Nachdem sie über 30 Jahre als verschollen galten, sind die persönlichen Aufzeichnungen des Nürnberger Stadtbaumeisters Wolf Jakob Stromer wieder aufgetaucht. Das Memorialbuch gilt als besonders wertvoll für die Forschung, da private Aufzeichnungen aus dieser Zeit selten sind.
Das von 1589 bis 1614 verfasste Tagebuch enthält vor allem persönliche Notizen, die einen Einblick in das geistige Leben der damaligen Generation geben. So enthalten die Aufzeichnungen beispielsweise Spottgesänge gegen den Papst und die Katholiken, Aufzeichnungen zu den familiären Verhältnissen des Autors, aber auch Notizen zu politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen der damaligen Zeit mit persönlicher Einfärbung.
Die Aufzeichnungen Wolf Jakob Stromers waren ursprünglich fester Bestandteil des Stromerschern Familienarchivs, welches bereits seit Jahrzehnten vom Staatsarchiv München verwahrt wird. Seit 1980 galten die Aufzeichnungen des reichsstädtischen Baumeisters, der aus einer der ältesten Nürnberger Patrizierfamilien stammt, jedoch als verschollen.
Erst im vergangen Jahr erhielt Rotraut Freifrau von Stromer-Baumbauer, eine Nachfahrin des Baumeisters einen Anruf der Universität Göttingen, wo die Aufzeichnungen bei einem Umzug unerwartet im Bestand der Hochschule aufgetaucht waren. Vermutlich waren die Aufzeichnungen einst von einem Wissenschaftler ausgeliehen, dann aber nie zurückgegeben worden.
Peter Fleischmann, Direktor des Staatsarchivs München bezeichnet den Fund gegenüber Nordbayern.de als \“Sensation\“. Es sei deswegen so wichtig, \“weil wir relativ wenige sogenannte Ego-Dokumente haben.\“ Bei dem Fund handele es sich um die ersten wirklichen Aufzeichnungen eines Privatmanns im deutschen Sprachraum. Es sei selten, dass etwas \“Privates, etwas Persönliches aus den Quellen spricht.\“
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Quelle: Nordbayern.de, 18.2.2013