100 Jahre lang galt die Originalfassung von Franz Liszts Nocturne „Schlaflos! Frage und Antwort; für Klavier zu zwei Händen nach einem Gedicht von Toni Raab“ als verschollen. Jetzt wurde das von Liszt 1887 verfasste Stück dem Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar (GSA) von privater Hand angeboten.
„Für uns war das ein großes Glück. Hätten wir nicht zugegriffen, wären sie mit Sicherheit bei Sotheby\’s oder Christie\’s versteigert worden“, sagt Evelyn Liebsch, Musikwissenschaftlerin am GSA. In der Zeit, in der das Stück verschollen war, lagen nur Kopien des Werkes vor. Sogar die Erstausgabe habe im Kontext einer Abschrift gestanden, erzählt Liebsch. Beim Betrachten des nun vorliegenden Originals könne man deutlich erkennen, dass die die Kopisten hier und da vom Original abwichen. Es sei ein sehr karges Stück, sagt sie. Jeder Ton habe hier eine große Bedeutung. Bislang wurde das Stück vom Urenkel Antonia Raabs aufbewahrt. Eines der Gedichte der Pianistin habe Liszt zu dem Stück inspiriert. Antonia Raab war eine Schülerin Franz Liszts in Budapest.
Auf das fünf Bögen umfassende Liszt-Autograph ist das Goethe- und Schiller-Archiv besonders stolz. Doch trotz sorgfältiger Aufbewahrung hatte der Zahn der Zeit angefangen, am Material zu nagen. „Das Autograph war immens beschädigt“, sagt Evelyn Liebsch: „Es hatte Risse und Fehlstellen, sein Papier begann zu verbräunen.“ Allerdings konnten die Restauratoren der Klassikstiftung diese Mängel beheben. Nun ist das Papier in einem nutzbaren Zustand und steht der weltweiten Liszt-Forschung zur Verfügung.
Zudem konnte das Goethe- und Schiller-Archiv Gästebücher von Schillers Urenkel erwerben. Am 13.12.2012 wurden sie zusammen mit weiteren Handschriften öffentlich vorgestellt.
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Quelle: TLZ, 13.12.2012