Landeskirchliches Archiv Kassel präsentiert »Geschichten aus dem Konfirmationsmuseum«

Vom 24. Oktober 2013 bis zum 24. Februar 2014 zeigt das Landeskirchliche Archiv Kassel im Vorfeld der Jubiläumsfeierlichkeiten zum Jahr der Konfirmation 2014 in seinen Räumlichkeiten Tafeln und Originale aus dem Konfirmationsmuseum in Neumünster. Dokumentiert sind rund 200 Jahre Konfirmation, zu sehen sind Konfirmationsatteste und -scheine aus ganz Deutschland und aller Welt, Fotos, Andenkenbilder und Glückwunschkarten, Konfirmationstassen und Andenkengeschenke sowie Gottesdienstbesuchskarten, Konfirmanden-Pass und der Wanderpokal des Fußball-Sommer-Cups (Kirchenkreis Wolfhagen). Der „erste große Auftritt“ der Jugendlichen findet sich auch in Menuplänen und Geschenklisten wieder.

Abb. 1: Die Schlacht war eine der Hauptschlachten des Dreißigjährigen Krieges

Abb. 1: Zur Erinnerung an den Tag der Konfirmation (1939) König Adolf von Schweden im Gebet vor der Schlacht von Lützen. – Die Schlacht war eine der Hauptschlachten des Dreißigjährigen Krieges. Sie fand im November 1632 bei Lützen zwischen einem protestantischen, überwiegend schwedischen Heer unter Führung des schwedischen Königs Gustav Adolf und den katholischen kaiserlichen Truppen unter Wallenstein statt. Politisch wesentliche Folge der Schlacht war der Tod von König Gustav II. Adolf von Schweden auf dem Schlachtfeld, die Ausrichtung der protestantischen Kampagne ging somit verloren.

Zahlreiche Exponate hat Christian Matthes, der 40 Jahre Gemeindepastor in Hamburg, Südafrika und Norderstedt war, in langjähriger Sammeltätigkeit zusammengetragen und zu der vorliegenden Ausstellung verdichtet. Er erzählt en passant die Geschichte der Konfirmation, eines Festes, das im nächsten Jahr auf eine 475-jährige Tradition zurückblicken kann. Ergänzt wird die Ausstellung durch einige Originale aus Kurhessen-Waldeck.

Abb. 2: Pfarrer Wilhelm Niemöller (Bielefeld) Konfirmationsunterricht, Stoffplan und Anwesenheitsliste (1962)

Abb. 2: Pfarrer Wilhelm Niemöller (Bielefeld) Konfirmationsunterricht, Stoffplan und Anwesenheitsliste (1962)

Der Konfirmation im Ersten Weltkrieg sowie zu Zeiten des Nationalsozialismus wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt. So sind etwa Konfirmationspredigten der Niemöller-Familie von 1907 bis 1962 zu sehen (von Heinrich Niemöller, Pfarrer in Elberfeld aus den Jahren 1907-1934, seinem Sohn Martin, Pfarrer in Berlin-Dahlem aus den Jahren 1933 bis 1936 und seinem Sohn Wilhelm, Pfarrer in Bielefeld aus den Jahren 1935 bis 1962. Eine Konfirmationspredigt, die Vikarin Katharina Staritz 1947 in Albertshausen gehalten hat, ergänzt dieses Modul (Unterlage aus dem Vorlass von Dietgard Meyer).

Abb. 3: Glückwunschkarte Konfirmation Adolf Hitler (o. D.)

Abb. 3: Glückwunschkarte Konfirmation Adolf Hitler (o. D.)

Die Anfänge finden sich in der Ziegenhainer Zuchtordnung von 1539. Mit dem dritten Kapitel dieser von Martin Bucer verfassten und Landgraf Philipp überarbeiteten Kirchenordnung wird die Konfirmation als neues Fest eingeführt:

„Dem allen nach sol dann der pfarher den selbigen Kindern / die hende aufflegen / und sie also im Namen des Herrn Confirmiren / unnd zu Christlicher gemeynschafft bestetigen / Auch darauff zum Tisch des Herrn gehen heyssen.“

Das „fürneme Fest“ mit dem ersten Abendmahl für die Konfirmanden sollte zu Ostern, Weihnachten oder Pfingsten begangen werden. Hintergrund sind Auseinandersetzungen des Landgrafen Philipp mit den Wiedertäufern. In Zeiten, als der Prozess der Reformation in vollem Gange war, wollten diese die Erwachsenentaufe durchsetzen. Sie sollten eingebunden werden mit dem Angebot, nicht Erwachsene, sondern Kinder die Taufe selbst und aktiv bestätigen zu lassen.

Martin Luther betrachtete die Konfirmation als entbehrlich, mit der Taufe sei alles Wesentliche gesagt. Wohl aber sollte der Getaufte wissen, was die Taufe für ihn bedeutet. Den Katechismus, den er 1529 geschrieben hat, sollen die Getauften kennen. Dann seien sie reif, am Abendmahl teilzunehmen. Ein öffentliches Fest war nach Luther nicht notwendig. Als solches hat sich die Konfirmation jedoch durchgesetzt.

Die Konfirmation wird wie bei ihrem katholischen Gegenstück, der Firmung (anders als die Konfirmation ein Sakrament) bei vierzehnjährigen Kindern vollzogen. Das Alter ergab sich nach kanonischem Recht durch die Definition der „Unterscheidungsjahre“, die Jahre, in denen Kinder einer Religionsveränderung fähig erachtet werden und noch heute strafmündig werden.

Die liebevoll zusammengetragenen Originale sollen dazu anregen, sich an die eigene Konfirmation zu erinnern oder über die eigene bevorstehende Konfirmation nachzudenken. Daher bietet das Landeskirchliche Archiv nach Absprache montags und freitags Führungen an. Die Exponate sind im Übrigen zu den Öffnungszeiten des Archivs zu betrachten (Dienstag bis Donnerstag, 8 bis 16 Uhr).

Infomaterial:
Christian Matthes, Verkonfirmiert – Geschichten aus dem Konfirmationsmuseum, Nübbel-Risum 2009, ISBN 978-3-938718-094

Kontakt:
Landeskirchliches Archiv Kassel
Lessingstraße 15 A
34119 Kassel
0561 / 788 76-0
archiv@ekkw.de
www.ekkw.de/archiv

Bettina Wischhöfer

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.