Würzburg leuchtet im Historischen Archiv der WVV

Die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) ist ein kommunales Versorgungsunternehmen, dessen Eigentümerin zu 100 Prozent die Stadt Würzburg ist. Das Historische Archiv der WVV und das Museum hatten am Donnerstag, 6.12.2012, ihren letzten Öffnungstag in diesem Jahr und zeigten aus diesem Anlass eine Sonderausstellung zum Thema „Würzburg leuchtet“. Jeder Besucher erhielt zugleich kostenlos eine Publikation aus der Unternehmensgeschichte der WVV.

Im WVV-Museum werden neben Objekten, Plänen und Fotos aus der über 150-jährigen Geschichte der WVV und ihrer Tochtergesellschaften auch zahlreiche Bilder aus der Geschichte Würzburgs präsentiert. Mit den ersten hölzernen Wasserrohren noch aus der Zeit Balthasar Neumanns, Straßenbahneruniformen, der letzten Riesenglühbirne der Festungsbeleuchtung aus den 1930er Jahren oder Haushaltsgeräten aus dem letzten Jahrhundert werden die Versorgungsgeschichte Würzburgs und der Wandel der Lebensqualität verdeutlicht.

Am Anfang der Versorgungsgeschichte der Stadt Würzburg steht die Trinkwasserversorgung. Auf Initiative von Balthasar Neumann wurde 1730 damit begonnen, von den Quellen am Fuß des Schalkenberges – verstärkt durch den Zufluss aus dem Faulenberg-Steinbruch – eine Leitung in die Stadt zu legen, die Residenz wie auch die Bürgerquartiere mit frischem Wasser versorgt.

Erst einige Jahre später – 1790 – konnte Würzburg anlässlich des Besuchs von Kaiser Leopold II. mit Hilfe von Holzgas erleuchtet werden. Schon zu Kiliani 1855 konnten 616 Straßen- und 150 Hauslaternen entzündet werden. Im gleichen Jahr ermöglichte eine Umgestaltung des Brunnenwerks, dass jede Wohnung in Würzburg mit Wasser versorgt wurde. Gegen Bezahlung war es möglich so viel Wasser zu liefern, wie gewünscht wurde. 1856 war das Wasserwerk vollendet, und ungefähr drei Monate später floss das erste Leitungswasser über gusseiserne Wasserrohre in die Haushalte. 1871 entschloss man sich aus Kostengründen von Holzgas auf Steinkohlengas umzusteigen und einen Neubau anzulegen. Im März 1874 begann der Bau am neuen Gaswerk – das Alte Gaswerk in der Ständerbühlstraße – das nach 18 Monaten Bauzeit übergeben werden konnte.

Ein wichtiger Bestandteil Würzburgs ist auch die Straßenbahn. Am Anfang stand die Pferdebahn: 1892 nahm die erste Linie ihren Dienst auf, stellte ihren Betrieb allerdings 1900 wieder ein. Ein weiterer Wendepunkt in der Versorgungsgeschichte von Würzburg war 1899 die Inbetriebnahme des Elektrizitätswerks in der Wallgasse. Angeschlossen waren damals 45 Abnehmer. Mit dem Bau des Würzburger Elektrizitätswerkes wurde auch die Elektrifizierung der Bahn möglich. Würzburg übersprang damit die Phase des Dampfbetriebes zwischen Pferde- und Strombetrieb, die man in anderen Städten beobachten konnte.

1903/04 wird der „Alte Hafen“, der vorher als Holzfloßhafen genutzt wurde, zum Handelshafen ausgebaut. In dieser Zeit entsteht auch das große Lagerhaus: der heutige Kulturspeicher. Den Betrieb übernehmen die \“Hafen- und Lagerhausbetriebe der Stadt Würzburg\“ – ein Vorläufer der Würzburger-Hafen-Gesellschaft. Das Gleisnetz für die Straßenbahn wurde kontinuierlich ausgebaut und kam 1909 zu einem ersten Abschluss. Nach dem Ersten Weltkrieg verschwanden aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten in Würzburg einige Projekte in der Schublade: 1920 wurde der Straßenbahnbetrieb zunächst eingestellt. Im Jahre 1924 wurde jedoch die \“Neue Würzburger Straßenbahn GmbH\“ gegründet, die den regelmäßigen Betrieb wieder aufnahm und für den weiteren Ausbau des Streckennetzes sorgte. Auch der erste Busbetrieb wurde begonnen. Bis zu ihrer kriegsbedingten Einstellung fuhr die Würzburger Straßenbahn ohne Unterbrechung.

Ende April 1923 begann die Stromlieferung aus dem Wasserkraftwerk \“Untere Mainmühle\“, betrieben von der Rhein-Main-Donau-AG. Der ständig steigende Bedarf an Elektrizität führte im Jahre 1927 bzw. 1928 schließlich zum Bau eines neuen Umspannwerkes in der Prymstraße. 1934 bis 1940 wurde der „Neue Hafen Würzburg“ erbaut.

Der Zweite Weltkrieg bedeutete für Würzburg in vielerlei Hinsicht einen großen Einschnitt. Die Gasproduktion ging zwar bis in den Krieg hinein annähernd ungestört weiter, doch 1944 wurde der Gasverbrauch rationiert. Der Tag des Bombenangriffs am 16. März 1945 war schließlich einer der dunkelsten Tage in der gesamten Geschichte Würzburgs. Da die Stadt zu 90 % zerstört wurde, litt auch die Versorgung erheblich. Das Gaswerk blieb zwar im Wesentlichen intakt, doch die Gasabgabe wurde eingestellt, da das Leitungssystem praktisch nicht mehr existierte. Der Bombenangriff traf auch die Wasserversorgung Würzburgs schwer. Die Rohrleitungen wurden zum größten Teil zerstört. Als nach zweijähriger Arbeit das alte Versorgungsnetz wieder aufgebaut worden war, wurde es im überaus heißen und langen Sommer von 1947 auch voll belastet. Einen Monat und drei Tage nach der deutschen Kapitulation 1945 verkehrte der erste Straßenbahnwagen wieder regelmäßig auf der Strecke nach Heidingsfeld. Doch erst 1949 wurde die Würzburger Straßenbahn neu eröffnet.

Bei der Stromversorgung musste ebenfalls von vorne begonnen werden, da das Werk in der Wallgasse total zerstört war und mit ihm etwa 70 % aller elektrischen Versorgungsanlagen im Stadtgebiet. Bis Anfang der 50er Jahre waren immer wieder Stromabschaltungen an der Tagesordnung. Der durch den Wiederaufbau und das beginnende Wirtschaftswunder bedingte, ständig steigende Strombedarf zwang zur zügigen Umstellung des alten Gleichstromnetzes auf den leistungsfähigeren Wechselstrom. 1950 wurde auch die Versorgungslage von Gas wieder besser und das Gaswerk konnte die von den Kunden geforderten Produkte produzieren. Doch auf lange Sicht war die Zeit der kommunalen Eigengasproduktion vorüber, sie wurde schlicht zu kostspielig. Schon früh reagierten die Stadtwerke auf diese sich abzeichnende Entwicklung und beteiligten sich an der Gründung der Ferngas Nordbayern GmbH, die ab 1965 die Gaslieferung aufnahm.

Die 1950er Jahre waren entscheidend für die Versorgung mit Fernwärme. Seit 1952 wird in Würzburg in einer Kesselanlage Heizdampf erzeugt und durch Rohrleitungen den Verbrauchern zugeführt. Die aus der Kohle durch Verbrennung gewonnene Energie wird in Dampf gespeichert und dieser Dampf wird zweimal zur Energiegewinnung eingesetzt: Zuerst als Frischdampf mit hohem Druck und hoher Temperatur zur Stromgewinnung mittels Turbinen, danach als Heizdampf für die Fernwärme, die durch Rohrleitungen zu den Endverbrauchern gelangt. Ende 1953 sind 20 Gebäude in der Würzburger Innenstadt (Spitäler, Universitätsinstitute, Klosteranlagen, Gebäude der öffentlichen Verwaltung, Geschäfts- und Bürohäuser) angeschlossen. 1954 wird am Alten Hafen das neuerbaute Heizkraftwerk in Betrieb genommen.

Auch der Hafen als Verkehrsanbindung wurde wichtiger. Weite Ausbaumaßnahmen waren nötig und so wurde 1955 der Flusshafen in Betrieb genommen. Auch heute wird sich die WVV als Versorgungs- und Verkehrsunternehmen ständig weiterentwickeln und Modernisierungen durchführen. Ab 1988 ist problemloses Parken ohne lästige Parkplatzsuche in Würzburg möglich – denn die Würzburger Stadtverkehrs-GmbH (SVG) stellt dem Autofahrer in 14 Parkgaragen und Parkplätzen fast 4000 Stellplätze zur Verfügung. Zukunftsweisend ist auch die Umstellung des Fernwärmenetzes von Dampf auf Heizwasser und der Anschluss an die Anlagen des \“Zweckverbandes Fernwasserversorgung Mittelmain\“ (FWM) wegen des stetig weiter ansteigenden Wasserbedarfs. Der Würzburger Hafen besteht mittlerweile aus drei Teilen: dem „Alten Hafen“, dem „Neuen Hafen“ und dem „Flusshafen“. Zu den bestehenden fünf Straßenbahnlinien soll 2018 eine weitere Straßenbahnlinie hinzukommen, die in Richtung Hubland führt.

Kontakt:
Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH
Haugerring 5
97070 Würzburg
info@wvv.de
www.wvv.de

Quelle: WVV, Pressemitteilung, 3.12.2012; WVV, Historie.

Neuzugang für Heimat-Sammlung Bruckmühl

Der Künstler Rupert Dorrer, Mitbegründer der Galerie Markt Bruckmühl, übergab bei einem kürzlichen Besuch dem Leiter der heimatkundlichen Sammlung im Bruckmühler Rathaus, Helmut Giese, einen geschichtsträchtigen Pokal. 1967 wurde der Pokal dem Vater des Künstlers, Dr. Dorrer aus Novy Bor, von Bürgern der damaligen CSSR als Zeichen der Dankbarkeit geschickt. In den Jahren 1944/ 45 waren sie Insassen der KZ-Außenstelle Bernau. Dort wurden sie von Dr. Dorrer ärztlich behandelt. Dieser war von 1937 bis 1967 Chefarzt des Priener Krankenhauses. Obwohl es für ihn ein persönliches Risiko war, ließ er dort den Inhaftierten eine kostenlose Behandlung zukommen.

Auf dem Glaspokal sind Motive der Fraueninsel und des heiligen Martin zu sehen. Er trägt die Inschrift "Konzentrationslager Bernau am Chiemsee 1944 bis 1945 zur Erinnerung und Dankbarkeit gewidmet von W. Cerha und Kameraden aus der CSSR".

Quelle: OVB Online, 26.11.2012

»Kölner Kalendarium« auf dem Weihnachtsmarkt am Dom

Auf dem Weihnachtsmarkt am Kölner Dom befindet sich unter der Standnummer 19 der Stand des Historischen Archivs der Stadt Köln und seines Fördervereins. Die ehrenamtlichen Mitglieder der „Freunde des Historischen Archivs der Stadt Köln“ verkaufen dort das neue „Kölner Kalendarium 2013“.

Der Kalender zeigt Fotos aus den fünfziger Jahren des Kölner Fotografen Peter Fischer. Des Weiteren gibt es eine Broschüre, die über den Wiederaufbau des eingestürzten Stadtarchivs informiert.
„Unser Ziel ist die Verankerung der Notwendigkeit des Wiederaufbaus des Historischen Archivs in der Gesellschaft der Stadt.“, erklärte Archivdirektorin Bettina Schmidt-Czaia. Der Weihnachtsmarkt sei dafür ein sehr geeigneter Ort. „Hier treffen wir die Bürger, die wir mit unserer Aktion ansprechen wollen.“, sagt sie. Auf die Frage warum es zu der aufwändigen Restaurierung der durch den Einsturz beschädigten Archivalien keine Alternative gibt, soll das „Kölner Kalendarium“ in diesem Jahr eine Antwort geben.

Unter den ausgewählten Fotos gibt es unter anderem eine Aufnahme des alten Hauptbahnhofs sowie ein Foto des Barbarossaplatzes aus dem Jahre 1955. Hier fuhren die Busse noch mit Anhängern. Die Fotos stammen aus dem Nachlass des Fotografen. Der Nachlass hat den Einsturz des Stadtarchivs größtenteils unbeschadet überstanden hat und steht nun wieder zur Verfügung. Zum Nachlass Peter Fischers findet vom 11.12.2012 bis zum 01.02.2013 eine Ausstellung im Historischen Archiv statt.

Mit der Bergung der Archivalien ist die Arbeit noch lange nicht abgeschlossen, sagte Burkhard von der Mühlen, Vorsitzender des Fördervereins. „Es wurde zwar fast alles aus der Grube geholt, aber dadurch sind die Archivalien keineswegs gerettet. Erst die Restaurierung macht sie wieder nutzbar.“, so von der Mühlen. neben der Finanzierung sei die Erkenntnis der Bürger, dass die Restaurierung notwendig ist, genauso wichtig. Durch Mitgliedsbeiträge und Spenden sei es den „Freunden des Historischen Archivs der Stadt Köln“ jedoch bereits möglich gewesen, zwei Restauratorenstellen für zwei Jahre zu finanzieren.

Die Vermeidung weiterer Schäden ist oberstes Ziel aller Restaurierungsmaßnahmen. Bis Mitte 2013 müssen die Gefriertrocknung der betroffenen Stücke abgeschlossen sein, andernfalls drohen weitere Schäden durch die Eiskristalle.

Das „Kölner Kalendarium 2013“ ist für 9,95 Euro im Historischen Archiv sowie in einigen Buchhandlungen erhältlich. Die Broschüre kann man für 4 Euro beim Historischen Archiv und im Bürgerbüro der Stadt Köln am Laurenzplatz erwerben.

Kontakt:
Historisches Archiv der Stadt Köln
Heumarkt 14
50667 Köln
Telefon: 02 21/2 21-22327
Telefax: 02 21/2 21-22480
HistorischesArchiv@stadt-koeln.de

Quelle: Report-K, 4.12.2012; Stadt Köln, Pressemitteilung.

Viel zu tun im Archiv und Museum in Lorsch

Die Geschichte von Lorsch ist eng mit dem Kloster verbunden. Andererseits ist Lorsch aber mehr als nur ein Kloster oder Weltkulturerbe. Dies war Thema der Jahreshauptversammlung des Heimat- und Kulturvereins im Paul-Schnitzer-Saal.

Der Tabakanbau hat die Stadt über Jahrzehnte geprägt. Heute präsentiert das Tabakmuseum diese Geschichte. Das Museum, das für ganz Deutschland bedeutend ist, wird mit Hilfe von Spenden immer weiter ausgebaut. Es würde immer wieder Material zum Kauf angeboten, berichtet Bernhard Stroik, Mitglied des Heimat und Kulturvereins in Lorsch. Leider sei aber nicht immer genug Geld dafür da. Im Archiv gibt es noch etwa 2500 Bücher, die noch gesichtet werden müssen, sagt er. Von insgesamt 4479 Objekten seien 1200 im Museum ausgestellt.

Bisher hat es zwölf Führungen gegeben. Außerdem wird ein Tabakworkshop angeboten und 17 Personen haben sich bereit erklärt, beim Tabakprojekt 2014 mitzuarbeiten. Poesieveranstaltungen mit wechselnden Autoren habe es gegeben, berichtet Peter Dorn von der AG Geschichtswerkstatt. Die Veranstaltungen beinhalteten Eigenproduktionen und auch einen Mix aus Lorscher Mundart und Poesie, sagt er. Des Weiteren wurde eine Radtour zu einem Aussiedlerhof und zu einer Schäferei unternommen. Mehr als 100 Leute haben daran teilgenommen. Noch zu erforschen sei das Riedring-Rennen und auch die Box-Geschichte müsse noch erkundet werden. Er hoffe, dass die Ausgrabungen auf dem Klostergelände noch ein paar Geheimnisse übrig ließen, damit die Lorscher auch später noch "unser Kloster" sagen könnten.

Ein weiterer Aspekt ist die Natur. Es gibt zwei Arzneigärten, aber über den Rosengarten würde noch mit der Verwaltung Schlösser und Gärten verhandelt, sagt Adelheid Platte von der Kräuter AG.
Hans de Raadt., der vor zwölf Jahren das Bildarchiv des Vereins übernommen hat, hat bisher 15.000 Bilder digitalisiert. Originale gebe es nur wenig, sagt er. man sei auf Bilder aus der Bevölkerung angewiesen, um die Stadtgeschichte zu dokumentieren. Fast 8000 Fotos habe er selbst geschossen. 1800 Luftbildaufnahmen seien im Archiv. 45.000 digitale Akten habe er auch zu bearbeiten. Mittlerweile wurden technische Geräte angeschafft, um diese Arbeit bewältigen können. Für seine Vorträge "Lorscher Bilderbogen" suche er immer rund 150 Fotos aus.

Auch das Stadtarchiv muss auf Vordermann gebracht werden. Darum kümmert sich Winfried Dixkes, der eng mit dem Lorscher Standesamt arbeitet. Er hat Bücher digitalisiert und stellt Familienbande zusammen. Bisher habe er aber erst zehn Prozent des Bestandes bearbeiten können. Im nächsten Jahr sollen Tabakführer ausgebildet werden.

Kontakt:
Heimat- und Kulturvereins Lorsch
Körnerstr. 9
64653 Lorsch
Reinhard Diehl
06251/5506556

Quelle: Bergsträßer Anzeiger, 5.12.2012

München: Ausschreibung für eine Software zur digitalen Langzeitarchivierung

Die Landeshauptstadt München schreibt eine Software zur digitalen Langzeitarchivierung von Daten und Dokumenten für das Stadtarchiv München aus. Schlusstermin für den Eingang der Teilnahmeanträge ist der 14.12.2012, 23:59 Uhr.

Nähere Informationen finden Sie unter:
http://www.muenchen.de/rathaus/Stadtinfos/Ausschreibungen/Vergabestelle-3.html

bzw. hier:

"Für das Stadtarchiv der Landeshauptstadt München wird eine Standardsoftware – mit eventuellen Anpassungen – zur digitalen Langzeitarchivierung benötigt.
In der städtischen Verwaltung fallen Unterlagen immer häufiger (nur noch) in digitaler Form an. Sie werden entweder direkt in digitaler Form angelegt oder aus der papiergebundenen Form in eine digitale Form umgewandelt. Darüber hinaus werden Daten zunehmend elektronisch erfasst und in Datenbanken verwaltet. Das Stadtarchiv München muss die dauerhafte Überlieferung der digitalen Unterlagen über das städtische Verwaltungshandeln sicherstellen. Darüber hinaus muss das Stadtarchiv München zur Überlieferung der Stadtgeschichte in der Lage sein, auch digitale Unterlagen nichtstädtischer Herkunft zu archivieren. Dafür muss eine geeignete IT-Unterstützung geschaffen werden." […]

Fachzeitschrift »Deutschland Archiv« vor dem Aus

Bei der politischen Bildung hat Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse der Bundesregierung radikalen Sparkurs vorgeworfen. Die schwarz-gelbe Regierung sei dafür verantwortlich, dass die renommierte Historiker-Fachzeitschrift „Deutschland Archiv“ ihre Druckausgabe einstellen müsse.

Nun fordert der SPD-Politiker eine Rettungsaktion. Eine mögliche Online-Ausgabe sei kein Ersatz, sagt er. Die Zeitschrift habe sich in den vergangenen 44 Jahren „historische Verdienste“ erworben und sei nicht leicht zu ersetzen. Seit 1968 erschien die Zeitschrift als Druckausgabe.

Wolfgang Thierse appellierte an die Bundesregierung. Sie sollte einen kleinen Beitrag leisten, damit die Zeitschrift gerettet werden kann. „Die Bundesregierung hat keine Schuld am Untergang von deutschen Tageszeitungen, aber beim „Deutschland-Archiv“ hat sie eine ganz klare Verantwortung“, so Thierse.

Auch Publizist Karl Wilhelm Fricke übte heftige Kritik. Er warf der Bundeszentrale für politische Bildung vor, zu stark auf das Internet zu setzen. Bei der Verständigung in der Deutschland-Politik hat sich die Zeitschrift in der Vergangenheit große Verdienste erworben, sagt er. Das Ende der Druckausgabe sei „sehr bedauerlich“.

Der Historiker Professor Hermann Wentker vom Institut für Zeitgeschichte, der wie Karl Wilhelm Fricke dem Redaktionsbeirat angehörte, sagte das Aus der Zeitschrift sei ein großer Verlust und ein großer Fehler für die Deutschland-Forschung. Das „Deutschland-Archiv“ habe stets dafür gesorgt, dass die Geschehnisse in der DDR nicht in Vergessenheit geraten. Eine vergleichbare Fachzeitschrift gebe es nicht.
Das „Deutschland Archiv“ (DA) ist eine wissenschaftliche Zeitschrift, die sich vor allem mit der Deutschland- und der DDR-Forschung befasste. Nach Informationen von MDR THÜRINGEN soll die letzte Druckausgabe des im W. Bertelsmann Verlag erscheinenden Heftes im Dezember zugestellt werden. Im nächsten Jahr soll die Berliner Firma init das DA online weiterführen. Das "Deutschland Archiv" wurde 1968 ins Leben gerufen. Die Bundeszentrale für politische Bildung hatte die Zeitschrift mit rund 100.000 Euro je Jahr bezuschusst. Zuletzt erschienen pro Jahr vier Ausgaben.

Quelle: MDR, 28.11.2012

Neues Buch informiert über Archive im Kreis Kleve

Seit vor zwölf Jahren der erste Archivführer für den Kreis Kleve erschien, hat sich vieles geändert. „Es kommen dauernd neue Unterlagen hinzu“, sagt Kreisarchivarin Dr. Beate Sturm. Auch die Kontaktdaten der Ansprechpartner haben sich teilweise geändert.

Vor zwei Jahren fing die Arbeitsgemeinschaft der Kommunalarchive im Kreis Kleve an sich um eine Neuauflage zu kümmern. Diese ist nun fertig. Sie umfasst 1500 Exemplare mit je 114 Seiten. Der neue Archivführer wurde Ende November im Kreisarchiv Geldern vorgestellt.

Zielgruppe sind all diejenigen, die sich für die historischen Quellen interessieren. Experten bestätigen, dass diese Zahl wächst. Vor allem Schulen, Familien- und Heimatforscher wenden sich an die Archive, erklärt die Kreisarchivarin. Beginnend mit der Frage wie der Besuch des Archivs am besten vorbereitet wird, soll der neue Archivführer Anfängern wie auch Erfahrenen die Orientierung erleichtern.

Porträts der 16 Kommunalarchive und des Kreisarchivs bilden den Kern des Buches. Sie stellen sich auf fast 60 Seiten mit allen wichtigen Informationen, zum Beispiel Öffnungszeiten und Sammlungen, vor. Eine Zusammenstellung von Personalstandsunterlagen in den Archiven schließt sich an. Die sei besonders für Familienforscher sehr interessant, betont Dr. Beate Sturm. Außerdem sind ein Verzeichnis der Zeitungsbestände in den Archiven, die Adressen auswärtiger Archive, der Kontakt zu Adelsarchiven mit Bezug zum Kreisgebiet sowie Literaturhinweise und die Erklärung von Fachbegriffen vorhanden.

Den neuen Archivführer gibt es für einen Euro in den Kommunalarchiven. Eine Version für das Internet (www.kreis-kleve.de) ist bereits in Planung. Später soll er dann auch auf den kommunalen Homepages einsehbar sein.

Finanziert wurde die Veröffentlichung vom Kreis Kleve, von den Sparkassen im Kreis sowie vom Landschaftsverband Rheinland (LVR). Für Dr. Peter Weber vom LVR ist dieses neue Buch nicht zuletzt ein Indiz für das Selbstverständnis der Archive als Bürgerarchive. Den Kreis Kleve lobte er als einen der wenigen Landkreise mit einer guten Archiv-Infrastruktur. "Sonst wäre ein solches Werk wie dieser Archivführer nicht denkbar."

Quelle: RP Online, 28.11.2012

Schwarzenbeker Archivar im Ruhestand

Am Abend der US-Präsidentschaftswahl begrüßte Dr. William Boehart über 100 Gäste im Schwarzenbeker Festsaal. Auch nach über 30 Jahren in Deutschland ist der beliebte Archivar amerikanischer Staatsbürger. Zu Gast waren Bürgermeister und Kommunalpolitiker, historisch Interessierte und Heimatforscher. Sie alle waren gekommen, um dem vor 65 Jahren in Woodstock/Illinois geborenen Amtsarchivar Dr. William (Bill) Boehart nach fast dreißig Jahren im Dienst der Archivgemeinschaft Schwarzenbek in den Ruhestand zu verabschieden.

Bei der Verabschiedung würdigten Kollegen und Wegbegleiter sein Wirken. Prof. Dr. Rainer Hering vom Landesarchiv Schleswig-Holstein erinnerte zu Beispiel an die landesweite Einführung der Pflicht zur Archivierung in allen Kommunen im Landesarchivgesetz. Andere sprachen über die ungewöhnliche Erkundung der regionalen Geschichten mittels Fahrradtouren, die Boehart erfolgreich in Kooperation mit Volkshochschulen oder Vereinen anbot. Prof. Dr. Franklin Kopitzsch vom Historischen Seminar der Universität Hamburg betonte die gute Betreuung der Studenten in der Magisterarbeit oder bei der Promotion durch Dr. William Boehart.

In über 40 Büchern, zahlreichen Veröffentlichungen und Ausstellungen hat Dr. Boehart über die Kreis- und Landesgrenzen hinaus auf die geschichtliche Bedeutung des Kreises zwischen Wentorf und Lauenburg aufmerksam gemacht. Der Aufbau von Amts-, Dorf oder Stadtarchiven war »keine Ein-Mann-Show«, sagte Dr. Boehart, sondern nur durch die Unterstützung vieler Zeitzeugen oder geschichtlich interessierter Menschen möglich.

Zum Abschied eröffnete er seine vorerst letzte Ausstellung im Foyer des Schwarzenbeker Rathauses. Die Ausstellung zeigt 24 Tafeln zum Thema „Im Windschatten der Großstadt – der südliche Kreis Herzogtum Lauenburg nach 1960“ und war bis zum 23. November 2012 zu sehen. „1961 zählte man 65.000 Einwohner im südlichen Kreisgebiet, 50 Jahre später sind es knapp 115.000“, so der Archivar. „Unsere Ausstellung zeigt Stationen dieser Geschichte“.

Dr. Anke Mührenberg ist die Nachfolgerin von Dr. William Boehart. Sie ist ab jetzt für Angelegenheiten der Archivarbeit für Schwarzenbek, Lauenburg/Elbe, Wentorf bei Hamburg und das Amt Hohe Elbgeest zuständig, Wolf-Rüdiger Busch hingegen für die Stadt Geesthacht.

Kontakt:
Dr. Anke Mührenberg
Tel: 04151-881143
anke.muehrenberg@schwarzenbek.de
(zuständig für Schwarzenbek, Lauenburg/Elbe, Wentorf bei Hamburg und das Amt Hohe Elbgeest)

Wolf-Rüdiger Busch
Tel: 04152-835979
wolf-ruediger.busch@geesthacht.de
(zuständig für die Stadt Geesthach)

Quelle: Geesthachter Anzeiger, 8.11.2012

Evangelische Kirchen in der DDR aus der Perspektive des Westens

Unter dem bewusst zugespitzten, die real-existierenden Verhältnisse nicht abbildenden Obertitel „Leben in der Vision des Urchristentums oder alimentierte Autarkie im Unrechtsstaat?“ veranstaltete die Evangelische Akademie Thüringen in Neudietendorf am 30.11./1.12.2012 eine Tagung zu den „Evangelische Kirchen in der DDR aus der Perspektive des Westens“, wie es im Untertitel der Veranstaltung hieß. Einige Leitfragen der Tagung lauteten: Wie wurden die evangelischen Kirchen und protestantisches Leben in der DDR von außen, aus den nichtsozialistischen Ländern Westeuropas und den USA sowie aus der Ökumene wahrgenommen? Beruhten diese Bilder auf Idealisierungen, auf eigenen politischen Erfahrungen oder auf kirchlichen Kontakten? Gab es politische Instrumentalisierungen? War es überhaupt möglich, „Kirche im Sozialismus“ von außen realistisch zu erfassen oder wurde damit einer Verharmlosung der Diktatur Vorschub geleistet? Was kann man daraus für den Umgang mit Kirchen in Diktaturen lernen? Die gut besuchte Tagung machte deutlich, dass die DDR-Geschichte kein abgeschlossenes Forschungsgebiet allein für Spezialisten ist, sondern lebendige Zeitgeschichte, nicht zuletzt durch den Austausch mit Zeitzeugen und deren Selbsthistorisierung. Die Tagung wandte den Blick von außen gleichsam über die damalige Mauer, untersuchte Bildformungsprozesse und überprüfte dabei den Realitätsgehalt westlicher und westdeutscher Perspektiven auf die DDR, wie Mitveranstalterin Katharina Kunter (Karlsruhe/Bochum) eingangs bemerkte.

Eine Reihe von Eindrücken von der Tagung bleiben haften, einige sollen kurz erwähnt werden: John P. Burgess (Pittsburgh/USA), der 1984/85 als wohl erster westlicher Student am Berliner Sprachenkonvikt studierte, beschrieb auf dem Wege einer „Ego-Histoire“ seine DDR-Eindrücke als geradezu „fromme Neugier“ auf die säkularisierte Gesellschaft der Zukunft und auf die Rolle des Evangeliums in dieser Gesellschaft. Peter Maser (Münster), der 1976 in der BRD übersiedelte, konnte seinen Blick auf die Kirchenpolitik und auf die kirchlichen Finanzen ebenfalls um die biografische Station seiner Mitarbeit in der damaligen Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages „Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland“ bereichern, die zahlreiche Quellen und Belege dafür liefert, dass die Partnerschaften auf Gemeindeebene die tragfähigste Verbindung zwischen den Kirchen in Ost- und Westdeutschland darstellten. Hier ging es um gemeindebezogene Projekte ohne kirchenleitende Intervention oder Moderation, sowie um das gemeinsame Feiern, bei denen nur am Rande über politische Themen gesprochen wurde. Die Bedeutung der „Alimentierung“ ostdeutscher Kirchen wurde im Anschluss an den Vortrag diskutiert, weil diese finanzielle Ausstattung zwar vieles ermöglichte, was ansonsten nicht denkbar gewesen wäre, zugleich aber dafür sorgte, dass die DDR-Kirchengemeinden kein eigenes Kirchenbild entwickelten. Nach Auffassung von Propst i.R. Heino Falcke (Erfurt) waren die brüderlichen Beziehungen auf Gemeindeebene und die theologischen Dimensionen der Partnerschaften entscheidend für die Zusammenarbeit, die sich besonders gut zu den Niederländern gestaltete, möglicherweise aufgrund ähnlicher Säkularisierungserfahrungen in beiden Ländern. Laurens Hogebrink (Amsterdam) unterstrich diese Einschätzung. Die Friedensthematik sei das wichtigste Thema im „Kalten Krieg“ gewesen, bei den Gemeindekontakten entsprechend die gemeinsame Absage an den Geist der Logik der Abschreckung. Erich Bryner (Schaffhausen) referierte über schweizerische (und auch seine persönlichen) Kontakte in die DDR, sprach vor allem aber die kritische publizistische Beurteilung der Kirchen im Kommunismus an, z.B. in der Zeitschrift „G2W – Glaube in der 2. Welt“, die die Rolle der Kirche in der DDR sowohl als „Leidende“ als auch als „Mitgestaltende“ interpretierte. Jens Murken (Bielefeld) zeigte auf, dass Gemeindepraktika westfälischer Theologiestudierender in DDR-Kirchengemeinden in den 1980er Jahren erst spät landeskirchlich akzeptiert worden waren, obwohl sie genaue Einblicke in die Lage der DDR-Kirchengemeinden vor der Wende von 1989 gaben, so dass die Westkirchen ohne Not günstige Gelegenheiten vergaben, authentische Einblicke in den kirchlichen Alltag der Christen in der DDR zu gewinnen, diesen ein erfahrungsgesättigter Partner zu sein und die Beziehungen zwischen den Kirchen und ihren Gliedern zu stärken und zu verstetigen.

Die Tagung machte deutlich, dass die DDR-Kirchengeschichte kein abgeschlossenes Kapitel deutscher Geschichte ist. Zum einen sei es weiterhin wichtig, dass auch die Opfer der SED-Diktatur weiterhin Gehör finden mit ihren Anliegen, und dies über die Grenzen ihrer eigenen Kreise hinaus. Neben diesem konstatierten Mangel an „Anerkennungskultur“ zeige zum anderen der derzeitige Vereinigungsprozess der neuen „Nordkirche“, welche heterogenen deutsch-deutschen Erfahrungen auf kirchlichem Gebiet nicht nur von den vorpommerschen Dörfern bis hin zur Metropolregion Hamburg unter einem Dach Platz finden müssen.

Tagungsflyer:
http://www.ev-akademie-thueringen.de/Akademie/programm/pdf/2012/EAT-Flyer-Urchristentum_web.pdf

Radio-Interview mit Akademiedsirektor Prof. Dr. Michael Haspel:
http://www.erf.de/radio/erf-pop/aktuell/5865-1920

epd-Bericht vom 02.12.2012
http://www.ev-akademie-thueringen.de/Akademie/presse/pressestimmen/2012/download/12/epd-DDR-Kirchen-2012-12-02.pdf

Stralsunder Bücherverkauf: Anzeige gegen Archiv-Leiterin

Nachdem am 28. November 2012 im Rahmen einer Dringlichkeitssitzung des Hauptausschusses der Stralsunder Bürgerschaft einstimmig beschlossen worden war, den Bücherkaufvertrag zum Teilbestand der Stralsunder Gymnasialbibliothek rückabzuwickeln, wurden am 2. Dezember alle beim Käufer noch vorhandenen 5.278 Bücher der Gymnasialbibliothek in den Besitz der Hansestadt Stralsund zurückgeführt und im Gegenzug der anteilige Kaufpreis erstattet. Die Rückabwicklungsvereinbarung betraf rund 90 Prozent des veräußerten Bestandes. Von den restlichen 10 Prozent wurde ein Teil aufgrund des sehr schlechten Zustandes der Bücher vom Antiquar vernichtet, der andere Teil durch ihn weiterveräußert. Welche Bücher letztlich veräußert wurden, müssen weitere fachliche Recherchen ergeben.

Angeblich wurden aber aus dem Stadtarchiv Stralsund weitaus mehr historische Bücher verkauft als bisher bekannt. Wie Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) gegenüber der Ostsee-Zeitung bestätigte, wurde eine Sammlung von etwa 1.000 Büchern bereits im März 2012 für 20.000 Euro ohne Wissen der Stadtspitze und der Bürgerschaft "verscherbelt". Der Verbleib des Geldes sei ungeklärt. Der Fall wurde der Staatsanwaltschaft übergeben, die Stadt Stralsund hat Anzeige gegen die suspendierte Leiterin des Stralsunder Stadtarchivs erstattet.

Nach Informationen von NDR 1 Radio MV hat die Leiterin des Stralsunder Stadtarchivs den Verkauf im März 2012 mit ihrer Unterschrift unter dem Vertrag genehmigt. Nach Angaben der Stadtverwaltung sind inzwischen die zunächst als vermisst geltenden 20.000 Euro Kaufpreis für die Bücher auf den Stralsunder Konten gefunden worden. Die Aufarbeitung des gesamten Vorgangs, die Verkaufsabwicklung, der Überblick über die verkauften Bücher und ob der Stadt tatsächlich ein Schaden entstanden ist, werde laut Staatsanwaltschaft noch Wochen dauern.

Quelle: Ostsee-Zeitung, 3.12.2012; Hansestadt Stralsund, Chronologie der Ereignisse, 28.11.2012; NDR 1 Radio MV, 4.12.2012