Sächsisches Staatsarchiv erhält Vorlass des ehemaligen Justizministers Heitmann

Der ehemalige Justizminister des Freistaates Sachsen, Steffen Heitmann, hat dem Sächsischen Staatsarchiv Dokumente über seine politische Tätigkeit übereignet. Peter Wiegand, Referent des Hauptstaatsarchivs Dresden, zeigte sich über die Entscheidung Heitmann sehr erfreut.

Es handele sich hierbei um den ersten bedeutenden Nachlass seit der Wende und man hoffe, dass Heitmann mit der Weitergabe seiner Akten eine alte Tradition neu begründe, denn sowohl zur Zeit der Monarchie als auch in der Weimarer Republik habe das Archiv noch wichtige Nachlässe von Ministern erhalten. Der 1944 geborene ehemalige Kirchenjurist Heitmann war 1990 Justizminister des Freistaates Sachsen geworden, nachdem er im Vorjahr bereits die Reformer der Gruppe der 20 juristisch beraten hatte. Ende 1991 trat der vormals parteilose Heitmann in die CDU ein.

Bundesweite Bekanntheit erhielt der Politiker durch seine überraschende Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten 1993, die er bereits nach wenigen Wochen wieder aufgab. Der Vorlass Heitmanns umfasst etwa 20 laufende Meter Archivgut, darunter Briefwechsel oder Ordner mit Zuschriften, welche Heitmann als Anwärter auf das Amt des Bundespräsidenten erhielt. Unter den Dokumenten befinden sich auch Unterlagen zu dem als Gohrischer Entwurf bekannt gewordenen Verfassungsentwurf für Sachsen aus dem Jahre 1991.

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Sächsisches Staatsarchiv
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Quelle: Dresdner Neueste Nachrichten, 10.8.2011

Mehrbedarf für Investitionen des Historischen Archivs Köln

Die Verwaltung hat dem Hauptausschuss in einer Sitzung am Montag, den 8. August 2011, mitgeteilt, dass für Investitionen des Historischen Archivs der Stadt Köln in den Jahren 2012 bis 2015 weitere Gelder in Höhe von rund 2,36 Millionen Euro benötigt werden. Dieser zusätzliche Investitionsbedarf ist im Haushaltsplan-Entwurf für 2012 enthalten. Er wird dem Rat der Stadt Köln im Rahmen der Haushaltsplanberatung zur Beschlussfassung vorgelegt.

Benötigt werden die zusätzlichen Gelder, da sich Neuentwicklungen technischer Verfahren, zusätzliche und gestiegene Anforderungen durch komplexere Bedingungen sowie Neu- und Ersatzanschaffungen ergeben haben. Als das Gesamtfinanzierungskonzept für den Wiederaufbau des Historischen Archivs in den Jahren 2010 bis 2015 aufgestellt und am 2. Februar 2010 vom Rat beschlossen wurde, lagen diese Erfahrungswerte und Erkenntnisse noch nicht vor, so dass nunmehr eine Neuplanung erfolgen musste. Die für die Bestandszusammenführung und Restaurierung unter Anwendung heutiger Techniken über den Zeitraum von 30 bis 40 Jahren kalkulierten 350 bis 400 Millionen Euro lassen sich nur durch die Entwicklung innovativer Restaurierungs- und Reinigungstechniken reduzieren. Neue Techniken sind zudem geeignet, die Restaurierung zu intensivieren und zu beschleunigen.

So ist etwa für 2012 die Anschaffung einer Foliierungsanlage geplant. Sie kann die extrem zeit- und personalaufwändigen Arbeitsschritte, wie Blattzählung und Archivsignatur automatisch vornehmen. Diese Arbeitsschritte sind jedoch notwendig, damit die nach dem Einsturz rekonstruierten Bestandszusammenhänge erhalten bleiben. Hohe Personalkosten in diesem Bereich können durch die Investition in eine Automatisierung mittels dieser Anlage mittelfristig gesenkt werden. Die freiwerdenden Ressourcen können dann auf Restaurierungsarbeiten im eigentlichen fachlichen Sinne verlagert werden. Das gilt auch für die elektrostatische Reinigungsanlage für Großformate, die an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim im Einsatz ist. Eine solche soll 2013 angeschafft werden und wird den Prozess der Trockenreinigung von trocken geborgenem oder gefriergetrocknetem Archivgut enorm beschleunigen. Die Automatisierung spart daher mittelfristig auch in diesem Bereich Personalkosten, denn die Reinigung erfolgt derzeit per Hand und Latexschwamm. Die Reinigungsanlage wird rund 500.000 Euro kosten. Ein Einsatz für die stark alkalisch verstaubten 200.000 Kölner Großformate (Karten, Pläne, Plakate) ist Gegenstand eines gemeinsamen Forschungsprojektes zwischen der Fachhochschule und dem Historischen Archiv.

Ob langfristig auch die Automatisierung der Aktenreinigung mit einem elektrostatischen Verfahren möglich ist, bedarf der Prüfung. Weitere Investitionen sind im Bereich der Ausstattung der kooperierenden Werkstätten und Asylarchive nötig, wo dem Historischen Archiv vielfach die Räume, aber nicht das Inventar zur Verfügung gestellt wird. Außer einer Grundausstattung bedarf es der Ausstattung mit weiteren Geräten, wie beispielsweise Sicherheitswerkbänken oder Kühltruhen sowie kleineren Werkzeugen und Arbeitsmaterialien. Die starke Abnutzung infolge der täglichen Nutzung macht es nötig, dass hier Ersatz beschafft wird. Nicht zuletzt sind bereits jetzt für den Bezug des Kölner Neubaus in 2015 entsprechende (Ersatz-)Ausstattungen einzuplanen. Hingegen ergibt sich nach der Neuplanung für das Jahr 2014 gegenüber der Ursprungsplanung eine Einsparung. Ursprünglich hatte der Rat der Stadt Köln in seiner Sitzung vom Februar 2010 für investive Maßnahmen zum Wiederaufbau des Historischen Archivs bis zum Jahr 2015 Mittel in Höhe von rund 3,88 Millionen Euro beschlossen, so dass nun von einer Summe bis 2015 von rund 6,24 Millionen Euro auszugehen ist.

Kontakt:
Historisches Archiv der Stadt Köln
Heumarkt 14
50667 Köln
Telefon: 0221/22124455
Telefax: 0221/22122480
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www.stadt-koeln.de/historisches-archiv

Quelle: Stadt Köln, Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Pressemitteilung, 5.8.2011

Personenstandsregister von Arnsberg nun für jedermann zugänglich

Manche Familiengeheimnisse können zukünftig aufgedeckt werden: Hatte die Urgroßmutter ein illegitimes Kind? Woran starb die Tante des Großvaters? Hat sich der Urgroßonkel selbst entleibt? Solche peinlichen Fragen wurden selten offen angesprochen. Nun können sie geklärt werden. Die seit 1874 nur für Standesbeamte zugänglichen Personenstandsregister sind seit kurzem für jeden einsehbar.

Im Rahmen des Kulturkampfes wurde per Gesetz zum 1. Oktober 1874 verfügt, dass in Preußen zukünftig Standesamtsregister zu führen sind. Ein Jahr später wurde die neue Regelung für das ganze Deutsche Reich verbindlich. Diese Register unterteilen sich in Geburts-, Heirats- und Sterberegister. Sie waren knapp 135 Jahre lang nicht für Dritte bestimmt. Unbefugte durften sie nicht persönlich einsehen. Nur Standesbeamte erteilten knappe Auskünfte, welche sich auf Betroffene und rechtliches Interesse beschränkten. Das neue Personenstandsgesetz brachte zum 1. Januar 2009 wesentliche Änderungen.

Die älteren Register sind nun für jeden interessierten Bürger einsehbar. Sie werden nach Ablauf ihrer jeweiligen Fristen vom Standesamt an das Stadtarchiv übergeben. So gelangten bisher die Jahrgänge über Geburten bis 1900, Heiraten bis 1930 und Sterbefälle bis 1980 ins Archiv. Dort wurden sie nach der ersten Sichtung nach Titel, Herkunft und Jahren sortiert und im Archivmagazin deponiert. Die Registerbände erhielten eine Vorsignatur, wurden verzeichnet und bekamen farbliche Signaturetiketten. So konnte ein Findbuch ausgedruckt werden, welches den Benutzern als Hilfsmittel bei ihren Recherchen dient.

Das Findbuch gibt Auskunft über die Signatur des Registerbandes, die Herkunft, den Umfang sowie den Zeitraum. Es findet sich auch auf der Internetseite der Stadt Arnsberg unter www.arnsberg.de/archiv/archivalien. Familienforscher versuchen nun vermehrt, Lücken in ihren Stammbäumen zu schließen und professionelle Genealogen, Rechtsanwälte, Notare oder Erbenermittlungsfirmen sind als Nachfrager der Register zu nennen. Seitdem sie öffentlich zugänglich sind, sind deutlich mehr entsprechende Anfragen an das Stadtarchiv gestellt worden.

Kontakt:
Stadtarchiv Arnsberg
Klosterstraße 11
59821 Arnsberg
Telefon: 02932/2011241
Telefax: 02932/2011426
stadtarchiv@arnsberg.de
www.arnsberg.de/archiv

Quelle: Stadt Arnsberg, Pressemitteilung, 9.8.2011

QSL-Karten für das Stadtarchiv Limburg

QSL-Karten sind eine bis heute lebendige Tradition aus der Anfangszeit des Amateurfunks. Es ist die schriftliche Bestätigung über eine getätigte Funkverbindung. Auch die Mitglieder des Ortsverbands Limburg F 14 des Deutschen Amateur-Radio-Clubs (DARC) tauschen sich auf diesem Weg intensiv mit Gleichgesinnten in aller Welt aus.

Anlässlich der 1100-Jahr-Feier der Stadt 2010 ließen die Limburger Funker für ihre Clubstation DLØLM einen Sonder-Distrikts-Ortsverbands-Kenner (DOK) einrichten: LM 11ØØ. Unter dieser Kennung nahmen sie Verbindung in alle Welt auf und erhielten so rund 400 QSL-Karten. Die meisten kamen aus Deutschland, aber auch Amateurfunker aus Belgien, England, Griechenland, Rumänien der Ukraine und anderen europäischen Staaten schickten die Karten aus. Den weitesten Weg legte eine QSL-Karte aus dem japanischen Fukushima zurück.

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Abb.: Horst Deubel, Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker, Bürgermeister Martin Richard, Vorsitzender Gerd Mädler (Foto: Stadtarchiv Limburg)

Diese Karten übergaben nun Ortsvorsitzender Gerd Mädler und Horst Deubel an Bürgermeister Martin Richard und Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker. Die Karten werden künftig zu den Beständen des Stadtarchivs gehören und die Aktivitäten der Limburger Amateurfunker während des Jubiläumsjahres dokumentieren. Bürgermeister Richard dankte dafür: „Es ist gut, wenn man weltweit Kontakte pflegt.“ Er bewertete es als sehr positiv, dass auch auf diesem Weg Limburg bekannt gemacht und auf das Stadtjubiläum hingewiesen wurde.

Anlässlich des Tages der Vereine im vergangenen Jahr hatten Verbandsmitglieder eine Funkstation auf dem Europaplatz eingerichtet, um so für ihr Hobby zu werben. Sie wünschen sich mehr Nachwuchsaktive. Um als Amateurfunker tätig zu sein, ist die Absolvierung von Lehrgängen zum Erwerb einer Lizenz nötig, die mit einer Prüfung enden. „Die Ausbildung dauert etwa ein halbes bis dreiviertel Jahr. Davor schrecken viele Jüngere zurück,“ erläuterte Horst Deubel. Er und Mädler berichteten aber von der Faszination, die von diesem Hobby ausgeht. „Es gibt auch prominente Amateurfunker in aller Welt,“ so Gerd Mädler. „Eines unserer Mitglieder stand schon im Kontakt zum jordanischen König.“

Die QSL-Karten werden künftig im Stadtarchiv Limburg für Forschungszwecke zur Verfügung stehen. Wer am Amateurfunk interessiert ist, findet Informationen unter http://www.qsl.net/f14/index.html.

Kontakt:
Magistrat der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn
– Stadtarchiv –
Mühlberg 3 (Schloss)
65549 Limburg a. d. Lahn
Tel. 06431-203 368
Fax: 06431-584 39 47
christoph.waldecker@stadt.limburg.de
www.limburg.de

Quelle: Stadt Limburg, Pressemitteilung, 9.8.2011

Hauptstaatsarchiv Dresden kehrt in saniertes Stammgebäude zurück

Das Hauptstaatarchiv Dresden hat mit dem Umzug in das sanierte Stammgebäude in der Archivstraße 14 begonnen. Aufgrund von Sanierungsarbeiten war die Behörde drei Jahre lang an der Marienallee untergebracht worden. Der Freistaat Sachsen hat in dieser Zeit etwa 41 Millionen € in die Sanierung des alten Standortes investiert. Die beiden unter Denkmalschutz stehenden Archiv-Altbauten wurden seit November 2008 saniert und modernisiert, außerdem wurde ein Magazinneubau erstellt, der seiner Bestimmung bereits 2008 übergeben werden konnte.

Bei der umfassenden Sanierung der Altbauten wurden lediglich die circa 100 Jahre alten Archivregale sowie die Ausstattung des Verwaltungsgebäudes erhalten, in welchem zusätzlich ein Aufzug eingebaut wurde. Der Umzug des Hauptstaatsarchivs wird wegen baulicher Nacharbeiten noch bis zum Jahresende andauern, dennoch soll der alte und neue Standort am 24. August 2011 eröffnet werden. Noch offen ist allerdings wann die Archivstraße 14 wieder für Benutzer zugänglich gemacht wird.

Der ursprünglich für September geplante Tag der offenen Tür wurde bereits auf November verschoben. Das Hauptstaatsarchiv Dresden ist die größte Abteilung des Sächsischen Staatsarchivs. Es beherbergt rund 47.000 laufende Meter Urkunden, Akten und Amtsbücher des Freistaates sowie von Gerichten, Behörden und öffentlichen Einrichtungen der Landesdirektion Dresden, hinzu kommen fast 370.000 Karten und Pläne.

Kontakt:
Hauptstaatsarchiv Dresden
Archivstraße 14
01097 Dresden
Telefon: 0351/79997610
Telefax: 0351/79997609
poststelle-d@sta.smi.sachsen.de
www.archiv.sachsen.de/107.htm

Quelle: Sächsische Zeitung, 8.8.2011

Michael Crone wird kommissarisch Leiter des DRA

Das Deutsche Rundfunkarchiv (DRA) erhält eine neue Leitung. Nach dem Ausscheiden des gegenwärtigen Vorstands Hans-Gerhard Stülb Ende September 2011 wird Dr. Michael Crone kommissarisch die Leitung des DRA übernehmen. Die ARD-Intendantinnen und -Intendanten haben bei ihrer Sitzung in Frankfurt dem Vorschlag des DRA-Verwaltungsratsvorsitzenden und hr-Intendanten Dr. Helmut Reitze zugestimmt: „Dr. Crone wird bis Mitte/Ende 2012 kommissarisch die Leitung des DRA übernehmen, bis die ARD-Prüfgruppe unter rbb-Justitiar Dr. Reinhart Binder ihre Arbeit abgeschlossen hat und die Zukunft des DRA geklärt ist“, erklärte Reitze.

Im Herbst 2011 wechselt Crone als Leiter der Abteilung „Dokumentation und Archive“ im Hessischen Rundfunk (hr) in den Ruhestand. „Ich freue mich sehr darüber, dass sich der ausgewiesene Archiv-Experte Crone bereit erklärt hat, seine Erfahrung und sein Wissen zur Neuausrichtung des DRA einzubringen und die kommissarische Leitung zu übernehmen“, sagte Reitze weiter. Michael Crone, 1948 in Bad Gandersheim geboren, studierte Publizistik, Geschichte und Soziologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und promovierte 1980.

Nach mehreren Jahren als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Münster wechselte er 1985 zum hr, wo er seit 2001 Leiter der Abteilung „Dokumentation und Archive“ ist. Crone erhielt Lehraufträge an den Universitäten Leipzig und Frankfurt und wurde 2010 an der Hochschule Darmstadt zum Honorarprofessor für Mediendokumentation berufen. Er ist Mitglied des Studienkreises Rundfunk und Geschichte und war lange Jahre Vorsitzender der Ländergruppe Deutschland/Deutschschweiz der Internationalen Vereinigung der Schall- und audiovisuellen Archive (IASA).

Kontakt:
Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv
Standort Frankfurt
Bertramstraße 8
60320 Frankfurt am Main
Telefon: 069/156 870
Telefax: 069/156 87100
dra-frankfurt@dra.de
www.dra.de

Quelle: Hessischer Rundfunk, Pressestelle, 8.8.2011.

der stat briefe mit laden zu ordenen – Ausstellung des Stadtarchivs Speyer

Das Stadtarchiv Speyer ist das traditionsreichste kommunale Archiv der Pfalz. Seine Entwicklung kann vereinfacht als Spiegelbild der an Geschichte so reichen Stadt Speyer bezeichnet werden. Das Salierjahr 2011 war für die Mitarbeiter des Archivs Anlass genug, eine kleine Ausstellung unter dem Titel „der stat briefe mit laden zu ordenen“ zusammenzustellen. Das viele Jahrhunderte alte Zitat verweist auf eine der wichtigsten Aufgaben des Archivs bereits im Mittelalter, die Sorge um die Sicherung der politisch wie wirtschaftlich für die Bürgerschaft grundlegenden Privilegien und Rechte.

Das früheste Dokument, das heute im Archiv verwahrt wird, ist eine Urkunde Kaiser Friedrichs I. aus dem Jahr 1182, in der die von Kaiser Heinrich V. im Jahr 1111 der Stadt Speyer verliehenen berühmten Privilegien bestätigt und erweitert wurden. Die Urkunden und andere Archivalien waren in Truhen (Laden) im Gewölbe des Rathauses untergebracht. Die wertvollsten Privilegien wurden in der „Roten Lade“ verwahrt. Im Gegensatz zu vielen anderen Städten sind wir in Speyer seit dem späten Mittelalter kontinuierlich über die Entwicklung des städtischen Archivs, das eng mit der Ratskanzlei verzahnt war, unterrichtet. In der Ausstellung werden unter den Eckpunkten „Stadtarchiv und Ratskanzlei in der reichsstädtischen Zeit“ und „Das Gedächtnis der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert“ markante Schlaglichter auf die Archiv- und Stadtgeschichte bis in die unmittelbare Gegenwart geworfen. Neben einer ganzen Reihe von informativen Schautafeln werden auch fast unbekannte Originalexponate aus der „Archivpraxis“ der Frühen Neuzeit zu sehen sein.

Die Ausstellung wird am 11. August eröffnet. Sie ist vom 12. bis 26. August im Rathaus (EG, Nebenraum des Trausaals) zu sehen. Die Ausstellung ist unter der Woche frei zugänglich (Mo-Do 9 bis 17 Uhr, Fr 9 bis 13 Uhr). Als „virtuelle Präsentation“ ist die Ausstellung auch im Internet abrufbar, und zwar unter http://www.facebook.com/Speyer.Stadtarchiv sowie unter http://www.flickr.com/photos/stadtarchiv_speyer.

Kontakt:
Stadtarchiv Speyer
Johannesstraße 22a
67346 Speyer
Telefon: +49 (0) 62 32/14 22 65 (Lesesaal)
Telefax: +49 (0) 62 32/14 27 96
stadtarchiv@stadt-speyer.de

Quelle: Stadt Speyer, Pressemitteilung, 8.8.2011

BStU-Ausstellung über die DDR-Staatssicherheit macht Station in Kassel

Die Wanderausstellung „Feind ist, wer anders denkt“ macht vom 10 August bis 2. September 2011 Station im Kreishaus Kassel. Die Ausstellung der Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) informiert über die Funktion des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in der SED-Diktatur und zeigt seine Struktur, Tätigkeit und Wirkungsweise auf.

Besondere Aufmerksamkeit lässt die Ausstellung den Menschen zuteilwerden, die in das Visier der Staatssicherheit geraten sind: Ihr Schicksal wird in einer eigenen Sequenz nachgezeichnet. Die Ausstellung ist in drei Hauptebenen gegliedert: Auf der MfS-Ebene ("Täter-Ebene") werden in insgesamt neun Themenkreisen die Geschichte des MfS aufgezeigt und ausgewählte Einzelfragen in insgesamt sechs Exkursen vertiefend aufgegriffen. Auf der Betroffenen-Ebene werden am Beispiel von 13 Biografien die Auswirkungen der menschenrechtsverachtenden Tätigkeit der SED-Geheimpolizei konkretisiert. Die dritte Ebene skizziert anhand einer Zeitleiste mit ausgewählten Daten der deutsch-deutschen und internationalen Politik den zeitgeschichtlichen Rahmen. Die Ausstellungsebenen werden durch themenbezogene Medienstationen ergänzt. Während der Ausstellungszeit steht eine fachkundige Mitarbeiterin der Stasi-Unterlagen-Behörde den Besuchern für Informationen und Auskünfte zur Verfügung. Auf Wunsch werden Führungen durch die Ausstellung angeboten. Interessierte Besucher können Anträge auf Akteneinsicht in die Stasi-Unterlagen stellen.

Veranstaltungsdaten:
10. August 2011 – 2. September 2011; montags bis freitags 9.00 Uhr – 17.00 Uhr, samstags und sonntags 11.00 Uhr – 17.00 Uhr; Eintritt frei

Veranstaltungsort:
Kreishaus Kassel
Wilhelmshöher Allee 19-21
34117 Kassel

Kontakt:
BStU
Karl-Liebknecht-Straße 31/33
10178 Berlin
Telefon: 030/23248922
Telefax: 030/23248939
elvira.walter@bstu.de
www.bstu.bund.de

Quelle: BStU, Pressemitteilung.

Haßfurter Stadtarchivar half bei Neuverzeichnung jüdischer Gemeindearchive in Jerusalem

Thomas Schindler, Mitarbeiter des Stadtarchivs Haßfurt in Unterfranken, hat im Juni 2011 bei der Neuverzeichnung jüdischer Gemeindearchive im Zentralarchiv für die Geschichte des jüdischen Volkes (The Central Archives for the History of the Jewish People, CAHJP) in Jerusalem mitgearbeitet. Dort werden die Bestände nahezu aller jüdischen Gemeinden aufbewahrt, darunter auch diejenigen der ehemaligen Kultusgemeinden in Franken, deren Dokumente in den 1950er Jahren nach Jerusalem gelangt sind.

In den vergangenen Jahren war damit begonnen worden, das teilweise über mehrere Provenienzen verstreute Archivgut einer Gemeinde wieder zusammenzuführen und neu zu verzeichnen. Aufgrund der ungeheuren Menge der zu bewältigenden Dokumente zeigt sich das ‚Zentralarchiv für die Geschichte des jüdischen Volkes‘ offen für jegliche externe Hilfe. So hatte bereits der Historiker Dr. Stefan Litt mit finanzieller Unterstützung der Volkswagenstiftung nahezu alle unter- und oberfränkischen Gemeinden bearbeitet.

Thomas Schindler hat sich nun ehrenamtlich mit den Beständen der mittelfränkischen Gemeinden Bechhofen, Berolzheim, Diespeck, Ickelheim, Lehrberg, Lenkersheim, Pahres, Schnodsenbach, Schornweisach, Thalmässing, Treuchtlingen und Welbhausen-Uffenheim befasst. Der Haßfurter, der bereits mehrere ehrenamtliche Arbeitsaufenthalte im ‚Archiv der Zionistischen Weltorganisation‘ absolviert hat, arbeitete dabei nach einer Einweisung von Archivarin Denise Rein in den Büros des ‚German Departments‘ der Hebrew University in Jerusalem. Die Bestände beinhalten Archivgut, welches teilweise bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht und einen Blick auf viele Einzelheiten des einstigen jüdischen Lebens in Mittelfranken ermöglicht. So finden sich zahlreiche Dokumente mit Informationen über das innere Gemeindelebe und zur Situation der Gemeinden in ihrer nichtjüdischen Umgebung.

Thomas Schindler will es nicht bei diesem einen Aufenthalt in Jerusalem belassen, bereits 2012 möchte er bei der Verzeichnung weiterer mittelfränkischer Gemeinden behilflich sein.

Kontakt:
The Central Archives for the History of the Jewish People
P.O.B. 39077
Jerusalem 91390
Israel
Telefon: (+972) 2/6586249
Telefax: (+972) 2/6535426
archives@vms.huji.ac.il
http://sites.huji.ac.il/cahjp/

Quelle: Main Post, 4.8.2011

Britischer Wissenschaftler erforscht im Kreisarchiv Enzkreis die Ursachen der Ölbronner Amerika-Auswanderung

Insgesamt acht Tage verbrachte der britische Wissenschaftler James Boyd im Kreisarchiv des Enzkreises, um sich für seine Dissertation durch mehrere laufende Regalmeter alter Akten aus Ölbronn zu wühlen. Der 27-jährige Engländer, der an der walisischen Universität Cardiff Geschichte studierte, erforscht, warum im 18. und 19. Jahrhundert so viele Menschen aus dem Gebiet des heutigen Enzkreises nach Amerika auswanderten.

Hauptursache der Auswanderung waren die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse der Dorfbewohner. Vor der um 1850 einsetzenden Industrialisierung war es für sie schwierig, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Fast alle Menschen lebten von der Landwirtschaft. Durch das Bevölkerungswachstum und die hier vorherrschende Erbform der Realteilung, bei der alle Kinder gleichermaßen erbten, waren die Bauernhöfe und das zu bewirtschaftende Land immer weiter geteilt worden. So konnten die vielen Familien mit Klein- und Kleinstbesitz kaum mehr von der Landwirtschaft leben und mussten im Nebenerwerb Geld durch Textilarbeit dazuverdienen. „Nach den Napoleonischen Kriegen versiegte diese Einnahmequelle zusehends durch die übermächtig werdende Konkurrenz aus England“, weiß James Boyd zu berichten. Für viele Familien war dies sozusagen der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte und zum Entschluss führte, ihr Glück in der „Neuen Welt“ zu suchen.

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Abb.: Wagenweise Archivalien aus Ölbronn wertete der britische Doktorand James Boyd (links) im Kreisarchiv aus. Wertvolle Unterstützung erhielt er dabei von Archivleiter Konstantin Huber (rechts) und seinen Mitarbeiterinnen (von links) Sabine Keßler und Eveline Sommer-Turkalj. (enz)

Forschungen aus Amerika haben gezeigt, dass Kleinbauern in anderen Regionen Deutschlands, die in der Textilproduktion beschäftigt waren, die größte Zahl der Auswanderer stellten. Boyds eigene Forschung konzentriert sich nun auf zwei Dörfer im Enzkreis mit besonders hohen Auswanderquoten: Ölbronn und Diefenbach. Allein für das 19. Jahrhundert listet das Ölbronner Heimatbuch 923 Namen von Auswanderern auf. 1871, als die Emigrationszahlen bereits deutlich zurück gingen, lebten gerade noch 770 Menschen in Ölbronn. Seine Ergebnisse vergleicht Boyd mit eigenen Erhebungen in anderen Teilen Württembergs und stellt diese in einen gesamtdeutschen Zusammenhang.

Die spannende Frage hierbei ist, inwieweit sich zwischen häuslicher Textilproduktion und Auswanderung Verbindungen herstellen lassen. Doch woher weiß man heute noch, welche der damaligen Kleinbauern überhaupt Textilwaren produzierten? Diese Frage zu beantworten helfen die so genannten „Inventuren und Teilungen“, die sich in (fast) jedem württembergischen Gemeindearchiv finden lassen. Es sind detaillierte Vermögensbeschreibungen, die neben Grundbesitz, Geld und Hausrat auch die Werkzeuge überliefern, welche die Bauern besaßen. Darin findet man unter anderem Webstühle, Spul- und Spinnräder, mit denen die Kleinbauern Textilwaren herstellten. Ihre Frauen und Kinder leisteten dabei wesentliche Anteile an der Arbeit.

Im Falle Ölbronns umfassen diese Inventuren und Teilungen mehrere Laufmeter an Regalen im Dürrner Rathaus. Mit Einverständnis von Bürgermeister Norbert Holme brachte Archivleiter Konstantin Huber diese Unterlagen vorübergehend ins Kreisarchiv. Dort wertete sie Boyd Blatt für Blatt akribisch aus. Huber freut sich, dass James Boyd sich dieser Kärrnerarbeit unterzog: „Ich kann für unseren Bereich bestätigen, dass die Doktorarbeit sicher plagiatfrei erstellt wird“, schmunzelt er. Inzwischen ist James Boyd wieder in seiner Heimat und stellt seine Forschungsergebnisse zusammen. Im Enzkreis ist man schon sehr gespannt auf die Ergebnisse in Druckform, was aber freilich noch einige Zeit dauern wird. Über das Entgegenkommen und die reiche Quellenüberlieferung der hiesigen Archive äußerte sich Boyd ausgesprochen positiv und schrieb dem Kreisarchiv ein großes Lob ins Gästebuch.

Kontakt:
Kreisarchiv des Enzkreises
Zähringerallee 3
75177 Pforzheim
Telefon:07231 308-9423
Telefax:07231 308-9837
Kreisarchiv@enzkreis.de

Quelle: Enzkreis, Pressemitteilung, 229 / 2011, 5.8.2011