250.000 Dokumente im Hubschraubermuseum digitalisiert

Im Archiv des Hubschraubermuseums in Bückeburg sind alle vorhandenen Unterlagen digitalisiert worden. Das Vorhaben dazu begann bereits 2006. Seither haben die Mitarbeiter 250.000 Scans vorgenommen. Alle Unterlagen sind nun vermeintlich gesichert und auf einem Rechner extern gespeichert. Archivleiter Wolfgang Gastorf kümmert sich gemeinsam mit den Mitarbeitern Matthias Stäblein und Roland Oster um die Überführung der Museumsdokumente ins digitale Zeitalter.

Zu Beginn dieser riesigen Aufgabe sollten zunächst eine schnelle Einordnung und Abrufbarkeit der eingespeisten Daten ermöglicht werden. Dafür musste zunächst einmal ein Datenschlüssel gefunden werden. „Mit Unterstützung eines wissenschaftlichen Mitarbeiters der Universität Oldenburg einigten wir uns auf einen zehnstelligen Zahlenschlüssel bei der Benennung eines jeden Dokuments“, erläutert Wolfgang Gastorf. Unterscheidungen und Zuordnungen, wo sich die Dokumente befinden, erfolgen jeweils mit der ersten Ziffer. Mit den Ziffern zwei bis fünf werden Ordnernummern bezeichnet. In jedem dieser Ordner können 10.000 Dateien untergebracht werden. „Die Zahl 00197-0101 beispielsweise“, verdeutlicht der Archivleiter, bedeute „Hängemappe 197, Blatt 101.“ Die gespeicherten Dokumente erhalten als Markierung einen roten Punkt.

Außerdem unterstützt das Archivteam Autoren bei der Recherche für Veröffentlichungen über Luftfahrtgeschichte oder für Spezialausgaben von Zeitschriften. In den vergangenen Jahren sind auf diesem Wege verschiedene Bücher erschienen. Nun könnten solche Gäste nun die gefundenen Daten per USB-Stick oder DVD sofort mitnehmen, erklärte der Archivleiter.

Des Weiteren begleiten die Mitarbeiter Schüler-Jahrgangsarbeiten und Diplomarbeiten über Hub- und Tragschrauber. Auch Praktika können absolviert werden und bei Führungen ist es möglich Einblicke in die Archivarbeit und die Bearbeitung der Dokumente zu bekommen. „Das Archiv möchte gerne eine Plattform bieten, auf der jeder Interessierte Informationen erhalten, aber im Gegenzug auch Unterlagen und Dokumente abgeben kann.“, sagt Wolfgang Gastorf. In diesem Zusammenhang ist das Archiv ständig auf der Suche nach neuem Archivgut.

Gegenwärtig sind die Fachleute auf Wunsch der Gemeinschaft der Heeresflieger und deren Schirmherren, Brigadegeneral Reinhard Wolski, mit der Digitalisierung sämtlicher Papier-Dokumente der Lehrsammlung der Heeresfliegerwaffenschule beschäftigt. „Das ist gewissermaßen die Chronik der Heeresflieger“, gibt Gastorf zu verstehen. Aktueller Stand der Dinge: Ordner 27 von 660. Da trifft es sich gut, dass das zehnstellige Zahlenschlüssel-System noch über reichlich Luft nach oben verfügt. In dem System können problemlos eine Milliarde Daten abgelegt werden.

Interessierten steht das Archiv montags von 12 bis 17 Uhr sowie dienstags bis donnerstags von 8 bis 13 Uhr zu Verfügung.

Kontakt:
Hubschraubermuseum
Sablé-Platz 6
31675 Bückeburg
Tel.: +49 (0) 5722-5533
Fax: +49 (0) 5722-71539
info@hubschraubermuseum.de 
www.hubschraubermuseum.de

Quelle: Landes-Zeitung, 10.11.2012

Offene Archive? Speyerer Tagung über das Verhältnis des Archivwesens zum Web 2.0

Unter der kurzgefassten Fragestellung „Offene Archive?“ luden das Stadtarchiv Speyer in Zusammenarbeit mit dem Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein und ICARUS zu einer zweitägigen Tagung „Archive 2.0 im deutschen Sprachraum (und im europäischen Kontext)“ nach Speyer ein. Über 25 Referentinnen und Referenten sowie rund 50 Teilnehmer loteten im europäischen Vergleichsmaßstab den Stand der deutschen Archive im Web 2.0 aus, ihre Beteiligung an den Sozialen Netzwerken sowie ihre institutionellen, archivalischen und personellen Potenziale.

Insbesondere der Blick über die Fach- und Landesgrenzen hinaus weitete den Blick für die Möglichkeiten von „Archiven 2.0“. Um- und Neulernen haben stattzufinden, wenn es um die Anschlussfähigkeit der Archive an das technische und methodische Handwerkszeug der sie umgebenden Gesellschaft geht. Kollaboratives Arbeiten, Schwarmintelligenz, Crowdsourcing und Tagging sind übliche Verfahrensweisen in der Erschließung von Quellen der Gegenwart und der Vergangenheit. Nutzerorientierung, Medienkompetenz, transmediales Storytelling und Gaming (im Sinne von Spaß ohne Trivialität) sind dabei jene Prozesse, Betätigungen und Einstellungen, die zu den Herausforderungen und Lerninhalten der Archivare und der Archive gehören, um überhaupt eine digitale Strategie entwickeln zu können.

Das Programm der Tagung ist in einem eigenen Tagungsblog zu finden, in dem auch nach und nach nicht nur Abstracts der Beiträge, sondern auch die Vorträge selbst abgelegt werden sollen: http://archive20.hypotheses.org/offene-archive-22-23-november-2012

Kontakt:
Abteilung Kulturelles Erbe (Stadtarchiv, Museen, Gedenkstätten)
Johannesstraße 22a
67346 Speyer
Telefon: +49 (0) 62 32/14 22 65 (Lesesaal)
Telefax: +49 (0) 62 32/14 27 96
stadtarchiv@stadt-speyer.de

Magdeburger Kirchenarchiv verfilmt 30.000 Kirchenbücher

Im Archiv der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen in Magdeburg werden 30.000 Kirchenbücher verfilmt. Die Verfilmung soll in wenigen Monaten abgeschlossen sein. Etwa 27.000 Exemplare wurden bereits gesichert. Je eine Kopie davon liegt auch im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin.

Von Wissenschaftlern wie von Freizeitforschern werden die Filmrollen sehr gern genutzt. Die Besucherzahl des Magdeburger Archivs steigt: Während im Jahr 2007 ca. 2.700 Menschen kamen, waren es 2011 schon 3.000 Besucher. Vier von fünf Besuchern beschäftigten sich mit Genealogie. Nicht nur die Besucherzahl, sondern auch der Bestand ist gestiegen, erklärt Leiterin Margit Scholz. Mit der Fusion der Thüringer und der Provinz Sächsischen Landeskirche zur Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland kam eine neue Flut an Akten zur Aufbewahrung. Historische Dokumente vom 13. bis zum Ende des 20. Jahrhundert liegen im Archiv in Magdeburg, das sind insgesamt 6.000 Regalmeter.

Obwohl nur wenige Meter entfernt Bomben einschlugen, hatte der Bestand nach dem Zweiten Weltkrieg keine Verluste erlitten. Deshalb besitzt das Magdeburger Kirchenarchiv im Gegensatz zu vielen anderen einen geschlossenen Bestand. Dazu gehören unter anderem die Unterlagen des Konsistoriums der Kirchenprovinz Sachsen seit 1815.

Das älteste Schriftstück im Archiv ist eine Urkunde von 1224. darin erteilte Erzbischof Albrecht II. von Käfernburg Handelsprivilegien. Margit Scholz sieht für die Archivierung solcher Dokumente keine Probleme. Die Archivierung von Dokumenten der vergangenen Jahrzehnte und der Gegenwart sei viel schwieriger. Fotos und Bilder beispielsweise seien nie richtig beschriftet. Das mache es schwer Personen zu erkennen und Ereignisse richtig zuzuordnen.

Noch ganz andere Probleme bereiteten Tonbänder und Kassetten der neueren Zeit. das Material ist empfindlich, deshalb sei ihre Haltbarkeit begrenzt. Aus diesem Grund hat die Digitalisierung aller Aufzeichnungen von Provinzialsynoden begonnen, die seit 1953 lückenlos vorliegen.

Kontakt:
Archiv der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen
Freiherr-vom-Stein-Str. 47
39108 Magdeburg
Tel. 0391/506659-90
Fax 0391/506659-96
archiv.magdeburg@ekmd.de

Quelle: Archive und Bibliotheken in der EKMD, Presseinformation, 06.11.12

Alte Fotos fürs Stadtarchiv Langenfeld

Die ehemalige Studiendirektorin Doris Herriger (80) hat dem Stadtarchiv Langenfeld drei Fotoalben voller Bilder vermacht, die in den vergangenen Jahrzehnten in Langenfeld aufgenommen wurden und von ihr thematisch geordnet wurden. "Das ist eine hervorragende Ergänzung unseres Bestands", sagt Bildarchivar Marco Klatt. Dabei sei vor allem die Fülle der Bilder aus dem Jahr 1988 besonders wertvoll. "Zusammengenommen dokumentieren sie – Straßenzug für Straßenzug – das Stadtbild vor 24 Jahren. Auch das ist bereits Geschichte – und für unseren Archivbestand bedeutsam", sagt er.

Die Bilder sind anlässlich einer Goldenen Hochzeit entstanden, sagt Doris Herriger, für die heute feststeht, dass zu viele alte Gebäude in der Vergangenheit abgerissen wurden. Sie sei damals mit dem Fotoapparat durch die Stadt gelaufen, um dem Goldhochzeitspaar ein persönliches Geschenk zu machen. Dabei habe sie Gebäude oder Straßenzüge aufgenommen. Das Geschenk sei gut angekommen, und sie selber hatte eine neue Leidenschaft. Weiterhin ging sie auf Motivsuche durch die Stadt, lichtete mal hier einen Bauernhof und mal dort eine Kirche ab. Die Aufnahmen ordnete sie dann nach Themenpunkten wie Verkehr, Landwirtschaft oder Religion.

Kontakt:
Kulturelles Forum
(Referat 440 – Stadtmuseum/Stadtarchiv Langenfeld)
Marco Klatt
Tel. 02173/ 91939-61
Fax: 02173/ 91939-77
marco.klatt@langenfeld.de

Quelle: Stephan Meisel, rp-online, 30.10.2012

Jüdisches Museum Berlin eröffnet neue Akademie

Nach über einem Jahr Bauzeit ist es soweit, letztes Wochenende hat das Jüdische Museum Berlin eine neue Akademie eröffnet. Der Schriftzug und Leitspruch am neuen Gebäude lautet: "Höre die Wahrheit, wer sie auch spricht". Er stammt von dem jüdischen Philosophen Moses Maimonides.

Auf einer Festgala überreichte der Museumsdirektor Werner Michael Blumenthal dem ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und dem Industriemanager Klaus Mangold den „Preis für Verständigung und Toleranz“.

Der Preis wird zum elften mal vom Jüdischen Museum vergeben. Zwei Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Kultur und Politik werden ausgezeichnet, die sich für eine kritische Aufklärung über Antisemitismus und Rassismus in Deutschland engagieren und für eine Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus einsetzen. Auch Bundespräsident Joachim Gauck und Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble kamen zur Eröffnung.

Gegenüber des Museums wurde aus der Halle des ehemaligen Berliner Blumen-Großmarkts eine Ergänzungsfläche geschaffen. Architekt Daniel Libeskind setzte Winkel und schräge Wände in einem "Haus-in Haus-Konzept“ zu drei großen Holzwürfeln an der Stirnseite der Halle zusammen. Dreu große Räume sind entstanden. Vom mittleren Würfel aus gelangt der Besucher in die Bibliothek mit einem Lesesaal inklusive Freihandbibliothek sowie in einen Saal mit 200 Plätzen. Das Archiv, Seminarräume, Büros und die Küche befinden sich hinter der Bibliothek.

Schon 2001 war klar, dass das Museum mehr Platz benötigt. Im selben Jahr seien ihnen allein 2.000 Nachlässe überlassen worden, so die Sprecherin des Museums Katharina Schmidt-Narischkin. Der Archivbestand habe sich verdreifacht.

Der Erweiterungsbau hat 11,8 Millionen Euro gekostet. Davon hat der Bund 7,5 Millionen Euro gezahlt, den Rest steuerten private Spender bei. So hat der amerikanische Unternehmer und Mäzen Eric F. Ross (1911-2010), nach dem die Akademie benannt ist, allein drei Millionen Euro gestiftet.

Die Erweiterung des Museums sei ein "absolutes Highlight" und biete jetzt die Möglichkeit, wissenschaftliche Bearbeitung und Kommunikation sowie Auseinandersetzung mit dem Thema auszuweiten, so Bezirksbürgermeister Franz Schulz.

Kontakt:
Jüdisches Museum Berlin
Lindenstraße 9-14
10969 Berlin
Tel: +49 (0)30 259 93 300
Fax: +49 (0)30 259 93 409
info@jmberlin.de
www.jmberlin.de

Quelle: Berliner Morgenpost, 16.11.12; rbb-Online, 22.11.2012

Mode im Wandel der Zeit im Tornesch-Kalender

Auch im Jahr 2013 wird der beliebte Tornesch-Kalender wieder erscheinen. Den Mitgliedern des Arbeitskreises „Archiv“ der Kulturgemeinschaft Tornesch gehen die Ideen zur Gestaltung des traditionellen Begleiters nicht aus. Unter der Leitung von Annette Schlapkohl haben sie für 2013 Schwarz-Weiß-Fotos verwendet. Sie sollen dem Betrachter die „Mode im Wandel der Zeit“ näher bringen.

Die Fotos stammen zum Großteil aus dem Archiv der Kulturgemeinschaft, wurden vervielfältigt und von den Mitgliedern des Arbeitskreises auf die Kalenderseiten, die von PreußPrintMedien gestaltet wurden, aufgeklebt. das Motto stand schon Anfang des Jahres fest. dazu hatten die Mitglieder bereits Ideen zusammengetragen und Fotos im Archiv gesichtet.

Die Aufnahme des Titelbildes stammt aus dem Jahr 1893. Zu sehen sind Reisende vor dem Bahnhofsgebäude. Das Foto vom Januarblatt zeigt Franz Meyer auf dem elterlichen Hof um 1941. Was die Mädchen und Junge der Schulabgangsklasse 1913 der Esinger Schule getragen haben, ist auf dem Februarkalenderblatt zu sehen. Typische Kleidung der 1920er Jahre verdeutlicht das März-Foto, auf dem die Baumschulfamilie Stahl abgebildet ist. Auf dem April-Foto sind Erstklässler bei ihrer Einschulung 1960 abgelichtet. Das Mai-Foto ist das Hochzeitsfoto von Martha und Hinrich Glashoff aus Ahrenlohe von 1911. Aus dem Juni-Foto ist ein Schulkinderumzug in den 1950er Jahren zusehen. das Juli-Bild zeigt vier Tornescherinnen in knielangen Röcken und mit flotter Kopfbedeckung in den 1920er Jahren. Das September-Foto zeigt Hermann Kruse, aufgenommen 1926, am Vossberg. Für die Zeit damals typisch: Auch kleine Jungs trugen Schürzen. Auf dem Oktober-Bild sind Ahrenloher Schulabgänger des Jahres 1954 zu sehen. Für die Mädchen waren damals Hosen ein Tabu, sie lächeln in gemusterten Kleidern und Röcken vom Foto. Das November-Bild zeigt Zimmermeister Wilhelm Münster (in Felduniform des Ersten Weltkrieges) mit Frau und Sohn und das Dezember-Foto junge Frauen um 1918 in weißen Schürzen beim Nähunterricht.

125 Kalender liegen nun zum Verkauf bereit, der am 1. Advent von 11.30 bis 18 Uhr auf dem Weihnachtsmarkt der Freien Wohlfahrtsverbände vor dem Rathaus Tornesch statt findet. Ein Kalender kostet 12 Euro. Falls Kalender übrig bleiben, werden diese eine Woche später auf dem Weihnachtsmarkt, den die Kulturgemeinschaft am Sonntag, 9. Dezember (2. Advent) 2012, von 10 bis 17 Uhr auf dem Gelände am Heimathaus ausrichtet, angeboten.

Kontakt:
Gemeinschaft zur Erhaltung von Kulturgut in Tornesch von 1985 e.V.
Vorsitzender Harald Schulz
Hafenstrasse 28
25436 Tornesch
Tel.: 04122 – 51207
vorstand@kulturgemeinschaft-tornesch.de
www.kulturgemeinschaft-tornesch.de

Quelle: Uetersener Nachrichten, 14.11.2012

Bundeskabinett beschließt Pflichtregistrierung für Kinofilme

Das Bundeskabinett hat am 31. Oktober 2012 eine Pflichtregistrierung für deutsche Kinofilme beschlossen. Eine entsprechende Regelung wird in das Bundesarchivgesetz eingefügt. Kulturstaatsminister Bernd Neumann erklärte dazu: „Kinofilme sind ein wichtiges Kulturgut. Als lebendiger Spiegel der Gesellschaft sind sie zugleich auch einzigartiges Zeugnis unserer Geschichte, das für die nachfolgenden Generationen erhalten werden muss. Daher liegt es im öffentlichen Interesse, das deutsche Filmerbe durch eine Pflichtregistrierung lückenlos zu erfassen. Dies ist ein wichtiger Schritt zur dauerhaften Sicherung des Filmerbes im Bundesarchiv als dem zentralen nationalen Filmarchiv.“

Die Hersteller werden künftig verpflichtet, detaillierte inhaltliche und technische Angaben zu ihren Filmwerken zu machen, die in einem einheitlichen System dargestellt und verfügbar gemacht werden. Damit entsteht eine zentrale Datenbank über das deutsche Filmerbe. Das ist auch wichtig mit Blick auf die Digitalisierung, die die gesamte Medienlandschaft nicht zuletzt in Bezug auf die digitale Langzeitarchivierung vor große Herausforderungen stellt.

Der Gesetzentwurf trägt der im Koalitionsvertrag aufgegriffenen politischen Forderung Rechnung, das bereits bestehende Schutzniveau zur Sicherung des nationalen Filmerbes auszuweiten. Er sieht eine Pflicht für Hersteller deutscher Kinofilme vor, diese Filme in eine Datenbank beim Bundesarchiv einzutragen. Bislang wurden nur öffentlich geförderte Filme erfasst – und dies nur dezentral.

Quelle: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Pressemitteilung 372, 31.10.2012

Kreisarchiv in Dormagen soll erweitert werden

Der Rhein-Kreis wird sein Archiv in der Zollfeste Zons erweitern. Jetzt wurden den Politikern erste Neubau-Entwürfe an der Stelle des Bürgerhauses vorgestellt. Die Kulturpolitiker des Rhein-Kreises und der Stadt Dormagen waren sich einig, dass ein Neubau den Platz mitten in der Altstadt verschönern würde.

Im Kreiskulturausschuss in Zons informierte die Kreisverwaltung die Gremien zunächst über erste Entwürfe des Erweiterungsbaus, in dem Lager und Verwaltungsräume für das Archiv im Rhein-Kreis Neuss, zu dem auch das Stadtarchiv Dormagen gehört, entstehen sollen. Die Kapazitäten im Gebäude in der Burg Friedestrom werden in fünf Jahren an ihre Grenzen stoßen.

Der Startschuss fehlt aber noch. "Der Kreis muss klar sagen, dass er diese Erweiterung will, dann erst kann die Stadtverwaltung den Bebauungsplan aufstellen", so Bürgermeister Peter-Olaf Hoffmann. Es könne davon ausgegangen werden, dass der Zeitrahmen zu halten sei, führte er weiter aus. Kreiskulturdezernent Tillmann Lonnes sprach von einer Plan-Vorbereitung bis Ende 2013: "Dann könnte 2014 mit dem Bau begonnen werden, so dass 2015 Gebäude und Platz fertiggestellt sind." Mit dem Erweiterungsbau wäre das Archivgut für die nächsten 35 Jahre gut gesichert, erklärte Kreisarchivar Stephen Schröder.

Nun muss der Kreistag über die Investition entscheiden, der Kulturausschuss des Kreises hatte die generelle Erweiterung bereits empfohlen. Wie der Neubau aussehen könnte, stellte Tillmann Lonnes mit Michael Baumeister, dem Leiter der Kreisgebäudewirtschaft, vor. Es soll ein L-förmiges Gebäude an der Stelle des in den 60er Jahren abgerissenen Klosters und der Alten Feuerwache errichtet werden. Auf dem mit Bäumen gestalteten Platz könnten 38 der 45 befestigten Parkplätze erhalten bleiben.

Kontakt:
Archiv im Rhein-Kreis Neuss
Schloßstraße 1
41541 Dormagen
Karte Google Maps
Telefon 02133 530210
Telefax 02133 5302291
kreisarchiv@rhein-kreis-neuss.de

Quelle: Carina Wernig, NGZ-Online Dormagen, 20.11.2012

Neues Landesarchiv NRW nimmt Konturen an

Der Neubau des Landesarchivs NRW im Duisburger Innenhafen wird Mitte nächsten Jahres fertig sein. Seit Frühjahr 2010 wird es nach einem Entwurf von Ortner & Ortner Baukunst durch den Generalübernehmer Hochtief Solution AG errichtet. Die Arbeiten an dem denkmalgeschützten Speichergebäude, am Archivturm und am angrenzenden sechsgeschossigen wellenförmigen Neubau sind bereits weit fortgeschritten.

Bauherr und Eigentümer ist der BLB NRW. Er hat 198 Millionen Euro in das neue Archiv investiert. Das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen wird der zukünftige Mieter sein.

Kurz nach der Übergabe werden die Beschäftigten des Landesarchivs NRW ihre neuen Büros am Duisburger Innenhafen beziehen können. In den darauffolgenden Monaten wird der Neubau dann nach und nach auch die umfangreichen Archivalien des Landes aufnehmen, die aktuell noch in Magazinen in Düsseldorf und Brühl untergebracht sind.

In den neuen Räumen werden insgesamt 148 Regalkilometer Lagerfläche in 21 Geschossen von Speicher und Turm zur Verfügung stehen. Bei Bedarf befördert eine moderne Aktentransportanlage die jeweiligen Unterlagen durch das Gebäude in die Büros.

Bald werden im Innenhafen Duisburgs Zeugnisse aus über 1200 Jahren Landesgeschichte lagern: 70.000 Urkunden aus der Zeit vor 1800, mehr als 700.000 Fotos, Luftbilder, Filme und Tonträger, gut 230.000 Bücher, Druck- und Zeitschriften, 7000 Kirchenbücher sowie 320.000 Zivil- und Personenstandsregister. Zu den bedeutendsten Archivalien gehört das Original der NRW-Verfassungsurkunde von 1950.

Der Neubau in Duisburg wird ein offenes Haus sein. Ausgewählte Archivalien können in einem Ausstellungsraum präsentiert werden. Auch Führungen sowie Angebote für Schulen und Universitäten sind vorgesehen. Außerdem wird es einen öffentlich zugänglichen Lesesaal mit rund 100 Arbeitsplätzen geben.

Im Landesarchiv gibt es gänzlich unterschiedliche Raumtypen mit spezifischen lufttechnischen Anforderungen. Der Neubau ist so geplant, dass jeweils maßgeschneiderte Lösungen realisiert werden. So wird der geforderte Luftwechsel in den Archivbereichen über eine Umluftanlage ebenso sichergestellt wie die Absaugung von belasteter Luft in den Werkstätten. Die öffentlich zugänglichen Bereiche erhalten ebenfalls passende Lüftungsanlagen. Die Bürobereiche sollen hingegen natürlich über die Fenster gelüftet werden. Auch für die Kälteversorgung sind verschiedene Systeme für die Archivbereiche, die raumlufttechnischen Anlagen und die Serverräume vorgesehen. Die Büros erhalten eine in den Betondecken installierte Betonkerntemperierung (Kühlung und Heizung).

Das alte Speichergebäude aus den 1930er Jahren mit dem daraus herauswachsenden neuen Archivturm und die Welle werden durch ein mittig gelegenes großzügiges verglastes Foyer miteinander verknüpft. Im Inneren des Foyers soll man durch große Öffnungen in das gesammelte Archivmaterial blicken können.

Rahmendaten Neubau Landesarchiv NRW:
Bauherr/Eigentümer: Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW
Mieter: Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen
Nutzer: Landesarchiv NRW
Architekt: Ortner & Ortner Baukunst Wien
Projektsteuerung: zarinfar baumanagement GmbH

Quelle: Innenhafen Portal Duisburg, 30.10.2012

Stadtarchivarin abgewickelt, Bücherverkauf rückabgewickelt – Folgen des Wertgutachtens zur Stralsunder »Gymnasialbibliothek«

Der Oberbürgermeister von Stralsund, Dr. Alexander Badrow, teilte am 20. November 2012 über die Webseite der Hansestadt Stralsund die Ergebnisse und die vorläufig gezogenen Schlüsse aus dem eingeholten Gutachten zum kulturhistorischen Wert der Stralsunder »Gymnasialbibliothek«, deren antiquarischer Verkauf heftige öffentliche Kritik nach sich zog, mit:

\“Neben der im Zusammenhang mit der Veräußerung von Büchern bekannt gewordenen Problematik des Schimmelbefalls von Archivgut im Stadtarchiv der Hansestadt Stralsund hat sich in den letzten Wochen zum Verkauf dieser Bücher eine intensive und äußerst kontrovers sowie auch emotional geführte Diskussion entwickelt.
Die dabei geäußerten Fachmeinungen stehen in deutlichem Gegensatz zur fachlichen Meinung unseres Stadtarchivs.
Ich habe deshalb zur Klärung des Sachverhaltes Prof. Dr. Nigel Palmer von der Universität Oxford und Prof. Jürgen Wolf von der Universität Marburg um eine gutachterliche Stellungnahme gebeten. Dies erfolgte in enger Abstimmung mit dem Landesamt für Kultur und Denkmalpflege und dem Innenministerium M-V.
Das Gutachten liegt seit gestern Nacht vor und ist heute den beiden genannten Ministerien zur Kenntnis gegeben worden.
Die Gutachter kommen zu der Auffassung, dass es sich bei der Büchersammlung aus der alten Gymnasialbibliothek, wenn man sie als ein Ganzes betrachtet, um bedeutendes Bibliotheksgut handelt.
Außerdem trifft das Gutachten die Aussage, dass dieses Bibliotheksgut für die Kulturgeschichte der Stadt Stralsund, der Region sowie auch für Forschung und Wissenschaft einen großen Wert hat.
Somit lag eine eklatante fachliche Fehleinschätzung unseres Stadtarchives vor, die zur Veräußerung der Bücher geführt hat. Der Verkauf der Bücher war somit definitiv ein Fehler und muss rückgängig gemacht werden.
Wer Stralsund und die Entwicklung dieser Stadt kennt, weiß, dass dieser Vorgang in deutlichem Widerspruch zum bisherigen Umgang mit dem Erbe und der Geschichte unserer Stadt steht.
Die Aufarbeitung aller Fakten hat jetzt oberste Priorität. Dieser Aufklärungsprozess wird uns in den kommenden Wochen intensiv beschäftigen, zumal es neue Erkenntnisse über Sachverhalte gibt, wie den Verkauf von Dubletten, den wir derzeit noch nicht bewerten können.
Aufgrund der bekannten Fakten habe ich zwei Konsequenzen sofort gezogen:
1. Die Leiterin des Stadtarchivs wurde zunächst mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert.
2. Der Verkauf der Bücher wird rückabgewickelt.
Ich habe das Gespräch mit dem Käufer gesucht und im Ergebnis dessen kann ich mitteilen, dass seine Bereitschaft besteht, unabhängig von der rechtlichen Bewertung des Kaufgeschäftes den Kauf rückabzuwickeln. Gleichzeitig wird er uns bei der Wiederbeschaffung der bereits an Dritte verkauften Bücher unterstützen.
Senator Holger Albrecht wird zwecks Abstimmung der Modalitäten mit dem Käufer in der kommenden Woche vor Ort besprechen.
Dr. Alexander Badrow, Oberbürgermeister\“

Heftige öffentliche Kritik am Verkauf von Teilen der Stralsunder Gymnasialbibliothek an ein Antiquariat war seit Mitte Oktober geäußert geworden, nachdem Oberbürgermeister Dr. Badrow das Stadtarchiv Stralsund im Johanniskloster für die öffentliche Nutzung sperrte und en passant die Veräußerung eines Teilbestandes der ehemaligen Gymnasialbibliothek erwähnte (siehe Bericht vom 18.10.2012). Ob die jetzt gezogenen Konsequenzen die verschiedenen Sachverhalte ausreichend aufklären und die Verantwortlichkeiten in dem Fall hinreichend benennen, scheint indes fraglich.

Ein juristisches Nachspiel wird der umstrittene Bücherverkauf aus dem Stralsunder Stadtarchiv möglicherweise haben. Die Staatsanwaltschaft Stralsund hat nach Informationen von NDR 1 Radio MV vom 21. November 2012 Vorermittlungen wegen des Verdachts der Untreue aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft prüft die Anzeige eines Lübecker Rechtsanwalts und Archiv-Kenners.

Der Anwalt wirft der Verwaltungsspitze vor, sie habe zum Nachteil der Stadt gehandelt. Einzelne Exemplare der mehr als 6.000 verkauften Bücher seien allein bis zu 45.000 Euro wert – das ist knapp die Hälfte des insgesamt erzielten Erlöses von 95.000 Euro. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft bestätigte dem NDR den Eingang der Strafanzeige.

Der VdA – Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. warnt indes vor einer Vorverurteilung der suspendierten Stralsunder Stadtarchivarin. In einem Brief an den Stralsunder Oberbürgermeister fordert der VdA eine Offenlegung aller Fakten rund um den illegalen Verkauf der historischen Gymnasialbibliothek. In dem Brief heißt es: "Kein Archiv würde ohne Not oder äußeren Druck wertvolles Kulturgut veräußern. Auftrag und Selbstverständnis der Archive, Entscheidungen, Handlungen und Erinnerungen als einzigartiges, unersetzliches kulturelles Erbe zu sichern und von Generation zu Generation weiterzugeben, stehen dem diametral entgegen. Für uns gilt, dass jeder in der Stadt Stralsund, der von dem Verkauf wusste bzw. ihm zugestimmt hat, zunächst eine Mitverantwortung trägt. Es sind dabei vor allem die politischen Rahmenbedingungen zu berücksichtigen und zu fragen, inwieweit den Kulturinstitutionen – insbesondere dem Stadtarchiv – Vorgaben gemacht wurden oder ob es sogar angewiesen wurde, Beiträge zur Finanzkonsolidierung zu leisten. Nachdrücklich weist der VdA darauf hin, dass ein Ausverkauf von Kulturgut kein Weg zur Haushaltssanierung sein darf und grundsätzlich abzulehnen ist.
Die politische Verantwortung für diesen Vorgang kann nicht einfach auf das Stadtarchiv abgewälzt werden." Das Schreiben an den Oberbürgermeister enthalte Fragen, so teilt der Berufsfachverband in einer Pressemitteilung vom 28. November 2012 mit, die aus seiner Sicht dringend zu klären seien, u.a. warum der Verkauf der Bücher trotz eindeutiger Rechtslage realisiert wurde.

Sorge bereitet dem VdA der nachlässige Umgang mit dem zu bewahrenden historischen Kulturgut. Die politischen Verantwortungsträger müssen sich – so der VdA – selbst bewusst machen, dass Stadtarchive das Gedächtnis der Gesellschaft, ein Garant für Rechtssicherung und ein lebendiger Geschichtsort der Kommunen sind. "Muss ein Stadtarchiv erst unter tragischen Bedingungen einstürzen oder sich ein Skandal wie in Stralsund ereignen, bis wieder die zentrale Bedeutung des historischen Kulturgutes für die Stadtgesellschaft in das Bewusstsein der Verantwortungsträger und der allgemeinen Öffentlichkeit rückt?"

Die politischen Verantwortungsträger der Hansestadt Stralsund, die durch den Rückkauf der Historischen Gymnasialbibliothek den außerordentlichen Wert nun anerkannt haben, seien nach Auffassung des VdA gerade jetzt in der Pflicht, sich zu ihrer Institution Stadtarchiv zu bekennen und Maßnahmen zu ergreifen, wie z.B. die Bekämpfung des Schimmelpilzbefalls, damit das Stadtarchiv Stralsund weiterhin den Bürgern und der Forschung zur Verfügung steht!