Die Stadt Pforzheim feiert ihren berühmtesten Sohn, Johannes Reuchlin, und seine Streitschrift, den „Augenspiegel“. Am Freitag, 8. Juli 2011, eröffnet Oberbürgermeister Gert Hager um 19.30 Uhr die Sonderausstellung „500 Jahre Augenspiegel“ im Stiftschor der Schlosskirche.
Dabei ist es kein Zufall, dass dieses Ereignis einen Tag vor der Verleihung des Reuchlin-Preises an Hermann Parzinger stattfindet. So sind im großen Jubiläumsjahr von Reuchlins „Augenspiegel“ zahlreiche Veranstaltungen geplant. Die zweisprachige Sonderausstellung, die bis zum 28. August 2011 zu sehen ist, würdigt die Bedeutung von Reuchlins Schrift und stellt sie in den zeitgenössischen Kontext der antijüdischen Propaganda.
Zu sehen sind dazu etwa Originalschriften, die mit Infotafeln aufbereitet wurden. Die Ausstellung entstand an der University of Illinois als international angelegtes Projekt in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Pforzheim. Als Kurator mitbeteiligt war der renommierte Reuchlinforscher Prof. David Price, der auch bei der Eröffnung anwesend sein wird. Etwa die Hälfte der Leihgaben stammt aus dem Stadtarchiv.
Begleitend zur Ausstellung ist ein kleiner Katalog in englischer Sprache erschienen, der gegen eine Schutzgebühr von fünf Euro im Museum Johannes Reuchlin zu erwerben ist. Weitere Stationen der Ausstellung werden das Jüdischen Museum in Frankfurt sowie das Hebrew Union College/Jewish Institute of Religion in Cincinatti (Ohio) sein. Für Kulturreferentin Isabel Greschat ist der Stiftschor der Schlosskirche ein idealer Ausstellungsort. „Er steht im Zusammenhang des Museums Johannes Reuchlin“, so Greschat. Andererseits habe sich im Anbau der Schlosskirche tatsächlich einmal die Bibliothek Reuchlins befunden. Im Begleitprogramm zur Ausstellung hält Reuchlin-Experte Olaf Schulze am 22. Juli 2011, um 19.30 Uhr einen Vortrag zur „Rezeption Johannes Reuchlins im Nationalsozialismus, in Pforzheim und reichsweit“.
Der „Augenspiegel“ ist jene Streitschrift, in der sich der Humanist Johannes Reuchlin (1455-1522) für die Schriften des Judentums einsetzte. Reuchlin war damals von Kaiser Maximilian beauftragt worden, den Einfluss jüdischer Bücher auf den christlichen Glauben zu beurteilen. In seinem Gutachten (später als „Augenspiegel“ veröffentlicht) sprach er sich gegen die Verbrennung jüdischer Bücher aus, was damals einer Sensation gleichkam. Wirkungsgeschichtlich war Reuchlin damit ein bedeutender Wegbereiter des Toleranzgedankens. Wie aktuell das Thema „Reuchlin“ ist, zeigt nicht nur die steigende Besucherzahl im Museum Johannes Reuchlin. So bereitet die Staatsoper in Stuttgart eine „Reuchlin-Oper“ vor und in den USA erschien das Buch „Johannes Reuchlin and tue Campaign to destroy Jewish books.“
Veranstaltungsdaten:
8. Juli 2011 – 28. August 2011; montags und freitags 15.00 Uhr – 18.00 Uhr, sonntags 12.00 Uhr – 17.00 Uhr; Eintritt frei
Veranstaltungsort:
Schlosskirche St. Michael
Schloßberg 14
75175 Pforzheim
Kontakt:
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75175 Pforzheim
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Quelle: Stadt Pforzheim, Pressemeldung, 6.7.2011