Am 21. Juni 2011 wurde der 21. Landesarchivtag Mecklenburg-Vorpommern in Neubrandenburg abgehalten. In diesem Jahr standen die Aufarbeitung des Nationalsozialismus und die der Nachkriegszeit im Mittelpunkt der Tagung. Dem entsprechend widmete sich der erste Tag der Konferenz der Geschichte einzelner Archive während der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur. Matthias Manke (Schwerin) sprach über das Geheime und Hauptarchiv Schwerin, Dirk Schleinert (Magdeburg) über das preußische Staatsarchiv Stettin, Angela Hartwig (Rostock) über das Universitätsarchiv Rostock und Uwe Kiel (Greifswald) über das Stadtarchiv Greifswald.
Am zweiten Tag lag der Fokus dann mehr auf der archivarischen Tätigkeit und dem Umgang mit historischem Kulturgut aus der Zeit des Nationalsozialismus. Hierbei verdeutlichte den Tagungsteilnehmern der Vortrag von Andreas Wagner (Rostock) über die Gedenkstättenlandschaft Mecklenburg-Vorpommern, dass die Aufarbeitung der Geschichte nicht Aufgabe der Archive und Museen allein sein kann, ehe sich die nachfolgenden Referenten zur aktuellen Forschungssituation in verschiedenen Kontexten äußerten.
Klaus Dieter Müller (Dresden) referierte zur Archivsituation und zum Forschungsstand betreffend sowjetischer Kriegsgefangener in deutscher Gefangenschaft, Michael Buddrus (Berlin) über Forschungen zur mecklenburgischen Kommunalgeschichte im Dritten Reich und Ekkehardt Kumbier (Rostock) zum Thema Euthanasie und Eugenik unter besonderer Berücksichtigung von Mecklenburg. Außerdem zeigte Eleonore Wolf, Gastgeberin und Leiterin des Stadtarchivs Neubrandenburg, interessante Aspekte zur Neubrandenburger Regionalgeschichte auf. Beispielsweise konnte die Archivarin durch ihre Forschungsergebnisse die bisher vorherrschende Ansicht widerlegen, dass sich tausende Neubrandenburger beim Einmarsch der Roten Armee das Leben genommen hätten. Nach Auswertung der Quellen ließen sich lediglich etwa 150 Suizide nachweisen, die meisten begangen von Frauen.
Zum Abschluss der Tagung besuchten die Teilnehmer die Gedenkstätte Fünfeichen. Hierbei handelt es sich um ein ehemaliges Kriegsgefangenenlager der deutschen Wehrmacht, welches 1939 als Stammlager (Stalag) II A errichtet wurde. Nach dem 2. Weltkrieg wurde es von der sowjetischen Besatzung als Speziallager genutzt und dort als gefährlich eingestufte Personengruppen inhaftiert. Das Gefangenenlager Fünfeichen wurde 1949 aufgelöst.
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Quelle: Nordkurier, 23.6.2011