180.000 Euro hat der Kreis Siegen-Wittgenstein in die größte Gleitregalanlage eines Kommunalarchivs in Südwestfalen investiert und auf 800 qm rund fünf Kilometer Regalflächen geschaffen. Nach neun Jahren provisorischer Archivierung haben die Dokumente des Kreisarchivs nun einen neuen Aufbewahrungsort gefunden – im IHW-Park in Eiserfeld. Gleichzeitig hat der Kreis nun im Kulturhaus Lÿz einen Lesesaal eingerichtet, in dem Interessierte mit fachkundiger Unterstützung der Archivmitarbeiter Einblick in die historischen Dokumente nehmen können.
In einem Festakt hat Landrat Paul Breuer das Kreisarchiv Siegen-Wittgenstein am Montag, 19.9.2011, offiziell der Öffentlichkeit übergeben: „Ich freue mich sehr, dass das Kreisarchiv nun endlich eine geeignete Unterkunft erhalten hat, die den fachlichen Erfordernissen vollauf genügt, und die Bürgerinnen und Bürger unseres Kreises das Archiv künftig optimal nutzen können. Denn bei uns gibt es ein großes Bewusstsein für Geschichte – und damit auch für die Bedeutung von Archiven“.
Bei der Feierstunde war auch Dr. Marcus Stumpf, Leiter des LWL-Archivamtes für Westfalen, anwesend. Der Landschaftsverband hat die Errichtung des Kreisarchivs mit 50.000 Euro unterstützt. Vor zahlreichen geladenen Gästen sprachen Prof. Rainer S. Elkar (Wilnsdorf) über die Bedeutung der kleinen Archive für die historische Forschung und Prof. Wilfried Reininghaus (Präsident des Landesarchivs NRW, Düsseldorf) über Archive im demokratischen Raum. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von den Perkussionisten der Philharmonie Südwestfalen mit passender „Papiermusik“. Die neu eingerichteten Räume des Kreisarchivs werden während des Empfangs mit einer Fotodokumentation vorgestellt.
Erste Überlegungen zur Errichtung eines Kreisarchivs gehen auf den Archivtag 1981 zurück, der damals in Freudenberg und Hilchenbach statt. Damals wurde die Notwendigkeit von kommunalen Archiven deutlich betont. Nach der Verkündung des nordrhein-westfälischen Archivgesetzes 1989 waren die Kommunen in Nordrhein-Westfalen verpflichtet, sich um ihr Archivgut zu kümmern. Der Kreis Siegen-Wittgenstein entschied sich dafür, sein Archivgut dem zuständigen Landesarchiv in Münster in Obhut zu geben, da dort für die sachgerechte Aufbewahrung der Archivalien garantiert werden konnte.
Die Überlegungen zur Errichtung eines eigenen Kreisarchivs waren damit aber nicht beendet. Im Vorfeld des Jahres der Industriekultur traf der Kreistag im Jahr 2000 den Grundsatzbeschluss zum Aufbau des Kreisarchivs. Dies wurde zunächst provisorisch im Altbau des Kreishauses untergebracht und nahm dort im Januar 2002 seine Arbeit auf.
Das ältesteste Schriftstück des Kreisarchivs ist ein juristischer Schriftsatz aus dem Jahr 1707, der zur Klärung des Verhältnisses zwischen der katholischen Landesherrschaft und den evangelischen Untertanen in Fragen der Religionsausübung vor dem Reichstag in Regensburg diente. Seit dem Ende des Dreißigjährigen Kriegens schwelte dieser Streit in den Siegener Landen.
Für politisch Interessierte sind die über 70 Bände mit Kreistagsprotokollen von besonderer Bedeutung, die bis ins Jahr 1866 zurückreichen. Neben dem regelmäßig anfallenden, amtlichen Schriftgut verwahrt das Kreisarchiv auch die Unterlagen der Philharmonie Südwestfalen, eines der drei Landesorchester in Nordrhein-Westfalen.
In einem westfalenweiten Kooperationsprojekt mit dem LWL-Archivamt für Westfalen ist es dem Kreisarchiv gelungen, die regionalen AOK-Überlieferungen zu sichern. Gemeinsam mit dem Siegerländer Heimat- und Geschichtsverein wurde auch die für die Wirtschaftsgeschichte des Siegerlandes wichtige Überlieferung der Siegener Kreisbahn für die Nachwelt erhalten. Sie bildet den Grundstock des Schwerpunktes „Wirtschaftsgeschichte“ des Kreisarchivs.
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