Im Stadtarchiv Ingelheim freut man sich über eine Schenkung von ganz besonderem Wert, die eine wertvolle Bereicherung für die Dokumentation der Stadtgeschichte Ingelheims in der Zeit um die Jahrhundertwende des Jahres 1900 darstellt. Es handelt sich um 514 Glasplatten des Buchbinders Johann Müller VIII. (1865-1948) aus Ober-Ingelheim; allesamt aus der Zeit etwa zwischen 1890 bis 1920. Johann Müller VIII. lebte und arbeitete in der damaligen Kirchgasse in Ingelheim, die im Jahr 1947 in die Straße An der Burgkirche umbenannt wurde, und fotografierte vermutlich als einer von Wenigen in seiner Zeit.
Sein Enkel Johannes Müller übergab die in Zigarrenkisten und Schubern aufbewahrten und fein säuberlich mit Namen und Ortsbezeichnungen beschrifteten Negative. Auch zwei originale Kameras inklusive Halterungen für die Glasplatten, verschiedene Linsen und sogar ein Stativ haben sich erhalten und wurden von Johannes Müller der Schenkung beigefügt.
Abb.: Ingelheims Stadtarchivarin Nadine Gerhard freut sich über die gut erhaltenen Negative (Foto: Stadt Ingelheim)
„Die Platten sind von einer super Qualität“, schwärmt Stadtarchivarin Nadine Gerhard im Gespräch mit der Allgemeinen Zeitung, zum Glück habe sie der Enkel die ganze Zeit über im kühlen Keller gut gelagert. Die Schutzhüllen um die Negative im Format von 7 mal 10 und 9 mal 12 Zentimetern haben zudem verhindert, dass die Platten mit der Bromsilber-Gelatine-Emulsion aufeinander klebten und die Bilder beschädigt wurden. Bis auf einige wenige sind alle Negative in einem sehr guten Zustand. Damit die analogen Schätze ins digitale Zeitalter gerettet werden konnten, reinigten die Mitarbeiter des Stadtarchivs die einzelnen Platten sorgsam mit Baumwollhandschuhen und digitalisierten sie anschließend mit Hilfe eines entsprechenden Scanners.
Das gerettete Bildmaterial ist unbezahlbar. Durch diese zeitintensiven Arbeiten bleiben Ansichten von Ober-Ingelheim erhalten, die u. a. interessante Einblicke in die bauliche Entwicklung, vor allem im Bereich um den Marktplatz, den Neuweg und die Straße An der Burgkirche, geben. Außerdem wird früheren Generationen ein Gesicht verliehen, da sich unter der Sammlung zahlreiche Porträts Ober-Ingelheimer Einwohner befinden. Besonders im Hinblick auf die im Juli im Rathaus stattfindende Ausstellung anlässlich des 100. Jahrestages des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges ist die Schenkung eine echte Bereicherung. Zahlreiche Bilder werden zu sehen sein, da sowohl Mitglieder der Sanitätskolonne als auch zahlreiche spätere Kriegsteilnehmer und rekrutierte Jahrgänge abgelichtet sind.
Bei Fragen zur richtigen Lagerung vergleichbarer Schätze steht Stadtarchivarin Nadine Gerhard zur Verfügung.
Kontakt:
Stadtarchiv Ingelheim
Neuer Markt 1
55218 Ingelheim am Rhein
Tel.: 06132/782131
Quelle: Stadt Ingelheim, Pressemitteilung, 10.6.2014; Allgemeine Zeitung, 12.6.2014