konsens, weshalb es auch keine Proteste gegen die vollzogenen Entlassungen gab.
Abb.: Arbeiterinnen auf der Kokerei Mathias Stinnes in Essen-Karnap 1914-1918 (Fotoarchiv Ruhr Museum)
Die Bilder, viele sind hier zum ersten Male zu sehen, stammen vor allem aus den reichhaltigen Beständen des Historischen Archivs Krupp. Weitere Fotos stellten das Ruhr Museum und die Verkehrshistorische Arbeitsgemeinschaft der EVAG zur Verfügung.
Geöffnet ist die Ausstellung dienstags und mittwochs von 9.00 bis 15.30 und donnerstags von 9.00 bis 18.00 Uhr.
Veranstaltungsort:
Haus der Essener Geschichte/Stadtarchiv
Ernst-Schmidt-Platz 1, Essen-Stadtmitte
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