Nicht erst seit dem Archiveinsturz von Köln sind sich Archivare der Notwendigkeit bewusst, für Notfälle vorzusorgen. Dazu zählt die Erstversorgung von Archivalien, die etwa durch einen Wasserrohrbruch oder einen Löscheinsatz der Feuerwehr beschädigt wurden. Um wertvolle Zeit zu sparen, werden so genannte „Notfallboxen“ vorgehalten.
Die Archivberatungsstelle Hessen in Darmstadt hat es sich zur Aufgabe gemacht, flächendeckend solche im Land zu verteilen. Nun wurde auch das Stadtarchiv Limburg zum Standort eines solchen Boxen-Sets. Der Leiter der Archivberatungsstelle, Dr. Michael Habersack, übergab die Notfallboxen an Stadtarchivar Dr. Christoph Waldecker. Die vier Kisten beinhalten all das, was im Falle eines Wasserschadens sofort gebraucht wird: Folien zum verpacken der feuchten Archivalien, Taschenlampen, Beutel, Etiketten, Handschuhe, Mundschutz und vieles mehr. Diese Boxen werden nicht nur dem Stadtarchiv Limburg, sondern im Notfall auch allen anderen kommunalen Archiven im Umkreis zur Verfügung stehen.
„Bei einer Beschädigung durch Wasser ist schnelles Handeln das Entscheidende,“ so Habersack. „Nach circa 48 Stunden beginnen nasse Archivalien zu schimmeln.“ Daher zählt zu den Sofortmaßnahmen, die beschädigten Stücke in Folie zu wickeln und dann sofort einzufrieren. Danach werden sie der Gefriertrocknung zugeführt. „Dieses Verfahren konnten wir – unfreiwillig – bereits ausprobieren,“ berichtete der Limburger Stadtarchivar. Bei einem Wasserrohrbruch wurden Teile der Mährisch Neustädter Heimatstube im Schloss beschädigt. Die Stücke wurden eingefroren und kurz darauf zu einer Spezialfirma gebracht, die die Schäden mit Hilfe des Gefriertrocknungsverfahrens beseitigte. „Damals waren es nur wenige Schriftstücke,“ so Dr. Waldecker. Für einen eventuellen großen Schaden will man aber auch gerüstet sein. Dazu tragen die Notfallboxen nun entscheidend bei.
Der Stadtarchivar dankte seinem Kollegen von der Archivberatungsstelle, auch im Namen von Bürgermeister Martin Richard, für die Überlassung der Notfallboxen, gab aber seiner Hoffnung Ausdruck, dass sie nie eingesetzt werden müssen.
Die Archivberatungsstelle ist ein Projekt des Landes Hessen und am Staatsarchiv Darmstadt angesiedelt. Es wurde 2008 ins Leben gerufen und ist derzeit noch zeitlich befristet. In anderen Bundesländern, etwa Nordrhein-Westfalen, arbeiten solche Einrichtungen seit Jahrzehnten bereits sehr erfolgreich. Aufgabe ist, die Kommunen bei Pflege ihrer Archive fachlich zu beraten. Notfallplanung und Bestandserhaltung sind dabei nur zwei Schwerpunkte der Arbeit.
Kontakt:
Magistrat der Kreisstadt Limburg a. d. Lahn
– Stadtarchiv –
Mühlberg 3 (Schloss)
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Tel. 06431-203 368
Fax: 06431-584 39 47
christoph.waldecker@stadt.limburg.de
www.limburg.de
Quelle: Stadt Limburg an der Lahn, Pressemitteilung, 11.8.2011