Nachdem am 28. November 2012 im Rahmen einer Dringlichkeitssitzung des Hauptausschusses der Stralsunder Bürgerschaft einstimmig beschlossen worden war, den Bücherkaufvertrag zum Teilbestand der Stralsunder Gymnasialbibliothek rückabzuwickeln, wurden am 2. Dezember alle beim Käufer noch vorhandenen 5.278 Bücher der Gymnasialbibliothek in den Besitz der Hansestadt Stralsund zurückgeführt und im Gegenzug der anteilige Kaufpreis erstattet. Die Rückabwicklungsvereinbarung betraf rund 90 Prozent des veräußerten Bestandes. Von den restlichen 10 Prozent wurde ein Teil aufgrund des sehr schlechten Zustandes der Bücher vom Antiquar vernichtet, der andere Teil durch ihn weiterveräußert. Welche Bücher letztlich veräußert wurden, müssen weitere fachliche Recherchen ergeben.
Angeblich wurden aber aus dem Stadtarchiv Stralsund weitaus mehr historische Bücher verkauft als bisher bekannt. Wie Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) gegenüber der Ostsee-Zeitung bestätigte, wurde eine Sammlung von etwa 1.000 Büchern bereits im März 2012 für 20.000 Euro ohne Wissen der Stadtspitze und der Bürgerschaft "verscherbelt". Der Verbleib des Geldes sei ungeklärt. Der Fall wurde der Staatsanwaltschaft übergeben, die Stadt Stralsund hat Anzeige gegen die suspendierte Leiterin des Stralsunder Stadtarchivs erstattet.
Nach Informationen von NDR 1 Radio MV hat die Leiterin des Stralsunder Stadtarchivs den Verkauf im März 2012 mit ihrer Unterschrift unter dem Vertrag genehmigt. Nach Angaben der Stadtverwaltung sind inzwischen die zunächst als vermisst geltenden 20.000 Euro Kaufpreis für die Bücher auf den Stralsunder Konten gefunden worden. Die Aufarbeitung des gesamten Vorgangs, die Verkaufsabwicklung, der Überblick über die verkauften Bücher und ob der Stadt tatsächlich ein Schaden entstanden ist, werde laut Staatsanwaltschaft noch Wochen dauern.
Quelle: Ostsee-Zeitung, 3.12.2012; Hansestadt Stralsund, Chronologie der Ereignisse, 28.11.2012; NDR 1 Radio MV, 4.12.2012