Akten von jüdischen Betrieben in Bad Mergentheim entdeckt

Auf dem Dachboden des Finanzamtes in Bad Mergentheim sind Archivalien von 100 jüdischen Betrieben des ehemaligen Kreises Mergentheim entdeckt worden. Vereinzelte Stücke reichen bis in die Kaiserzeit zurück, der Großteil der Archivalien datiert sich jedoch in die Zeit von 1924 bis 1942. Die meisten Dokumente stammen von Firmen aus der Kreisstadt selbst, aber auch aus sieben weiteren Gemeinden sind Gewerbe-, Umsatz-, Einkommens- und Vermögenssteuerakten erhalten geblieben. Ferner fanden sich auf dem Dachboden des Finanzamtes Untersuchungsakten und Straflisten jüdischer Betriebe.

Bei dem Fund handelt es sich um außergewöhnliche Dokumente, da die Steuerakten von Mitgliedern der jüdischen Religionsgemeinschaft in der Regel bei Emigration oder Deportation vernichtet wurden. Neben den Steuerakten fanden sich auf dem Dachboden des Finanzamtes auch die Handakten der Beamten, die für die Beschlagnahme des Vermögens von emigrierten oder deportierten jüdischen Familien zuständig waren. Sie illustrieren, auf welche Weise in den bestreffenden Orten das ehemals jüdische Eigentum versteigert wurde und wer was zu welchem Preis erwarb.

Die Archivalien wurden nach ihrer Bergung ins Staatsarchiv Ludwigsburg gebracht und werden dort in den kommenden Wochen archivisch erfasst und verzeichnet. Aus Anlass dieses besonderen Fundes in Bad Mergentheim veranstaltet das Staatsarchiv am 8. September um 14.30 Uhr einen Informationsabend. In dieser Veranstaltung werden Archivleiter Dr. Peter Müller, der Leiter des Referates Überlieferungsbildung I, Dr. Martin Häßermann, sowie Hartwig Behr, der über die Juden des Altkreises Mergentheim forscht, den Fund anhand beispielhafter Akten vorstellen.

Kontakt:
Staatsarchiv Ludwigsburg
Arsenalplatz 3
71638 Ludwigsburg
Telefon: 07141/18-6310
Telefax: 07141/18-6311
staludwigsburg@la-bw.de
http://www.landesarchiv-bw.de/web/47251

Quelle: Südwest Presse, 2.9.2011

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