Jeder, der sich für historische Aufnahmen der Stadt Kassel interessiert, begegnet früher oder später dem Namen Eberth. Die beiden Fotografen Carl Eberth senior (1882-1955) und Carl Eberth junior (1910-1991) hatten seit der Gründung des Fotogeschäfts im Jahr 1906 in Kassel unzählige Aufnahmen gemacht und damit in ihrer Zeit konsequent Bildjournalismus betrieben. Die daraus hervorgegangene Überlieferung, der Fotografen-Nachlass Eberth, wurde 2006 vom Stadtarchiv Kassel erworben (siehe Artikel vom 9.2.2007) und wird dort seit 2010 digitalisiert und verzeichnet.
Die bisher vorhandenen Mittel reichen nicht aus, um den Bestand komplett zu digitalisieren und zu erfassen. Aus diesem Grund habe sich der Presseclub Kassel entschlossen, die Fortsetzung der Arbeiten mit einer Spende von 3.500 Euro zu fördern, erklärte der Vorsitzende des Kasseler Presseclubs, Klaus Krimmel, am Dienstag bei der Spendenübergabe im Stadtarchiv. Oberbürgermeister Bertram Hilgen dankte dem Presseclub für sein finanzielles Engagement. Damit leiste die Vereinigung Kasseler Journalisten einen wichtigen Beitrag, dass die Kasseler Stadtgeschichte des 20. Jahrhunderts lebendig bleibe. Dies sei gerade mit Blick auf das Stadtjubiläum 2013 von großer Bedeutung.
Von links: Historiker Stephan Franke, Dr. Alexandra Lutz (Leiterin Stadtarchiv), Klaus Krimmel (1. Vorsitzender Presseclub Kassel), OB Bertram Hilgen und Hans-Jürgen Schweinsberg (Schriftführer Presseclub Kassel) (Foto: Harry Soremski/Stadt Kassel)
Der zeitnahe Abschluss der Arbeiten sei erforderlich, weil die Mehrzahl der Aufnahmen als Nitrocellulose-Negative vorliegen, die in der Bestandserhaltung akut gefährdet seien, da das Material rasch zerfallen könne, erläuterte Stadtarchivleiterin Dr. Alexandra Lutz.
Der Bestand umfasst zirka 60.000 Aufnahmen und bietet eine nahezu einmalige Zusammenstellung von Bildmaterial über die Geschichte der Stadt Kassel von 1930 bis in die 1970er Jahre hinein. Teile der frühen Überlieferung ab 1906 wurden 1943 zerstört, für die Zeit ab 1930 liegt jedoch eine dichte Überlieferung vor. Viele Aufnahmen zeigen die unzerstörte Stadt vor dem Zweiten Weltkrieg. Und auch das dunkle Kapitel der Stadtgeschichte – wie die Zerstörung der Synagoge in der Großen Rosenstraße und die Schließung des in der Kölnischen Straße ansässigen Kasseler Volksblattes 1933 durch die Nazis – hat Eberth fotografiert. Nach dem Tod des Vaters setzte Carl jun. dessen Arbeit fort. Zu den bevorzugten Motiven zählten nicht nur die documenta und andere kulturelle Veranstaltungen, Flug- und Reitsportereignisse, Jagdszenen und Militäraufnahmen, sondern auch zahlreiche prominente Staatsgäste, die nach Kassel kamen, wie Bundespräsident Theodor Heuss, der französische Staatspräsident Valérie Giscard d’Estaing, die britische Königin Elisabeth und der belgische König Baudouin.
Die Bearbeitung des Bestands erfolgt seit 2010 im Stadtarchiv im Rahmen von Auftragsarbeiten durch den Historiker Stephan Franke. Durch sein breites historisches Wissen ist es ihm möglich, die oftmals ungeordneten Bilder einer bestimmten Zeit zuzuordnen sowie die Ereignisse und Personen zu identifizieren. Inzwischen sind bereits 27.000 Bilder bearbeitet. Geplant ist, den Bestand zum Stadtjubiläum 2013 der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Kontakt:
Stadtarchiv Kassel
Wildemannsgasse 1 (Marstallgebäude)
34117 Kassel
Telefon: 0561 / 787-4050
Telefax: 0561 / 787-4060
stadtarchiv@stadt-kassel.de
www.kassel.de/stadt/geschichte/stadtarchiv
Quelle: Stadt Kassel, Pressemitteilung, Nov. 2011