Weltweit einmalige Sammlung von Kalendern zurück im Stadtarchiv Altenburg

Im August 2007 schlossen die Stadt Altenburg und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek eine Kooperationsvereinbarung. Ziel war das Digitalisierungsprojekt „Die wissenschaftliche Professionalisierung des Kalenderwesens im 17. Jahrhundert im Kontext der Frühaufklärung“. Die Digitalisierung der Kalender, deren wissenschaftliche Erschließung, die Datenerhaltung sowie Präsentation über ein Kalenderportal, waren die Inhalte dieses Projekts. Zirka 1.500 historische Schreib- und Hauskalender des Stadtarchivs Altenburg wurden an die Friedrich-Schiller-Universität in Jena ausgeliehen.

Die Haus- und Schreibkalender waren Bestseller in der frühen Neuzeit und neben der Bibel und dem Betbuch im 17. Jahrhundert die am weitesten verbreitete und in fast jedem Haushalt gelesene Broschüre. Von Dr. Klaus-Dieter-Herbst, dem beauftragten Historiker war zu erfahren, dass es sich bei den im Stadtarchiv befindlichen Kalendern um einen außergewöhnlich großen, lückenlosen und weltweit einmaligen Bestand handelt. Dank der Inhalte der Kalender ist es nun möglich, Thesen über die deutsche Geschichte der Frühen Neuzeit unter anderem auf dem Gebiet der Frühaufklärung, Biographik, Literatur-, Medien- und Wissenschaftsgeschichte sowie der Theologie zu belegen.

Der spektakulärste Fund waren die verschollen geglaubten ersten simplicianischen Kalender von Grimmelshausen. Die inhaltliche Erfassung und Digitalisierung ist abgeschlossen. Weltweit ist es nun möglich, den Altenburger Bestand über das Kalenderportal aufzurufen. Zwischenzeitlich befinden sich die Kalender wieder an ihrem angestammten Ort. Der Abschluss dieses Gemeinschaftsprojekts wird Anfang Oktober in Altenburg sein. Vom 6. bis zum 8. Oktober findet im Rathaus eine internationale wissenschaftliche Tagung zur Thematik „Schreibkalender der frühen Neuzeit im Spiegel der Altenburger Kalendersammlung“ statt. Es werden Gäste erwartet unter anderem aus den Vereinigten Staaten, der Schweiz, Österreich, Polen und der Tschechoslowakei.

Alle interessierten Bürger sind zu einem öffentlichen Vortrag „Die simplicianischen Jahreskalender in der Altenburger Kalendersammlung“ am Freitag, den 7. Oktober 2011 um 19.30 Uhr in den großen Ratssaal des Rathauses eingeladen.

Kontakt:
Stadtverwaltung Altenburg, Stadtarchiv
Schlossberg 2
04600 Altenburg
Telefon: 03447/579062
Fax: 03447/511816
ursula.schreiber@stadt-altenburg.de

Quelle: Christian Bettels, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Stadt Altenburg, 5.10.2011

Bocholter Amtsgericht vor 100 Jahren

Mit der feierlichen Eröffnung des neuen Amtsgerichts vor 100 Jahren erhielt die Justizbehörde in Bocholt ihr eigenes Domizil. Zum Anlass des Jubiläums widmet sich die Reihe "Foto des Monats" des Stadtarchivs Bocholt dem Gebäude. Bei dem Bild handelt es sich um eine alte Postkarte. Gewählt wurde eine Darstellung von Nordosten.

Man war unter sich, als das Gebäude am Mittag des 9. Oktober 1911 in kleinem Kreise seiner Bestimmung übergeben wurde. Landgerichtspräsident Krobitsch aus Münster, Baurat Schultz aus Recklinghausen und der Koblenzer Regierungsbaumeister Rudhardt fanden sich vor dem Neubau ein und übergaben die Schlüssel des Hauses an den aufsichtsführenden Gerichtsrat August Staedeler. Er öffnete die Eingangstüre mit einem Gelöbnis zu Treue und Pflichterfüllung.

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Bocholter Amtsgericht vor 100 Jahren. Stadtarchiv präsentiert Foto des Monats Oktober 2011 (Foto: Stadtarchiv Bocholt)

Jahrzehntelang war das Gericht mietweise im Historischen Rathaus untergebracht gewesen, dessen Räumlichkeiten für die richterlichen Geschäfte am Ende nicht mehr ausreichten. Zudem beanspruchte die Stadtverwaltung das Rathaus mittlerweile gänzlich für sich. 1906 schloss der damalige Bürgermeister Rudolf Geller mit den Justizbehörden einen Vertrag, demgemäß das Gericht auf sein Mietrecht im Rathaus verzichtete und das Grundstück mit dem Gerichtsgefängnis am Nordwall der Stadt überließ. Im Gegenzug gab die Stadtverwaltung den Bauplatz am heutigen Benölkenplatz für den Neubau des Amtsgerichts unentgeltlich her.

Am 7. September 1909 begannen die Bauarbeiten, ein Jahr später war der Rohbau unter Dach und Fach gebracht. In seiner aufstrebenden, in Ziegelsteinen gemauerten und mit hohen Fenstern versehenen Fassade erreichte der Frontgiebel die Höhe des Daches der St.-Georg-Kirche. Er wurde an oberster Stelle mit den Wahrzeichen der Gerechtigkeit, Waage und Richtschwert, ausgestattet. Den leicht vorspringenden Mittelbau zierten ferner ein Abbild des preußischen Adlers sowie die Wappen der Stadt Bocholt, der Provinz Westfalen und der Stadt Münster.

Etwa 20 Geschäftszimmer wurden im neuen Haus eingerichtet. Im Erdgeschoss befanden sich die Grundbuchabteilungen und die Wohnung des Gerichtsdieners. Um zum Schöffensaal, zu den Abteilungen für Strafsachen und zur Kasse zu gelangen, ging man in den ersten Stock. Schließlich beherbergte das zweite Geschoss den Zivilsitzungssaal und die Büros für die Assessoren, Rechtsanwälte und Referendare. Hinter dem Amtsgericht errichtete man außerdem das neue Gerichtsgefängnis für maximal 30 Gefangene und eine Wohnung für den Gefängniswärter. Zur Finanzierung des gesamten Bauvorhabens standen seinerzeit 357.400 Mark zur Verfügung.

Kontakt:
Stadtarchiv Bocholt
Münsterstraße 76
46397 Bocholt
Tel.: +49 2871 2411-010
Fax: +49 2871 24 11 0 – 17
stadtarchiv@mail.bocholt.de

Quelle: Wolfgang Tembrink, Stadt Bocholt, Foto des Monats Oktober 2011 – Amtsgericht Bocholt

Ausstellung 300 Jahre Karl VI. im Österreichischen Staatsarchiv

Gab es Vampire wirklich? Aus welcher Zeit stammt die erste Dampfmaschine in Wien? Was macht ein Kaiser den ganzen Tag? Kennen Sie den Vater Maria Theresias? Wann wütete die Pest das letzte Mal in Wien? Antworten auf diese und andere Fragen zur Zeit Karls VI. werden in einer Ausstellung von 5. Oktober bis 23. Dezember 2011 im Österreichischen Staatsarchiv anhand selten gezeigter Unikate beantwortet.

Vor 300 Jahren folgte Karl VI. 1711 seinem Bruder Joseph als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches nach. Nach dem Tod des Bruders war Karl der letzte verbliebene männliche Habsburger. Nur wenigen Österreicherinnen und Österreichern ist bewusst, wie viele Gebäude und Einrichtungen aus der Zeit Karls VI. noch heute zu sehen sind. Die Pragmatische Sanktion ermöglichte einer Frau die wichtigste Rolle im Lande zu übernehmen. Gebietszuwächse durch das „spanische Erbe“ und die Erfolge in den Türkenkriegen bewirkten, dass die Monarchie unter Karl VI. ihre größte territoriale Ausdehnung erreichte. Dies machte eine Veränderung in der Verwaltung der Länder und deren Finanzen notwendig. Die Maßnahmen zur Entwicklung der Wirtschaft (Manufakturen, Überseehandel, Straßenausbau) sind daher ein zentraler Punkt der Ausstellung. Weitere Themen sind das Leben am Wiener Hof, das Alltagsleben, die Verkehrsstrecken der Monarchie, die Post, die Ansiedlung im Banat, die Pest oder auch Vampirismus.

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Veranstaltungsdaten:
5. Oktober 2011 – 23. Dezember 2011; montags-freitags 9.00 Uhr – 16.00 Uhr; Eintritt: frei

Spezialführungen zur Ausstellung:
In diesen Führungen werden nicht nur die Ausstellungsobjekte erklärt, sondern auch besondere Zimelien in den Speicherräumen präsentiert. Dabei können die Besucherinnen und Besucher einen sonst für die Öffentlichkeit unzugänglichen Bereich im Archiv kennen lernen und zugleich Einblicke in die Erhaltung und Konservierung der wertvollen Stücke gewinnen. Für die Spezialführungen ist eine Anmeldung bei Mag. Maria Röhsner (Tel. 0179540/412 oder maria.roehsner@oesta.gv.at) erforderlich. Eine Einzelführung kostet 3,50 Euro, Gruppenführungen ab 6 Personen pro Person 2,50 Euro, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren zahlen nichts.

Veranstaltungsort:
Österreichisches Staatsarchiv
Nottendorfergasse 2
A-1030 Wien

Kontakt:
Österreichisches Staatsarchiv
Nottendorfer Gasse 2
A-1030 Wien
Telefon: (+43)1/79540-0
Telefax: (+43)1/79540-109
hhstapost@oesta.gv.at
www.oesta.gv.at

Quelle: Österreichisches Staatsarchiv, Pressemitteilung.

Archiv der Fürsten zu Schwarzenberg kehrt nach Bayern zurück

Das in Tschechien verwahrte Schlossarchiv Scheinfeld der Fürsten zu Schwarzenberg kehrt nach mehr als 60 Jahren nach Mittelfranken zurück. Am 3. Oktober 2011 wurde der Tschechische Staatsminister des Inneren, Jan Kubice, das Archiv dem Bayerischen Kunstminister Wolfgang Heubisch in Prag symbolisch in Form einer Urkunde übergeben.

Heubisch betonte: „Ich spreche der tschechischen Staatsregierung meinen herzlichen Dank für diese noble Entscheidung aus. Die Geschichte des Schwarzenberg-Archivs ist geprägt von den historischen Umbrüchen im Europa des 20. Jahrhunderts. Sie spiegelt die Geschichte der bayerisch-tschechischen Beziehungen in dieser Zeit wider. Ich freue mich, dass die langjährigen Verhandlungen nun zu einem guten Abschluss kommen.“ Der Transport des Archivguts von Schloss Orlík zum Staatsarchiv Nürnberg wird in wenigen Wochen erfolgen.

Im Rahmen eines Festakts im Staatsarchiv Nürnberg wird daraufhin das bedeutende Adelsarchiv vorgestellt. Heubisch: „Das Ergebnis wird noch lange weiterwirken und trägt dazu bei, dass die guten Beziehungen unserer beiden Länder weiter wachsen. Die Übergabe ist ein Meilenstein. Und was mir besonders am Herzen liegt: Es gibt viele Initiativen, die die gemeinsame bayerisch-böhmische Geschichte mit all ihren Höhen und Tiefen gemeinsam in den Blick nehmen und einander die jeweiligen Standpunkte vermitteln. So kommt man zu Verständigung und Versöhnung.“ Das Archiv befand sich seit dem 14. Jahrhundert bis in die 1940er Jahre als geschlossener Bestand auf Schloss Schwarzenberg in Scheinfeld.

Die Nationalsozialisten enteigneten das gesamte Vermögen des Fürsten Adolf zu Schwarzenberg, darunter auch das Archiv. Zum Schutz vor Luftangriffen auf den Großraum Nürnberg wurde das Archiv nach Krummau in Böhmen verlagert, wo sich das Zentralarchiv der Familie Schwarzenberg befand. Nach dem Krieg gelangte das Archiv nach erneuter Enteignung der Fürsten zu Schwarzenberg in die Hand des tschechoslowakischen Staates.

Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs bemüht sich die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns um die Rückgabe des Archivs. Das Archiv stellt mit einem Umfang von rund 650 Metern Archivgut eines der größten und bedeutendsten Regionalarchive Mittelfrankens dar. Unter den Archivalien finden sich über 1000 Urkunden, darunter zahlreiche Königs- und Fürstenurkunden sowie 4500 Amtsbücher und Akten. Aufgrund der Bedeutung der Fürsten zu Schwarzenberg, die zu den großen und einflussreichen Adelsgeschlechtern des Alten Reiches zählen, ist das Archiv nicht nur für fränkische Geschichte, sondern auch für die Forschungen zur Reichsgeschichte von unschätzbarem Wert.

Kontakt:
Staatsarchiv Nürnberg
Archivstr. 17
90408 Nürnberg
Telefon: 0911/935190
Telefax: 0911/9351999
poststelle@stanu.bayern.de
www.gda.bayern.de/nuernberg

Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Pressemitteilung, 9.9.2011

Universitätsarchiv Düsseldorf öffnet seine Pforten

Anfang August 2011 hat das Universitätsarchiv der Heinrich-Heine-Universität (HHU) Düsseldorf, eine Stabsstelle der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Düsseldorf, wieder seinen Betrieb aufgenommen. Eine Benutzung ist zurzeit nach vorheriger Terminabsprache möglich.

Das Universitätsarchiv verwahrt Unterlagen der Heinrich-Heine-Universität und der Universitätskliniken aus den Bereichen Forschung und Verwaltung. Darüber hinaus dokumentiert es das studentische Leben sowie die studentische Selbstverwaltung an der HHU und sammelt Nachlässe wichtiger Persönlichkeiten aus dem universitären Umfeld. Neben Akten aus der Verwaltung finden sich Flugblätter, Plakate, Flyer, Pläne und Fotografien von den Anfängen der Universität bis in die heutige Zeit. Auch Schriftgut über die bedeutende Vorgängereinrichtung, die Düsseldorfer Medizinische Akademie, wird im Archiv verwahrt.

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Abb. 1: Magazin des Universitätsarchivs Düsseldorf (UAD)

Zu den zahlreichen Nachlässen zählen die des Akademiebegründers Arthur Schlossmann sowie seiner Tochter Erna Eckstein-Schlossmann und seines Schwiegersohnes Albert Eckstein, aber auch Vor- bzw. Nachlässe von Persönlichkeiten, die in den letzten Jahrzehnten an der Universität gewirkt haben. Von besonderer Bedeutung für die medizingeschichtliche Forschung ist der Foto-Nachlass der Mediziner Walter und Elisabeth von Oettingen, bestehend aus ca. 640 Glasplattennegativen mit Motiven aus der Zeit des russisch-japanischen Kriegs (1904/05) und des Ersten Weltkriegs (1914-18).

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Abb. 2: Kaffeetafel neben dem Vereins-Lazarettzug L bei seinem Halt in Pforzheim (Glasplattennegative Nachlass Walter und Elisabeth von Oettingen (UAD 8/6 Nr. 315)

Als öffentliches Archiv ist das Universitätsarchiv für Forscher und Interessierte bei allen Fragen rund um die Geschichte der Heinrich-Heine-Universität zugänglich. Perspektivisch sollen neben Universitätspersonal und Wissenschaftlern vor allem Studenten als Nutzer angesprochen werden, denen die Möglichkeit zum Verfassen von Seminar- und Abschlussarbeiten unter Verwendung von Archivgut gegeben werden soll. Das Archiv wird darüber hinaus ab Mitte 2012 Studenten die Chance bieten, sich durch Praktika, Übungen und im Rahmen der Weiterbildungsangebote der ULB einen Einblick in die Archivrecherche und die Arbeit eines Archivars zu verschaffen.

Kontakt:
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
– Universitätsarchiv –
Leitung: Dr. Thorsten Unger
Universitätsstraße 1
Geb. 23.03.02.60
40225 Düsseldorf
Tel.: 0211 – 81-15635
unger@ub.uni-duesseldorf.de
http://archiv.uni-duesseldorf.de