Seit dem 13. Juni 2014 steht im Speyerer Stadtturm Altpörtel eine Dauerausstellung zur Speyerer Zeit des Reichskammergerichts den Besuchern offen. Neben dem Reichshofrat war das Reichskammergericht zwischen 1495 und 1806 das oberste Berufungsgericht des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und hatte von 1527 bis zur Zerstörung der Stadt im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 seinen Sitz im früheren Speyerer Ratshof in der Nähe des Kaiserdoms.
Ziel der Ausstellung ist es, mit Hilfe von rund 30 Bildern und Schriftstücken ein bisher recht wenig beachtetes Kapitel der Speyerer Stadtgeschichte zu beleuchten und damit der Erforschung der Speyerer Zeit des Reichskammergerichts einen neuen Impuls zu geben. Nach ihrer Glanzzeit im Mittelalter hat die Reichsstadt als oberster Gerichtsort nämlich weiterhin eine wichtige Rolle im Reich gespielt und davon auch wirtschaftlich profitiert.
Das 1495 auf dem Wormser Reichstag gegründete Reichskammergericht hatte die Aufgabe, ein geregeltes Streitverfahren an die Stelle von Fehden, Gewalt und Krieg zu setzen und hatte damit einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung eines professionalisierten Gerichtswesens in Deutschland. Es war zuständig für Landfriedensbrücke, Klagen in Geldangelegenheiten, Besitzstreitigkeiten sowie für Zivilklagen und – nach der Reformation – für konfessionelle Streitigkeiten.
Abb.: Einblick in die Dauerausstellung zum Speyerer Reichskammergericht (Foto: Stadt Speyer)
In der Ausstellung geben Dokumente und Beweismittel wie beispielsweise handgeschriebene „Augenscheinkarten“ sozialgeschichtliche Einblicke ins Deutschland des 16. und 17. Jahrhunderts. So ist etwa eine Flurkarte von Landau zu sehen, die für einen Prozess über Landbesitz zwischen der Stadt Landau und dem Bischof von Speyer aus den Jahren 1568 bis 1579 angefertigt wurde.
Die Dauerausstellung konnte Dank der finanziellen Unterstützung des Lions Clubs Speyer realisiert werden und steht interessierten Besuchern zu den Öffnungszeiten des Altpörtels in der Maximilianstraße offen. Für die nächsten Monate ist zudem die Veröffentlichung eines Ausstellungskataloges geplant, der in der Schriftenreihe des Stadtarchivs Speyer erscheinen wird. Außerdem wird die Ausstellung Teil der Speyerer Stadtführungen sein.