Dietkirchen war 1971 der erste Ort, der sich im Zuge der Gebietsreform der Stadt Limburg anschloss. Die bis dahin selbständige Verwaltung der Gemeinde ging in die der Gesamtstadt auf. Die zu diesem Zeitpunkt geschlossenen Dietkirchener Akten blieben zunächst im ehemaligen Rathaus. Jetzt, mehr als 40 Jahre später, hat sie Ortsvorsteher Bernhard Eufinger im Beisein von Bürgermeister Martin Richard an den Limburger Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker übergeben.
Vorausgegangen waren Gespräche zwischen dem Ortsvorsteher sowie weiteren Ortsbeiratsmitgliedern und dem Stadtarchivar. Dieser bekundete das Interesse an den Akten, und die Vertreter Dietkirchens gaben ihrem Wunsch nach sicherer Unterbringung ihres „Gedächtnisses“ Ausdruck. Nach einem Ortstermin vereinbarten Eufinger und Waldecker die Umlagerung.
„Bisher hatten wir nur etwa fünf Regalmeter Dietkirchener Akten und Amtsbücher,“ erläutert Dr. Waldecker. „Durch diese Abgabe ist der Bestand auf rund 37 Meter angewachsen. Wie viele archivwürdige Einzelvorgänge dies sind, lässt sich erst nach Bewertung und Erschließung sagen.“
In der nächsten Zeit werden die Akten bewertet, d. h. es wird im Archiv entschieden, welche rechtlich und historisch bedeutend sind und aufbewahrt werden und welche vernichtet werden. Dabei steht zu erwarten, dass die Anzahl der Akten, die beseitigt werden, eher gering ausfällt und der weitaus größte Teil erhalten wird. Die für archivwürdig befundenen Akten werden erschlossen, d. h. es wird festgehalten, welche relevanten Informationen in den Akten sind, welche Personen, Straßen und Sachbegriffe darin vorkommen. Vor allem ist die Laufzeit wichtig, also das Jahr des ältesten Schriftstücks in einer Akte und das des jüngsten.
Um die Archivalien vor physischen Schäden zu schützen, wird das Metall (z. B. Büroklammern) entfernt, bevor sie in säurefreie Kartons gepackt werden. Danach werden sie der Forschung zur Verfügung stehen. „Hier sind die Akten an der richtigen Stelle,“ sagte Ortsvorsteher Bernhard Eufinger. Er sieht durch die Abgabe nun auch die Gefahr gebannt, dass diese Dietkirchener Dokumente in einigen Jahren in Vergessenheit geraten und vernichtet werden.
In der Vergangenheit erhielt das Stadtarchiv schon mehrfach Akten aus den Stadtteilen. Dabei handelte es sich vorwiegend um zufällige Funde, also „vergessene“ Akten in diversen Schränken der Gemeinschaftshäuser. Über Umwege gelangten auch Akten aus der Hand von Privatleuten ans Archiv. „Die Stadt Limburg als Rechtsnachfolgerin der ehemals selbständigen Ortsgemeinden ist Eigentümerin dieser Akten, ganz gleich, wo sie sich befinden und wie sie dorthin gekommen sind,“ erklärte Stadtarchivar Dr. Waldecker.
„Wir appellieren an alle, die noch Akten in ihrem Besitz haben, diese an das Stadtarchiv abzugeben,“ so Bürgermeister Martin Richard. „Das wird für niemanden von Nachteil sein. Dem kulturellen Erbe der Stadt und der Erforschung ihrer Geschichte kann aber so ein großer Dienst erwiesen werden.“ Der Bürgermeister betonte, dass die heutige Betrachtung der Limburger Geschichte natürlich auch die Stadtteile umfasse. Dies könne aber nur gelingen, wenn alle Quellen zur Verfügung stehen.
Kontakt:
Stadtarchiv Limburg an der Lahn
Dr. Christoph Waldecker
Schloss Limburg
Mühlberg 3
65549 Limburg a. d. Lahn
Telefon 0 64 31 / 93 23 67
christoph.waldecker@stadt.limburg.de
Quelle: Kreisstadt Limburg, Medienmitteilung, 2.4.2012