Bei der politischen Bildung hat Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse der Bundesregierung radikalen Sparkurs vorgeworfen. Die schwarz-gelbe Regierung sei dafür verantwortlich, dass die renommierte Historiker-Fachzeitschrift „Deutschland Archiv“ ihre Druckausgabe einstellen müsse.
Nun fordert der SPD-Politiker eine Rettungsaktion. Eine mögliche Online-Ausgabe sei kein Ersatz, sagt er. Die Zeitschrift habe sich in den vergangenen 44 Jahren „historische Verdienste“ erworben und sei nicht leicht zu ersetzen. Seit 1968 erschien die Zeitschrift als Druckausgabe.
Wolfgang Thierse appellierte an die Bundesregierung. Sie sollte einen kleinen Beitrag leisten, damit die Zeitschrift gerettet werden kann. „Die Bundesregierung hat keine Schuld am Untergang von deutschen Tageszeitungen, aber beim „Deutschland-Archiv“ hat sie eine ganz klare Verantwortung“, so Thierse.
Auch Publizist Karl Wilhelm Fricke übte heftige Kritik. Er warf der Bundeszentrale für politische Bildung vor, zu stark auf das Internet zu setzen. Bei der Verständigung in der Deutschland-Politik hat sich die Zeitschrift in der Vergangenheit große Verdienste erworben, sagt er. Das Ende der Druckausgabe sei „sehr bedauerlich“.
Der Historiker Professor Hermann Wentker vom Institut für Zeitgeschichte, der wie Karl Wilhelm Fricke dem Redaktionsbeirat angehörte, sagte das Aus der Zeitschrift sei ein großer Verlust und ein großer Fehler für die Deutschland-Forschung. Das „Deutschland-Archiv“ habe stets dafür gesorgt, dass die Geschehnisse in der DDR nicht in Vergessenheit geraten. Eine vergleichbare Fachzeitschrift gebe es nicht.
Das „Deutschland Archiv“ (DA) ist eine wissenschaftliche Zeitschrift, die sich vor allem mit der Deutschland- und der DDR-Forschung befasste. Nach Informationen von MDR THÜRINGEN soll die letzte Druckausgabe des im W. Bertelsmann Verlag erscheinenden Heftes im Dezember zugestellt werden. Im nächsten Jahr soll die Berliner Firma init das DA online weiterführen. Das "Deutschland Archiv" wurde 1968 ins Leben gerufen. Die Bundeszentrale für politische Bildung hatte die Zeitschrift mit rund 100.000 Euro je Jahr bezuschusst. Zuletzt erschienen pro Jahr vier Ausgaben.
Quelle: MDR, 28.11.2012