Einen gehörigen Schreck hat Stadtarchivar Daniel Schulte den Ratsmitgliedern seiner Stadt Steinfurt eingejagt, als er erwähnte, dass sie die originale Urkunde von 1359 in den Händen hielten und keine Kopie. Zu dem drastischen Schritt, die Urkunde zur Ratssitzung zu bringen und herumreichen zu lassen, entschloss sich der Archivar, um die Politiker auf die dramatische Situation des Stadtarchivs Steinfurt aufmerksam zu machen: In einem ähnlichen Zustand wie das arg mitgenommene Dokumente aus dem Mittelalter stehe es um das Gedächtnis der Stadt, wenn im Archiv nicht bald etwas passiere.
Die Schocktherapie scheint durchaus Früchte zu tragen, "Erst gab es mehr Geld für das Archiv, und jetzt diskutieren sie ernsthaft über neue Räume." freut sich Schulte gegenüber den Westfälischen Nachrichten Handlungsbedarf besteht dringend, ein Umzug ist der größte Wunsch des Archivars, denn das bisherige Gebäude kann mit seiner Dämm- und Klimatechnik aus dem vorherigen Jahrhundert die nötigen Bedingungen für eine sichere und nachhaltige Aufbewahrung der Dokumente nicht gewährleisten, weshalb wenigstens digitalisiert werden soll.
Auf lange Sicht gesehen stellen diese Notmaßnahmen nur den ersten Schritt dar, dem Archivar schwebt das Archiv als lebendiger Ort des Erinnerns vor. Sich persönlich sieht Schulte als Manager, "nicht als Altpapierverwalter", zu seinen Aufgaben gehören Öffentlichkeitsarbeit, Führungen, Vorträge, Erschließungen, Bestandserhaltungen und Personalia. Er betont, dass das Stadtarchiv keine Geheimsache und auch kein reiner Forschungsplatz für Wissenschaftler sein soll, sondern ein jeden betreffendes Gedächtnis der Stadt.
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Quelle: Westfälische Nachrichten, 22.2.2013