Das Landeskirchliche Archiv Kassel hatte Mitte Dezember 2011 die Gelegenheit, 240 Architekturzeichnungen aus dem Nachlass Friedrich Ernst Hoffmann (1824-1912) hauptsächlich in den Formaten DIN-A 3 und DIN-A 4 durch Nutzung der Kartenreinigungsanlage der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim (HAWK) reinigen zu lassen. Die Zeichnungen wiesen einen leichten bis mittleren Grad an Verschmutzung mit schädigendem Feinstaub auf. Das Verfahren zur Trockenreinigung eines Massenpapierbestandes basiert auf der Konstruktion einer Maschine, die mit Hilfe elektrostatischer Effekte eine schonende Reinigung der Archivalien gewährleistet. Eine elektrostatisch negativ vorgeladene Folie zieht vorhandene Feinstaubverschmutzungen, unterstützt von Bürsten, die nicht direkt mit den Archivalien in Kontakt kommen, an. Die Geschwindigkeit der Anlage kann variiert werden, zwei Meter pro Minute gelten als mittlere Geschwindigkeit.
Abb. 1: Kartenreinigungsanlage in Hildesheim
Mit Hilfe einer ursprünglich für die Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt entwickelten deutschlandweit einzigartigen Anlage zur Reinigung von Karten und Schriftgut leistet die Hochschule in Hildesheim einen Beitrag zur Rettung von mit Staub kontaminierten Dokumenten der Archive und Bibliotheken. Die Anlage soll langfristig auch die Archive und Bibliotheken im Kampf gegen große Mengen Schimmelschäden an ihrem Schriftgut unterstützen. Die Fakultät für Erhaltung von Kulturgut der HAWK und Prof. Dipl.-Rest. Ulrike Hähner (Lehrgebiet Konservierung und Restaurierung von Buch und Papier) haben die neue Methode zur maschinellen Reinigung von Karten und Schriftgut in Hildesheim im Mai 2011 präsentiert.
Abb. 2: Kartenreinigungsanlage in Hildesheim
Die einmalige, acht Meter lange und zwei Meter breite Anlage war von Mitarbeitern und Kooperationspartnern des Studiengangs Papierrestaurierung an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) in einem Projekt der Universität Erfurt von 2005 bis 2008 entwickelt worden. Innerhalb von zwei Jahren konnten damit 185.000 kulturhistorisch bedeutende und fragile, sich in der Obhut der Forschungsbibliothek befindliche Karten des ehemaligen Justus Perthes Verlags Gotha von gesundheitsschädlichen und Material zersetzenden Feinstäuben gereinigt werden. Die HAWK hat die Anlage von der Universität Erfurt übernommen und wird sie nun an der Fakultät Erhaltung von Kulturgut, der Fachrichtung Schriftgut, Buch und Graphik und dem Labor für Mikrobiologie, in Kooperation mit dem Niedersächsischen Landesarchiv, dem Historischen Archiv der Stadt Köln, der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/ Gotha sowie der Entwicklerfirma Becker-Systems GmbH weiterentwickeln (weitere Informationen siehe www.uni-erfurt.de/sammlung-perthes/projekte/kartenreinigung).
Die Fotos, die freundlicherweise von der HAWK Fachrichtung Schriftgut, Buch und Graphik zur Verfügung gestellt wurden, zeigen die Reinigung der Architekturzeichnungen Hofmann aus dem Landeskirchlichen Archiv Kassel am 20. Dezember 2011.
Bettina Wischhöfer
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