Säurefraß im Stadtarchiv Gütersloh wird gestoppt

"Was im Stadtarchiv aufbewahrt wird, ist wichtig für das Gedächtnis der Stadt und muss erhalten werden", sagt Güterslohs Stadtarchivar Stephan Grimm. Doch nicht nur der Zahn der Zeit frisst an vielen Dokumenten und Akten, auch die Säure frisst die Seiten nach und nach auf. Das liegt am Papier, das ab Mitte des 19. Jahrhunderts verwandt wurde, mit Holzschliff und saurem Leim. "Wenn der Säurefraß nicht gestoppt wird, vergilben die Akten, werden brüchig und zerfallen schließlich", so Grimm.

Abb.: Stadtarchivar Stephan Grimm und Praktikantin Isabelle Viemann begutachten die entsäuerten Akten: Originale werden so auf Dauer geschützt. (Foto: Stadt Gütersloh)

Abb.: Stadtarchivar Stephan Grimm und Praktikantin Isabelle Viemann begutachten die entsäuerten Akten: Originale werden so auf Dauer geschützt. (Foto: Stadt Gütersloh)

Der Stadtarchivar zeigt Isabelle Viemann, die zurzeit ein Praktikum im Stadtarchiv Gütersloh absolviert und die demnächst ein Studium „Restaurierung und Konservierung“ aufnehmen wird, die bereits entsäuerte Akte zum „Neubau eines Zeughauses für Feuerlöschgeräte“ in der Strengerstraße aus dem Jahre 1905 bis 1908. Die darin enthaltenen Briefe, Gutachten, Beauftragungen und Aktennotizen sind zwar immer noch braun, aber das Papier ist deutlich fester und für die nächsten 500 Jahre ist die Akte gesichert.

Natürlich werden die Akten auch durch die Lagerung in Kartons und in Dunkelheit im Stadtarchiv geschont, doch das hält den Säurefraß nicht auf. „Es geht um die Langzeitsicherung und darum, das Original auf Dauer zu schützen“, sagt Grimm. Und so werden jedes Jahr rund 30 Kartons zum Zentrum für Bucherhaltung (ZFB) nach Leipzig geschickt, wo Archivalien, Bücher und Zeitschriften in einem großem Stahlzylinder mit Calciumcarbonat und Magnesiumoxid entsäuert werden. Bis zum Jahre 2016 sind alle betroffenen Dokumente entsäuert. An den Gesamtkosten beteiligt sich das Land NRW mit 70 Prozent. Für das Stadtarchiv entstehen pro Jahr Kosten zwischen 1200 und 1800 Euro.

Indes werden kleinere Arbeiten zur Konservierung wie das so genannte Lumbecken, das Blockleimen, in der Werkstatt des Archivs vorgenommen. Während zum Beispiel das „Anfasern“ – ein Verfahren, mit dem Lücken im Papier, zum Beispiel durch Mäusefraß geschlossen werden – nach außen vergeben wird. Doch vor aller Bearbeitung und Behandlung steht die Auswahl. Grimm schaut immer nach dem Wesentlichen, dem historischen Wert für die nächsten Generationen. Alles andere kann weg. „Ein Archivar muss wegwerfen können“, sagt Grimm.

Kontakt:
Stadtarchiv Gütersloh
Hohenzollernstr. 30 a
33330 Gütersloh
Tel.: 05241 / 82-2302
stadtarchiv.guetersloh@gt-net.de

Quelle: Stadt Gütersloh, Meldung, 23.8.2013; NW, 28.8.2013

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