Das Stadtarchiv Bad Homburg hat seinen Jahresbericht 2010 vorgelegt. „Das Archiv besitzt eine wichtige Funktion als Gedächtnis unserer Stadt. Der Bericht zeigt, wie intensiv die Bürgerinnen und Bürger es nutzen“, sagt Kulturdezernentin Beate Fleige. Die Themen, nach denen die Besucherinnen und Besucher forschen, reichen von historischen Ereignissen bis zur Geschichte eines Gebäudes. „Das Interesse an den Archivalien ist häufig darin begründet, dass jemand etwas entwickeln oder verändern möchte. Die meisten wollen vorher wissen, wie das entstanden ist, was sie kennen“, so Fleige.
Stadtarchivarin Dr. Astrid Krüger hat diese Einsicht als Motto vor den Bericht gestellt: „Das Stadtarchiv Bad Homburg sieht sich als das Gedächtnis der Stadt. Es bewahrt die Zeugnisse der Geschichte, sammelt die Zeugnisse der Gegenwart und bereitet sie für die Zukunft auf; dadurch wird das Stadtarchiv zur Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft. Es greift unmittelbar in die Identitätsbildung der Bürger ein und prägt sowohl den Blick auf die Vergangenheit als auch die Einschätzung der Gegenwart; dadurch gibt es Handlungsperspektiven für die Zukunft.“
„Wir bewahren historische Dokumente und bereiten sie für die Nutzung durch Bürgerinnen und Bürger auf“, fasst Krüger die Arbeit des Archivs zusammen. Was so einfach klingt, verteilt sich auf vier arbeitsintensive Felder: Sammeln, Schützen, Nutzbarmachen und Vermitteln.
Das Archiv erweitert seine Bestände durch kontinuierliches Sammeln von Prospekten, Postkarten, Fotos und vielen weiteren zeitgeschichtlichen Dokumenten. So kaufte das Stadtarchiv im Jahr 2010 den Bestand zum ehemaligen Waisenhaus. Er belegt die Entwicklung vom Kinderheim zur Landgräflichen Stiftung.
Historisches Material kann auf Auktionen oder in Antiquariaten erworben oder muss „gefunden“ werden. Eine Daueraufgabe des Stadtarchivs ist zudem die Übernahme von Akten der Verwaltung. Beim Sammeln ist es gleich, ob es um aktuelle Postkarten und Prospekte geht oder um historische Akten oder Bücher. „Wir müssen eine Auswahl treffen, die unser Publikum der Zukunft zufrieden stellt“, so Krüger. Das Archiv muss für Forschungseinrichtungen und Stadthistoriker mitdenken.
Was gesammelt wird, schützen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Archivs. Sorgfältig verpackt und geschützt stehen die Dokumente dann nachfolgenden Generationen zur Verfügung. Dieses Arbeitsfeld ist zeitaufwändig. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen wissen, welche Materialien in Frage kommen, welches Papier geeignet ist, welche Kunststoffe verwendet werden dürfen und welche chemischen oder physikalischen Prozesse im Archivgut ablaufen können.
Damit die Dokumente auffindbar sind, werden sie katalogisiert und damit erst nutzbar gemacht. Die Kataloge des Bad Homburger Archivs sind inzwischen teilweise im Internet abrufbar und über www.bad-homburg.de/stadtarchiv zu erreichen. Die Bestände bei Archivgut und Bibliothek sind bereits online eingetragen. Die Ansprüche an die Archive steigen „Anfragen von Wissenschaftlern aus anderen Orten zeigen uns, dass online-Kataloge auch tatsächlich genutzt werden“, stellt Krüger fest.
Zur Vermittlung steht der Lesesaal im Gotischen Haus zur Verfügung. Dazu kommen Öffentlichkeitsarbeit und historische Bildungsarbeit durch Vorträge, Publikationen, Führungen und Aktionstage. „Dieses Arbeitsfeld ist besonders spannend, denn wir entwickeln immer wieder neue Ideen, um historische Inhalte zu vermitteln“, berichtet Krüger. Die nächsten Veranstaltungen sind ein Stöbertag und eine Wanderung zum Herzbergfest am 30. / 31. Juli.
Die Resonanz auf das Angebot des Stadtarchivs ist sehr gut. 1.065 Nutzerinnen und Nutzer kamen zwischen Januar 2010 und März 2011 in den Lesesaal. Rund 1.350 Archivkartons holten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dieser Zeit aus dem Magazin, das unter der Stadtbibliothek untergebracht ist. Hinzu kommen 283 schriftliche oder mündliche Anfragen. Ein Drittel dieser Anfragen betrifft die 2009 vom Standesamt übergebenen Personanstandsregister, also die Einträge in Geburten-, Heirats- und Sterbebücher. Forschungsthemen waren 2010 unter anderem die Luftschiffparade von 1910, die Vergangenheit Dornholzhausens und die Jazz-Musik. Die Forschungen zu diesem Thema mündeten letztlich in die Publikation „jazz-o-mania“ von Wolfgang Zöll und Esther Walldorf.
In den Jahren 2011 und 2012 hat das Stadtarchiv ein technisch sehr diffiziles Projekt in Angriff genommen: die archivtaugliche Verpackung von Bauplänen. Diese werden sehr häufig benutzt, und zwar sowohl für heimatgeschichtliche Forschung als auch für Bauprojekte oder im Rahmen des Denkmalschutzes
Das Internet-Angebot wird weiter verbessert: So sind die vertiefte Katalogisierung und Präsentation des online-Findbuchs und die Einstellung der Digitalisate der Baupläne geplant. Nach und nach soll die Sammlung vollständig digitalisiert werden. Außerdem läuft die Katalogisierung im online-Katalog des Hessischen Bibliotheksverbund HeBIS auf Hochtouren. Die Literatur zu geschichtlichen Themen ist erfasst, als nächstes werden Homburgensia katalogisiert und anschließend der Altbestand, der bis ins 16. Jahrhundert zurückgeht.
Das Stadtarchiv besitzt zudem eine sehr wertvolle Sammlung von Noten des ehemaligen Kurorchesters aus der Zeit um 1900, deren Katalogisierung fast abgeschlossen ist. Diese Sammlung könnte zum Beispiel im Zusammenhang mit Festlichkeiten im Kurpark eingesetzt werden.
Kontakt:
Stadtarchiv Bad Homburg v.d.Höhe
Tannenwaldweg 102
61350 Bad Homburg v.d.Höhe
Telefon: (06172) 37882
Telefax: (06172) 935801
stadtarchiv@bad-homburg.de
Quelle: Stadt Bad Homburg, Pressemitteilung, 7.6.2011